Titel: Menschen im Krieg
Autor: Andreas Latzko
Verlag: Milena
Erschienen: Juli 2014
Seitenzahl: 186
ISBN-10: 3902950110
ISBN-13: 978-3902950116
Preis:20.90 EUR
Dieses Buch erschien 1917, also noch während des ersten Weltkrieges – und es war absolut nicht ungefährlich ein solches Buch in dieser Zeit zu veröffentlichen. Denn die kriegführenden Parteien befürchteten eine Demoralisierung ihrer Soldaten durch solche Schriften.
In diesem Buch beschreiben sechs Novellen die Schrecken des Krieges. Und Latzko schildert den Krieg so wie er ist – unheroisch und menschenverachtend. Er schildert den Alltag der Soldaten in den Schützengräben und er berichtet aus den Lazaretten wo die oftmals schwerstverwundeten Soldaten ein kaum noch menschliches Dasein führen.
Die Schilderungen sind realistisch und ungeschminkt. Für irgendwelche Kriegsromantik und Heldenepen ist in Andreas Latzkos Novellen kein Platz. Die Soldaten auf beiden Seiten der Front werden Opfer in einer riesigen Materialschlacht – und kaum einer von ihnen sieht noch einen Sinn in diesem Inferno. Und wer das Glück hat davonzukommen, dessen weiteres Leben ist oftmals der reinste Horror. Körperliche und seelische Schäden bestimmen den weiteren Lebensweg.
Andreas Latzko wurde 1876 geboren und starb 1943. Während des Krieges war er Offizier und erlitt einen schweren Nervenzusammenbruch. Nach Aufenthalten in mehreren Lazaretten wurde er zur Kur in die Schweiz entlassen. Und es versteht sich fast von selbst, das seine Bücher während der Bücherverbrennungen durch die Nationalsozialisten am 10. Mai 1933 mit auf den Scheiterhaufen wanderten.
Bemerkenswert ist, dass dieser Novellenband 12 Jahre vor dem Roman „Im Westen nichts Neues“ von Remarque erschien, aber nie die Aufmerksamkeit erhielt, die es eigentlich verdient hätte. Denn Andreas Latzko schreibt realistischer, schonungsloser als Remarque, schildert die Schrecken eines Krieges authentischer. Latzko schaut nicht weg, nein, er beschreibt, er deutet nicht an – ganz im Gegenteil, sein Sprache ist klar und seine beschriebenen Bilder sind kompromisslos.
Karl Kraus bezeichnete dieses Buch als das „wichtigste Kriegsdokument“ und forderte dazu auf Andreas Latzko nicht zu vergessen. Allerdings wurde Andreas Latzko trotz dieser Empfehlung von Karl Kraus bald vergessen. Latzko arbeitete später als Journalist und starb in Amsterdam.
Ein sehr lesenswertes, ein beeindruckendes und auch bedrückendes Buch. 8 Eulenpunkte.