'Das Hurenschiff' - Seiten 046 - 095

  • Danke für deine ausführlichen Gedanken, Lesebär! Ich lese das sehr gern.


    Die englische Gesellschaft sollte "gesäubert" werden, von allem "Unrat" befreit (schreckliche Formulierung, aber so sah man das zu der Zeit). Da wurde mit "unterwünschten Elementen" kurzer Prozess gemacht.


    Und nein, man hatte nicht die Absicht, nach sieben Jahren erneut Kosten in die Rückführung der Verurteilten zu investieren, vor allem nicht in bezug auf die Frauen. Man erhoffte sich, dass sie fern ab von der Heimat ihre eigene Gesellschaft gründeten.


    Liebe Grüße


    Martina

  • Zitat

    Original von Tina
    Die englische Gesellschaft sollte "gesäubert" werden, von allem "Unrat" befreit (schreckliche Formulierung, aber so sah man das zu der Zeit). Da wurde mit "unterwünschten Elementen" kurzer Prozess gemacht.


    Diese "Säuberung" der Gesellschaft birgt für Frauen wie z.B. Molly aber auch eine Chance, unter ihr bisheriges Leben einen Schlussstrich zu setzen und wieder ganz neu anzufangen. Vor allem, wenn man in England von vornherein dazu verdammt war, ein Leben auf der Straße zu führen und sich irgendwie durchzuboxen.
    Erschreckend finde ich jedoch, dass auf der Lady Juliana anscheinend auch so viele Frauen wie Claire gefangen gehalten und verschifft wurden, die sich wirklich nichts zu Schulden haben kommen lassen. Eine einfache Behauptung reichte offensichtlich, um jemanden zum Dieb abzustempeln. Die "rechtmäßige" Verurteilung erfolgte prompt, ohne großen Prozess.


    Dass eine Rückführung der Gefangenen (Männer wie Frauen) nicht geplant war, kann ich mir gut vorstellen. Sieben Jahre sind aber auch eine lange Zeit, in der man sich an neue Lebensumstände sicher gut gewöhnen und anpassen kann. Ich weiß auch nicht, was ich als schwere Strafe empfinde: Die Abschiebung nach Neusüdwales als solches oder nicht vielleicht doch die einjährige Überfahrt, die sicher auch der ein oder anderen das Leben kosten wird.


    Spannend ist aber auch, dass sich aus einer wild zusammengewürfelten Gruppe Verbrecher/innen später offenbar eine (mehr oder weniger) anständige und funktionierende Gesellschaft entwickelt.

  • Die Geschichte liest sich recht flott und eingängig. Ich kann mir die Situation auf dem Schiff sehr gut vorstellen und habe auch nicht das Gefühl, dass Martina Sahler hier die Realität überzeichnet oder überspitzt. Ein Leben war damals nicht viel wert und schon gar nicht, wenn man eine verurteilte Verbrecherin war. Der junge Will gefällt mir, der hat sowas freches.


    Molly zeigt weiterhin Kampfeswillen, während Claire der Überzeugung ist, dass sich noch alles aufklären wird. Armes Ding. Und ganz schön unbedarft, wenn sie sich nicht ausrechnen kann, was die Kerle mit den Frauen in ihren Kajüten wollen...