'Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao' - Prolog - Kapitel 2

  • Ein wenig habe ich schon gebraucht, um mich in das Buch hineinzulesen, aber nun komme ich gut voran.
    Der Schreibstil erinnert mich an... eigentlich gar nichts so richtig. Vielleicht haarscharf an "Betty Blue" oder "Der Fänger im Roggen". Auf jeden Fall war ich froh, als die Fäkalsprache wieder etwas nachgelassen hat, die, wie ich finde, überhaupt nicht zum Rest des intelligenten Textes passte.


    Wenn ich es richtig verstanden habe, wissen wir noch nicht, wer den ersten Teil im ersten Abschnitt erzählt; den zweiten lesen wir aus der Sicht von Oscars Schwester. Auf jeden Fall scheint der erste Erzähler etwas jünger zu sein, zumindest einigermaßen jung in unserer jetzigen Zeit und nicht in den 80ern, denn er verwendet Worte wie "Nerd" und "Manga-Augen".


    Die Stimme von Lola fand ich nicht besonders überzeugend, nicht weiblich genug. Aber das mag an mir ganz allein liegen. Ich bin immer skeptisch, wenn ein Mann versucht, aus weiblicher Sicht eine "Ich-Stimme" darzustellen (umgekehrt übrigens auch) und nicht leicht zu überzeugen.


    Was ich nicht wusste und auch nicht gedacht hätte, ist, dass sich die Dominikaner selber als "Nigger" bezeichnen, ja, eigentlich muss ich sogar gestehen, dass ich gar kein klares Bild der Einwohner hatte.


    Womit ich gar nicht erst anfangen will, sind die vielen spanischen Ausdrücke. Dass es ein Glossar gibt, habe ich erst spät gemerkt, aber als ich dann auf jeder Seite 3x hinten nachgucken musste, habe ich es aufgegeben und reime mir das meiste zusammen.


    Sehr schade finde ich, dass ich vieles von dem Wortwitz nicht verstehe, den der erste Erzähler so anbringt. Ich meine, was heißt bitte "ein schlimmer Fall von Captain Trips"? Abkürzung für Tripper?


    Immerhin hatte ich nun viel aufzuschreiben, was das Buch interessant erscheinen lässt, aber von den Protagonisten etwas ablenkt.


    Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Allerdings muss ich mich sehr auf das Lesen konzentrieren. Nicht gut kompatibel mit meiner 2-Jährigen. Mal sehen.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Mir geht es mit dem Buch ähnlich, killerbinchen. Ich muss mich sehr beim Lesen konzentrieren und komme deshalb nicht so schnell vorwärts.
    Ich habe auch anfangs benutzt das Glossar zu nutzen. Mir war aber die Nachschlagerei zu mühselig und stört auch den Lesefluß bzw. die dazu notwendige Konzentration.


    Normalerweise mache ich mir erstmal keine großen Gedanken über den Erzähler. Hier habe ich mich allerdings im ersten Kapitel mehrfach gefragt, wer Oscars Geschichte erzählt. Das mach mich doch sehr neugierig, wie es weitergeht. Ansonsten weiß ich noch nicht, was ich von der Geschichte halten soll. Langweilig ist sie jedenfalls nicht. Ich bin gespannt, was nun passieren wird.

  • Zitat

    Original von Saiya
    Ich habe auch anfangs benutzt das Glossar zu nutzen. Mir war aber die Nachschlagerei zu mühselig und stört auch den Lesefluß bzw. die dazu notwendige Konzentration.


    Ja, genau. (Wie schön, dass ich nicht alleine bin - in zweierlei Hinsicht :wave)


    Und dabei ist es gar nicht so leicht, erstmal in einen Lesefluss hineinzufinden, anfangs jedenfalls. Es wurde besser mit zunehmender Seitenzahl.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Zitat

    Original von killerbinchen
    Die Stimme von Lola fand ich nicht besonders überzeugend, nicht weiblich genug. Aber das mag an mir ganz allein liegen. Ich bin immer skeptisch, wenn ein Mann versucht, aus weiblicher Sicht eine "Ich-Stimme" darzustellen (umgekehrt übrigens auch) und nicht leicht zu überzeugen.


    Ich fand sie schon überzeugend. Auch, wenn sie nicht besonders weiblich erzählt, sondern eher nüchtern auf alles, was sie erlebt hat, zurückblickt, kann ich das gut genau darauf schieben. Sie muss ja von Anfang an stark sein, für sich selbst und für ihren Bruder. Die Mutter ist ja zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Ich glaube wirklich emotional veranlagt ist nur ihr Bruder. Mutter und Tochter teilen da eine doch beachtliche Kälte.

  • Auf Junot Díaz bin ich durch sein letztes Buch "Und so verlierst du sie" aufmerksam geworden und hatte da bereits Gelegenheit, mich mit seinem Schreibstil anzufreunden.


    Da, wie ihr bereits angemerkt habt, die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, fällt es mir nicht leicht, mir ein Urteil über die Protagonisten zu bilden. Interessant finde ich, dass wer auch immer Oscars Geschichte erzählt, die Kindheit aus Oscars Sicht so ganz anders darstellt wie aus Lolas Sicht.


    Momentan bin ich mir noch nicht sicher, wer mich mehr berührt. Oscar, der sich hinter seinen Büchern und seiner Fettleibigkeit versteckt ... oder Lola, die wegen der großen Verantwortung ihrer Familie gegenüber in sehr frühem Alter viel zu erwachsen wirkt. Von der Mutter ist nicht viel zu erwarten. Ich frage mich, warum sie Lola so schlecht behandelt, ihr Selbstwertgefühl niedermacht und sie regelrecht verbal missbraucht? Einzig die Großmutter scheint den beiden Liebe schenken zu können ... nur leider lebt sie zu weit weg.


    Ich bin gespannt, wohin uns die Geschichte und vor allem der Fluch noch hinführen wird.

  • Zitat

    Original von killerbinchen
    Was ich nicht wusste und auch nicht gedacht hätte, ist, dass sich die Dominikaner selber als "Nigger" bezeichnen, ja, eigentlich muss ich sogar gestehen, dass ich gar kein klares Bild der Einwohner hatte.


    Geht mir ähnlich. Ich habe mir auch erst einmal das Bild von Junot Díaz angeschaut, der in der DR geboren wurde.


    Zitat

    Original von killerbinchen
    Womit ich gar nicht erst anfangen will, sind die vielen spanischen Ausdrücke. Dass es ein Glossar gibt, habe ich erst spät gemerkt, aber als ich dann auf jeder Seite 3x hinten nachgucken musste, habe ich es aufgegeben und reime mir das meiste zusammen.


    Ich lese die englische Ausgabe und habe gar kein Glossar. :-( Ich kann aber ein klitzekleines bißchen Spanisch und kenne ein paar der Wörter oder reime es mir auch aus dem Zusammenhang zusammen.

  • Zitat

    Original von -Christine-
    Ich lese die englische Ausgabe und habe gar kein Glossar. :-( Ich kann aber ein klitzekleines bißchen Spanisch und kenne ein paar der Wörter oder reime es mir auch aus dem Zusammenhang zusammen.


    Ach du jemineh, da wäre ich ja hoffnungslos verloren. Die Seiten mit dem Glossar sind schon richtig abgegriffen bei mir, dafür wird mein Spanisch besser :lache


    Für die ganzen spanischen Sätze kann ich dir gerne die Übersetzung posten, wenn du möchtest. Sag einfach Bescheid. :wave

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Ich habe ziemlich lange für die ersten 50 Seiten gebraucht, heute morgen fliegen sie nur so dahin.


    Die verschiedenen Erzählperspekiven finde ich auch sehr spannend.
    Die Schwester wird im ersten Teil als sehr stark, erfolgreich dargestellt. Im zweiten Abschnitt auch ihre Verletztheit.


    Die Szene, als die Mutter sie den Knoten hat ertasten lassen, hat mich sehr berührt. Das war sehr zart geschrieben und ich dachte, die Zeit bleibt stehen. Der rauhe Umgangston wurde mal kurz unterbrochen. Das fand ich toll geschrieben.


    Auf Christines Anregung hin, habe ich mir Junot Diaz auch mal angesehen und bei wiki gelesen, dass er elf Jahre an diesem Buch geschrieben hat. :yikes


    Ich habe mir jetzt am Ende die gedanklichen Ausflüge in die Geschichte der DR noch einmal durchgelesen. Ich hatte bisher keine Ahnung von dieser Gegend der Erde. Auch das ist sehr informativ und mit den Fußnoten gut gemacht. So muss keiner der Protagonisten :klugscheiss. :lache


    Ich hoffe, ich komme jetzt schneller voran. :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von -Christine-


    Geht mir ähnlich. Ich habe mir auch erst einmal das Bild von Junot Díaz angeschaut, der in der DR geboren wurde.
    ...


    :write
    Die Bevölkerung besteht aus Nachfahren spanischer Auswanderer und afrikanischer Sklaven.


    Die Bilder, die ich mir von der DR angesehen habe, erinnern mich an die Bacardi-Werbung. :grin

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Saiya


    Ich fand sie schon überzeugend. Auch, wenn sie nicht besonders weiblich erzählt, sondern eher nüchtern auf alles, was sie erlebt hat, zurückblickt, kann ich das gut genau darauf schieben. Sie muss ja von Anfang an stark sein, für sich selbst und für ihren Bruder. Die Mutter ist ja zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Ich glaube wirklich emotional veranlagt ist nur ihr Bruder. Mutter und Tochter teilen da eine doch beachtliche Kälte.


    Auch mich überzeugt Lolas Erzählung.
    Auf mich wirkte Lolas Erzählung so, dass sie sich spätestens nach der Vergewaltigung jegliche Gefühle verbot. Das Ablegen ihrer Weiblichkeit hat sicher auch damit zu tun.
    Ich denke, sie hätte bei dieser verständnislosen Mutter sonst keine Überlebenschance gehabt.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • killerbinchen : Vielen Dank, auf dein Angebot komme ich gerne zurück. :knuddel1


    Zitat

    Original von Regenfisch
    Auf Christines Anregung hin, habe ich mir Junot Diaz auch mal angesehen und bei wiki gelesen, dass er elf Jahre an diesem Buch geschrieben hat. :yikes


    Ich habe mir jetzt am Ende die gedanklichen Ausflüge in die Geschichte der DR noch einmal durchgelesen. Ich hatte bisher keine Ahnung von dieser Gegend der Erde. Auch das ist sehr informativ und mit den Fußnoten gut gemacht. So muss keiner der Protagonisten :klugscheiss.


    Die DR "kenne" ich auch nur als paradiesischen Urlaubsort ( ich war aber selber noch nicht dort ) und habe von der politischen Geschichte überhaupt keine Ahnung, deshalb habe ich mich bei wiki auch erst einmal über Trujillo schlau machen müssen. Sehr interessant, aber auch eine sehr grausame Zeit. Das mit den Fußnoten ist in der Tat gut gemacht, wer nicht so sehr an den geschichtlichen Ereignissen interessiert ist, muss sie nicht lesen.


    Das Junot Diaz elf Jahre an dem Buch geschrieben hat, wusste ich auch nicht. :wow


    Hat vielleicht jemand eine Idee, wer der Admiral aus dem Prolog ist?

  • Zitat

    Original von -Christine-
    killerbinchen : Vielen Dank, auf dein Angebot komme ich gerne zurück. :knuddel1


    Gerne! :wave


    Zitat

    Original von -Christine-Hat vielleicht jemand eine Idee, wer der Admiral aus dem Prolog ist?


    Da tippe ich mal ganz naiv (und google-sicher) auf den grandiosen Christoph Kolumbus ;-)

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Nun kann ich auch endlich etwas zu dem Roman schreiben, den 1. Leseabschnitt habe ich endlich beendet. Es ist mir unerwartet schwer gefallen, mich auf dieses Buch einzulassen. Auf den ersten 50 Seiten hat mich sehr vieles gestört. Die vielen spanischen Begriffe, die ich hinten im Glossar nachschlagen musste, haben meinen Lesefluss gehemmt. Als die Dominikanische Republik in der Schule behandelt wurde, war ich wohl gerade Kreide holen. Aber da hat Díaz ja in den Fußnoten einiges für den unbeleckten Leser aufbereitet. Ich glaube, es ist auch das erste Buch das mich in diese Region entführt.


    Die 2. Hälfte dieses Abschnittes las sich für mich etwas flüssiger. Vielleicht komme ich ja langsam in das Buch, allerdings kann ich zu den Figuren auch noch nicht so recht eine "Beziehung" aufbauen.


    Aus euren Posts ziehe ich Hoffnung, dass es mit dem Buch und mir noch etwas werden könne. Obwohl ich stellenweise schon echt genervt war, hatte ich noch nicht das Bedürfnis, es abzubrechen.


    Zitat

    Sehr schade finde ich, dass ich vieles von dem Wortwitz nicht verstehe, den der erste Erzähler so anbringt. Ich meine, was heißt bitte "ein schlimmer Fall von Captain Trips"? Abkürzung für Tripper?


    Das hatte ich bei Google mal gesucht und bin auf King-Wiki gestoßen, demzufolge es sich dabei um den Supervirus aus Stephen Kings Roman "Das letzte Gefecht" handeln könnte.

  • Zitat

    Original von Karthause
    Aus euren Posts ziehe ich Hoffnung, dass es mit dem Buch und mir noch etwas werden könne. Obwohl ich stellenweise schon echt genervt war, hatte ich noch nicht das Bedürfnis, es abzubrechen.


    Ja, lass dich nicht vom Anfang entmutigen! Einfach weiterlesen :-)



    Zitat

    Original von Karthause


    Das hatte ich bei Google mal gesucht und bin auf King-Wiki gestoßen, demzufolge es sich dabei um den Supervirus aus Stephen Kings Roman "Das letzte Gefecht" handeln könnte.


    Das habe ich vor vielen, vielen Jahren sogar auch gelesen, aber nicht auswendig gelernt.


    Bei mir zog sich das leider durchs ganze Buch, dass ich viele Anspielungen nicht verstanden habe oder dahingeworfene Namen von Personen, die mit dem Geschehen als Wortwitz in Verbindung gebracht werden, nicht kannte. :-(

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Zitat

    Original von killerbinchen


    Ach du jemineh, da wäre ich ja hoffnungslos verloren. Die Seiten mit dem Glossar sind schon richtig abgegriffen bei mir, dafür wird mein Spanisch besser :lache


    Und ich hab doch tatsächlich jetzt erst gemerkt, dass es ein Glossar im Buch gibt. :lache Das hätte natürlich schon so einiges erleichtert..
    Naja, ich hab mir dann auch mal so manches zusammengereimt... ob auch richtig, bleibt fraglich.


    Ich hatte doch so meine Probleme bisher mit den Kapiteln. Und dabei fing es so gut an (find ich). Mit dem Fuku und dessen Erklärung. :-] Das fand ich richtig witzig umgesetzt. (Wenn ich auch sicherlich nicht alles verstanden habe..)


    Ob es bei mir auch am Fuku liegt, dass ich so wenig Leselust verspühre? :lache


    Den Umgang von Lola und ihrer Mutter finde ich schon ziemlich krass. Aber ob dieses rebellische Verhalten Lola tatsächlich stark wirken lässt? Mir kommt sie eigentlich sehr unsicher vor und ihr "weg rennen" eigentlich eher aus Trotz.
    Ich bin gespannt (tatsächlich ist hier mein Interesse geweckt :rolleyes), wie sich ihr Verhältnis zu Oscar entwickelt...


    Tja, wer könnte denn das leben von Oscar schildern? Vielleicht doch er selbst? Quasi als Teil seiner "Fantasy"-Geschichten, die er schreibt? :gruebel
    Das würde auch erklären, warum er aus der 1. Perspektive doch ganz anders rüber kommt als aus Lolas Sicht...


    @all: Ich bin übrigens genauso unwissend über die DR! :wave

  • Ich habe vor Jahren das Hörbuch sehr genossen, und da war mir klar, dass ich das Buch unbedingt auch noch lesen wollte. Ich muss aber gestehen, dass mir das Lesen nun deutlich schwerer fällt als gedacht. Ich bin noch nicht ganz mit dem ersten Abschnitt fertig, weil mir die Fußnoten und das Geblättere das Lesen zu sperrig machen, als das ich das Buch morgens im Bus lesen möchte. Mir fehlt im Augenblick also etwas der Kick, ich bin aber sicher, dass mich die Geschichte früher oder später genau so packen wird wie das Hörbuch.