'Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao' - Kapitel 3

  • In diesem Kapitel geht es um Beli, die Mutter von Lola und Oscar.


    Ich gebe zu, dass ich im ersten Leserundenabschnitt noch Probleme mit dem Buch hatte und mir nicht sicher war, ob das Buch etwas für mich ist. In diesem Abschnitt hat es mich aber vollständig überzeugt.
    Ganz besonders gut finde ich, die Fußnoten, die die Geschichte und politischen Hintergründe der DR erzählen, zu der Zeit, in der Beli dort groß wird. Dieses Zusammenspiel der Stilmittel finde ich sehr passend für dieses Buch. Es macht einiges an Belis Verhalten (und der der anderen Figuren verständlicher). Außerdem finde ich das wirklich interessant. Darüber war mir bis jetzt nichts bekannt.


    Köstlich amüsieren muss ich mich jedesmal, wenn der Erzähler (mir ist immer noch nicht klar, wer das ist) die Handlungen der Figuren und Ereignisse mit Fantasy- oder Sci-Fi-Romanen vergleicht. Insbesondere "Der Herr der Ringe" kommt hier ja sehr oft zum Einsatz. :-)


    Das ist auch etwas, was den schlimmen Ereignissen, die Beli durch ihre Kindheit und Jugend begleiten, die Heftigkeit nimmt, allerdings ohne sie ins Lächerliche zu ziehen. Es war wie ein durchatmen beim Lesen.


    Es ist schrecklich, was sie erlebt hat und umso trauriger ist es, dass sie es wohl nie geschafft hat, sich davon zu befreien und ihre Kinder so zu lieben, wie sie es verdient gehabt hätten. :-(

  • Belis Geschichte ist heftig.
    Aber vielleicht eine Erklärung für die (seelischen) Wunden, die sie ihren Kindern zufügen wird, denn dass sie das tun wird, lassen einen die ersten Kapitel ja ahnen.
    Obwohl der Gedanke an die zukünftigen Kinder, die auf die Welt kommen möchten, sie wieder aufstehen lässt, glaube ich nicht, dass sie in der Lage sein wird, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen (wer kann das schon?).


    Und nichts ist wohl für Kinder schlimmer, als wenn ihre Eltern ständig durchblicken lassen: "Seht nur, was ich alles für euch getan habe".


    Von ihren Kindern wissen wir bisher ja eigentlich nur, dass der eine sich dick und rund frisst und unglücklich ist und die andere nur flüchten will.


    Ich vermute, dass der Erzähler ein späterer Nachkomme sein muss, vielleicht Lolas Sohn?
    Den Stil finde ich nach wie vor anstrengend mit den ganzen spanischen Ausdrücken, aber ich habe mich auch irgendwie dran gewöhnt.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Maria Montez war wirklich eine sehr schöne Frau. Kein Wunder, dass Beli sie sich zum Vorbild nimmt.


    Was Belis Leben angeht, da kann ich euch nur zustimmen, das Erlebte war sehr grausam. Ihr ganzes Leben stand unter keinem guten Stern. Bereits als 1-jährige verliert sie auf grausame Art ihre Eltern. Die Männer, die sie am meisten geliebt hat, haben sowohl seelische als auch körperliche Narben hinterlassen, über die ein Mensch nur schwer hinwegkommen kann. Dennoch traurig, dass sie nicht mehr lieben kann, nicht einmal mehr ihre Kinder.


    Etwas unheimlich fand ich die Szene, wie La Inca gemeinsam mit ihren engsten Freundinnen und Nachbarinnen diesen Gebets-Marathon durchführten. Dieser hat dann wohl dazu geführt, dass Beli die Schläger überlebt und Trujillo den Tod gefunden hat?! Ob das so eine Art Voodoo war?


    Auch ich habe mich gefragt, wer der Erzähler, der in diesem Abschnitt immer wieder kurz auftaucht, sein könnte. Vielleicht Lola? Sie ist bisher die Einzige, die ihre Geschichte aus der eigenen Perspektive erzählen durfte. Aber ein weiterer Nachkomme, killerbinchen, wäre natürlich auch eine logische Erklärung.

  • Dieser Abschnitt hat mich ann doch mit em Buch versöhnt. Er las sich jetzt flüssig und die Kritikpunkte, die ich im 1. Abschnitt äußerte, empfinde ich jetzt als nicht mehr so störend. Ich muss auch nicht mehr so oft das Glossar bemühen. Die Fußnoten finde ich auch sehr hilfreich.


    Belis Schicksal empfand ich als sehr heftig, ich bin schon erschüttert über die Folgen ihrer Liebe. Sie war jung, verliebt und naiv. Dafür wurde sie fast totgeschlagen. Nun kann ich auch manche Verhaltensweise von ihr nachvollziehen. Warum sie zu ihrer Tochter so ist, ist mir noch nicht ganz klar. Aber die folgenden Kapitel werden da wohl auch noch Klarheit bringen.


    Leider kenne ich die angeführten Bücher nur vom Titel her. Sollte ich "Der Herr der Ringe" vielleicht doch mal lesen. :gruebel

  • Auch für diesen Abschnitt habe ich ewig gebraucht. :help


    Zitat

    Original von Saiya
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    Ganz besonders gut finde ich, die Fußnoten, die die Geschichte und politischen Hintergründe der DR erzählen, zu der Zeit, in der Beli dort groß wird. Dieses Zusammenspiel der Stilmittel finde ich sehr passend für dieses Buch. Es macht einiges an Belis Verhalten (und der der anderen Figuren verständlicher). Außerdem finde ich das wirklich interessant. Darüber war mir bis jetzt nichts bekannt.
    ...


    Das geht mir nach wie vor ebenfalls so. "Leider" verleitet es mich dazu, städig nachzuschlagen und nachzulesen, so dass ich mich manchmal zwingen muss, in einen Lesefluss zu kommen.


    Zitat

    Original von Saiya
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    Köstlich amüsieren muss ich mich jedesmal, wenn der Erzähler (mir ist immer noch nicht klar, wer das ist) die Handlungen der Figuren und Ereignisse mit Fantasy- oder Sci-Fi-Romanen vergleicht. Insbesondere "Der Herr der Ringe" kommt hier ja sehr oft zum Einsatz. :-)...


    Oh, davon habe ich noch gar nichts bemerkt. Ich kenne mich auf diesem Gebiet gar nicht aus.


    Zitat

    Original von Saiya
    ...
    Es ist schrecklich, was sie erlebt hat und umso trauriger ist es, dass sie es wohl nie geschafft hat, sich davon zu befreien und ihre Kinder so zu lieben, wie sie es verdient gehabt hätten. :-(


    Ich fand Belis Geschichte auch sehr traurig. Eigentlich wurde ihr von Geburt an Leid zugefügt und ihren persönlichen Engel La Inca konnte sie nicht als solchen annehmen.
    Ohne innerlich hart zu werden, konnte sie wahrscheinlich kaum überleben.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Diesen Abschnitt habe ich sehr gern gelesen, obwohl ich wieder Ewigkeiten gebraucht habe. Belis Geschichte wirkt fast wie die Geschichte in der Geschichte, als losgelöst vom Rest, dabei ist es im Grunde ja die Vorgeschichte. Obwohl mich die schrecklichen Erlebnisse des Mädchens schn betroffen machen, finde ich Beli ... nicht direkt unsympathisch, aber doch sehr anstrengend. So ganz ohne Ziel und Ideal, nur auf der Suche nach einem Ehemann. Antriebslos. Anspruchslos? Nicht ganz, aber mir fehlt der Biss, der Hunger nach mehr, der sie mir sympathischer gemacht hätte.


    Über die Dominikanische Republik habe ich vor diesem Buch nicht viel gewusst, auch vom Hörbuch sind die politischen Details nicht bei mir hängen geblieben. Die vielen Querverweise zu Tolkiens Herr der Ringe sind mir während des Hörens übrigens auch nicht s stark bewusst geworden wie jetzt beim Lesen. An Belis Geschichte konnte ich mich aber noch erinnern, vor allem an den Mungo.


    Mir gefällt das Buch jetzt richtig gut, auch wenn es wohl nicht das richtige Leserunden-Buch für mich ist, weil ich nicht stundenlang am Stück darin lesen kann. Macht aber nichts, ich trödle mich jetzt einfach mal durch den nächsten Abschnitt :wave