Sven Regener - "Herr Lehmann"

  • Ich habe mir das Buch bei meinem letzten Berlinbesuch gekauft und - obwohl ich nicht so ganz in die "Zeitschiene" passe , hat mich dieses Buch köstlich amüsiert. Es ist nicht spannend - wer das erwartet liegt hier falsch, sondern eher zum kaputtlachen. Die Dialoge sind witzig und sprühend und die 284 Seiten sind viel zu kurz. Einen Film mit Detlef .S.Buck soll es auch schon geben - den kenne ich allerdings nicht , bin aber schon ganz heiss darauf! Man muss wirklich kein Berlin-Fan sein, um dieses Buch zu lieben - allerdings versteht man eevtl. nach dem Lesen so manchen Berliner besser! :chen



    Aus der Amazon.de-Redaktion
    Kreuzberger sind schon komische Vögel. Sie sitzen Abend für Abend am Tresen, trinken Kristallweizen ohne Zitrone und gehen erst ins Bett, wenn Mutti in Bremen schon wieder aufsteht. Und wenn draußen die Mauer fällt, bestellen sie erst mal in Ruhe noch ein Bier. Denn was ist schon das Ende der Geschichte (denkt sich der Leser am Ende dieser Geschichte) gegen die Frage, ob die Zeit schneller oder langsamer vergeht, wenn man betrunken ist?
    Herr Lehmann ist Kreuzberger. Kreuzberger sind Menschen, die irgendwann einmal aus Schwaben, Achim oder Herford nach Berlin gekommen und dort "hängen geblieben" sind. Herr Lehmann kommt ursprünglich aus Bremen und möchte eigentlich Frank genannt werden, aber das ignorieren seine Freunde: denn bald ist Herrn Lehmanns dreißigster Geburtstag. Und 30 Jahre alt zu werden, weiß Herr Lehmann, ist Scheiße, weil man da langsam "beginnt, eine Vergangenheit zu haben, eine gute alte Zeit und den ganzen Scheiß." Und weil auf einmal alle anfangen zu fragen, was man denn bitte schön anfangen wolle mit dem eigenen Leben. Denn dass jemand zufrieden damit ist, Kellner zu sein, ist in dieser Stadt, in der alle "eigentlich Künstler" sind, nicht vorgesehen -- "aber was ist das für ein trauriger Umgang mit dem, was man tut, wenn man es immer nur als Zwischenlösung ansieht, als nichts Richtiges?"


    Sven Regener kennt, wovon er schreibt. Als Sänger und Texter der Berliner Band Element of Crime ist er seit genau jenen Spätachtzigern, in denen die Romanhandlung spielt, immer auch genauer Chronist eines Kreuzberger Lebensgefühls jenseits von "Kreuzberger Nächte sind lang" gewesen. Mit Herr Lehmann ist ihm das erstaunliche Kunststück gelungen, jene zärtlich-rotzige Nonchalance, die seine Lieder auszeichnet, umstandslos in die lange Form zu überführen -- und das gleich in seinem literarischen Erstlingswerk!


    Mit seinem Roman setzt Regener jenem merkwürdig zeitlosen Kreuzberg der Vorwendezeit, das einem heute so weit weg erscheinen will, so etwas wie ein Denkmal -- für die Zeit Damals hinterm Mond. Doch trotz so schöner Einsichten wie "Der Elekrolytmangel ist der größte Feind des Trinkers. Von der Dehydrierung einmal abgesehen", geht es hier keineswegs nur ums Bohème-Leben im Allgemeinen und ums Trinken im Besonderen. Das Ganze ist nämlich auch eine Art Entwicklungsroman -- freilich zu Kreuzberger Bedingungen: Muss doch der Held -- für den es anfangs noch eine Qual ist, wenn er auf dem Weg von Kreuzberg nach Kreuzberg durch Neukölln muss -- gegen Ende des Romans immerhin zur Kenntnis nehmen, dass es auch hinter der Oberbaumbrücke noch Menschen gibt. Das Ende der Geschichte? Erst mal losgehen, denkt sich Herr Lehmann. "Der Rest wird sich schon irgendwie ergeben." Pflichtlektüre für die Jahrgänge 1959-1969, für Kreuzberger sowieso. --Axel Henrici


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  • "Herr Lehmann" steht schon lange auf meiner kaufen-muss Liste. Ich glaube, lange kann ich darauf nicht mehr warten. *ängstlich auf meinen Kontostand schau*
    Ich kenne Kreuzberg nur aus ein paar Kurzurlauben in Berlin - wo wir natürlich nur in Kreuzberg gewohnt haben - aber leider nur aus der Nach-Wende-Zeit.


    Nachdem ich die Texte von Sven Regener bis jetzt nur von Element of Crime kenne, bin ich schon sehr gespannt, wie er schreibt.

  • Ja, Herr Lehmann ist echt ne Wucht !!!


    Ich traue mich seit der Lektüre schon fast nicht mehr, mir abends in der Kneipe einen Milchkaffee zu bestellen... :grin

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Herr Lehmann ist auf jeden Fall ein sehr lustiges Buch.Besonders lustig fand ich Herr Lehmanns Telefonat mit seine Mutter.
    Man kann sich richtig gut in Herr Lehmanns Sicht hineinversetzen, auch ohne ein Berliner zu sein oder ohne sowas selbst mal erlebt zu haben,z.b. die Kontrolle an der Grenze oder das Erwischen des Partners beim fremdgehen


    Gruß orquidea

  • ich fand das buch köstlich! :-)
    aber es stimmt schon. die vielen kleinen skurrilen situationen aus dem alltag machen diesen roman lesenswert...den film muss ich auch unbedingt mal schauen!


    bo

    Es gibt nur einen Weg das herauszufinden...

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von bogart ()

  • Hallo ihr!


    Ein tolles Buch, finde ich - sowohl was das 1989er Berlin betrifft als auch schriftstellerisch. Ich mag Regeners Stil ...
    Habe in Nimues Literaturschock-Forum an einer Leserunde teilgenommen und in diesem Thread eine Art Rezi (Gesamteindruck) gepostet.


    Liebe Grüße,


    Iris

  • Hab es durch. Wirklich lustig und mal ein ganz besonderer Schreibstil...


    War jedoch verwundert am Schluß des Buches zu lesen, daß der Autor in der Band ELEMENT OF CRIME mitgespielt und Texte geschrieben hat. Das paßte aus meiner Sicht irgendwie so gar nicht, naja....


    auf jeden Fall empfehlenswert als nette Lektüre zwischendurch.

  • Fand das Buch auch richtig lustig - vorallem die Nachtszene mit dem Hund hat mich aus dem Lachen nicht mehr rausgebracht.. und danach mit den Polizisten.. :rofl


    Und überhaupt: Der Fall der Mauer - "Gehen wir vielleicht noch ein Bier trinken?"..


    :-]

  • Hallo, Iris,
    bin in diesen thread geraten, da ich Sven Regener letzten Freitag in der N3-Talkshow gesehen habe und neugierig geworden bin (vorher war der "Herr Lehmann" irgendwie völlig an mir vorbeigegangen).
    Leider funktioniert der Link zu Deiner Rezi nicht - ich würde mich freuen, wenn Du den mal aktualisieren könntest! :-)

  • Uff, das liegt leider nicht an mir ... Nimues Literaturschock zieht gerade auf einen neuen Server um, deshalb funktioniert ihr Forum zur Zeit überhaupt nicht. Ab 2.10. ist die Seite sicher wieder erreichbar -- hoffentlich unter derselben URL.
    Ich bin am Wochenende in Berlin, kann das also erst am Montag überprüfen ... Bitte hab bis dahin Geduld!

  • Ich hab Herr Lehmann auch gelsesn udn war soooo begeistert, dass ich es gleich als Buchvortrag für die Schule vorbereietet habe.
    Kam nicht ganz so gut an, weil der Lehrer einer der größten Ignoranten der Welt ist, aber egal..
    Das Buch, der Film, das Theaterstück-> alles super!!!!

  • Zitat

    Original von Mäkel
    Kam nicht ganz so gut an, weil der Lehrer einer der größten Ignoranten der Welt ist, aber egal..


    Deutschlehrer halt :lache


    Aber wir wollen hier nicht über alle Germanisten den Stab brechen! Nur über die, die jedes Buch zu Tode diskutieren mit der Frage: "Was will uns der Autor damit sagen?" :help

  • Hallo Rosina!


    Zitat

    Original von Rosina
    Außerdem eilt es nicht soooooo - mein SUB reicht noch eine Weile!


    Falls es jetzt doch eilen sollte: Der Link ist korrigiert, geht jetzt aber auf den ganzen Thread, der insgesamt ziemlich informativ ist, aber natürlich auch ein paar Spoiler enthält.

  • Ich habe mir den "Herrn Lehmann" nun endlich auch einmal vorgenommen. Bin jetzt so etwa in der Mitte des Buches und naja... es fällt mir schwer, das lustig oder überhaupt nur interessant zu finden.


    Was ist an diesen Dialogen witzig?? Sven Regener zeichnet seine Figur "Herr Lehmann" sehr präzise, aber der Herr Lehmann ist so unmotiviert und denkt so langweilige Gedanken, dass es für den Leser an die Schmerzgrenze geht. Außerdem ist mir schon ganz schlecht von soviel Bier...


    Mal gucken, ob da noch was interessantes passiert.


    Grüße, die Waldfee