Dolfi und Marilyn - François Saintonge

  • Klappentext:
    Paris im Jahr 2060. Der geschiedene, alleinerziehende Geschichtsprofessor Tycho Mercier gerät durch einen Tombolagewinn in den Besitz eines Klons. Doch er bekommt nicht irgendeinen Klon vom Supermarkt geliefert: Es ist A.H.6, der sechste existierende, eigentlich verbotene Klon von Adolf Hitler. Dieser ist allerdings ganz anders als der Lieferant seines genetischen Materials: Er ist sanftmütig, bescheiden, unterwürfig und für Tychos Sohn ein willkommener Spielkamerad bei Computerkriegsspielen. Zu diesem merkwürdigen Hausgast gesellt sich bald noch ein Klon von Marilyn Monroe, den Tycho Mercier von seinem Nachbarn erbt. Sie verkörpert den Schwarm seiner Jugendjahre, aber auch sie riecht nach Ärger, denn es handelt sich um eine Raubkopie aus Südostasien …


    Autor
    Laut Verlag ist François Saintonge das Pseudonym eines erfahrenen französischen Schriftstellers. Der Urheber selbst bezeichnet sich als Klon eines Autors, der entschlossen ist, im Hintergrund zu bleiben, um zu verhindern, dass seine physische Präsenz sich vor sein Werk und die faktische Wahrnehmung seiner Worte schiebt. Wer glücklich schreiben will, schreibe im Verborgenen!


    Meine Meinung:
    Das Paris in knapp 50 Jahren sieht in diesem Roman gar nicht so viel anders aus als heutige Welt. Die größte Errungenschaft der letzten 50 Jahre gab es auf dem Biotech-Sektor: Es ist gelungen, menschliche Klone zu erschaffen. Diese Klone sind eine Mischung zwischen Diener (um nicht zu sagen Sklave) und Haustier und aufgrund Ihres erheblichen Anschaffungspreises der sehr zahlungskräftigen Klientel vorbehalten.


    Klone kannte der Geschichtsprofessor Tycho Mercier bisher nur von anderen. Seinem Nachbarn zum Beispiel mit dem Marylin-Monroe-Klon. Eines Tages gelangt Mercier durch eine Supermarkt-Tombola an einen eigenen Klon. Aber nicht an irgendeinen, es ist ein Klon der mittlerweile verbotenen Serie Adolf Hitler. Dies führt zu allerlei gesellschaftlichen und moralischen Fragen: Darf man einen Klon von Hitler die Hecke schneiden lassen? Kann man einem Klon von Hitler die Schuld des Originals aufladen (tatsächlich wurden andere Klone der Serie bereits ermordet)?


    Das Buch begeisterte mich nicht nur mit einer recht kurzweiligen Geschichte, sondern vor allem mit diesen immer wiederkehrenden Fragen und Überlegungen zum Thema Klonen allgemein und im speziellen zu den Erwartungen, die man beim Klonen von bestimmten Menschen hat.


    Von mir gibts 9 Punkte für diesen Blick in die Zukunft.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)