Wunderlich Verlag 2013 / Rowohlt Taschenbuch 2014, 381 S.
Der 1. Fall für Hauptkommissar Vincent Veih
Über den Inhalt:
Walter Castorp ist tot. Der Ministerpräsident von NRW, ertrunken in seinem Swimmingpool. Sechs Tage vor der Wahl. Vincent Veih leitet die Ermittlungen. Der Hauptkommissar ist gerade erst zum Leiter des KK11 ernannt worden. Nicht alle Kollegen sind davon begeistert. Auch seine Mutter nicht. Die Ex-Terroristin hat den Großteil ihres Lebens in Haft verbracht. Sein Großvater hingegen wäre stolz auf ihn gewesen – doch das ist eine andere Geschichte … Als alle Spuren auf einen Mord deuten, gerät Vincent auch unter politischen Druck. Doch er ermittelt gegen alle Widerstände. Denn Gerechtigkeit geht Vincent über alles. Auch wenn es bedeutet, dass er sich seiner eigenen Vergangenheit stellen muss …
Über den Autor:
Horst Eckert, 1959 in Weiden/Oberpfalz geboren, lebt seit 26 Jahren in Düsseldorf. Er studierte Politische Wissenschaft und arbeitete fünfzehn Jahre als Fernsehjournalist. 1995 erschien sein Debüt „Annas Erbe“. Seine Romane gelten als „im besten Sinne komplexe Polizeithriller, die man nicht nur als spannenden Kriminalstoff lesen kann, sondern auch als einen Kommentar zur Zeit“ (Deutschlandfunk). Sie sind in mehrere Sprachen übersetzt sowie preisgekrönt (u.a. Friedrich-Glauser-Preis für „Die Zwillingsfalle“, Krimi-Blitz für „Schwarzer Schwan“).
Meine Meinung:
Der unerwartete Tod des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Walter Castorp kurz vor den Landtagswahlen lässt den Düsseldorfer Ermittlungsleiter Vincent Veih schnell unter Druck geraten.
Eckert hat einen klaren Schreibstil, straff, auf das Wesentliche konzentriert. Entstanden ist ein deftiger Politthriller mit allem, was dazugehört: politische Machtspiele, Klüngelei, Korruption, Schwarzgeld, Behinderung der Polizeiarbeit, Zwietracht unter den Ermittlerkollegen. In dem spannenden Plot tauchen Details aus dem realen Leben auf, es gibt Passagen, die an Barschel („Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort …“), Wulff, Schleyer und andere Personen erinnern. Eckert bedient sich einiger Skandale aus der Politik, die sich wie selbstverständlich in die Geschichte einfügen.
So ist eine höchst spannende Geschichte mit vielen Wendungen und interessanten Nebenschauplätzen entstanden, temporeich und glaubwürdig bis zum Schluss. Eckert lässt weder den Polizeiapparat noch die Politiker besonders gut dastehen, ohne sie dabei aber ausdrücklich vorzuführen. Gerade das wirkt absolut realistisch und gibt dem Thriller seine besondere Note.
Über die Charaktere kann man sich schnell ein Bild machen, ihre Dialoge wirken realistisch, an keiner Stelle aufgesetzt oder konstruiert.
Hauptkommissar Vincent Veih ist eine neue Figur in Eckerts schon bewährter Düsseldorfer Ermittlertruppe. Sein privater Hintergrund hat es in sich: seine Lebensgefährtin hat sich von ihm getrennt, seine Mutter saß jahrelang als RAF-Terroristin in Haft, sein Großvater war ein Nazi. Gerechtigkeit geht Veih über alles und auch durch Intrigen aus den eigenen Reihen lässt er sich nicht von seinen Ermittlungen abbringen. Diese interessante Figur lässt, gerade im Hinblick auf ihr privates Umfeld, sicher noch einiges für die Zukunft erwarten.
Für mich ein echtes Lesehighlight und ich freue mich schon auf „Schattenboxer“, den zweiten Roman mit dem sympathischen Ermittler Vincent Che Veih, der im Februar 2015 bei Wunderlich als Hardcover erscheint, klick.