Diese Erinnerung an einen, der nur einen Tag zu Gast war - Botho Strauß

  • Dtv
    Taschenbuch
    88 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Ein langer, rhythmisch gegliederter Sprechgesang, der in immer neuen Ansätzen seine Themen umspielt und befragt; zum Teil Wechselrede, zum Teil Monolog über einen Satz Pascals: "Wenn ich die kurze Dauer meines Lebens betrachte, das verschlungen ist in die Ewigkeit, die ihm vorausging und ihm folgt, den geringen Raum, den ich ausfülle und selbst den, den ich sehe, der in der grenzenlosen Unendlichkeit der Räume versinkt, dich ich nicht kenne und die mich nicht kennen, dann erschrecke ich und wundere mich, dass ich mich hier sehe und nicht dort, denn es gibt keinen Grund, warum ich hier bin und nicht dort, warum jetzt und nicht irgendwann." Eine Elegie auf die Gegenwart, die, so paradox es klingt, Mut machen will.


    Über den Autori:
    Botho Strauß, geboren 1944 in Naumburg/Saale, zählt zu den bedeutendsten Dramatikern und Essayisten unserer Zeit. Sein Werk wurde mit vielen Preisen gewürdigt, darunter auch mit dem Büchner-Preis. Er lebt in der Uckermark und in Berlin.


    Mein Eindruck:


    Bevor ich auf die hohe Qualität von Botho Strauß´Lang-Poem von 1984 aufmerksam mache, möchte ich etwas kritisches zur Auswahl der Nachbemerkung im Buch machen. Der Verlag hat einen Ausschnitt aus der Rede zur Preisverleihung des Ricarda Huch-Preises gewählt, die Martin Walser 1990 gehalten hat. Das ist gerade mal eine Seite. Enttäuschend bei der Länge des Textes von Bothos Strauß (68 Seiten). Außerdem hat Martin Walser nur ein Thema herausgegriffen, das ihm damals interessierte. Das Langgedicht hat aber noch mehr zu bieten.


    Mit nüchterner Sprachgewalt schafft Strauß eindruckvolle Gedankenbilder.


    Er hat das Langgedicht in drei Teile aufgeteilt, wobei
    Hat man vom Autor nur das Bild als Misanthrop und weltabgeschiedener Einsiedler im Kopf, ist man überrascht, mit welchem Idealismus er über Freundschaft und Liebe spricht. Auch von der Kindheit und vom Vater. Das hat er später mit seinem Buch Herkunft noch deutlich ausgebaut. Interessant zu sehen, wo bei Texten manchmal der Ursprung liegen kann und das ein Autor so einen langen Atem besitzt. Ich denke, daran scheitern manche Eintagsfliegen unter den Lyrikern.
    Später im Gedicht spricht Botho Strauß vom geteilte Deutschland.


    Auch stilistisch ist das Langgedicht aufregend. Neben dem “Ich” gibt es auch ein “Du” und ein “sagte er”.
    Martin Walser stellt nicht ganz falsch einen Bezug zur deutschen Romantik her. Das passt mehr als Textstellen als konservativ auszulegen.
    Es wurde auch mal geschrieben, dass dieses Gedicht eine deutsche Antwort auf T.S.Eliotts The Waste Land sein. Das halte ich für etwas übertrieben, dennoch ist es beeindruckend.


    Der Titel des Gedichts lehnt sich an Die Weisheit Salomons an, außerdem nennt Strauß bei der Anmerkung Pascal, Gedanken.