'Glückliche Menschen küssen auch im Regen' - Seiten 001 - 066

  • Wow, hier geht's ja schon richtig zur Sache!


    Ich weiß noch nicht so recht, was ich von dem Buch halten soll. Nach den Lobhudeleien auf dem Umschlag hatte ich mir was im Stil von Jojo Moyes erwartet, aber da wurde ich enttäuscht. Den Schreibstil und die Sprache empfinde ich auch als eher simpel und nicht wirklich ansprechend.


    Mit Diane werde ich nicht warm. Klar, sie hat einen Riesenverlust erlitten, den wohl kaum jemand wirklich nachempfinden kann. Aber sich nach einem Jahr immer noch so in ihrer Trauer zu suhlen - dafür fehlt mir dann doch das Verständnis. Auch die Sache mit der Bettwäsche... soviel, wie Diane qualmt, riecht doch da eh nur alles nach Rauch, oder? Und nach einem Jahr ist ungewaschene Bettwäsche einfach nur noch eklig.
    Colin muss Diane ja wirklich gut versorgt haben, dass sie es nicht nötig hat, wieder arbeiten zu gehen. Dabei denke ich mir, dass gerade Arbeit oder zumindest eine Aufgabe, die sie richtig fordert, auch eine Art therapeutischen Effekt auf Diane haben könnte!


    Die Idee, für einige Zeit nach Irland zu gehen, finde ich sehr gut und die Auswahl des Ortes nach dem Zufallsprinzip gefällt mir auch.


    Der Name "Edward" stört mich nicht, ich habe dabei auch keinen Vampir vor Augen. :grin Mehr stört mich die permanente Qualmerei - müssen denn außer Diane auch sonst alle unbedingt so viel rauchen???


    Über die Sprachbarrieren habe ich auch schon nachgedacht. Irgendwie erscheint es mir unrealistisch, dass die Französin Diane nicht nur perfekt Englisch spricht, sondern auch von Anfang an das irische Englisch problemlos versteht!


    LG, Bella

  • Zitat

    Original von Deichgräfin


    Doch, wenn eine Mutter ihr einziges Kind und den Mann verliert, kann ich das nach vollziehen. Es gibt für sie keinen Grund mehr zum Leben.


    Die Beschreibung dieses zutiefst depressiven Menschen mit dieser Lethargie und diesem Desinteresse an allem, was sonst das Leben lebenswert macht, finde auch ich durchaus stimmig.


    Schwer nachvollziehen kann ich dagegen Dianas plötzlichen Aufbruch nach Irland. Gerade noch schafft sie es nicht einmal, sich zu duschen, geschweige denn für sich zu kochen, putzen oder waschen und plötzlich fliegt sie mal eben nach Irland.


    Die Sprache und den Schreibstil finde ich auch sehr einfach. Mich stört ebenfalls, dass die Autorin ihre Figuren ohne Erklärungen aneinanderrasseln lässt. Die Dialoge wirken manchmal wie eine Aneinanderreihung von Gefühlsausbrüchen.


    Dieser Roman ist definitiv einer, bei dem sich mal wieder die Geister scheiden und letzendlich wird dann wahrscheinlich entscheidend sein, was man vor dem Lesen von diesem Roman erwartet hat.

    Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne. (Jean Paul)



  • Meine Güte, was habe ich bei den ersten Seiten für Tränen gelassen, entweder bin ich derzeit sehr nahe am Wasser gebaut oder der Stil der Autorin wirkt bei mir stark nach. Mit gefällt das Buch bisher jedenfalls sehr gut.


    Ich mag sowohl die kurze und bündige Sprache als auch die eiligen Abschnitte, ein in schnelle Szenen gepacktes Leben. Es passiert so viel und lässt mir für meinen Geschmack genügend Spielraum um Gefühle hinein zu interpretieren, anstatt sie detailverliebt präsentiert zu bekommen.


    Da mir französische Filme immer etwas schnoddrig und rauchgeschwängert vorkommen, habe ich sowohl mit der Schnoddrigkeit Dianes als auch mit ihrem Tabakkonsum keine Probleme. Ich finde ihre Figur interessant, wenn ich solche Menschen im echten Leben auch tunlichst meide. Weder würde mir ihr Egoismus und ihr absolutes Fallenlassen ins eigene Leid gefallen, noch ihre arrogant unfreundliche Art gegenüber Felix als auch den Iren. Im Buch kann ich es gut ertragen.


    Die Eltern kommen mir irgendwie desinteressiert, gleichzeitig aber auch hilflos vor. Vielleicht ist es ihr einziges Kind und sie können nicht recht mit den Früchten ihrer Erziehung umgehen.


    Dianes Trauer war für mich sehr greifbar, die Szene auf dem Sterbebett ihres Mannes als auch die Sache mit den Rosen fand ich mehr als berührend, ich habe wellige Ränder am Buch. Das mehrstündige Klammern an ihren toten Mann dagegen nehme ich einfach nicht so für voll.


    Felix muss ich für seinen Langmut bewundern, er muss selbst ein eigenartiger Mensch sein, um es zu ertragen, so behandelt zu werden. Vielleicht sieht er den warmherzigen Kern in Diane, den ich noch nicht entdecken konnte. Ich hoffe noch, es sind ja noch einige Seiten.


    Edward ist ein Rüpel, er müsste für so viel Bärbeißigkeit eigentlich weißhaarig und faltendurchzogen sein. Ich erwarte hier eine eigene erklärende Geschichte.
    Der Hund ist süß, völlig unbeeindruckt von menschlicher Übellaunigkeit freut er sich einfach über jeden und ist immer bereit, Gesichter abzuschlecken und fröhlich herum zu tollen.

  • Ach, was ich noch ergänzen möchte: Warum überhaupt dieser merkwürige deutsche Titel? Der französische Originaltitel scheint mir bisher viel passender. Sollen hier die geneigten Leser vor irgendwelchen Ängsten bewahrt werden?

  • Gerade bin ich mit dem ersten Abschnitt fertig geworden.
    Für Diane ist es ein Unglück, dass sie nicht gezwungen war, sich in irgendeiner Form dem Alltag zu stellen. Wie lange jemand trauert und wie heftig, das ist eine Sache, über die kein Anderer urteilen kann - nach meiner Erfahrung hilft es aber, wenn man in einem gewissen Umfang Pflichten hat und sich um irgendetwas kümmern muss.
    Das hat Diane nicht und es macht ihre Situation nur noch schlimmer.
    Felix ist offenbar vor dem Unfall einfach ein Freund und Geschäftspartner gewesen und hat sich danach sehr um sie gekümmert. Wie er das so lange aushält, ist mir fast ein Rätsel.
    Insgesamt kommen Gefühle in diesem Buch bisher kaum vor - es scheint fast ein wenig, als sei Diane und mit ihr alles andere vor Trauer versteinert.
    Da ist dann sogar die eigentlich etwas lächerliche Szene im Pub eine Erlösung.


    Ich fühle mich stark an Hansjörg Schertenleibs : Das Regenorchester erinnert. Leider schneidet unser Leserundenbuch im Vergleich dazu nicht besonders gut ab.


    Zum Titel fällt mir eine Postkarte ein, die ich kürzlich gekauft habe: Life isn't about waiting for the storm to pass. It' s about learning to dance in the rain. Von einer mir unbekannten Vivian Greene.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Zum rüpeligen Edward vermute ich, er hat auch etwas Schlimmes erlebt, weshalb er in Ruhe gelassen werden will.


    Diese Vermutung liegt nahe.
    Aber ich persönlich habe noch nie solch krasse Reaktionen auf einen Menschen erlebt.
    Ich meine, die beiden kennen sich überhaupt nicht!
    Wie kann man da vom ersten Moment an so rüpelhaft und ohne jeglichen Anstand reagieren? :gruebel Und dies auch noch so deutlich zeigen.

  • Ich bin auch durch.
    Und stimme mit den meisten hier bereits geschriebenen Dingen überein.
    Mit den Namen hatte ich allerdings keine Probleme, Diane zB ist doch schon seit vielen Jahren in Frankreich bekannt, man denke nur an die berühmte Mätresse Diane de Poitiers aus dem 16. Jahrhundert, und mit Edward assoziiere ich als Biss-Verweigerer auch keine Vampire.
    Dass Colin in seinen letzten Minuten noch so viel sagen konnte, erstaunte mich ebenso wie euch, auch hätte ich gern mehr über Felix erfahren.
    Die Wahl Irlands erstaunte mich nicht, es wurde doch erwähnt, dass das ein Wunschziel von Colins gewesen sei.
    Das Cover passt nicht zum Buch. Der Titel auch nicht. Der Stil sagt mir ebenfalls nicht zu.
    Ich lese bei einem Buch - vor allem einem historischen - meist das Drumherum als Erstes, ernst nehmen tue ich da aber nur die Aussagen des Autors himself, Lobhudeleien gehen an mir vorbei.
    Die Qualmerei nervte mich ebenso wie das Aufeinanderlosgehen. Natürlich soll damit eine Beziehung eingeläutet werden, aber ganz so dick sollte man deshalb nicht auftragen.
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Ich bin auch gerade mit dem ersten Abschnitt durch und habe mit großem Interesse eure Beiträge gelesen.
    Im Moment bin ich noch etwas unschlüssig, was das Buch angeht. Einesteils kann ich mir die Trauer gut vorstellen, gerade wenn man die ganze Familie verliert. Viele Dinge finde ich aber auch vollkommen übertrieben dargestellt. Die Bettwäsche zum Beispiel, da möchte man garnicht weiter drüber nachdenken.
    Das Verhältnis zwischen Diane und Edward finde ich auch sehr ungewöhnlich für zwei Menschen, die sich noch nie begegnet sind. Erinnert mich etwas an die alten Groschenromane, in denen die Protagonisten sich erst nicht leiden konten, bevor sie die große Liebe zu einander entdecken.
    Mal sehen, wie es weitergeht.

  • Mensch, was seid ihr alle schnell.


    Die Aufmachung des Buches gefällt mir total gut. Das Cover ist schön und der Titel spricht mich an. Die Kommentare in der Innenseite finde ich ziemlich überflüssig. Ich lese sie zwar, aber beeinflussen lasse ich mich davon nicht. Ich bilde mir dann lieber meine eigene Meinung.


    Den Einstieg fand ich ziemlich heftig. Dianes Trauer um Colin und Clara ist so greifbar. Ich leide regelrecht mit. Allerdings ist das alles ja auch schon eine ganze Weile her. Irgendwann muss man doch wieder ins Leben zurückfinden. Finde einige Dinge etwas übertrieben. Dass sie z.B. in dem ganzen Jahr das Bett nicht neu bezogen hat, oder nicht vor die Tür geht, vom arbeiten gehen ganz zu schweigen.


    Felix meint es mit seiner Fürsorge zwar nur gut, aber mich würde das auch nerven. Auch hier finde ich das Ganze Getue etwas zu viel.
    Dianes „Flucht“ nach Irland kann ich nachvollziehen. Einfach nur weg von allem. Ob es ihr bei der Trauerbewältigung hilft ist eine andere Frage.
    Edward ist ein Fall für sich. Ob er etwas ähnliches erlebt hat wie Diane und deshalb so verschlossen ist ?


    So richtig warm werde ich mit dem Buch und den Personen allerdings noch nicht. Ich habe irgendwie mehr oder was anderes erwartet. Nun ja, wir werden sehen.

  • Zitat

    Original von Lumos
    Das Buch lässt sich locker weg lesen, aber "überwältigt" hat es mich ganz und gar nicht.


    Nach der Kurzbeschreibung habe ich mir mehr Atmosphäre und Tiefe versprochen. Sprach- und Erzählstil sind nicht nach meinem Geschmack. Die Geschichte als solche mag ich, vielleicht ist sie für mich zu modern erzählt und mir fehlt deshalb der Zugang :gruebel.


    Mir geht es auch so. Die Kurzbeschreibung hat mir auch etwas anderes vermittelt. Mir fehlt ein wenig die Wärme in der ganzen Geschichte. Der Erzählstil spricht mich auch nicht wirklich an.

  • Zitat

    Original von Büchersally


    Diane will in Irland auf andere Gedanken kommen. Das ist ja kein Auswandern im eigentlichen Sinn, sondern eine Flucht. Gerade Menschen mit - depressiven Verstimmungen? - haben genau dazu noch Kraft. Da sie in Irland ja auch nur für sich zurückgezogen leben will, ist es für mich auch plausibel. Unglaubwürdig wäre es für mich, wenn sie plötzlich auf die Einladungen ihrer Nachbarn freudig reagieren würde.


    Stimmt, ich denke allein der Gedanke endlich alleine zu sein und der Fürsorge von Felix zu entkommen sind Antrieb genug. Sie will einfach nichts mehr hören und sich verkriechen ohne dass ihr jemand vorschreibt was sie zu tun hat.

  • Hier ist ja schon mächtig was los! :wow


    Als ich anfing, zu lesen, habe ich mich gefragt ob 200 Seiten für ein solchen Thema mit Tiefgang ausreichen. Familie verloren, Umzug nach Irland, Selbstfindung, neue Liebe...einfach mal ins Blaue geraten, denn der Nachbar in Irland wird doch so ein Kandidat sein?


    Bis jetzt - vorsichtig ausgedrückt - bin ich auch noch nicht so eingenommen vom Buch. Es ist leicht geschrieben, liest sich schnell und entwickelt sich durch den Umzug nach Irland bestimmt spannend, also warte ich einfach mal ab.


    Mir kommt es so vor, als wenn Diane mehr um ihren Mann trauert, als um ihre Tochter Clara. Wenn ich mir die Gedanken ansehe, tendieren diese zu ihrem toten Ehemann. Finde ich ein wenig fragwürdig, aber vielleicht ist das nur meine Auffassung.


    In Irland scheinen ja die Menschen sehr nett zu sein, das wäre auch so ein Land, das ich gern mal sehen würde mit all den grünen Wiesen und Schafen.


    Fèlix ist ja Klischee pur. :grin


    Hatte mich schon gefragt, wie Diane über die Runden kommt, die bösen Eltern helfen also. Auch wenn sie einen dramatischen Verlust erlitten hat, ist sie mir bisher nicht sonderlich sympathisch.


    Zitat

    Original von Lumos
    Das Buch lässt sich locker weg lesen, aber "überwältigt" hat es mich ganz und gar nicht.


    Nach der Kurzbeschreibung habe ich mir mehr Atmosphäre und Tiefe versprochen. Sprach- und Erzählstil sind nicht nach meinem Geschmack. Die Geschichte als solche mag ich, vielleicht ist sie für mich zu modern erzählt und mir fehlt deshalb der Zugang :gruebel.


    Mir geht es auch im Moment so.
    Das Buch wird sogar verfilmt, da muss es ja noch Überraschungen geben, dass es Filmstoff wird.

  • Zitat

    Original von Karthause
    Ja, der Anfang ist recht vielversprechend. So einen erlust muss man erst einmal verkraften. Trotzdem hat die Autorin so geschrieben, dass nicht sonderlich auf die Tränendrüsen gedrückt wird. Ich wünsche mir sehr, dass sie das auch auf den weiteren Seiten des Buches durchhält und keine rührselige Geschichte daraus entwickelt.


    Interessant finde ich das Literaturcafé. Schade, dass mir in meiner Gegend so etwas nicht bekannt ist.


    edit: Nein von den Lobpreisungen lasse ich mich überhaupt nicht beeinflussen. Im Gegenteil, sie machen mich eher skeptisch.


    Dem kann ich mich anschließen. Die Autorin hat es bis jetzt verstanden, das schreckliche Ereignis dennoch so zu schreiben, dass es nicht tränendrüsenlastig erscheint. Trotzdem musste ich doch einzweimal feste schlucken.


    :lesend

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen


    Ich fühle mich stark an Hansjörg Schertenleibs : Das Regenorchester erinnert. Leider schneidet unser Leserundenbuch im Vergleich dazu nicht besonders gut ab.


    Zum Titel fällt mir eine Postkarte ein, die ich kürzlich gekauft habe: Life isn't about waiting for the storm to pass. It' s about learning to dance in the rain. Von einer mir unbekannten Vivian Greene.


    "Das Regenorchester" ist auf meiner Wunschliste gelandet. Vielen Dank für den Tipp, Rumpelstilzchen.
    Die Postkarte besitze ich übrigens auch. :-)