Es ist überhaupt meines Bedünkens ein großer Irrtum, wenn man glaubt daß lebhafte fantasiereiche Kinder, von denen hier nur die Rede sein kann, sich mit inhaltsleeren Faseleien, wie sie oft unter dem Namen Märchen vorkommen, begnügen. (Seite 253)
96 Seiten, gebunden
Verlag: Anaconda Verlag 2011
ISBN-10: 3-8664-7714-7
ISBN-13: 978-3-8664-7714-8
Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)
Zu Weihnachten bekommen die Kinder des Medizinalrates Stahlbaum einen Nußknacker geschenkt, dessen sich die siebenjährige Marie annimmt. Vor allem, nachdem ihr Bruder Fritz den Nußknacker dermaßen gebraucht hat, daß diesem einige Zähne ausgefallen sind. Des Nachts kommt der Mäusekönig und bedroht Nußknacker wie Marie. Als sie am nächsten Tag davon berichtet, erzählt der Pate Obergerichtsrat Droßelmeier das Märchen von der Prinzessin Pirlipat und dem Mäusekönig, der den Neffen des Obergerichtsrates in einen Nußknacker verwünscht habe. Marie setzt nun alles daran, den verwunschenen Neffen zu erlösen. Aber das wird nicht einfach.
Über den Autor
Hoffmann wurde am 24. Jan. 1776 in Königsberg geboren. Aus Verehrung Mozarts änderte er seinen Vornamen Ernst Theodor Wilhelm in Ernst Theodor Amadeus um. Hoffmann war als Jurist, Komponist, Kapellmeister, Musikkritiker, Zeichner und Karikaturist tätig. Er starb am 25. Juni 1822 in Berlin.
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- < Klick > - ein Aufsatz von Prof. Dr. Bettina Kümmerling-Meibauer über die Erzählung
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Meine Meinung
Mit Büchern ist es etwas Seltsames. Da gibt es solche, die man liest und dann stundenlang darüber reden oder schreiben könnte, egal wie gut - oder schlecht - sie einem gefallen haben. Und dann gibt es welche, nach deren Ende es genau anders ist: man holt Luft, und kein Wort kommt über die Lippen. Man sitzt vor dem Bildschirm und will eine Rezi schreiben, die Geschichte wirkt immer noch nach. Aber der Bildschirm bleibt leer, weil einem nichts so recht einfallen will, das dem Gelesenen auch nur annähernd gerecht wird.
„Nußknacker und Mäusekönig“ ist bei mir so ein Fall. Ich habe das Buch die letzten Jahre jede Weihnachten gelesen, aber wenn es ans Aufschreiben meiner Gedanken dazu kommen sollte, kamen nicht die rechten Formulierungen. Vielleicht - oder anscheinend? - ist das eine Geschichte, die man mehrfach lesen muß, bis sie sich gesetzt hat? Nun, das wäre dann gewißlich nicht die schlechteste Empfehlung.
Schon der Theodor aus der Rahmenhandlung der Serapions-Brüder äußerte seine Zweifel, ob denn dieses Märchen von der Zielgruppe - den Kindern - überhaupt verstanden werden könne, da es ganz unmöglich ist, daß Kinder die feinen Fäden, die sich durch das Ganze ziehen, und in seinen scheinbar völlig heterogenen Teilen zusammenhalten, erkennen können. (Seite 252) Und in der Tat hatte ich beim Lesen ähnliche Überlegungen, empfand sogar eine gewisse Unsicherheit, ob selbst ich als Erwachsener all die feinen Fäden verfolgen konnte, ohne auch nur einen einzigen zu verlieren. Wie erwähnt, eine Geschichte, die förmlich danach schreit, wieder und wieder gelesen zu werden. Jedes Mal fallen weitere Details auf, kommen neue Gedankenverbindungen ins Spiel und man gerät ins Grübeln, was wohl alles noch in der so einfach scheinenden Geschichte drin stecken könnte.
Das beginnt schon mit einer gewissen Unsicherheit, wie der Handlungsverlauf denn zu verstehen ist. Träumt Marie - oder erlebt sie die Begegnung mit dem Mäusekönig, die Kämpfe und den Ausflug ins Weihnachtsland wirklich. Für beides gibt es Anzeichen. Ein kindlicher Leser wird sicherlich alles für bare Münze nehmen, aber als Erwachsener bin ich mir da nicht so sicher, ob manches nicht symbolisch für eine innere Entwicklung zu verstehen ist oder gar ins Reich der (Fieber-) Phantasien gehört.
Aber möglicherweise kann man den Zauber und das rechte Verständnis des Werkes nur mit dem Gemüt eines Kindes erfassen. Mir fällt da das Glöckchen aus dem Weihnachtsfilm „Der Polarexpreß“ ein, das nur für den hörbar bimmelt, der noch an die wahre Magie der Weihnacht glauben kann. Für alle anderen ist es stumm. Es könnte also durchaus sein, daß sich Inhalt und Sinn dieser Geschichte nur dem erschließen, der sich bis zu einem gewissen Grade einen kindlichen Sinn für „Magie“ erhalten hat bzw. dafür empfänglich ist.
(...) solltest du dein Werk ins große Publikum schicken, viele sehr vernünftige Leute, vorzüglich solche die niemals Kinder gewesen, welches sich bei manchen ereignet, mit Achselzucken und Kopfschütteln zu erkennen geben werden, daß alles tolles, buntscheckiges, aberwitziges Zeug sei, oder wenigstens, daß dir ein tüchtiges Fieber zu Hülfe gekommen sein müsse, da ein gesunder Mensch solch Unding nicht schaffen könne. (Seite 253f)
Mag jeder geneigte Leser selbst entscheiden, zu welchem Teil des großen Publikums er zu gehören gedenkt.
Kurzfassung
Ein phantastisches weihnachtliches Märchen für jung und junggebliebene Alte.
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