Nikolaikirche - Erich Loest

  • Erich Loest (* 24. Februar 1926 in Mittweida, † 12. September 2013 in Leipzig) war ein deutscher Schriftsteller und bis zu seiner Ausreise 1981 DDR-Bürger.


    Den Roman "Nikolaikirche" schrieb er 1995. Es geht um die Ereignisse rund um die Friedensgebete in Leipzig in den 80-er Jahren.
    Da lebte er schon lange im Westen, d. h. er hat die Geschehnisse rund um die Nikolaikirche nicht vor Ort miterlebt.


    Das Buch war für mich nicht immer leicht zu lesen.
    Szenenwechsel zwischen Orten und Personen verschleierte der Autor bewusst, so dass ich oft erst nach einigen Absätzen begriff, worum es gerade ging. Immerhin gibt es Datumsangaben.
    Schwierig ist es auch, sich zwischen den vielen beteiligten Personen zurechtzufinden.


    Kenntnisse über Politik und Geschichte des 20. Jahrhunderts und der Strukturen der DDR sind für das Verständnis des Romans hilfreich. Manche Begriffe kannte ich nicht, ich gehe davon aus, dass es DDR- spezifische Ausdrücke sind.


    Der Personenkreis des Romans ist vielschichtig: Linientreue Bürger, MfS-Mitarbeiter, Kirchenmitglieder, Alternative, Umweltschützer, Wehrpflichtige, Mitläufer.
    Das hat für den Leser Vor- und Nachteile:
    Zahlreiche verschiedene Lebensläufe und Schicksale erzählen den Alltag in der DDR in den 80-er Jahren in vielen Facetten. Leider fehlte dadurch der Raum, diese Personen genauer zu beschreiben. Der Spagat zwischen Roman und zeitgeschichtlichem Dokument war für den Autor sicher nicht immer einfach. Ich hätte sehr gern mehr über Astrid und andere Akteure erfahren.


    Dennoch erfährt der Leser viel über den Zustand, die Entwicklungen in der DDR, die Auswirkungen der KSZE, die zunehmende Unzufriedenheit mit der immer schlechteren wirtschaftlichen Lage, die sich in der wachsenden Teinehmerzahl bei den Montagsgebeten äußerte, bis zur "Kapitulation" der Staatsmacht.
    In wie weit der Roman die damalige Realität abbildet, kann wohl nur jemand mit DDR-Vergangenheit beurteilen, ich nicht.


    ASIN/ISBN: B00D93DATS