Christoph Martin Wieland (1733-1813) erzählt in seinem umfangreichen Roman die Geschichte des Agathon, der in einer Lebensreise von einem naiven jungen Mann zu einem reifen Erwachsenen erzogen wird.
Vorab:
Was mir erst später und mit einem ganz anderen Buch in der Hand auffiel war, dass Wieland hier eine spezielle Erziehungsdebatte führt. Die beiden Entwürfe stammen von Platon, auf der einen Seite und auf der Anderen, von den ihm verhassten Sophisten.
Zum Inhalt:
Agathon verliert in Delphi seine geliebte (NICHT Geliebte!) Psyche durch die Eifersucht der Pythia.
Kurz trifft er sie auf einem Piratenschiff wieder, wo beide gefangen gehalten werden, dann trennen sich die Wege und Agathon wird an einen Sophisten auf dem Sklavenmarkt in Smyrna verkauft.
Er lernt dort "... daß das idealistische Schöne und sie idealistische Tugend mit jenen Geistermärchen, wovon wir erst gesprochen haben, in die nämliche Classe gehören." Hippias, Agathons Besitzer, verschenkt ihn an eine Kurtisane, von der er hofft, dass sie Agathons romantische Neigungen zerstören wird. Als sich die beiden aber verlieben, schreitet Hippias zur Tat und konfrontiert Agathon mit Danaes Vergangenheit. Agathon ergreift zutiefst verletzt die Flucht vor Danae.
In Syracus (Sizilien) angekommen gelangt er an den Hof des Tyrannen, wo er mit den Platonischen Lehren Bekanntschaft schließt. Aber bekanntlich ist ja Platons Erziehungsversuch am Tyrannen von Syracus ein Desaster gewesen, ebenso ergeht es Agathon. "Agathon erfuhr nunmehr, daß es eben so leicht ist, die reiste Tugend mit verhaßten Farben zu übersudeln." In die Hofpolitik verwickelt strürzt er über Intrigen und muss abermals fliehen.
Wieder in Sicherheit trifft er unversehens auf Pythia, nun die Frau seines Retters. Agathon erfährt, dass seine Liebe zu ihr begründet ist: sie ist seine Schwester.
Fehlt noch das absolute Happy-End.
Bei der Jagd durch ein Unwetter überrascht, sucht er Schutz im Haus einer unbekannten Schönen. Richtig geraten: Danae. Er ist ein reifer Mann geworden und kann nun die Frau ganz in seiner Liebe aufnehmen.
Finis
Es ist ein Buch für slow reading, obwohl es sich beim Lesen nicht einspreizt, sondern zugänglich zeigt.
Agathon hat mir gefallen, vor allem die sich wiederstreitenden Ideen über wie man als Mensch gut leben kann, regen zum Reflektieren an und ich habe mich immer wieder in Agathons Welt positioniert.
EDIT: