Starke Frauen und ihre Katzen. Porträts außergewöhnlicher Beziehungen - Diane Lovejoy

  • Diane Lovejoy: Starke Frauen und ihre Katzen. Porträts außergewöhnlicher Beziehungen, OT: Cat Lady Chic, Deutsch von Verlagsservice Dietmar Schmitz, München 2014, Frederking & Thaler Verlag, ISBN 978-3-95416-150-8, Hardcover, 127 Seiten mit zahlreichen Abbildungen in Farbe und s/w, Format: 15,9 x 1,7 x 21,1 cm, EUR 15,99 (D), EUR 16,50 (A), sFr 22,90.


    Warum nur gehe ich immer davon aus, dass Bildbände großformatig sein müssen? Dieser hier ist nur ein bisschen breiter als ein Taschenbuch. Aber das tut dem Amüsement keinen Abbruch.


    Die Entstehungsgeschichte des Buchs ist witzig: Die Autorin, Diane Lovejoy, ist beim Museum of Fine Arts in Houston/Texas tätig und zeichnet dort für die Publikationen verantwortlich. Sie hat schon über 100 illustrierte Kunstbücher betreut. Privat ist sie eine engagierte Tierfreundin und hat vor ca. 14 Jahren begonnen, sich um streunende Katzen zu kümmern. Kater Lucius war der erste, den sie aufnahm. Katzenfreunde wissen, wie das endet: Bei einem bleibt’s nicht. Irgendwann waren es über ein Dutzend, und Diane wurde mit Schrecken klar: ‚Ach du Schande – jetzt bin ich eine Cat Lady!“ Im Deutschen würde man wohl „Katzenmutti“ dazu sagen. Was würden nun die Leute von ihr denken?


    Von Cat Ladys hat man ja eine bestimmte Vorstellung: unverheiratet, kinderlos, ungepflegt, altbacken gekleidet ... zerzauste alte Muttchen im Morgenmantel, die nur noch mit ihren Tieren sprechen. Diane allerdings „war eine verheiratete und modebewusste Karrierefrau, die sich ihrer Katzenliebe nicht schämte. “ (Seite 6) Und sie war wild entschlossen „endlich auch die Katzenfreundinnen aus ihrer Schandecke zu holen.“ (Seite 6), indem sie Bilder zu sammeln begann von starken Frauen und ihren Katzen. Und davon gibt es eine Menge!


    Schon vor Jahrhunderten haben Maler schöne Frauen mit Katzen porträtiert. Das älteste Bild in diesem Band ist vom italienischen Maler Francesco Umbertini (1494 – 1557). Und dann gibt’s natürlich auch Fotos von katzenliebenden Künstlerinnen, Politikerinnen und sonstigen prominenten Damen von 1916 bis heute. Manches sind offensichtlich Pressefotos, die z.B. Schauspielerinnen mit Film- bzw. Agenturkatzen präsentieren. Andere zeigen die Frauen zweifelsfrei mit ihren eigenen Tieren.



    Von wegen ‚strubbelige alte Weiblein in altmodischen Klamotten’! Unter den illustren Katzenfreundinnen befinden sich Stilikonen wie Audrey Hepburn, Jacqueline Kennedy und Grace Kelly. Mia Farrow ist dabei, Marilyn Monroe, Liz Taylor und Lauren Bacall. Carla Bruni-Sarkozy knuddelt eine stattliche Perserkatze, Hillary Clinton lässt sich von Kater Socks den dunklen Hosenanzug vollhaaren, Vivian Leigh hat eine imposante Siamkatze auf dem Arm und die katzenäugige Sophia Loren schmust mit einem ausgesprochen wuscheligen Exemplar.


    Romy Schneider, Dolly Parton, Lana Del Rey, Keira Knightley, Halle Berry, Ingrid Bergman, Anna Pavlova, Sidonie Gabrielle Colette und Katherine Hepburn – alles Cat Ladys. Und doch alles Frauen mit Schick. (Ja, okay: Im Fall von Madame Colette ist der Begriff „zerzaust“ nicht ganz von der Hand zu weisen.)


    Zwischen die Abbildungen sind immer wieder Zitate der prominenten Frauen eingestreut – natürlich mit Katzenbezug: „Ich bin Optimistin“, sagt zum Beispiel die Autorin Patricia Highsmith. „Wenn ich morgens aufstehe, mache ich zuerst den Kaffee und dann sage ich zu meiner Katze: ‚Wir haben einen tollen Tag vor uns’. (Seite 92) Das klingt gut, das werde ich auch einmal probieren!


    Ursula Andress wird mit den Worten zitiert: „Ich kümmere mich um meine Pflanzen und meine Katzen. Und ich liebe essen. Das heißt für mich Leben.“ (Seite 67). Brigitte Bardot dagegen warnt: „Ich bin in Wahrheit eine Katze, die eine Frau verwandelt wurde ... Ich schnurre, ich kratze, und manchmal beiße ich.“ (Seite. 43)


    Die Autorin versichert allen Cat Ladys dieser Welt: „Ich habe die Ehre, Ihnen (...) Mitstreiterinnen aus allen Ecken der Erde vorzustellen, deren chic für immer unbestritten bleiben wird. Wir werden keine Witzfiguren mehr sein. Wenn Ihnen jemand das nächste Mal mit unverhohlenem Mitgefühl sagt: ‚Ach, Sie haben wirklich viele Katzen?’, versprechen Sie mir, dass Sie diese Ehre mit einem Lächeln annehmen. Wir haben jeden Grund zum Feiern. Der Bildband in Ihrer Hand ist ein beeindruckender Stammbaum unserer gemeinsamen Sache.“ (Seite 12) Ja, in eine Galerie von erfolgreichen und attraktiven berühmten Katzenfreundinnen lassen wir uns doch gerne einreihen!


    Wie man sieht, ist die Übersetzung bisweilen ein wenig ungelenk. Und für Katzenmuttis, die keine Adleraugen (mehr) haben, ist die zierliche Schrift in dem Buch außerdem ein bisschen anstrengend zu lesen. Aber so wahnsinnig textlastig ist dieser Band ja nicht, damit kann man leben. Die Bilder von schönen Frauen und schönen Katzen sind auf jeden Fall ganz zauberhaft und das Buch empfiehlt sich als nettes Geschenk für engagierte „Cat Ladys“.


    Interessante Entdeckungen kann man darin außerdem machen: Vom russischen Maler Boris Michailowitsch Kustodijew hatte ich noch nie zuvor gehört. Er ist mit einem faszinierenden Porträt in diesem Band vertreten. Möglicherweise lohnt es sich, sich mit seinem Werk ein bisschen näher zu beschäftigen. Wenn ihr Buch bei den lesenden Cat Ladys solche „Nebenwirkungen“ hat, ist die Kunstexpertin Lovejoy sicher auch nicht böse.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

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