Torgeir Berge (Fotos), Berit Helberg (Text): Tinni und Sniffer. Eine abenteuerliche Freundschaft (ab 6), OT: Snusen & Tinni, aus dem Norwegischen von Uwe Meyer, Kandern 2014, Unimedica/Narayana-Verlag, ISBN 978-3-944125-36-7 Hardcover mit Lesebändchen, 106 Seiten mit zahlreichen Farbfotos, Format: 21,6 x 21,6 x 0,8 cm, EUR 19,80.
Der norwegische Fotograf Torgeir Berge lebt mit seiner Schäferhündin Tinni in einem Haus am Waldrand. An einem Sommertag springt auf einmal ein junger Rotfuchs aus dem Gebüsch und will mit Tinni spielen. Dieses Verhalten ist nicht arttypisch, und Torgeir geht davon aus, dass der Fuchsmutter etwas zugestoßen ist und der Kleine alleine dasteht. Er beginnt, ihn zu füttern.
Es dauert nicht lange, und Fuchs „Sniffer“ nimmt in einem Bau unter Torgeirs Geräteschuppen Quartier. Hündin Tinni hat fortan einen Kumpel zum Spielen und Spazierengehen. Auch wenn sie nicht derselben Art angehören und unterschiedliche Fähigkeiten haben, verstehen sich die beiden Tiere prächtig und toben gemeinsam durch den Wald. Sie erkunden Wurzelwerk, Höhlen, eingeschweißte Strohballen – die der junge Fuchs aus seinem Erfahrungsschatz heraus als „Traktor-Eier“ betrachtet -, sie kämpfen spielerisch um Ball und Stöckchen, spielen Fangen und Fuchsboxen und bekommen es mit Wasser, Schnee und Eis zu tun.
Autorin Berit Helberg legt den beiden tierisch besten Freunden menschliche Worte in den Mund, und so kann die ältere Tinni dem Fuchswelpen Sniffer ein bisschen was von der Welt erklären.
Sie warnt ihn vor Jägern und Wilderern, berichtet ihm von den Wölfen, die er noch nicht kennen gelernt hat, und davon, dass böse Menschen im Wald Giftköder auslegen, weil sie keinen Wolf in ihrer Nähe haben wollen. Tinni und ihr Mensch sind als Lebensretter unterwegs, indem sie Giftköder aufspüren und unschädlich machen. Kennen diese Giftmörder denn nicht den norwegischen Volksglauben, der besagt, dass die Seele des Waldes im Wolf wohnt?
Sniffer muss seiner Hundefreundin jedenfalls versprechen, nichts Unbekanntes zu fressen, sondern bei seinem natürlichen Speiseplan aus Nagern, Fröschen und Vogeleiern zu bleiben. Tinni erzählt ihrem kleine Freund auch eine hinreißende Variante des Märchens vom Rotkäppchen – natürlich wolfsfreundlich.
Immer wieder kommt zur Sprache, wie gut es Sniffer doch hat, weil er ein freier Fuchs ist und nicht irgendwo in einem Käfig sitzen zu müssen, weil die Menschen scharf auf seinen Pelz sind.
Dieser Fuchs hat anscheinend gerne Gesellschaft, und so besucht Sniffer auch noch seine Tinni, als er kein Welpe mehr ist, sondern ein erwachsenes Tier. Er kommt nur ein bisschen seltener vorbei, seit er eine Fuchs-Partnerin an seiner Seite. Hat. Natürlich wäre es für Torgeir und Tinni interessant zu sehen, ob das Paar irgendwo Welpen hat ... kleine niedliche Snifferchens, die im Wald spielen und das Jagen lernen. Doch die beiden wollen die junge Fuchsfamilie nicht verschrecken. Mutter und Kinder wären gar nicht, wie Sniffer, an Menschen und Hunde gewöhnt. Sie lassen Sniffer seine Privatangelegenheiten und wünschen ihm ein langes, glückliches und freies Fuchsleben.
Eine Altersangabe war bei dem Buch nicht dabei. Ich ging einfach davon aus, dass man es schon ABC-Schützen vorlesen kann, wenn man hin und wieder ein paar Begriffe erklärt. Dass Tiere Freundschaft schließen und miteinander spielen, ist bestimmt auch für Kinder verständlich, die den Text noch nicht selber lesen können.
Warum hier vor jeder wörtlichen Rede ein Gedankenstrich kommt, das dürfen die Kinder freilich nicht fragen.
- „Komm hoch zu mir!“
- „Nein, so, leicht wie du bin ich nicht!“, ruft Tinni nach oben, „komm du lieber wieder runter!“ (Seite 28)
Gestalterische Mätzchen? Ein vergurkter Einzug? Eine Übernahme norwegischer Typographie-Regeln? Wie dem auch sei – die Kinder wird’s vermutlich nicht stören.
Die jungen Leser, bzw. das Vorlese-Publikum, erfahren eine Menge über wild lebende Füchse. Der pädagogische Zeitefinger wedelt schon ein bisschen: Tierschutz ist den Machern dieses Buchs ein wichtiges Anliegen. „Sniffer und Tinni zeigen uns Menschen, wie verspielt und wie ähnlich Hunde und Füchse einander sind und wie viel sie auch mit uns gemeinsam haben“, steht schon im Vorwort (Seite 2). „Vielleicht kann ihre Geschichte ein klein wenig dazu beitragen, dass wir die Rechte der Tiere ernster nehmen und anfangen, ihre Bedürfnisse und ihre natürliche Lebensweise zu respektieren.“ (Seite 2). Mögen Sniffer und Tinni, Torgeir Berge und Berit Helberg damit Erfolg haben!
Bei youtube gibt’s ein Reihe von Filmen mit den beiden. Einen davon kann man sehen, wenn man nach youtube. com das da eingibt: watch?v=vMtL2YMjFJM
Oder man sucht nach "Snusen og Tinni". So heißen die beiden Tiere auf Norwegisch. Ich hätt's gern weniger umständlich gemacht, aber Direktverlinkung ist hier nicht möglich.