N. Pratt: Fuck You Leben!
Deutscher Taschenbuch Verlag. 420 Seiten
ISBN-13: 978-3423740074. 14,95€
Vom Verlag empfohlenes Alter: 14 - 17 Jahre
Originaltitel: Trouble
Übersetzerin: Anja Galic
Verlagstext
Hannah ist 15. Sie mag Jungen, sie mag Sex – und sie ist schwanger. Sie weiß zwar, von wem, aber das kann sie auf gar keinen Fall sagen. Aaron ist 16. Er ist neu auf Hannahs Schule, weil an seiner alten Schule etwas Schlimmes passiert ist. Und Aaron gibt sich die Schuld daran. Seit dem hat das Gefühl, etwas wiedergutmachen zu müssen. Und so stellt er sich vor Hannah, als eine fiese Facebook-Seite mit dem Titel ›Wer ist der Vater?‹ online geht. Mehr noch, er gibt sich offiziell als Vater des Babys aus, mit aller damit verbundenen Verantwortung. Doch kann so eine ›rein platonische‹ Vaterschaft gut gehen?
Die Autorin
N. Pratt hat nach ihrem Studium zunächst als Sachbuch-Lektorin gearbeitet, bevor sie zum Kinder- und Jugendbuch wechselte. Von 2009 an hat sie das Programm von Catnip Publishing geleitet. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem kleinen Kind in London.
Inhalt
Hannah scheint ein ausgekochtes Miststück zu sein. Die Fünfzehnjährige trifft sich nicht etwa aus Neugier mit Jungen oder weil sie verliebt ist, sondern um die angeblichen intimen Details möglichst sofort in sozialen Netzwerken auszutratschen. Auch die Jungen scheinen im Gegenzug hauptsächlich daran interessiert zu sein, Mädchen als Schlampen darzustellen. In diesem Biotop aus Mobbing und Cybermobbing, in dem jeder jeden anderen für einen Lügner halten muss, entdeckt Hannah, dass sie schwanger ist. So wie die Verhältnisse in Hannahs Clique sind, kann man sich unschwer die Häme ausmalen, die sie erwarten wird. Aaron, der Neue in Hannahs Schule, scheint zunächst für Hannah der einzig normale Gesprächspartner zu sein, der nicht schon ein fertiges Urteil über sie in der Schublade bereithält. Hannah lebt mit ihrer Mutter, Patchwork-Vater Robert und einer jüngeren Stiefschwester. Ihre Mutter arbeitet als Krankenschwester in der Gynäkologie - die direkten Kolleginnen der Mutter in der Klinik wären theoretisch Hannahs Ansprechpartnerinnen gewesen, falls sie sich um Verhütungsmittel hätte kümmern wollen. Theoretisch. Eine peinliche Situation, wenn die eigene Mutter in der Familie die Rolle der Expertin für Verhütung und Teenager-Schwangerschaften einnimmt.
Die Geschichte wird abwechselnd von Hannah und Aaron in der Ichform erzählt und umfasst die neun Monate, seit Hannah und Aaron sich kennenlernten. So wird deutlich, welchen Kenntnisstand die beiden Jugendlichen aktuell haben. Aaron, der sehr plötzlich die Schule gewechselt hat, umweht ein düsteres Geheimnis aus seiner Vergangenheit, dem man als Leser erst allmählich auf die Spur kommt. Der Vorfall kann nicht allein ein Jugendstreich gewesen sein; denn mit Aarons Schulwechsel hat zugleich auch sein Vater seine Lehrerstelle gewechselt. Von den Eltern wird Aaron zuhause wie ein Kranker behandelt und kontrolliert. Aarons Vater macht sehr deutlich, dass er Hannah für keinen guten Umgang für seinen Sohn hält. Als ob Aaron in seiner Situation als Neuer an der Schule eine Wahl hätte.
Fazit
Mit zwei Icherzählern, die jeder erst das Vertrauen der anderen Person gewinnen müssen, hält der Plot des Jugendromans spannende Fragen bereit: Welches Geheimnis verbirgt Aaron, wird Hannah das Kind bekommen, wird geklärt, wer der Vater des Babys ist, und wünsche ich mir als Leser wirklich ein Ende der Geschichte mit Aaron als verständnisvollem platonischen Freund für Hannah? Hannahs ungeplante Schwangerschaft ist nur eines von vielen Problemen, die die Handlung aufnimmt. Hannahs Familiensituation, die Rolle ihres Stiefvaters, die Personen, denen Hannah und Aaron sich anvertrauen können, Giftspritze Katie, die das gesamte soziale Leben der Schule in ihrem Sinne zu manipulieren scheint – die Entwicklung der Figuren fand ich fesselnd und habe mich dabei ertappt, vorschnell über einige der Protagonisten zu urteilen.
Hannah macht es ihren Mitmenschen nicht gerade einfach – auch den Lesern nicht. Wer von einem Jugendroman nicht erwartet, dass die Hauptfigur so liebenswert zu sein hat, dass man sich problemlos mit ihr identifizieren kann, findet hier eine vielschichte Handlung, die auch erwachsenen Lesern Stoff zum Nachdenken bietet. Die Entscheidung für ein Kind ist nicht das Ende der Probleme in einer ungeplanten Schwangerschaft, sondern erst der Beginn. Deswegen finde ich das Ende der Geschichte unbefriedigend - aber man kann nicht alles haben.
8 von 10 Punkten
[edit: Tippfehler]