Abahn Sabana David - Marguerite Duras

  • Gebundene Ausgabe: 122 Seiten
    Verlag: Suhrkamp


    Aus dem Französischen von Maria Dessauer


    Kurzbeschreibung:
    Dies ist eine sehr sonderbar, fast liturgisch knapp erzählte Geschichte, die zugleich szenischen Charakter besitzt: Minutiös werden iede Bewegung, jede Geste, jeder Blick beschrieben. »Die Dunkelheit setzt ein. Und die Kälte. Sie sind auf dem trostweißen Weg, sie, eine Frau, er, ein junger Mann. Bleiben stehen, blicken zum Haus. Das Haus ist kahl, innen, außen. Im Innern ist noch nirgendwo Licht. Hinter den Scheiben schaut ein großer, hagerer Mann mit grauen Schläfen in die Richtung des Wegs. - Die Dunkelheit nimmt zu. Und die Kälte. Sie sind vor dem Haus stehengeblieben. Sie schauen um sich. Der Weg ist menschenleer, am Ende des Wegs ist der Himmel düster. Sie scheinen auf nichts zu warten. - Die Frau ist es, die zuerst auf die Haustür zugeht. Der junge Mann folgt ihr. Die Frau ist es, die zuerst ins Haus eintritt. Der junge Mann folgt ihr. Sie ist es, die die Tür wieder schließt. Im Hintergrund des Zimmers beobachtet der große, hagere Mann ihr Eintreten. Die Frau ist es, die spricht. »Sind wir hier bei Abahn?« Er antwortet nicht. »Sind wir hier richtig? – Ich bin Sabana«, sagt sie. »Er da ist David.« - Der Mann geht langsam auf sie zu. Er lächelt sie an.« Dies ist der Beginn einer Geschichte im Hause Abahns, »den man den Juden nennt«. Das Haus liegt in der Nähe eines Ortes namens Staadt. Ein allegorischer Ort, von dem Verfolgung ausgeht. In Staadt herrscht Gringo, Gringos Partei. Gringo hat Sabana und David geschickt. Was wird sich ereignen, ein Mord?


    Über die Autorin:
    Marguerite Duras wurde am 4. April 1914 in der ehemaligen französischen Kolonie Gia Dinh, dem heutigen Vietnam als Marguerite Donnadieu geboren und starb am 3. März 1996 in Paris. Sie besuchte das Lycée Français in Saigon und machte 1931 Abitur. Ein Jahr später siedelte die Familie nach Paris um, wo sie an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Paris und an der École des Sciences Politiques studierte. Von 1935 bis 1941 arbeitete sie als Sekretärin im Ministère des Colonies. 1939 heiratete sie Robert Antelme. Beide waren ab 1940 in der Résistance aktiv. Antelme wurde später ins Konzentrationslager Dachau deportiert. 1943 erschien ihr Debütroman Les Impudents (Die Schamlosen) unter dem Pseudonym Marguerite Duras, welchem keine besondere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zuteil kam. Mit Un Barrage contre le Pacifique (Heiße Küste), das 1950 erschien, hatte Duras größeren Erfolg. Sie schrieb nicht nur Romane, sondern verfasste auch Theaterstücke und trat als Filmregisseurin in Erscheinung.


    Über die Übersetzerin:
    Maria Dessauer (geb. 1922 in Frankfurt am Main), Übersetzerin und Publizistin.


    Mein Eindruck:
    Ein kurzes Buch, das ich mal eben so dazwischen schieben wollte. Nur, der rätselhafte, schwierige Text lässt ein schnelles Lesen und abhaken nicht zu. Ich habe das Buch teilweise sogar ein zweites Mal lesen müssen und schließe einen weiteren Lesegang nicht aus..


    Entstanden ist der szenische Text 1970 und ist somit auch zeitlich geprägt. Die Sätze sind meist kurz und knapp.
    Das Buch lebt von den Dialogen, daher wirkt es mehr wie ein Theaterstück als ein Roman.


    Duras hat das Buch ihrem Ehemann Robert Antelme und auch Maurice Blanchot gewidmet. Das ist für ich auch ein möglicher Schlüssel. Robert Antelme, der 1944 ins KZ Buchenwald verschleppt wurde, könnte Elemente für die Figur Abahns geliefert haben und Duras Buch steht der Literatur des französischen Schriftstellers Maurice Blanchot sicherlich nahe.


    Zur Handlung: Eine Frau mittleren Alters Namens Sabana und der junge Maurer David suchen Abahm in seinem Haus auf.
    Abahm ist vermutlich ein Unangepasster der kommunistischen Partei, nehme ich an. Er lehnt die starren kommunistischen Parolen ab, wie auch Duras, die einst aus der Partei ausgeschlossen wurde.
    Abahm soll dafür als Verräter liquidiert werden. Sabana und David sollen ihn so lange bewachen. Das sagen sie ihm auch sofort und waren ihn davor, davonzulaufen. Doch im Verlaufe der kommenden Gespräche werden sich ursprüngliche Einstellungen verschieben. Auch Fragen der Schuld werden diskutiert. Wer ist mehr schuldig? Der den Tod befiehlt oder jener der ihn ausführt?


    In diesem Werk geht es viel um Identitäten. Daher ist eine Erzählmethode, dass sich Abahm, genannt der Jude wie zwei Personen wirken.
    Manches erinnert mich fast an Samuel Beckett!


    Marguerite Duras bietet viel zum Nachdenken an. Das macht große Literatur aus.