Bea Rauenthal - Fronleichnamsmord

  • Taschenbuch: 352 Seiten
    Verlag: List Taschenbuch
    erschienen am 5. Dezember 2014


    über die Autorin: (Quelle: Ullstein-Verlage)
    Bea Rauenthal ist das Pseudonym der Bestsellerautorin Beate Sauer, die mit ihren historischen Romanen große Erfolge feiert. Sie lebt in Bonn.
    Weitere Informationen findet man auf der Homepage der Autorin.


    zum Inhalt:
    Jo Weber und Lutz Jäger wurden ein drittes Mal in eine andere Zeit katapultiert. Sie hatten sich in 2014 gerade noch über einen ungeklärten Mord aus 1974 unterhalten als es auch schon schwummerig um sie wurde. Lutz findet sich auf einem coolen Rockkonzert wieder und muss wenig später vor der Polizei flüchten. Dabei sind das doch eigentlich seine Kollegen. Immerhin kann er nun die Fußballweltmeisterschaft hautnah miterleben, die er in seiner Zeit nun verpasst. Statt Götze und Lahm, bejubelt er nun die damaligen Legenden Müller, Beckenbauer und Maier. Nebenbei versucht er inkognito in einer Kommune über einen Mordfall zu ermitteln, der im nahegelegenen Waldviertel verübt wurde.


    Jo ist weiterhin bei der Kriminalpolizei beschäftigt. Allerdings hat sie dort mit den seinerzeit gängigen Vorurteilen gegenüber weiblichen Beamten zu kämpfen. Als sie am ersten Tag im Präsidium erscheint, lernt sie auch Kriminalrat Alexander Claasen kennen. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, dem eigenen Vater gegenüber zu stehen, zumal dieser gerade erst ihre Mutter kennenlernt. Gemeinsam mit Lutz kümmert sie sich nun um die Leiche aus dem Wald und um einen mysteriösen Kaufhausbrand, bei dem der Eigentümer ums Leben gekommen ist.


    meine Meinung:
    Bea Rauenthal führt ihre Leser mit gewohnter Geschwindigkeit in die Geschichte ein. Der nunmehr dritte Teil in der Serie um die beiden Ermittler steht den anderen in nichts nach. Die beiden müssen sich in den neuen Gegebenheiten zurechtfinden unter Berücksichtigung der in der Zeit gängigen Regeln. Da es dieses Mal nur 40 Jahre in die Vergangenheit geht, werden sich noch viele Leser selber an die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland erinnern können, die zur Kulisse des Romans wird. Leider gab es auch genügend traurige Ereignisse, wenn man an die Taten der RAF denkt. Der dargestellte Kaufhausbrand ist eines der Attentate, die sich Jahre zuvor so abgespielt haben. Auch dieses Mal werden wieder Fiktion und Realität miteinander verbunden, sodass ein glaubhafter Zeitreisekrimi entsteht.


    Die beiden Ermittler entwickeln sich im Verlauf der Serie. Diese Veränderungen werden stets kurz unter Bezug der vorangegangenen Fälle erläutert. Angenehm ist es, dass zu keiner Zeit zuviel verraten wird, sodass die in sich abgeschlossenen Handlungen auch separat gelesen werden können. Die relativ unblutigen Krimis folgen einem ansteigenden Spannungsbogen und ziehen ihre Leser förmlich mit in die vergangene Zeit. Die veränderten Umstände, die meist der jeweiligen Zeit geschuldet sind, lassen eine eigene Art von Humor zu. Da sich gerade Jo immer auch mit ihrer Kleidung der Zeit anpassen muss, erreicht die unter Pseudonym schreibende Autorin so manchen Lacher, ohne albern zu wirken. Die Reihe unterhält nicht nur durch ihre speziellen Einblicke in die vorherrschenden Gesellschaften und der daraus resultierenden Ermittlungsarbeit, sondern weiß vor allem durch die Sympathie für die Hauptcharaktere zu begeistern. (8 von 10 Punkten)

  • Lumos
    Ein echter Fußballfan kommt vermutlich nicht auf seine Kosten. Zwar sollen die Spielzüge, die per Radioübertragung angesprochen werden, real sein, aber die Autorin hat dann doch dichterische Freiheit bei den Anpfiffen walten lassen. Ich kann mir vorstellen, dass jemand, der womöglich mit Begeisterung dabei war, hier Abstriche macht. Mich hat es nicht gestört. Ich konnte mich auch nur noch an die Sieger aus dem letzten Spiel erinnern, nicht aber an den Weg dorthin. Ich hatte auch so ein Shirt wie die Jungs. In Größe 140 oder so. ;-)


    Im Vergleich zum ersten Teil habe ich diesen als durchdachter und spannender empfunden. Das mag aber daran liegen, dass 500 Jahre und 40 unterschiedliche Verbundenheit haben. Es war allein durch die Technik mehr Ermittlungsarbeit möglich und Jo und Lutz mussten sich auch nicht erst im Dunkeln mit Talglampen irgendwohin schleichen. Dennoch gefällt mir ja gerade, wie die beiden mit der heutigen Denkweise in der früheren Zeit zurecht kommen.

  • Kommissarin Jo Weber soll einen vierzig Jahre alten, bisher ungeklärten Todesfall noch einmal untersuchen. Es kommt, wie es kommen muss: Sie landet wieder in der Vergangenheit, dieses Mal im Jahr 1974. Doch etwas ist anders, das Mordopfer lebt noch, soll sie etwa den Mord verhindern? Und wo ist eigentlich Lutz Jäger? Oder ist sie dieses Mal alleine in die Vergangenheit gereist?


    1974, ein Jahr, das viele noch selbst erlebt haben. Ich war damals 15 Jahre alt, für mich ist es somit ein Trip in die eigene Vergangenheit. Und der macht schon Spaß, und auch, wenn einem manche Beschreibung der Autorin übertrieben erscheint, findet man letztlich das Meiste doch in der Erinnerung wieder und fragt sich zudem, was man damals gerade selbst gemacht hat. Bea Rauenthal erzählt sehr bildhaft, man hat oft das Gefühl, mitten drin zu sein in den Siebzigern.


    Für Jo ist es dieses Mal eine sehr persönliche Reise, wie auch schon in der Vergangenheit trifft sie Vorfahren wieder, dieses Mal jedoch ihre eigenen Eltern. 1974, war das nicht das Jahr ihrer Zeugung? Doch ihre Eltern scheinen sich eher aus dem Weg zu gehen, als zu dieser Tat zu schreiten, muss sie nun auch noch, wie einst Marty McFly dafür sorgen, dass ihre Eltern überhaupt zusammenkommen? Und dann ist da noch die Tatsache, dass sie ihren Vater nie wirklich kennen gelernt hat, denn er ist früh gestorben, hier ist sie nun, die Chance, auch die Chance, seinen Tod zu verhindern? Wie das die Autorin gelöst hat, werde ich nicht verraten, wohl aber, dass ich mit dieser Lösung nicht so ganz glücklich bin …


    Jo ist in diesem Band etwas erträglicher, am Anfang reagiert sie zwar wieder entgegen dem Rollenbild der Zeit („Frau Weber, wenn ich bitten darf“ „Sie sind verheiratet?“, S. 21), aber insgesamt passt sie sich doch deutlich besser an. Insgesamt wirkt sie in diesem Band sympathischer als in den Vorgängern. Da das Geschehen während der Fußball-WM 1974 spielt und Lutz ein großer Fußballfan ist, nimmt die WM einen großen Raum ein, ich fand es ganz schön, die ganzen berühmten Fußballernamen von damals zu lesen, für jemand, der mit Fußball nichts am Hut hat und auch nicht, wie ich, in Nostalgie schwelgen mag, könnten diese Szenen allerdings schnell langweilig werden.


    Die Zeitreise-Trilogie ist nun beendet, es würde mich aber nicht wundern, wenn auch hier (wie mittlerweile ja bei einigen „Trilogien“) weitere Romane folgen würden. Ein richtiger Schlusspunkt ist meiner Meinung nach noch nicht erfolgt, vor allem wurde nicht klar, warum Jo und Lutz überhaupt durch die Zeiten reisten (abgesehen davon, Morde zu lösen) und gerade hier im Roman gab es einige Momente, die man gern näher beleuchtet gehabt hätte.


    Mir haben Jos und Lutz' Reisen durch die Zeit viel Spaß gemacht und ich empfehle die Trilogie sehr gern weiter. Wer allerdings historisch akurate Geschehnisse erwartet, ist möglicherweise falsch, hier muss man schon ein bisschen die Augen zudrücken können und auch mögliche Zeitparadoxa muss man aushalten können. Dann hat man aber einen netten Krimi vor sich, der einem Spaß und eine angenehme Lesezeit garantiert.

  • Den von mir lange erwarteten 3. Teil der Zeitreisekrimitrilogie habe ich nun (leider) durch.
    Leider insofern, als daß ich noch wesentlich mehr von den beiden Ermittlern Jo Weber & Lutz Jäger lesen könnte.


    Dieser dritte Teil hat mir auch wieder sehr gut gefallen, auch noch ein bißchen besser, als der vorherige Teil.
    Schon das Jahr 1974, in das die beiden diesmal verschlägt, fand ich hochinteressant, da ich das ja selber erlebt habe und doch einiges wiedererkannte.
    Das macht das lesen dann irgendwie noch mehr zum Vergnügen.


    Auch die neue Variante, läßt sich ein Mord in der Vergangenheit verhindern?, gefiel mir richtig gut.


    Wenn man alle drei Teile gelesen hat, merkt man auch eine deutliche Entwicklung der beiden Protagonisten. War Jo noch im ersten Teil die absolute Zicke, hat sich das durch ihre Erfahrungen, die sie bei ihren Zeitreisen machen mußte, doch verändert. Sehr zum Vorteil für sie.


    Auch kam der Humor ebenfalls diesmal nicht zu kurz, der der Reihe zusätzlich noch etwas Pep gibt. Es macht einfach mehr Spaß einen Krimi zu lesen, wenn man dabei auch lachen kann. Zumindest geht es mir so.


    Einziges Manko, für mich bleiben noch zwei Fragen offen. Die zwar nicht den Fall als solches betreffen, aber doch etwas mit der Gesamthandlung zu tun haben.
    Andererseits macht mir das dann wieder ein wenig Hoffnung, daß sich Bea Rauenthal doch noch dazu entschließen könnte, die beiden, mir doch ans Herz gewachsenen, Ermittler erneut auf eine Zeitreise zu schicken.



    Eine doch sehr empfehlenswerte Trilogie, die sich schon durch die Art als Zeitreisekrimi von anderen Krimis abhebt und dadurch erfrischend anders ist.