Jane Lythell: Denn du gehörst mir

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Kathy hat gerade einen gesunden Jungen bekommen und lebt glücklich verheiratet in London. Ihr Job als Redaktionsleiterin ist anstrengend, aber erfüllend. Ein Leben wie im Bilderbuch. Wenn da nicht ihre Kollegin Heja wäre, die mehr über Kathy weiß, als es zunächst den Anschein hat. Schritt für Schritt, und von Kathy völlig unbemerkt, beginnt sie, sich in deren Leben zu schleichen. Und je tiefer sich Heja in Kathys intimste Ängste gräbt, desto klarer wird, worauf sie es eigentlich abgesehen hat ...


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)
    Jane Lythell arbeitete als TV-Produzentin und Chefredakteurin, bevor sie die stellvertretende Leitung des British Film Institute (BFI) übernahm und Geschäftsführerin der British Academy of Film and Television Arts (BAFTA) wurde. Heute widmet sie sich ganz dem Schreiben. »Denn du gehörst mir« ist ihr erster Roman.


    Allgemeines
    Titel der Originalausgabe: "The Lie of You", ins Deutsche übersetzt von Karin Dufner
    Erscheinungstermin der deutschen Ausgabe: 8.Dezember 2014 im PIPER Verlag, Taschenbuch 336 Seiten
    Kapitelweise abwechselnde Ich-Erzählung der Protagonistinnen Kathy und Heja
    Die Handlung des Romans spielt in der Gegenwart (April - Oktober eines nicht genannten Jahres) größtenteils in London, der Epilog ein Jahr später


    Zum Inhalt
    Ein paar Monate nach der Geburt ihres Sohnes Billy kehrt Kathy an ihren Arbeitsplatz in der Redaktion einer Architekturzeitschrift zurück. Sie ist zur Chefredakteurin befördert worden und ist ein wenig unsicher, wie sie der Doppelbelastung in ihrer neuen Position und als junge Mutter gerecht werden kann. Ihr Mann, der Architekt Markus, mit dem sie erst wenige Monate zusammen war, als sie ungeplant schwanger wurde, ist ihr nicht immer eine Unterstützung, zumal er viel Freiraum für sich selbst braucht. Im Gegensatz zu seiner gefühlsbetonten und impulsiven Frau ist er eher kühl und distanziert.
    Kathys größtes Problem ist jedoch ihre neue Mitarbeiterin Heja. Die äußerst attraktive gebürtige Finnin war in ihrer Heimat eine prominente und geschätzte Nachrichtensprecherin. Für Kathy ist es schwer nachzuvollziehen, warum sie ihren Beruf aufgegeben hat, um in London eine wesentlich schlechter bezahlte Anstellung bei einer Zeitschrift anzunehmen. Noch unbegreiflicher ist allerdings die Tatsache, dass Heja sehr gegen Kathy eingenommen ist, offenbar in der Redaktion gegen sie intrigiert und es letztlich darauf abgesehen zu haben scheint, Kathys ganzes wohlgeordnetes Leben zu torpedieren...


    Beurteilung
    Die Kapitel des Romans sind nicht nummeriert, sondern jeweils mit dem Namen der gerade berichtenden Ich-Erzählerin und dem Monat, in dem die Handlung spielt, betitelt.
    Zu Beginn besteht zwischen den beiden Hauptfiguren ein starker Kontrast: Kathy ist eine sympathische junge Ehefrau und Mutter, die nach der Babypause in den Beruf zurückkehrt, eine bodenständige Person, mit der man sich als Leser(in) identifizieren kann. Heja wirkt dagegen zunächst heimtückisch und unsympathisch, da man ihren Hass auf Kathy und ihren Plan, deren Leben zu zerstören, genau verfolgen kann. Schon sehr bald wird dem Leser klar, warum Heja es auf Kathy abgesehen hat und er verfolgt mit Beklemmung und dem Wunsch, die junge Frau zu warnen, wie Heja sich immer mehr in Kathys Leben und Intimsphäre drängt.
    In die Erzählung sind Rückblicke auf die Vergangenheit der Frauen eingeflochten, die die Vorgeschichte und die Hintergründe der aktuellen Situation erhellen. Diese Einschübe sind nur durch Absätze gekennzeichnet, sodass eine gewisse Konzentration bei der Lektüre erforderlich ist. Der Schwarz-Weiß-Kontrast zwischen den beiden Frauen verblasst ein wenig, je besser man ihre Verhaltensweisen mit der Vorgeschichte in Zusammenhang bringen kann. Heja bleibt zwar eine intrigante Person, man kann ihr jedoch gewisse "mildernde Umstände" zubilligen und auch Kathy erweist sich nicht durchgehend im besten Licht, sie ist naiv, oft zu gefühlsbetont und unbeherrscht., was sie zu unklugem Vorgehen verleitet. Die Charakterisierung der beiden Frauen ist durch diese gut ausgearbeitete Darstellung recht gelungen.
    Obwohl die weitere Romanhandlung relativ absehbar ist, bleibt durch die spezielle Personenkonstellation die Spannung erhalten. Diese Spannung wird nicht durch reißerische Effekte, sondern eher subtil anhand der psychologischen Kniffe erzeugt.
    Das Ende des Romans scheint nicht ganz realitätsnah, bietet der Leserschaft allerdings Anlass zu Diskussionen.
    Der Sprachstil ist gelungen, die beiden Protagonistinnen erzählen in einer flüssigen zeitgenössischen Umgangssprache, sodass das Buch zügig gelesen werden kann, solange der Leser bei den Zeitebenen (erzählte Gegenwart und Rückblenden) den Überblick behält.


    Fazit
    Ein unterhaltsamer, psychologisch ausgerichteter Roman, man sollte jedoch angesichts des Titels und des Covers keinen Thriller erwarten.
    8 Punkte

  • Kathy könnte nicht glücklicher sein: sie ist gerade Mutter eines kleinen Jungen geworden, glücklich verheiratet und zudem Chefredakteurin bei einem Architekturmagazin. Ihre Arbeit macht ihr Spaß und sie versteht sich mit allen aus ihrem Team. Naja, bis auf Heja. Die kühle Finnin betrachtet Kathy mit Missgunst und Verachtung. Dabei ahnt Kathy nicht, wie weit diese Gefühle bei Heja wirklich reichen...


    "Denn du gehörst mir" ist das Debüt von Jane Lythell. Bevor sie mit dem Schreiben anfing, war sie beim Fernsehen beschäftigt. Ihren Roman fand ich beängstigend und ich hatte beim Lesen so manches Mal große Augen vor Entsetzen.


    Die Geschichte wird abwechselnd von Kathy und Heja erzählt. Während man mit Kathy versucht, den Alltag zu meistern und dabei auch noch eine gute Mutter und Ehefrau zu sein, stalkt man mit Heja die junge Mutter und vergreift sich mit einer erschreckenden Selbstverständlichkeit an ihrer Privatsphäre.


    Jedes Kapitel zeigt sehr deutlich, wie unterschiedlich die beiden Frauen sind. Bei Heja spricht aus jedem Satz Kälte, Missgunst, Verachtung und das Wissen, etwas besseres zu sein. Kathy hingegen ist geplagt von Ängsten und macht so viele Gefühle durch, dass einem als Leser manchmal der Kopf schwirrt. Jane Lythell hat hier 2 Figuren erschaffen, die sehr gegensätzlich sind und bringt diese Zwei gekonnt zusammen. Ich hatte beim Lesen oft ein beklemmendes Gefühl, da Heja bei jeder ihrer Aktionen so ungerührt ist, während sie genau weiß, was sie damit in Kathys Leben anrichten kann.


    Die Story selbst gönnt sich im Mittelteil eine Verschnaufpause. Das fand ich schade, denn der Anfang hat mich direkt begeistert und auch das Ende war für mich sehr gut gewählt. Zudem überzeugten mich die Handlungen der 2 Personen. Ich konnte beide verstehen, was mir bei Heja ein wenig Angst bereitet hat. Die Autorin übertreibt die Aktionen ihrer Figuren nicht und führt den Leser behutsam an jede Steigerung heran. Umso schockierender sind dann auch deren Ausführungen.


    Der Stil von Jane Lythell ist sehr gut und flüssig zu lesen. Sie versetzt sich gekonnt in die gefühlsbetonte Kathy sowie in die eiskalte Heja. Ich finde es erstaunlich, wie ein und die gleiche Autorin zwei so unterschiedliche Frauen erschaffen und überzeugend erzählen lassen kann.


    Fazit: ein Roman, der durch seine Ruhe und Selbstverständlichkeit erschreckt. Eine klare Leseempfehlung.