Unternehmensboom - Sein eigener Chef sein

  • Noch nie zuvor wurden soviele Unternehmen gegründet- und das, obwohl eine Flaute herrscht.


    Viele Unternehmer begründen die Selbstständigkeit mit der frustigen Situationen für den kleinen Arbeitnehmer.


    Sie wollen ihr eigener Chef sein. Das eigene Leben bestimmen.


    Gibt es auch hier Unternehmer?


    Und, was habt ihr für ein Unternehmen?


    Wie lange schon?


    Was sind eure Erfahrungen?


    Vorteile? Nachteile?


    Umgang in der Gesellschaft?


    Gruß

  • Hallo, His.


    Zitat

    Gibt es auch hier Unternehmer?


    Bin einer.


    Zitat

    Und, was habt ihr für ein Unternehmen?


    Ein fünfzehn Mann starkes Unternehmen, das Spezialsoftware für den sozialen/klinischen Bereich herstellt, vertreibt, schult und betreut.


    Zitat

    Wie lange schon?


    In dieser Form seit 1998, davor als One-Man-Show.


    Zitat

    Was sind eure Erfahrungen?


    Bevor man sich selbständig macht, muß man den Markt genau analysieren, Geschäftspläne erstellen, für eine Vorfinanzierung (6 Monate +/-) sorgen und vieles andere mehr - und man muß ein Produkt oder eine Dienstleistung anbieten, für die Bedarf besteht (oder geweckt wird) und mit dem/der man konkurrenzfähig ist. Daran scheitern die meisten; viele Ich-AGs sind im Bereich "Gebäudereinigung" gegründet worden, ohne daß da auch nur der leiseste Bedarf bestand. Die Baubranche ist so gut wie tot, aber viele versuchen sich immer noch als neu hinzukommende Trockenbauer und Maler/Anstreicher.


    Das zweite Hauptproblem (neben der Marktfähigkeit) ist der Umgang mit dem Geld - viele verwechseln Umsatz mit Einkommen, und sie sind dann überrascht, wenn sie Steuern zahlen müssen. Außerdem hat man kein geregeltes Einkommen, wenn man sich als Solo-Unternehmer selbständig macht. Wenn man mit anderen zusammen tätig wird, sollte man jedes Fitzelchen vertraglich festhalten (und besser nicht mit Freunden/Bekannten gemeinsam selbständig machen!).


    Generell: Ich habe noch nie in Lohn gestanden, ich kann's mir auch nicht vorstellen. Alles, was ich beruflich mache, ist "von mir", ich bestimme über mich selbst und den Betrieb. Aber das ist auch eine sehr, sehr große Verantwortung. Darüberhinaus beutet man sich selbst bis über alle Belastungsgrenzen hinweg aus.


    Zitat

    Vorteile? Nachteile?


    Der Hauptvorteil steht schon in der Bezeichnung: Selbständigkeit. Man kann, wenn man erfolgreich ist, sehr viel Geld verdienen. Man kann es aber auch verlieren, und die soziale Absicherung liegt in der eigenen Verantwortung - gescheiterte Unternehmer wandern ohne Umwege in die Sozialhilfe. Ein großer Nachteil besteht darin, daß man kaum geregelte Arbeitszeiten hat, und daß man sich ständig Sorgen machen muß, ob es gut weitergeht - man muß nicht nur das eigene Unternehmen im Blick behalten, sondern den gesamten Markt. Man muß auf jede Veränderung sensibel reagieren und bei jeder kleinen Verschlechterung nach den Ursachen forschen. Es gibt viele Unternehmer, die längst pleite sind, es aber nicht wahrhaben wollen.


    Zitat

    Umgang in der Gesellschaft?


    Ich verstehe die Frage nicht ganz. Ich bin Arbeitgeber, ich erzeuge meinen eigenen Verdienst direkt selbst. Der Gesellschaft ist das relativ egal, wenn Du damit "soziales Umfeld" meinen solltest.

  • Ich bin insgesamt jetzt 30 Jahren Freiberufler (4 Jahre Bundeswehr waren zwar ähnlich, aber das sag ich nicht laut). Kann mich Toms Ausführungen nur anschließen. Seit zwei Jahren arbeite ich jetzt im Direktmarketing für mehrere Kunden, allerdings ausschließlich in Österreich.
    Mein soziales Umfeld weiß eigentlich gar nicht so genau, was ich mache und da wir sehr zurückgezogen leben ist es für uns auch nicht wichtig, was andere denken.
    Der Vorteil, sein eigener Chef zu sein wird, wie Tom schon bemerkte, eingeschränkt durch den Druck, Erfolg haben zu müssen. Hast Du keinen, bleibt der Geldbeutel leer und allgemein muss man mehr arbeiten als andere.
    Aber so hab ich das gewollt und so fühle ich mich wohl.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

  • Tja, ich bin als "Ich-AG" tätig, weil ich nach über 3 Jahren Jobsuche endlich was nützliches tun wollte - wer keine Arbeit hat, macht sich eben welche. Die Sache mit Gewinn < Umsatz und die fehlende Vorhersagbarkeit der Auftragslage hatten mich lange abgeschreckt, aber da ich von Anfang an darauf geachtet habe, meine Kosten klein zu halten, geht es inzwischen einigermaßen.

  • Auch ich bin eine Ich AG siet Dezember letzten Jahres und zwar bin ich als Tagesmutter tätig und habe logischerweise vorher hier bei uns den Markt analysiert und da wir hier im Ort nur eine Krippe haben die grad mal 14 Plätze hat und immer voll ist war es die richtige Entscheidung.
    Bisher betreue ich zwar noch keine Kinder, aber die ersten Anmeldungen trudeln nur so langsam aber sicher hier ein, da nun auch die Krippe endgültig voll ist.