'Bevor die Nacht kommt' - Seiten 077 - 161

  • Hallo Allerseits,


    hier nur ein paar Erklärungen:


    - Rohrpost: das Rohrpostsystem galt als der absolut letzte Schrei und wurde unterirdisch unter ganz Berlin ausgebaut. (Es war auch noch bis in die 60er aktiv, wenn ich mich nicht irre). Das Verteilersystem lief allerdings vor allem über Ämter, das heißt die Rohrpost wurde aufgegeben, per Druckluft über verschiedene Umleitungsstationen an das betreffende Amt gesendet und dann dort von einem Boten zu der genauen Adresse weitergeleitet. Einige, größere Gebäude (zB Verwaltung) hatten auch ihren eigenen Rohrpostzugang.


    - Hedwig: nein, keine festen Arbeitszeiten. Sie lebt von ihrer politischen Tätigkeit, ist Mitglied bei verschiedenen Arbeiter-Vereinigungen, lebt also sozusagen von den im Rahmen ihrer Tätigkeit gesammelten Spenden u.a. durch reiche Mäzen und durch Vereinsgelder. Auch kommt sie bei Freunden unter und lebt einen sparsamen Lebensstil.

  • Zitat

    Original von maikaefer


    EDIT fragt, ob es Absicht ist, dass auf S. 160/161 keine Seitenzahlen stehen.


    Hi,
    am Ende der Kapitelabschnitte stehen nie Seitenzahlen, auch am Ende der Kursiv Texte stehen keine Seitenzahlen. Deshalb die Doppelung.

  • Zitat

    Original von Lumos
    Herzlichen Dank für deine Antworten, Simon!


    Ist immer eine feine Sache, wenn der Autor den Lesern auf die Sprünge helfen kann und Unklarheiten beseitigt :-].


    :write :-) :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Marie und Hedwig sind also, wie ja schon vermutet wurde, ein und dieselbe Person. Hätte mir besser gefallen, wenn sie von Anfang an bei einem Vornamen genannt worden wäre. Es gibt ja hier schon genug an Undurchsichtigem, da muss man es nicht zusätzlich komplizieren, um es dann 50 Seiten später doch aufzudecken.


    Ich frage mich, wieso Dalus sich nicht an den Namen Rossmann erinnern kann, wenn er ihm doch 1905 schon mal begegnet ist. Nett von Rossbach, ihn nicht zu verraten.
    An Dalus ist ja ein Ermittler verloren gegangen :-) Wieso trägt die Mappe im Hotelzimmer seiner Schwester seinen Namen? Hatte er so eine Mappe, hat seine Schwester sie für ihn anfertigen lassen? Wieso wurde sie in dem Zimmer liegen gelassen und nicht von den Entführern mitgenommen?


    Da dies der erste Fall für die Ermittler Dalus und Mohrfels ist (lt. Klappentext), schließe ich aus, dass Dalus der Serienmörder ist.


    Zitat

    Original von Richie
    Ich wollte noch eines anmerken. Leider ist es mir bis jetzt nicht gelungen, in das Jahr 1920 einzutauchen. Beim Lesen fehlt mir irgendwie das Gefühl in die Zeit zurückversetzt zu sein. Wie geht es euch????


    Schwierig, wirklich schwierig. Begriffe wie fischig, Rohrpost, einholen passen in die 1920er Jahre, reichen aber nicht aus, mich in die Zeit zu versetzen. Bei den Ermittlungsmethoden frage ich mich macnhmal, ob sie nicht zu modern sind, ob es sie damals schon gab. Fingerabdrücke waren bekannt, aber war es bereits möglich, aus Reifen- und Schuhabdrücken Rückschlüsse auf Hersteller oder Marke zu ziehen?

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    JaneDoe, Dalus war damals noch ein Kind. Entweder hat er den Namen verdrängt, weil irgendein traumatisches Ereignis damit verbunden ist, oder er hat ihn, weil er für ihn nicht wichtig war, vergessen.


    Verdrängt kann ich mir vorstellen, vergessen nicht. Das war immerhin der Mann, der ihn vor den Prügeln seines Vaters bewahrt hat, weil er ihn nicht verraten hat.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen



    Dass die Mappe noch da war ist tatsächlich seltsam -hatte ich noch gar nicht drüber nachgedacht.


    Die Mappe wurde Dalus von der Hotelbesitzerin ausgehändigt. Hedwig war nämlich genau so paranoid wie Dalus und hat ihre wichtigsten Unterlagen immer separat gelagert. Kommt später auch noch mal vor, das Thema mit Hedwig und ihren Unterlagen...


  • Finde ich ganz interessant. Dazu kommen ja noch die Beschreibungen der Straßenszenerie... Was hättest Du dir den mehr gewünscht, kannst Du das sagen?

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Bei den Ermittlungsmethoden frage ich mich macnhmal, ob sie nicht zu modern sind, ob es sie damals schon gab. Fingerabdrücke waren bekannt, aber war es bereits möglich, aus Reifen- und Schuhabdrücken Rückschlüsse auf Hersteller oder Marke zu ziehen?


    Ich war mal im Staatsarchiv und habe mir die alten Polizeiakten angesehen. Die waren interessanter Weise sehr viel besser darin, die Hersteller von Kleidungsstücken, Schuhen et. herauszufinden und die Kauforte zurück zu verfolgen. Vieles ging an Hand von zB Herstellerschildchen in der Kleidung, oder wenn man eine Seriennummer finden konnte, aber auch Schuhabdrücke oder so etwas. Auf jeden Fall waren diese Tatortbestandsaufnahmen neben Zeugenbefragung und den aufkommenden Fingerabdrücken, das absolut wichtigste Ermittlungsmittel.

  • Ach stimmt, das mit der Mappe hatte ich falsch in Erinnerung. Sorry :-)


    Irgendwie denke ich immer, die seien noch weit rückständiger gewesen in ihren Ermittlungsmethoden, als sie tatsächlich waren. Ging mir bei den Büchern von Volker Kutscher auch so. Ich hatte den Ermittlern da viel weniger zugetraut.

  • Zitat

    Original von SimonJ


    Finde ich ganz interessant. Dazu kommen ja noch die Beschreibungen der Straßenszenerie... Was hättest Du dir den mehr gewünscht, kannst Du das sagen?


    Ich überlege gerade, wie ich das am besten beschreibe. Ich will jetzt auch nicht ungerecht sein, denn ich komme gerade aus der „Welt der Flammen“ und da war in jeder Szene, ja in jedem Satz zu spüren, wann und wo wir uns befinden. Aber das war auch eine völlig andere Situation.


    Dieses Buch versetzt mich in die Vergangenheit, das ja, die Frage ist nur, in welche? Es könnte auch – bis auf den Bezug zur Kaiserzeit – in den 1950ern spielen. Dort haben auch alle dauernd geraucht und telefoniert und sind mit dem Dienstwagen unterwegs ;-)


    Die Zwanziger verbinde ich mit Aufbruchstimmung, mit Kunst, mit Literatur, mit neu erwachter Lebenslust. Aber vielleicht spielt sich das in einer anderen Gesellschaftsschicht ab?


    Teilweise empfinde ich die Sprache als zu modern für diese Zeit. Manche Redewendungen oder Ausdrücke irritieren mich. Sagte man Journalisten – (auch wenn es den Begriff damals schon gab) - und nicht eher Reporter oder umgangssprachlich Journaille? Wurde der Begriff „Serienmörder“ schon verwendet?


    Zu Mohrfels hätte ich gern mehr Informationen. Wenn er als Protagonist einer Serie aufgebaut werden soll, dann möchte ich mehr über ihn wissen. Wie lebt er, wie denkt er, wie verbringt er seine Zeit außerhalb des Jobs. Auch das könnte einen vertiefenden Bezug zu der Zeit herstellen, in der wir uns befinden.


    Aber ich bin auch erst mit diesem Abschnitt durch. Vielleicht kommt da ja noch einiges, was mir bislang fehlt :-)

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Teilweise empfinde ich die Sprache als zu modern für diese Zeit. Manche Redewendungen oder Ausdrücke irritieren mich. Sagte man Journalisten – (auch wenn es den Begriff damals schon gab) - und nicht eher Reporter oder umgangssprachlich Journaille? Wurde der Begriff „Serienmörder“ schon verwendet?


    Zum Begriff Serienmörder



    Der Begriff Journalist wurde damals schon verwendet, im Berliner Raum lag das m. A. aber eher an der Verwendung des "frederizianischen" Wortschatzes, Begriffen, die die Hugenotten unter Friedrich II. in die Gegend mitbrachten. Journalist war nur die schreibende Zunft. Dass Journalisten heute beim Pressetermin gleichzeitig die Fotos machen, geht ja auf Sparmaßnahmen zurück. Damals waren die Gehälter niedriger, eine Zeitung konnte sich viel mehr Personal leisten als heute. Fotoreporter war eher ein handwerklicher Beruf, weil das Entwickeln der Filme und Vergrößern der Papierbilder ein erheblicher Aufwand war. Wenn ein und dieselbe Person ihren Text zu einem Ereignis auf der mechanischen Schreibmaschine tippen und sich anschließend noch ins Labor hätte stellen müssen, wäre sie mit beiden Arbeiten bis zum Andruck der Zeitung nicht rechtzeitig fertig geworden.

  • Der Begriff Serienmörder wird im Buch auch nicht verwendet, da noch nicht in Benutzung.
    Das ein Journalist ein Foto schießt, muss denke ich nicht völlig unrealistisch sein, aber das kann man gerne diskutieren. In vielen Szenen wird von Fotografen und Journalisten gesprochen.
    Das die Zeit eine andere ist als die "goldenen Zwanziger" war mir persönlich wichtig, da ich keine Lust hatte, mich in diese Richtung zu bewegen, über die es ja auch schon viel gibt, teilweise fast ein bisschen wie ein Cliché einer Zeit. Auch waren 1920 die Kriegsjahre einfach noch näher und die Wirtschaft noch nicht in Schwung bzw. von Kriegswirtschaft umgestellt.
    Aber danke für die Hinweise ;-)

  • In manchen Dingen hatten es Ermittler damals auch leichter. So hatte nicht jeder hundert Kleidungsstücke im Schrank hängen - ein Teil für alltags und eins für "gut" - mehr hatten die meisten nicht. Und es war leichter, die zurückzuverfolgen.


    So war es wohl auch mit den Spuren von Autos - es gab nur wenige davon.

  • Danke für deine Antwort, Simon :-)


    Buchdoktor ,
    ich hatte über die Herkunft beider Begriffe auch schon im Internet recherchiert ;-)


    Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    In manchen Dingen hatten es Ermittler damals auch leichter. So hatte nicht jeder hundert Kleidungsstücke im Schrank hängen - ein Teil für alltags und eins für "gut" - mehr hatten die meisten nicht. Und es war leichter, die zurückzuverfolgen.


    So war es wohl auch mit den Spuren von Autos - es gab nur wenige davon.


    Das stimmt. Der Aufwand war wohl noch nicht allzu groß.


    Mir gefällt gerade noch ein, dass es mir so vorkam, als würde Mohrfels' privates Telefon abgehört. Kann das sein? Dann wäre er näher an etwas dran, als er ahnt. Und gewiss einer größeren Sache als einem Mehrfachmörder.