'Bevor die Nacht kommt' - Seiten 341 - Ende

  • Das Amulett mit einer Adressliste wurde erbeutet.
    Bei Alois, dem Polzeihund, wundere ich mich, dass er mit einem Fremden arbeitet. Heute wäre das anders und der Hund hätte einen persönlichen Hundeführer, der ihn evtl. auch ausgebildet hat.
    S. 347 Was macht da eine Bleistrebe? Das ist die schmale bleierne Verbindung zwischen Bleiglasscheiben in einem Fenster. Ist eine Schelle gemeint zur Befestigung eines Rohrs an der Wand?
    Warum liegt eigentlich das Industriegelände brach? Die Industrie müsste doch zur Zeit gerade wachsen und gedeihen? Was ist es, eine Ziegelei?
    S. 350 Ich finde, dass ein großer Hund nicht kläfft, dass er höchstens in hohen Tönen bellt.
    Mohrfels wird durch ein Streichholzbriefchen zu Rohrbachs Hotel geführt.
    Mohrfels verdächtigt Harbig, Wörl oder Winterberg, gegen ihn zu arbeiten. - Winterberg sagt zu ihm: "Sie haben viele Männer, willst du dich mit allen anlegen?" So funktionieren totalitäre Systeme.
    50 Hütten in der Waldstraße, in denen die Gefangene sein könnte. Eine raffinierte Fragestellung.
    Edith wird gefunden.
    In Dalus Wohnung liegt der tote Leo Negt.
    Hedwig kann nicht glauben, dass Dalus sich nicht erinnern kann.
    Mohrfels observiert das Gelände von einem Dach aus – ein schönes Bild.
    S. 396: „Sie müssen einen Arzt sehen.“ Man hat 1920 noch nicht aus dem Englischen ins Deutsche rückübersetzt. Der Arzt muss den Patienten sehen, nicht umgekehrt, und wäre in diesem Fall zu einem Krankenbesuch gekommen.
    Mohrfels oberserviert und wird angeschossen.
    Kursiv: Wer das Ziel des Anschlags sein sollte, hat mich überrascht.
    Habig hat also Waffen verschoben.
    Das große Showdown, ein Festsaal voller prominenter Zeitgenossen: Ebert, das Kabinett, Erzberger, Tucholsky, Tilla Durieux.
    S. 414 Damals haben Journalisten nur geschrieben und nicht gleichzeitig bei einem Termin fotografiert. Der Beruf des Fotografen und des Fotoreporters war selbstständig.


    Ein kurzes Resumee: "Bevor die Nacht kommt" wartet mit einem komplexen Plot auf zwei Zeitebenen und mit mehreren Perspektiven auf. Durch gelegte falsche Fährten und erst noch zu klärende Identitäten wird das detektivische Jagdfieber der Leser geweckt. Aufmerksame Leser, an die sich solch ein Plot richtet, bemerken jedoch auch sprachliche Ungenauigkeiten. Die Sprache und die Glaubwürdigkeit der Details können nicht mit dem ambitionierten Plot mithalten. Dem Text fehlt ein Lektor, der mit der geschilderten Zeit vertraut ist.

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Ein kurzes Resumee: "Bevor die Nacht kommt" wartet mit einem komplexen Plot auf zwei Zeitebenen und mit mehreren Perspektiven auf. Durch gelegte falsche Fährten und erst noch zu klärende Identitäten wird das detektivische Jagdfieber der Leser geweckt. Aufmerksame Leser, an die sich solch ein Plot richtet, bemerken jedoch auch sprachliche Ungenauigkeiten. Die Sprache und die Glaubwürdigkeit der Details können nicht mit dem ambitionierten Plot mithalten. Dem Text fehlt ein Lektor, der mit der geschilderten Zeit vertraut ist.


    Merkwürdig, Buchdoktor, aber bisher fiel mir das eigentlich noch gar nicht so auf, da war mir nur bewusst, dass ich bei Klassikern besonders gern mit Clare und bei historischen G´schichterln besonders gern mit SiCollier an Leserunden teilnehme. :gruebel :grin
    Aber du bist wirklich (im positiven Sinne!) sehr kritisch, genau beobachtend und zudem noch in der Lage, es kommentierend auf den Punkt zu bringen! :anbet
    Deinem Resumee vermag ich mich jedenfalls vollinhaltlich anzuschließen! :write
    Mein Fazit:
    Kriminalistisch überforderte mich das Buch gelegentlich. Krimis zählen allerdings auch nicht zu meinen bevorzugten Genres. Ich kaufte dieses Buch hauptsächlich wegen der historischen Komponente und des Handlungsortes.
    Das kann ich also nicht dem Autor "anlasten".
    Es ist nicht "mein" Buch, aber mich hätte angesprochen, wenn die wirklich exzellent eingebaute historische Seite mehr in den Vordergrund gerückt worden wäre. Ich bevorzuge Bücher, aus denen ich, ohne erhobenen Zeigefinger, natürlich, etwas lernen kann. Dieses Buch gewährt eigentlich einen interessanten Einblick in die Zeit von vor gut 100 Jahren. Aber es ist bedauerlicherweise in einem Stil verfasst, welcher (mich) mit unnötigen Wortwiederholungen und historischen/regionalen Ungenauigkeiten nervte (unnötig, da mit mE einem einigermaßen engagierten und kompetenten Lektorat vermeidbar). Auf mich wirkt es nahezu schmerzhaft wie eine verpasste Chance.
    Danke an den Autor für die Begleitung der Leserunde! :anbet
    Rezi folgt, wenn mein gewonnener Eindruck sich etwas "setzen" konnte.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer
    ... Aber du bist wirklich (im positiven Sinne!) sehr kritisch, genau beobachtend und zudem noch in der Lage, es kommentierend auf den Punkt zu bringen! :anbet
    Deinem Resumee vermag ich mich jedenfalls vollinhaltlich anzuschließen! :write



    :wave Vielleicht sollte ich besser nicht an Leserunden teilnehmen, damit nicht zu viel am Lektorat gemeckert wird. :chen

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    :wave Vielleicht sollte ich besser nicht an Leserunden teilnehmen, damit nicht zu viel am Lektorat gemeckert wird. :chen


    Nix da!
    Ich hoffe, ein ehrlich und höflich formuliertes Feedback wird vom Verlag ebenso geschätzt wie vom Verfasser, denn beide wollen doch letztendlich zufriedene und somit kaufende Kunden/Leser.
    Da wir gerade wieder einmal in der Zeit sind, möchte ich noch einmal Werbung für ein ebenfalls damals spielendes und überdies im selben Verlag erschienenes Buch im Hinblick auf eine Leserunde machen:
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • @ Buchdoktor


    Ich finde es auch gut, wie du Den Anfang machst und etliches siehst, was mir entgangen wäre :chen




    Wenn ich ehrlich bin, bis zur Mitte des Buches nicht es mich nicht gepackt, die zweite Hälfte und das Zusammenführen der Fäden fand ich dann gut.


    Selten, daß ich mir bei einem Buch mit 400 Seiten derart viele Notizen gemacht habe und sie mich nicht weitergebracht haben :chen


    Wie schon vorher mal geschrieben, ich konnte nicht eintauchen in das Jahr 1920. Es liefen einige Male Personen mit Ulstermantel herum, deshalb konnte bei mir noch lange kein Kopfkino ablaufen. Mir fehlte einfach die Atmosphäre der damaligen Zeit. Nur als Beispiel - ich habe vorher "Die Welt in Flammen" gelesen und da war ich wirklich in dem Zug und bin mitgereist. Die Figuren waren um mich und ich hatte sie bildlich vor mir. Das war hier nicht der Fall - ich stand immer außerhalb und habe beobachtet. Ich hoffe, ihr versteht was ich meine :gruebel



    An Simon vielen Dank für die Begleitung der LR und die Erklärungen. Ein Glossar hätte mir auch gut gefallen. Vielleicht habe ich das Buch ja auch nur zur falschen Zeit gelesen


    Ich fahre übers WE weg und werde nächste Woche meine Rezi einstellen :wave

  • Mir ist es zu Beginn nicht ganz leicht gefallen, in die Geschichte reinzukommen. Das lag sicher zum Teil an einigen sprachlichen Besonderheiten, die schon mehrfach angesprochen wurden.
    Dann aber auch an der verwickelten Geschichte, die zu äußerster Konzentration zwang und ein echtes Mitfühlen mit irgendeiner der Figuren nicht zuließ. Am ehesten war das noch mit Kommissar Mohrfels möglich, da man von ihm am meisten erfahren hat.


    Erst als sich etwa zur Mitte des Buches abzeichnete, in welche Richtung das Ganze gehen könnte, war ich gefesselt. Es ist ein sehr diffiziler und hinterhältiger Plot, der da entwickelt wurde und "von hinten" gelesen bin ich sehr beeindruckt. Da ist Zeitgeschichte geschickt und glaubhaft in eine spannende und faszinierende Krimihandlung gepackt worden.



    Auf jeden Fall würde ich wieder ein Buch von Simon Jaspersen lesen.


    edit meldet noch an Maikäfer, dass ich Hans Fallada gerne mitlesen würde.

  • Der letzte LR-Abschnitt hat mich mitgerissen. Die Fäden wurden zusammengeführt, Hedwig wird gefunden (zum Glück) und der Mord an Einstein wird verhindert. Die Andeutungen, die dem Anschlag vorangingen, haben mich schon auf Einstein schließen lassen. Insgesamt fand ich den Krimi gut und meine Rezi stelle ich auch direkt online.


    Simon eine Frage:
    den dritten Teil hast du mit "Die Totgeweihten grüßen dich" überschrieben. Ist das nicht ein Zitat aus Asterix? Ich meine mich zu erinnern, dass die Truppen so Julius Cäsar gegrüßt haben. Also auf Latein, aber Latein kann ich nicht :lache

  • Hallo Logan-Lady,
    ich hatte die Zitate mit denen die Teile überschrieben sind ursprünglich im Lateinischen stehen, dann aber in der Endfassung ins Detusche übersetzt. Teilweise sind es Begriffe aus dem Strafrecht bzw. dem Juristischen Diskurs.
    Die "Todgeweihten" bezieht sich je nach Quelle auf Legionäre oder auch Gladiatoren, die den Kaiser grüßen. Ich fand das Zitat einfach schön gruselig und passend zu der Haltung des Attentäters, der sich ja auch ohne Würdigung des eigenen Lebens für die Bewegung und den Auftrag in eine ausweglose Situation begibt...
    Danke übrigens für dein nettes Feedback... :wave :-)

  • Ich bin gerade im Abschnitt auf Seite 365/366 und richtig froh, dass Dalus seine Schwester endlich gefunden. Keineswegs zu früh, denn sie ist in einem schlimmen Zustand. Hoffentlich erholt sie sich davon. Ich glaube es aber, da ich sie für eine starke Person halte!



    Edit: tatsächlich hat sie mit dem kahlen Baum selbst das rettende Erkennungszeichen gegeben.


    Passend auch der Vergangenheitspart 1905, als Johann schon einmal seine verletzte Schwester retten musste.


    Ich ziehe jetzt etwas an Tempo an, um den Roman zu Ende zu lesen. Viel fehlt nicht mehr.
    Und morgen folgt schon die nächste Leserunde! ;-)

  • Eigentlich ist das hier gar kein Krimi, sondern ein Politthriller, der sich eine Weile gut tarnt, dann aber doch nach und nach erkennbar wird.
    Ein Attentat auf Einstein? Das wäre mir nie in den Sinn gekommen. :-)


    Ich hatte mich schon vorher gefragt, was eigentlich aus Dalus' Vater geworden ist, aber auf diese Auflösung wäre ich nicht gekommen.
    Am Ende ist das meiste schlüssig aufgeklärt und ich freue mich, dass es so aussieht, als würde als Mohrfels und Dalus ein ganz brauchbares Gespann. Die Morde an den Frauen allerdings, um die es ursprünglich mal ging, blieben ungelöst. Vielleicht wird ja in der Fortsetzung weitergemordet.

  • Doch, gibt es schon. Wurde vielleicht nur im obigen thread noch nicht verlinkt.
    Geh einfach über das Verzeichnis links oben auf der Portalsseite rein... :knuddel1 :wave


    EDIT meint, dass soeben die Buechereule angeflattert kam und du jetzt einen link finden kannst :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Zitat

    Original von maikaefer
    Doch, gibt es schon. Wurde vielleicht nur im obigen thread noch nicht verlinkt.
    Geh einfach über das Verzeichnis links oben auf der Portalsseite rein... :knuddel1 :wave


    EDIT meint, dass soeben die Buechereule angeflattert kam und du jetzt einen link finden kannst :wave


    Dir entgeht aber auch nichts ;-) :lache

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Eigentlich ist das hier gar kein Krimi, sondern ein Politthriller, der sich eine Weile gut tarnt, dann aber doch nach und nach erkennbar wird.


    Also ich weiß nicht, ob ich das auch so sehe.
    Ich habe das Buch doch eher in der Machart eines Krimis gelesen (schließlich stapft hier ein Kommissar rum), auch wenn Thrillerelenente sicher enthalten sind.
    Doch meine eigenspezifizierte Thrillerdefinition erfüllt der Roman nicht, auch wenn diese nicht offiziell genormt sind.

  • Zitat

    Original von Richie
    Selten, daß ich mir bei einem Buch mit 400 Seiten derart viele Notizen gemacht habe und sie mich nicht weitergebracht haben


    Bei mir war es ganz ofter der Fall, dass ich mir während des Lesens Fragen und Anmerkungen notiert habe, die ich einige Seiten später wieder durchstreichen konnte, weil sie dann im Text beantwortet wurden ;-).


    Zitat

    Original von JaneDoe
    Eigentlich ist das hier gar kein Krimi, sondern ein Politthriller, der sich eine Weile gut tarnt, dann aber doch nach und nach erkennbar wird.


    Doch, irgendwie schon! Und wie sagt Edith: "Alles ist politisch"! :grin


    Zitat

    Ich hatte mich schon vorher gefragt, was eigentlich aus Dalus' Vater geworden ist, aber auf diese Auflösung wäre ich nicht gekommen.


    Das hat mich am Ende nicht überrascht. Nach den Geschehnissen auf S. 394 war ich mir da relativ sicher.


    Winterberg stellt sich als Verräter heraus. Mit Habig hat mich Simon auf eine falsche Fährte gelockt ;-).


    Zum Schluss wiederholt sich der Prolog. Nun weiß man um wen es sich handelt bei der verfolgten Person und mein Mitleid hält sich in Grenzen.
    Wer hat ihn denn jetzt noch mal verfolgt und tot geprügelt? Die Leute aus Ediths und Hausmanns Gruppe?
    Und der Mann, den Dalus an der Veranstaltung als Rossmann identifiziert hat, war gar nicht Rossmann bzw. sein Vater? Den hat er sich selbst vorgenommen?


    Am Ende war es ganz schön knifflig. So viele wichtige Details eher beiläufig erwähnt. Eine echte Herausforderung an den Leser.


    Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Spannend, spätestens aber der Mitte, gut konstruiert und verknüpft. Der historische Anteil ist bei einem Krimi für mich nicht so wichtig, deshalb kann ich dazu nicht viel sagen.


    Sprachlich hätte es an einigen Stellen ein bisschen runder gestaltet sein dürfen. Die Wortwiederholungen haben mich gewundert, so was ist doch relativ problemlos auszuräumen, oder? Simon, hast du nicht auch schon als Lektor gearbeitet und von daher möglicherweise einen Blick dafür?


    Dankeschön für die Begleitung der Leserunde, lieber Simon :-), es ist immer etwas Besonderes, wenn man seine Fragen direkt an den Autor richten darf.

  • Zitat

    Original von Lumos
    Sprachlich hätte es an einigen Stellen ein bisschen runder gestaltet sein dürfen. Die Wortwiederholungen haben mich gewundert, so was ist doch relativ problemlos auszuräumen, oder? Simon, hast du nicht auch schon als Lektor gearbeitet und von daher möglicherweise einen Blick dafür?


    Dankeschön für die Begleitung der Leserunde, lieber Simon :-), es ist immer etwas Besonderes, wenn man seine Fragen direkt an den Autor richten darf.


    Das hat mich auch gewundert! :write
    Dem Dank schließe ich mich trotzdem sehr gerne an! :anbet


    EDIT macht aus dem kleinen dank einen großen :grin

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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