Charlotte Lyne - Kinder des Meeres

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    Gebundene Ausgabe: 640 Seiten
    Verlag: Bastei Lübbe (Lübbe Ehrenwirth); Auflage: Aufl. 2014 (14. November 2014)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3431039065
    ISBN-13: 978-3431039061


    Kurzbeschreibung:
    England 1509. Die Werftkinder Fenella, Anthony und Sylvester wachsen gemeinsam in Portsmouth auf. Es ist die Zeit der Regentschaft Henrys VIII., eine Zeit des Umbruchs. Während Sylvester in den Verheißungen der neuen Zeit aufblüht, gerät der hochbegabte Anthony immer wieder in Schwierigkeiten. Freunde bleiben sie dennoch, bis sie erkennen, dass sie beide Fenella innig lieben. Die Ereignisse spitzen sich zu, als die Franzosen den Hafen angreifen. Anthony und Sylvester befinden sich an Bord der Mary Rose, des Lieblingsschiffs des Königs. Es wird in dieser Schlacht untergehen, zusammen mit 700 Menschen, und nur einer der beiden Männer wird überleben.


    Zur Autorin:
    Charlotte Lyne, geboren 1965 in Berlin, studierte Germanistik, Latein, Anglistik und Italienische Literatur in Berlin, Neapel und London. Bevor sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern nach London zog, lebte sie einige Zeit in Glencoe, der schottischen Heimat ihrer Schwiegerfamilie. Charlotte Lyne arbeitet als Autorin, Übersetzerin und Lektorin.


    Meine Meinung:
    Sylvester, Fenella und Anthony – die drei Werftkinder, die ihr Leben lang gemeinsam für einander einstehen, auch wenn es manchmal unglaublich schwer ist. So lässt sich der Inhalt des neuesten Romans von Charlotte Lyne eigentlich beschreiben.
    Der Klappentext verrät eigentlich viel zu viel und doch zu wenig, den verstehen, was Freundschaft für die drei bedeutet, kann man erst, wenn man das Buch zuklappt.
    Anthony, der von klein auf der Außenseiter ist, der immer kämpfen muss, für das was er liebt. Fenella, die immer zu ihm steht, auch wenn sie ihr Leben lang auf das verzichtet was sie zu gerne hätte und Sylvester, der versucht beiden Freunden das Leben zu erleichtern, mit den Mitteln die er zur Verfügung hat.
    Dabei geraten die drei in den weiteren Dunstkreis von Henry VIII. Das ist manchmal Segen, manchmal aber auch Fluch.
    Charlotte Lyne ist es gelungen ein farbenprächtiges Gemälde dieser Zeit auferstehen zu lassen. Ab der ersten Seite hat man das Gefühl dabei zu sein, mitzuleiden mit den Ungerechtigkeiten, die sich manchmal so wenig von denen der aktuellen Zeit unterscheiden, dass man sich fragt, ob die Menschen in 500 Jahren nicht ein wenig dazugelernt haben.
    Die Charaktere sind durch die Bank glaubwürdig, ob gut oder böse, wobei die meisten so vielschichtig sind, dass immer doch ein kleines Fünkchen Verstehen und Mitleid dabei ist.
    Das Buch ist eine Ode an die Freundschaft, die am Ende auch über den Tod hinausgeht.
    Für mich definitiv eines meiner Jahreshighlights, das mich noch länger beschäftigen und nicht loslassen wird.


    Von mir 10 von 10 Punkte

  • Das dieses Buch nicht mein Jahreshighlight wird ist ausschliesslich Schuld der Autorin. Hätte sie nicht dieses Jahr unter dem Pseudonym Charlotte Roth schon einen historischen Roman über deutsche Geschichte vorgelegt wäre ein Charlotte Lyne Roman wieder einmal Jahreshighlight geworden. Doch deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts ist mir doch näher als englische Geschichte der Renaissance.


    Wenn man die Bücher der Autorin kennt, dann kennt man ihre Liebe zu Henry, dem achten seines Namens, ihre Liebe zu Portsmouth, der Stadt am Solent und ihre Liebe zu Tyndale und Cranmer, den zentralen Figuren der englischen Reformation. Wie und wo ließen sich diese Themen besser vereinigen als beim Bau und am Schicksal der Mary Rose - dieses Kriegsschiffes, für das es nach seiner Bergung ein eigenes Museum in Portsmouth gibt.


    Wir verfolgen die Lebensgeschichte dreier Hauptfiguren, dïe beim Stapellauf der Mary Rose anwesend sind, Kinder, Werftkinder, die jeden Streich mit der Dechsel, dem Schiffsbauerhobel an diesem Schiff kennen, dem Schiff, das das Inseldasein Englands beenden und England vom unbedeutenden Randstaat zur Großmacht der Weltmeere werden lassen soll- und doch mit siebenhundert Mann an Bord in der Schlacht versinkt im Meer.


    Wir verfolgen die Lebensgeschichte dreier Freunde aus einer Zeit als noch nicht Mark Zuckerberg den Begriff Freundschaft definiert hat, sondern Freundschaft gegenseitige Verlässlichkeit bis in den Tod bedeutete.


    Wir verfolgen die Lebensgeschichte dreier Menschen in einer Zeit des Umbruchs, der Renaissance. Neue Ideen kommen auf und sind nicht ungefährlich. Reformen sind erwünscht, aber Reformer brennen auf Scheiterhaufen. Aus einem König der sein Land vorantreiben will wird ein getriebener, weil er keinen männlichen Erben vorweisen kann- und der nicht wissen kann, was wir wissen, nämlich dass er mit seiner zweiten Tochter den Regenten seiner Träume gezeugt hat. Wir begegnen ihnen alle, die in England noch heute jedes Kind abzählen kann. Divorced, beheaded, died, divorced, beheaded, survived.


    Wir verfolgen die Geschichte des Schiffsbaus in England (keine Sorge nicht zu detailliert- Langeweile kommt nur bei denen auf, die nur eine Liebesgeschichte im historischen Gewand lesen wollen, aber die haben sich bei Charlotte Lyne eh verirrt- vielleicht findet ja jemand durch die Qualität letztlich den richtigen Weg).


    Wir verfolgen die Geschichte der englischen Reformation und die Gründung der anglikanischen Kirche mit dem Problem der großen Frage- wie los von Katherina von Aragon.


    Am Ende des Buches bleiben wir Leser zurück als bereicherte, als Leser die teilhaben durften mitten im Geschehen und vielen dürfte es so gehen wie mir, man möchte mit dem zur der Zeit noch nicht gedachten Zitat von Friedrich Schiller aus der Bürgschaft enden- ich sei gewährt mir die Bitte in eurem Bunde der Dritte.


    Edith meint ich schreibe dieaen Text quasi blind, er entsteht unter der Bildschirmtastatur. Fehler dürft ihr also gerne finden, behaltet sie am Besten bei euch.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Vielen Dank, ihr beiden - ich freue mich sehr, dass ihr die Geschichte mochtet, und habe eure Rezensionen so gern gelesen.


    Beo, das klappt mit dem Dritten! Fenella und Anthony haben ja jetzt eine Planstelle frei.


    Schoen, dass ihr dabei wart. Und dass ihr in euren Rezensionen so sehr auf Freundschaft eingeht. Das war mir wichtig. Das war fuer mich ein Stueck des Kerns, von dem mein Renaissance-Roman handeln sollte. Weil die Entdeckung der eigenen Kraft auf Freundschaft baut und ihr einen neuen Stellenwert schenkt.
    Die Menschen der Renaissance glaubten an Gott. Und an sich selbst ...


    Alles Liebe von Charlie

  • Danke für die Bewertung.


    Es wird mein erstes Buch dieser Autorin werden und steht seit eben auf meinem Wunschzettel für das Christkind.

    "Es gibt Dinge, die sind einfach gesetzt: die Existenz Gottes, das Pferd als schnellstes Transportmittel, die gesellschaftliche Funktion der Frau und die Beschaffenheit des Geldes." Samuel Bernard, frz. Bankier, 1716

  • Wie immer aus dieser Feder ein spannendes, forderndes, unterhaltsames, bereicherndes und nachhaltiges Buch, welchem ich soeben die bei dieser Autorin sozusagen üblichen 10 Punkte gegeben habe.


    Charlotte Lyne erzählt uns am Beispiel des Schicksals fiktiver "kleiner Leute" große Weltgeschichte von Heinrich VIII., einem König, der leider nur allzuoft als "der mit den vielen Frauen" in Erinnerung ist. Sie versteht es wieder sehr gut, uns andere Facetten von ihm zu zeigen, die Verständnis, manchmal Mitgefühl, vor allem aber Sympathie für ihn erwecken.
    Die "kleinen Leute" sind vor allem Fenella, Anthony und Sylvester, die wir von Kindertagen an bis zu dem einen Neubeginn initiierenden Ableben eines der drei Freunde im gestandenen Erwachsenenalter begleiten. Dabei geraten sie und ihre Angehörigen in diverse spannende politische und private Irrungen und Wirrungen des Lebens, die sehr spannend erzählt werden. "Fordernd" habe ich oben erwähnt, weil die Autorin hinter der eigentlichen Erzählung, über die man schnell hinweglesen könnte, oft Lehrreiches (dies nicht nur auf die Weltgeschichte bezogen, sondern auch auf ganz persönliche Dinge, aber nicht im Sinne von mit erhobenem Zeigefinger aufdringlich belehrend gemeint) geschickt versteckt. Will man das volle Potential der von ihr geschaffenen Personen wahrnehmen, ist Mit- und Nachdenken gefordert: Zu schnell be- und verurteilen wir andere Menschen und deren Tun. Dabei steckt so oft ein nicht gleich erkennbarer Sinn oder eine mit etwas Überlegung nachvollziehbare Konsequenz aus früherem Erleben dahinter. Dies wird nicht nur, wie oben bereits angedeutet, an der Person des Königs, sondern vor allem an Anthony und zwei weiteren Personen für mich deutlich. Es gibt auch eine Reihe von liebenswert gezeichneten Nebenpersonen wie zB eine ebenso herzerfischende wie -erwärmende Tante.
    Ich fühlte mich mit diesem Buch erneut ausgezeichnet unterhalten und werde die darin geschilderten Schicksale bestimmt nachhaltig in Erinnerung behalten.
    Auch die von der Autorin erneut dankenswert engagiert begleitete Leserunde war wieder sehr schön. Ich nehme den bevorstehenden Jahreswechsel einmal zum Anlass, mich bei der Forenleitung dafür zu bedanken, dass sie so etwas immer wieder möglich macht.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Meine Meinung zum Buch:

    Titel: Eine Freundschaft, die alles aushält


    Ich habe von Charlotte Lyne (die auch unter anderem Pseudonym schreibt) bereits mehrere historische Romane gelesen und war daher besonders gespannt auf diesen neuen Roman, dessen Cover mich bereits verzaubert hat.


    Dieses Mal entführt uns die Autorin nach England um 1509. Hier lernen wir die Werftkinder Sylvester, Anthony und Fenella kennen. Beide Jungen verlieben sich in die hübsche Fenella, aber dennoch bleibt ihre Freundschaft bestehen. In den schwierigen Zeiten hat jeder sein Päckchen zu tragen, besonders Anthony, der immer wieder in Schwierigkeiten gerät. Werden seine Freunde ihm helfen können?


    "Kinder des Meeres" war für mich einfach ein zauberhaftes Buch, das mich in eine andere Welt und eine andere Zeit hat reisen lassen.


    Die Hauptcharaktere sind unheimlich gut gezeichnet. Selbst wenn man einen davon weniger mag, so kann man dessen Handeln dennoch nachvollziehen und sich in die Person hinein fühlen. Mein Lieblingscharakter war ganz klar Sylvester, der immer für die anderen da war und sich selbst stets zurück genommen hat. So etwas bewundere ich. Ansonsten wissen auch die zahlreichen Nebencharaktere zu überzeugen.


    Der Roman strotzt nur so vor Lügen und Intrigen, Machtränkel, Liebe und Herzschmerz, es ist einfach von allem etwas dabei.


    Mich hat der Roman jedenfalls immer wieder aufgewühlt, so dass ich auch das ein oder andere Tränchen verdrücken musste.


    Auch wenn das Buch sehr seitenstark ist, so kam doch nie Langeweile auf und ich war ungemein traurig, als es aus war und ich die lieb gewonnenen Protagonisten ziehen lassen musste.


    Fazit: Für mich ein Lesehighlight in diesem Jahr. Ungemein spannend, lehrreich und bewegend, weshalb ich nur meine absolute Leseempfehlung aussprechen kann.


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten

  • Die Geschichte:


    Portsmouth, 1509. sie wachsen auf dem Trockendeck auf: die Kinder Anthony, Fenella und Sylvester. Zwischen ihnen besteht ein Band, dass sie enger als Geschwister aneinander schweißt. Anthony, der von den Menschen als gefährlich und heimtückisch verschrieen ist, hat sich mit Leib und Seele dem Schiffsbau verschrieben. Als er durch seine Ruf in den Dunstkreis von Heinrich VIII. gerät, erfüllt sich sein größter Traum, der ihn gleichzeitig tiefer fallen lässt, als er sich hätte vorstellen können. Fenella, die seit Anbeginn in Anthony verliebt ist, trotzt allen Stürmen und will alles, was auf sie zukommt, mit ihm tragen. Ihre Liebe zueinander ist ihr größtes Glück, aber auch ihre größte Last. Und Sylvester, der beide von Herzen liebt und ohne Zögern sein Leben hingäbe, um zu helfen. Der ihr Anker ist, der alles zusammenhält und auf den Verlass ist, bis zum bitteren Ende.
    Hält das Band, was in der Kindheit geschmiedet wurde, auch den erwachsenen Träumen stand? Und schaffen die drei es, ihr Leben trotz aller widrigen Umstände und Gefahren für sich selbst zu bestimmen?


    Meine Meinung:


    Charlotte Lyne hat mit „Kinder des Meeres“ einen Roman vorgelegt, der einen als Leser nahezu verzweifeln lässt: an der Intensität der handelnden Charaktere, an ihrer Halsstarrigkeit, am Verhalten der Menschen in dieser Zeit - also quasi über den Verlauf des gesamten Buches. Wie immer bei ihren Büchern bin ich als Leser ab der ersten Seite mitten drin im Geschehen, ob es mir gefällt oder nicht und ich muss es aushalten, bis der Schlusspunkt erreicht ist. Mitgerissen hat mich die Geschichte um Anthony, Fenella und Sylvester also wie gewohnt. Auch das Auftauchen von historischen Persönlichkeiten wie Heinrich VIII. und seinen Frauen war wieder ein kleines Schmankerl, was mich sehr gut unterhalten hat. Allein, mit den Hauptfiguren könnte ich mich nur schwer anfreunden und auch bis zum Ende nur eine distanzierte Nähe erreichen. Herzlich gern hätte ich den einen oder die andere geteert und gefedert. Nun, es steht nirgendwo geschrieben, dass man die Buchprotagonisten lieben muss, auch (oder vielleicht gerade wenn) das Buch von Charlotte Lyne ist. Unerhalten habe ich mich trotzdem in gewohnter Weise gefühlt, auch, wenn mir mancher Buchvorgänger näher am Herzen liegt, als die „Kinder“.


    Liebe, Schiffe, mächtige Männer und Frauen, sowie eine unverbrüchliche Freundschaft rechtfertigen das Reinlesen zum Schnuppern allemal!

  • England 1509. Die Werftkinder Fenella, Anthony und Sylvester wachsen gemeinsam in Portsmouth auf. Es ist die Zeit der Regentschaft Henrys VIII., eine Zeit des Umbruchs. Während Sylvester in den Verheißungen der neuen Zeit aufblüht, gerät der hochbegabte Anthony immer wieder in Schwierigkeiten. Freunde bleiben sie dennoch ? bis sie erkennen, dass sie beide Fenella innig lieben. Die Ereignisse spitzen sich zu, als die Franzosen den Hafen angreifen. Anthony und Sylvester befinden sich an Bord der Mary Rose, des Lieblingsschiffs des Königs. Es wird in dieser Schlacht untergehen, zusammen mit 700 Menschen, und nur einer der beiden Männer wird überleben –


    Produktinformation
    • Gebundene Ausgabe: 640 Seiten
    • Verlag: Bastei Lübbe (Lübbe Ehrenwirth); Auflage: Aufl. 2014 (14. November 2014)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3431039065
    • ISBN-13: 978-3431039061


    Meine Meinung:
    Drei Kinder, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Ein Buch über eine Freundschaft, die allem standhält und einer grenzenlosen Liebe.
    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Der Schreibstil von Charlotte Lyne hat mich ein weiteres Mal überzeugt, die Seiten sind nur so dahin geflogen. Auch wenn in einigen Passagen des Buches das Verhalten für mich nicht immer nachvollziehbar war, hat es dem Lesegenuss keinen Abbruch getan. Die Charaktere sind gut beschrieben, die Sympathien schnell verteilt.
    Für Liebhaber des Genres auf jeden Fall empfehlenswert, für Fans von Charlotte Lyne ein absolutes Muss.
    Von mir gibt es 8 von 10 Eulenpunkten

  • Portsmouth, 1509. Der Stapellauf der "Mary Rose" steht bevor, des neuen Schiffes von König Henry VIII. Drei Kinder fiebern auf diesen besonderen Tag hin. Schon von kleinauf sind Anthony, Sylvester und Fenella unzertrennlich. Anthony hat ein verkrüppeltes Bein und wird daher in der Stadt von vielen schief angesehen, werden doch Behinderungen damals eine Strafe Gottes gedeutet, auch seine eigenen Eltern bevorzugen seinen Bruder. Doch für seine Freunde hat dies keinen Einfluss auf ihre Beziehung. Und auch, als an diesem besonderen Tag etwas Schreckliches geschieht, stehen sie unverbrüchlich weiter zu ihrem Freund. Die drei Werftkinder wachsen heran und bleiben eng verbunden. Zwischen Anthony und Fenella entwickelt sich eine tiefe Liebe, die aber immer wieder auf eine harte Probe gestellt wird. Anthony ist kein einfacher Charakter und ihn zu lieben ist nicht immer leicht. Mehr als einmal hätte ich Fenella gut verstanden, wenn sie gesagt hätte, es reicht. Aber sie liebt ihren Anthony und er sie. Sylvester ist zwar ebenfalls in Fenella verliebt, aber niemals würde er seinem Freund die Frau ausspannen, er ist immer für die beiden da und so der ruhende Pol, der Ankerpunkt in dieser sonderbaren Dreiecksfreundschaft.


    Parallel zur Geschichte der drei Freunde erzählt die Autorin die bekannte Geschichte Henry VIII. Sein Leben und seine diversen Ehen wurden schon so oft beleuchtet und beschrieben, dennoch gelingt der Autorin ihre ganz eigene Sicht auf die Dinge. Insbesondere Anne Boleyn gibt sie in ihrem Buch eine besondere Rolle und verknüpft sie mit dem Schicksal der drei Freunde. Auch die Geschichte der "Mary Rose", dieses für die Engländer so besondere Schiff, zieht sich durch die Handlung und wir kommen immer wieder auf sie zurück.


    Es ist kein ganz einfacher Stoff, die Handlungen und Gefühle der Figuren sind stark und teilweise extrem, für mich nicht immer ganz nachvollziehbar, aber dennoch faszinierend. Immer wieder habe ich mich während der Lektüre gefragt, ob so eine Freundschaft ein Segen ist oder doch eher ein Fluch? Vielleicht ist es beides.


    In jedem Fall war die Lektüre unglaublich fesselnd und faszinierend. Ich habe einen neuen Blickwinkel auf König Henry eröffnet bekommen und durfte Zeugin einer ganz besonderen Freundschaft werfen.


    Wunderschön finde ich auch immer bei Charlotte Lyne die Darstellung der Nebenfiguren, von denen sich einige einfach klammheimlich ins Herz des Lesers schleichen und sich dort festsetzen.
    Natürlich gibt es auch Figuren, die man nicht mag, aber auch diese sind so interessant charakterisiert, dass man sie nicht einfach als die "Bösen" abtun kann.


    Der Schreibstil der Autorin begeistert mich immer wieder. Ich habe vor einigen Jahren "Glencoe" als erstes Buch von ihr gelesen und habe mich damals noch mit ihrem Stil schwergetan, aber inzwischen lese ich ihre Bücher unglaublich gerne und lasse mich einfach in ihre besondere Art, besondere Geschichten zu erzählen, hineinziehen und faszinieren.

  • Es sind nur wenige Autoren, die es schaffen, dass ihre Bücher über lange Jahre im Gedächtnis bleiben.


    Einige brennen sich ins Herz so wie Franz Werfels 40 Tage des Musa Dagh oder Peter Balakians Die Hunde vom Ararat. Die aber aus anderem Grund als Charlotte Lynes Bücher. Jahreshighlights wage ich nicht zu nennen, da man viele Bücher einfach nicht vergleichen kann, weder von der Thematik noch vom Genre her.
    "Kinder des Meeres" ist wieder ein Buch, das man von Anfang bis Ende mit Herzklopfen und Bauchgrimmen verschlingt.
    Herzklopfen, weil man mit den 3 Freunden Anthony, Sylvester und Fenella mitbangt, mitliebt, mitleidet. Und Bauchgrimmen, weil manche Charaktere durch ihre Taten immer wieder verhindern, dass unsere Protagonisten das wohl verdiente Glück finden. Trotzdem kann man auch die Handlungsweisen derjenigen verstehen, die unseren Freunden Steine in ihren Weg legen oder sogar versuchen sie zu töten. Zumindest in weiten Teilen.
    Charlotte Lyne haucht jeder ihrer Personen im Buch Leben ein, keiner bleibt blass oder im Hintergrund.
    Sie ist eine Meisterin darin, Gefühle in Worte zu fassen überschäumende Freude, tiefe Freundschaft mit allem was dazu gehört aber auch Trauer und Enttäuschungen erlebt man hautnah mit.
    Anna Boleyn wird hier richtig sympathisch und die Abschiedsszene mit Sylvester klingt noch lange nach.
    Man meint, den Duft des Meeres zu riechen, so intensiv ist ihre Beschreibung des Hafens und der Landschaft.
    Stunden um Stunden taucht man ab in die Geschichte Heinrichs VIII und seinen Gespielinnen, seiner Despotie, die hier noch nicht so ausgeprägt ist und der von ihm Abhängigen, die zum Teil auch die Geschichte von Anthony, Fenella und Sylvester ist, vor allem die Geschichte des Schiffes "Mary Rose" die letztendlich über ihr Schicksal entscheidet.
    Ein Buch, das man ungern aus der Hand legt und wenn es zu Ende ist lässt es einen Leere zurück.


    10 points

  • Als 1509 in Portsmuth die „Mary Rose“ von König Henry VIII. vom Stapel gelassen wird, verfolgen drei Kinder gespannt dieses Ereignis. Anthony, Sylvester und Fenella könnten unterschiedlicher nicht sein und doch verbindet sie die Liebe zum Schiffsbau und zueinander. Freunde für immer, egal was auch geschehen mag.


    Anthony, der nicht nur unter seinem verkrüppelten Bein leidet, sondern auch den Einwohnern der Stadt nicht zuletzt wegen seiner Intelligenz unheimlich ist, möchte nichts sehnlicher, als eben diese „Mary Rose“ eines Tages wiedersehen und an ihr arbeiten. Dieses Ziel vor Augen treibt ihn voran und lässt ihn alle Unwegsamkeit und Widerstände ertragen.


    Sylvester ist seinem Freund treu ergeben, aber zugleich auch der Beschützer von Fenella, so dass er immer zwischen zwei Stühlen zu sitzen scheint.


    Fenella dagegen ist Anthony verbunden, liebt aber Sylvester als ruhender Pol in ihrer Dreieckfreundschaft.


    Die Geschichte erzählt nicht nur nahezu die komplette Lebensgeschichte der drei Freunde, sondern auch die Geschichte von Henry VIII, sein Leben, seine Ehen und auch seine politischen Aktivitäten.


    Charlotte Lyne zeigt dem Leser einen ganz anderen Henry VIII., der dabei aber auch so authentisch beschrieben wird, dass man ihn gerne mal kennen lernen würde. Zeitgleich bringt Charlotte Lyne die doch eher negativ angehauchte Anne Bolyen dem Leser nahe und zeigt, dass auch sie eine verletzliche und unter Umständen sympathische Person gewesen sein könnte.


    Wie bisher immer bei den Büchern von Charlotte Lyne, hatte ich zu Beginn meine Probleme mich auf ihren ganz besonderen und ihr eigenen Schreibstil einzustellen. Es dauerte einige Seiten, ehe ich mich darauf eingestellt hatte, aber dann konnte ich das Buch genießen und in die Geschichte eintauchen.


    Die Autorin versteht es, nicht nur eine nette Geschichte zu schreiben, sondern diese so auszufeilen, dass der Leser eine Menge an historischen Fakten mit auf den Weg bekommt und zeitgleich noch interessante und spannende Einblicke in eine bestimmte Thematik erhält. So konnte ich hier sehr viel über den Schiffsbau lernen. Aber auch der Blick auf Henry VIII. und seine Frauen stellt sich bei diesem Buch völlig anders dar, als ich das bislang kannte. Dies überraschte mich, machte mich zeitgleich aber auch neugierig, denn die Geschichte von Anne Bolyen war mir bislang immer eher zweidimensional begegnet.


    Es ist kein einfaches Buch, die Geschichte ist zwar flüssig geschrieben, aber dennoch gibt es viel zum Nachdenken und einige Anregungen, selbst ein wenig zu recherchieren, um einfach mehr über das eine oder andere in Erfahrung zu bringen. Die Protagonisten sind sehr plastisch beschrieben. Durchlaufen sogar im Laufe der Geschichte einer Entwicklung. Manche Handlungsweisen konnte ich im ersten Moment nicht so ganz nachvollziehen, jedoch passten sie - im Nachgang gesehen - zu den Charakteren.


    Fazit:
    Auch mit diesem Buch hat mich die Autorin wieder nicht enttäuscht, sondern erwartungsgemäß fasziniert. Der für mich schwierige Einstieg lohnt das Durchhalten, denn nach dieser kurzen Phase erwartete mich eine faszinierende Geschichte über Freundschaft, England und den Schiffsbau.

  • Schoen, dass sich die Muehe fuer Dich doch noch gelohnt hat, Tanzmaus. Ich bin selbst ja eher ein schneller Abbrecher und freu mich, dass Du tapfer drangeblieben bist und meiner Mary Rose eine Chance gegeben hast.


    Euch allen noch einmal vielen Dank fuer die schoenen Rezensionen - auch und besonders fuers Einstellen bei Amazon. Ich habe dieses Buch gern geschrieben, hatte hinterher aufgrund der Cover-Probleme ein schwieriges Verhaeltnis dazu und Angst, dass das, was ich damit wollte, ueberhaupt nicht geglueckt ist. Umso mehr freu ich mich, dass in euren Rezensionen so viel von dem, was mir wichtig war, anklingt. Und dass das Buch den meisten von euch Spass gemacht hat.
    Vielen Dank dafuer!


    Terminlich lagen wir diesmal ein bisschen unguenstig, was euch die eine oder andere meiner Henry-Endlos-Tiraden erspart hat. Aber ich schaffe es sicher, irgendwie in einer meiner naechsten Leserunden das Gespraech so zu drehen, dass das Thema HENRY aufkommt (nicht bei der Hatti - aber bei allen anderen!).


    Euch einen froehlichen Tag - hier der erste ganz ohne Weihnachten ...


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie
    Schoen, dass sich die Muehe fuer Dich doch noch gelohnt hat, Tanzmaus. Ich bin selbst ja eher ein schneller Abbrecher und freu mich, dass Du tapfer drangeblieben bist und meiner Mary Rose eine Chance gegeben hast.


    Wie gesagt, ich kenne das bei Deinen Büchern schon, auch wenn ich nicht weiß, warum das so ist. Deswegen zeige ich mich kämpferisch, ich werde ja dann auch belohnt :grin.

  • Vielleicht ist es so, weil es mir auch so geht?
    Ich liebe die Recherche, ich liebe die Planung - aber wenn's ans Schreiben geht, flippe ich aus und moecht' mir am liebsten einen Ghostwriter suchen. Die ersten Monate des Schreibens sind fuer mich pure Qual - und ich lese meine Anfaenge auch immer nur mit Grausen. Bis ich mich irgendwann eingewurschtelt habe, habe ich immer dieses panische Gefuehl im Nacken: Um Gottes willen, ich kann das nicht, ich fahre die ganze schoene Gesichte mit meinem Gestotter an die Wand.


    Das einzige Buch, bei dem das anders war, ist die Hatti, aber die laeuft eh ausser Konkurrenz.
    Und selbst die faengt erst auf Seite 150 an, ganz und gar mein zu werden.


    Alles Liebe von Charlie

  • Anno 1509 , im Hafen von Portsmouth England , weiht König Henry der VIII. , beim Stapellauf das Schiff die Mary Rose ein , es ist der Name seiner Lieblingsschwester . Auch die drei Werftkinder , Fenella , Anthony & Sylvester sind dabei , sie werden hier zwischen den Docks groß . Die Jahre vergehen , es ist eine Zeit des Umbruchs , es geht auch um den Glauben der englischen Kirche und die Bibel spielen eine große Rolle . Menschen werden verfolgt , hingerichtet und die Scheiterhaufen brennen. König Henry , scheint vom Glück verlassen , Scheidung von der 1. Frau die ihm keinen Sohn schenkt , sie wird verbannt. Anne Boleyen ergeht es noch schlimmer , sie wird des Ehebruchs angeklagt und hingerichtet. Seine 3. schenkte ihm den Sohn , aber sie stirbt. Mitten in den wirren die 3 Werftkinder , sie sind in den Jahren dicke Freunde geworden. Sie sind sich Treu und stehen füreinander ein. Anthony , liebt seine Schiffe und den Bau über alles ihnen gehört sein ganzes Herz. Er gerät immer wieder in Schwierigkeiten , Gefahr und wird ausgegrenzt, das Schicksal meint es nicht gut mit ihm und schlägt unbarmherzig zu. Sylvester dagegen steigt auf , er scheint das Glück gepachtet zu haben. Fenella , wird von beiden geliebt , aber ihr Herz gehört Anthony . Sie ist eine mutige und tapfere Frau die ihren Weg geht. Ganz gleich was passiert , sie bleiben Freunde , auch wenn ihre Freundschaft oft bis an die Grenzen gehen , hat sie bestand. Die eines verbindet glühende Hoffnung .Die Schicksalsschläge & Ereignisse schlagen dramatisch zu. Im Jahre 1545 England befindet sich mit Frankreich im Krieg , greifen die Franzosen bei einer Seeschlacht die Mary Rose an , mit an Bord Anthony , Sylvester und 700 Menschen . Das Schiff wird schwer getroffen und versinkt. Die einzigen die sich retten können



    Die Autorin Charlotte Lyne , hat in ihren Roman " Kinder des Meeres " , viel Herzblut hinein fließen lassen . Man liest uns spürt es in jeder Zeile. Sie schafft es , das einem die Protagonisten sehr beschäftigen , sie hat ihnen Leben eingehaucht. Man freut sich und leidet mit ihnen , nimmt an ihrem Leben teil. Nimmt an ihren Schicksalsschlägen teil. Die einzelnen Charaktere sind sehr gut und Glaubhaft beschrieben. Die Historische Ereignisse sind sehr gut recherchiert und Bildhaft beschrieben. Eine Geschichte über Leidenschaft , Treue , Liebe , Macht , Verrat und Rache , die schon zerstörerisch wirkt . Ihr Schreibstil ist Kraftvoll , Harmonisch, warmherzig und Klar . Die Schilderungen Facettenreich , spannend und mitreißend. Sie versteht es einem auf die Folter zu spannen , von der 1. bis zur letzten Seite.



    " Ein Buch voller Leidenschaft , Rache , Treue und Liebe , dramatisch , anrührend und einfach unvergesslich "Ich kann einfach nur sagen :Einfach Lesen und Eintauchen .....


    Edit: Spoiler gesetzt, da hier zuviel verraten wird. LG JaneDoe

  • Ich bin ja immer froh, wenn ich Rezensionen, die verraten, dass eine Figur stirbt oder sogar wer konkret, erst sehe, wenn ich das Buch selbst schon gelesen habe...


    Edit: Wenn du so etwas siehst, bitte über den Meldebutton melden. Wir können leider nicht alle Beiträge darauf durchsehen. Ich habe den Passus jetzt gespoilert. LG JaneDoe :wave


  • Mir geht es genauso , ich Liebe dieses Buch :kiss

  • England 1509: In Portsmouth wachsen Fenella, Sylvester und Anthony als Werftkinder auf. Die drei verbindet eine ganz besondere Freundschaft, die sich ihr Leben lang halten soll. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sowohl Sylvester als auch Anthony sich in Fenella verlieben. Doch das Schicksal meint es nicht immer gut mit ihnen.


    Mein Leseeindruck:


    "Kinder des Meeres" ist das erste Buch der Autorin, das ich gelesen habe. Sofort ist mir der ungewöhnliche bildhafte Schreibstil aufgefallen. Die Geschichte lässt sich zwar durchaus leicht und flüssig lesen, gleichzeitig ist es aber kein Buch für nebenbei, denn man muss sich auf diese Geschichte ganz und gar einlassen. Sie ist kompliziert und wunderschön zugleich, intensiv und tiefgreifend.


    Die Gefühle und Handlungen der drei Hauptprotagonisten konnte ich zwar nicht immer verstehen, denn ihre tiefe Freundschaft ist wirklich sehr speziell, aber ich habe immer mit ihnen gelitten und gehofft und gebangt.


    Die Geschichte spielt zur Zeit König Henry VIII und man bekommt von seinem Leben und seinen wechselnden Ehefrauen viel mit. Das hat mir an dem Buch besonders gut gefallen, denn sein Leben hat mich schon immer fasziniert.


    Es ist ein wunderschöner Historischer Roman, gut recherchiert, sehr bildhaft geschrieben und absolut empfehlenswert!