Das Teufelsloch - Antonia Hodgson

  • Produktinformation


    Gebundene Ausgabe: 496 Seiten
    Verlag: Knaur HC (21. August 2014)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3426653451
    ISBN-13: 978-3426653456
    Originaltitel: The Devil in the Marshalsea




    Über die Autorin


    Antonia Hodgson stammt aus Derby und studierte Englische Literatur in Leeds. Seit über 15 Jahren arbeitet sie in der Verlagsbranche und ist derzeit Cheflektorin bei Little, Brown UK. Wenn sie nicht gerade schreibt oder arbeitet oder »Game of Thrones« schaut, sitzt sie gern in der British Library und liest Mordgeständnisse aus dem 18. Jahrhundert.



    Kurzbeschreibung


    1727. Tom Hawkins will lieber verdammt sein, als Landpfarrer zu werden wie sein Vater. Er liebt die Frauen, das Bier und das Glücksspiel – und landet eines Nachts im berüchtigten Londoner Schuldgefängnis »The Marshalsea«. Schnell erkennt Tom, dass in diesem »Teufelsloch« nur überlebt, wer sich nützlich machen kann: Er verdingt sich als Ermittler in einem hinterlistigen Gefängnismord – eine Idee, an der sein düsterer Zellengenosse Fleet sogleich Gefallen findet. Doch Tom ist auf der Hut, gilt Fleet doch selbst bei den abgebrühtesten Bütteln des Marshalsea als Ausgeburt der Hölle…




    Meine Meinung


    Schauplatz London im Herbst 1727
    Der 25-jährige Tom Hawkins hat Theologie studiert. Er wurde von seinem Stiefbruder beim Vater angeschwärzt, daraufhin haben sie sich zerstritten und er wurde des Hauses verwiesen. Tom liebt das Spiel und die Frauen, leider steckt er oftmals in Geldschwierigkeiten. An einem entscheidenden Abend gewinnt er genügend Geld, um seine dringendsten Schulden begleichen zu können. Auf dem Heimweg wird er überfallen und Beutelschneider rauben ihn aus. Sein Vermieter Fletcher erhält einen anonymen Brief und lässt ihn wegen seiner Mietschulden verhaften. So landet er im Schuldengefängnis Marshalsea. Einem Gefängnis, in dem diejenigen gefangen gehalten werden, die ihre Geldschulden nicht bezahlen können. Jetzt muß er leider die Erfahrung machen, daß auch hier alles seinen Preis hat, egal ob Essen oder auch die Schlafgelegenheit, alles kostet. Er hat aber kein Geld mehr nur noch ein letztes Andenken an seine Mutter – eine Kette. In den folgenden Tagen lernt er den harten Gefängnisalltag einmal auf der Common Side kennen. Hier leben die Mittellosen, die nachts zusammen getrieben und eingepfercht schlafen müssen. Jeden Morgen werden die Leichen entsorgt. Nur wer Angehörige hat, wird bestattet und die werden dafür über Gebühr zur Kasse gebeten. Harte Prügelstrafen sind an der Tagesordnung. Wenn die Insassen Glück haben, bekommen sie durch Almosen etwas zu essen, aber Läuse, Ratten, Ungeziefer, Krankenheiten sind hier der Alltag. Auf der anderen Seite der Mauer, auf der Master`s Side, lebt die „bessere Gesellschaft“. Hier gibt es auf jeden Fall mehr Freiheiten für die Insassen, verschiedene Lokale, Prostituierte und kleinere Zimmer. Um das Privilieg zu genießen, auf dieser Seite zu leben, muß man entweder über genügend Geld verfügen oder über einflussreiche Freunde. Tom begegnet den seltsamsten Gestalten, z.B. sein Zimmergenosse, der frühere Buchhändler Samuel Fleet. Er scheint sehr einflussreich zu sein, hat aber auch sehr viele Feinde. Die Witwe Mrs. Roberts, die sich Tom in einer schwachen Stunde anvertraut. Ihr Mann Captain Roberts ist erst kürzlich verstorben, angeblich Suizid. Sie bezweifelt dies, vor allem nachdem nachts sein Geist erscheint. Der Direktor des Gefängnisses, Mr. William Acton war früher Metzger und das merkt man seinem Verhalten heute noch an. Er muß dieses Gefängnis vor allem gewinnbringend führen und dazu ist ihm jedes Mittel recht. Tom erhält nun die Chance, den Mord bzw. Suizid von Captain Roberts aufzuklären, als Belohnung soll er seine Freiheit erhalten. Eine äußerst schwierige Aufgabe, denn er muß ständig auf der Hut sein, um zu unterscheiden wer ist Freund und wer Feind.


    Antonia Hodgson hat es in ihrem Debütroman geschafft, die Atmosphäre des Schuldgefängnisses so realistisch und plastisch zu schildern, als Leser fühlte ich mich mittendrin. Ich konnte die schrecklichen Gerüche wahrnehmen und die Bedrohungen, die von verschiedenen Personen ausgingen, förmlich spüren. Die Charaktere waren sehr genau ausgearbeitet und es konnte ein echtes Kopfkino ablaufen. Die Autorin hat gut recherchiert, erzählt spannend und unterhaltsam diesen teilweise historischen Fall. Sie lässt ihre Leser mitfiebern bis zum überraschenden Finale. Mehr Details möchte ich nicht verraten.


    Ich würde mich über ein weiteres Buch der Autorin freuen!


    Von mir 9 Eulenpunkte

  • Das Teufelsloch
    Antonia Hodgson
    DROEMER Knaur
    Übersetzt von Katharina Volk
    Hardcover
    ISBN: 978-3-426-65345-6


    Es handelt sich um das erste veröffentlichte Buch der Autorin, es enthält ein Glossar, ein Verzeichnis der realen Figuren und Anmerkungen zu den historischen Hintergründen.
    Man merkt dem Buch deutlich an, dass Hodgson sich intensiv mit dem Studium authentischer Zeittexte beschäftigt hat.


    Inhalt und meine Meinung
    Tom Hawkins hätte ein geruhsames Leben als Landpfarrer führen können. Er hat Theologie studiert und hätte, den Wünschen seines Vaters folgend, dessen Nachfolger werden können. Allerdings erkennt er, dass dieses Leben nichts für ihn ist. Vielmehr reizt ihn das turbulente Leben Londons, er liebt die Frauen und das Glücksspiel. Unglückliche Verwicklungen sind es, die ihn ins berüchtigte Schuldgefängnis The Marshalseas bringen. Dieses Gefängnis wird äußerst drastisch und anschaulich geschildert. Eine Hölle auf Erden. Nur wer das Glück hat, über genügend Geldmittel oder einflussreiche Freunde zu verfügen, kann auf der „Master’s Side“ ein halbwegs sicheres und angenehmes Leben führen. Doch auch hier sind Willkür und Gewalt an der Tagesordnung. Wer nichts hat, findet sich auf der anderen Seite der Mauer wieder, der „Common Side“, wo Hunger, Schmutz und Krankheit die Menschen in kürzester Zeit dahinraffen. Mitgefühl oder Barmherzigkeit haben sie nicht zu erwarten.
    Aufgrund der Verbindung zu einem einflussreichen Freund, erhält Tom die Chance, auf der Master’s Side ein grausiges Verbrechen, das als Selbstmord vertuscht wurde, aufzuklären und seine Freiheit zurückzugewinnen. Kann er überhaupt jemandem trauen? Was hat es mit dem Geist des Verstorbenen auf sich, der im Gefängnis umgehen soll? Und was ist von der Ehefrau des Toten zu halten, die nicht an Selbstmord glaubt und ebenfalls herausfinden möchte, was wirklich geschehen ist.
    Nichts ist wie es scheint, an diesem düsteren Ort und Tom erkennt, dass er auf sich selbst gestellt ist.
    Dieser historische Thriller ist nicht nur spannend, er versetzt die Leserin gekonnt in die Zeit und an den Ort der Handlung. Ich habe mich teilweise geschüttelt, so drastisch schildert die Autorin Zustände, die wir uns weder vorstellen können noch wollen. Ein äußerst gelungener Roman, den ich allen Freunden des historischen Krimis sehr empfehlen möchte.

  • Ich durfte das Buch als Wanderbuch lesen, vielen Dank dafür! :-)


    "Das Teufelsloch" gehört für mich zu den vielen unerwarteten Glücksgriffen, für die ich der Büchereule immer wieder dankbar bin.


    Tom Hawkins gerät durch eine Verkettung unglücklicher Umstände ins Londoner Schuldgefängnis "Marshallsea", wobei er jedoch immer noch das Glück im Unglück hat, auf der "Masters Side" unterzukommen, wo im Gegensatz zur "Common Side" noch ein Leben unter halbwegs menschenwürdigen Umständen möglich ist. Da er jedoch völlig mittellos ist, hängt der Umzug auf die "Common Side" und damit der sichere Tod wie ein Damokles-Schwert über ihm. Sein einziger Weg zurück in die Freiheit ist es, einen Mordfall aufzuklären, der sich kurz zuvor im Gefängnis ereignet hat, auch wenn Tom keine Ahnung hat, wie er das anstellen soll. Schnell muss er lernen, dass sich im Gefängnis jeder selbst der nächste ist, dass keiner der ist, der er zu sein scheint, und dass er sich auf nichts und niemanden verlassen kann außer auf sich selbst.


    Das Buch ist unheimlich packend und anschaulich geschrieben - man kann sich alles wunderbar vorstellen und meint sogar, den Lärm und das Geschrei zu hören und den Gestank der Common Side zu riechen... Bei manchen Beschreibungen lief es mir wirklich kalt den Rücken hinunter und ich war froh, in meinem warmen Wohnzimmer zu sitzen und nicht wirklich im Marshallsea einzusitzen! :yikes
    Dazu ist die Geschichte um Tom wirklich spannend, man fiebert mit ihm mit, ob er es noch schaffen wird, den Mörder rechtzeitig zu finden und zu einem Geständnis zu bringen - und steht ähnlich wie Tom nach jeder unerwarteten Wendung wieder mit leeren Händen da.


    "Das Teufelsloch" war für mich von der ersten bis zur letzten Seite (und dem für mich in mehrfacher Hinsicht unerwarteten Ende) ein großes Lesevergnügen und ich freue mich jetzt schon, dass die Autorin bereits an einer Fortsetzung schreibt! :-)


    Das Glossar und die Informationen zum historischen Hintergrund des Marshallsea haben das ganze noch wunderbar abgerundet.


    Von mir gibt es volle Punktzahl und eine absolute Lese-Empfehlung für alle Freunde historischer Kriminalromane (und solche, die es werden wollen)!


    LG, Bella

  • Oh da freue ich mich aber, dass das so gut bei euch wegkommt. Habe das Buch in London auf dem Flughafen entdeckt und es dann hier bestellt. Liegt also auf dem Sub und wird dann jetzt doch recht bald gelesen.

  • Für mich war dieser Roman eine totale Überraschung, ich hatte ihn mir irgendwie ganz anders vorgestellt. Er war packend bis zur letzten Seite und wenn man sich erst mal in seinem Sog befunden hat, dann konnte man sich ihm schlecht entziehen. Dies spricht vor allen für die Autorin, ihren Schreibstil und dem Aufbau der Geschichte. Meiner Meinung nach ist dies nicht nur ein historischer Kriminalroman, sondern auch ein Thriller inklusive, denn oft ist die Stimmung so bedrückend, dass man als Leser selber das Gefühl hat im Marshalsea zu sitzen und da möchte ich wirklich nicht hin!


    Die Figuren sind fein gearbeitet, zwar gibt es bei einigen Figuren eine schwarz/weiß Färbung, aber der eine oder andere Charakter überrascht den Leser dann doch in seinem Handeln und Denken. Oft ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Im Schuldgefängnis scheint es immer eine zweite Wahrheit zu geben. Die Frage ist nur, schafft es Tom die Wahrheit ans Licht zu bringen, die ihn vor dem so sicher geglaubten Tod bewahrt? Ein spannender Wettlauf mit der Zeit beginnt…


    Ich empfehlen diesen Roman allen, die gerne historische Kriminalromane lesen und solchen, die sich vielleicht mal an dieses Genre trauen wollen. Antonia Hodgson hat mit ihrem Debütroman eine wahrlich beindruckende Geschichte vorgelegt, die einen auch noch nicht loslässt, nachdem man die letzte Zeile gelesen hat. Das einzige was ich bemängeln muss ist die fehlende Karte. Das eine oder andere Mal hätte ich mir gewünscht eine Skizze zu haben, um mir besser vorstellen zu können, wo Tom sich gerade im Marshalsea befindet.


    Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

  • Mir hat der historische Krimi "Das Teufelsloch" von Antonia Hodgson auch gut gefallen, auch wenn er meines Erachtens doch ein paar Längen hatte. Schade fand ich, daß die Lösung aufgrund eines logischen Fehlers so gar nicht sein kann.


    Dennoch eine Autorin, die ich im Auge behalten werde.

  • Das Teufelsloch hatte mich von der ersten Seiten an in seinem Sog und so habe ich immer sehr große Abschnitte gelesen, weil ich immer nur sehr ungern unterbrechen wollte.


    Ich war überrascht, wie tief man in diesem Schuldgefängnis landet, man riecht den Gestank, man spürt den Ekel, man sieht widerliche Dinge und man lernt die unterschiedlichsten Gestalten kennen. Und hier ist nicht jeder wie er scheint.


    Die ganze Handlung spielt sich innerhalt weniger Tage ab, doch ich hatte das Gefühl, ich würde alle schon lange kennen. Die Geschichte fand ich spannend und ich habe Toms Ermittlungen gern begleitet und ich war vom Ende überrascht.


    Sehr interessant fand ich das Schuldgefängnis und seine Infrastruktur, mir war das bisher nicht bewusst, dass so etwas existiert hat. So haben mir auch die erklärenden Worte der Autorin gut gefallen.

  • Ich habe diesen Roman als Wanderbuch bekommen und gelesen.


    Die Grundidee mit dem Schuldgefängnis ist toll.
    Die Zustände wurden gut beschrieben und man kann sich in die Situation hinein versetzen.
    Dennoch hätte man mehr aus diesem Roman machen können.
    Er hatte doch einige Längen, die es zu überwinden galt und die Geschichte ist teilweise überhart oder aber seicht.


    Von mir gibt es 7 Eulenpunkte

    "Es gibt Dinge, die sind einfach gesetzt: die Existenz Gottes, das Pferd als schnellstes Transportmittel, die gesellschaftliche Funktion der Frau und die Beschaffenheit des Geldes." Samuel Bernard, frz. Bankier, 1716

  • Zitat

    Original von Derfel
    Die Grundidee mit dem Schuldgefängnis ist toll.
    Die Zustände wurden gut beschrieben und man kann sich in die Situation hinein versetzen.
    Dennoch hätte man mehr aus diesem Roman machen können.
    Er hatte doch einige Längen, die es zu überwinden galt und die Geschichte ist teilweise überhart oder aber seicht.


    :write


    Ich habe das auch an meinem eigenen Lesetempo festgestellt, an manchen Stellen konnte ich das Buch nicht weglegen und habe jedes Wort verschlungen und manchmal musste ich aufpassen, nicht einfach darüber weg zu lesen...insbesondere zum Ende hin habe ich mich leider immer schwerer damit getan.


    Dass das Buch quasi auf jeden Mal einen Verdacht lenkt, fand ich recht gelungen, dennoch war ich am Ende etwas enttäuscht, dass da Figuren beteiligt waren, von denen ich das leider vermutet hatte. Dass nicht jeder ist, wie er scheint, habe ich leider auch recht schnell vermutet, mit einer großen Überraschung für mich - dennoch...


    Mir ging das auch so wie chiclana, dass ich das Gefühl hatte, alle schon viel länger zu kennen, die wenigen Tage kamen mir auch kaum so vor. Dieser Sog aus so vielen Einflüssen in so kurzer Zeit war so stark, da sage ich nur Hut ab...


    8 Punkte.