[Innerlich spürte sie, dass sie, egal ob etwas Gutes oder Schlimmes auf sie wartete, wahrscheinlich überleben würde. Das war vermutlich ihr Fluch und vielleicht auch ihre Hoffnung. (Seite 383)
565 Seiten, kartoniert
Originaltitel: Toward The Sunrise
Aus dem Amerikanischen von Silvia Lutz
Verlag: Verlag der Francke Buchhandlung GmbH, Marburg 2006
ISBN-10: 3-86122-796-7
ISBN-13: 978-3-86122-796-0
Reihe „Sturmzeiten“
1) Geschrieben im Wind
2) Von Ferne klingt ein Lied
3) Bevor der Morgen dämmert
4) Heimat meines Herzens
Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)
Jacqueline noch in L. A., Blair auf den Philippinen und Cameron in der UdSSR. Wenige Wochen nach Ende des Vorgängerbandes setzt die Handlung ein, und die Hayes-Schwestern sind noch da, wo wir sie verlassen haben.
Aber Jacqueline will in Kürze zu ihrem japanischstämmigen Ehemann ins Lager ziehen, Blair wird zusehends in den Untergrund und damit die Kriegsereignisse hineingezogen, und Cameron hat mit ganz anderen Dingen als nur der sowjetischen Zensur zu kämpfen.
In einer immer schneller zusammenbrechenden Welt geht es oft nur noch um das nackte Überleben.
Über die Autorin
Judith Pella war als Krankenschwester und Grundschullehrerin tätig, bevor sie sich hauptberuflich dem Schreiben widmete. Sie lebt heute mit ihrem Mann in Oregon.
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Vorbemerkung
Um Mißverständnisse zu vermeiden: Das ist ein christliches Buch. Wenn ich Formulierungen wie „wir“ verwende, beziehen sich diese meist nicht auf die Gesamtgesellschaft, sondern auf den christlich geprägten Teil, dem ich mich zugehörig fühle. Ferner ist die Hinwendung zu Gott bzw. aktive Auseindersetzung mit Religion und Glaubensfragen eines der Themen des Buches.
Achtung: Kurzinhalt wie „Meine Meinung“ verraten zwangsläufig möglicherweise Inhalte der Vorgängerbände.
Meine Meinung
Nach dem Ende des zweiten Bandes wollte ich mir eigentlich erst einmal eine Erholungspause gönnen, aber das Schicksal der Hayes-Schwestern und der mit ihnen verbundenen hat mich dermaßen in den Bann gezogen, daß ich schon am gleichen Tag das dritte Buch der Tetralogie begonnen habe.
„Wenn wir die Schauplätze verlassen, ist nichts entschieden, alles offen und die Situation nahezu hoffnungslos.“ So habe ich das Ende des zweiten Buches charakterisiert. Vielleicht hätte ich den Begriff „nahezu“ stärker betonen sollen, denn Hoffnung ist oft das Einzige, was den Figuren - und dem Leser - noch bleibt. Und wie man sich leicht vorstellen kann, wird nicht jede Hoffnung erfüllt. Der Krieg fordert seinen Tribut; in den Reihen der Getreuen tun sich Lücken auf, die nicht mehr geschlossen werden können.
Für mich sind diese Bücher auch insoweit interessant, als sie das Kriegsgeschehen an verschiedenen zentralen Orten aus der Sicht der Amerikaner darstellen. Ungewohnt für jemanden, der in Zeiten des Kalten Krieges aufgewachsen ist, ist das Bündnis zwischen den USA und der UdSSR, man sich also als befreundet und verbündet betrachtet. Nicht so recht bewußt war mir bisher, wie sehr die deutsche Wehrmacht Europa überrannt hatte und möglicherweise ohne das Eingreifen der USA in den Krieg tatsächlich die Möglichkeit bestanden hätte, daß Nazi-Deutschland den Krieg gewinnt.
Eingebettet in diese Großwetterlage das Schicksal der über drei Kontinente verstreuten Hayes-Schwestern, von denen jede ihren eigenen Leidensweg gehen muß. Wobei Cameron es anscheinend insofern am leichtesten hat, als daß sie nur gegen die sowjetische Zensur kämpfen muß. Wäre da nicht ihre Beziehung zum russischen Arzt Alex, die sich weiter vertieft und dem System ein Dorn im Auge ist. Man ist zwar verbündet, aber das heißt noch lange nicht, daß man Beziehungen zwischen den Bürgern zu dulden bereit ist. Und auch die Suche nach ihrem Halbbruder Semjon ist alles andere als einfach und risikolos.
Jacquelines schlimme Zeit beginnt, als sie nach ihrem Studienabschluß zu ihrem japanischstämmigen Ehemann ins Internierungslager zieht. Zwar ist er in den USA geboren und hat auch einen amerikanischen Paß, aber schon damals war eine gewisse Paranoia in Amerika festzustellen. „Es war wirklich Ironie des Schicksals, dass sie als Beweis für ihre Loyalität gegenüber Amerika ihre Rechte als Amerikaner aufgeben mussten.“ (Von ferne klingt ein Lied, S. 546)
Ganz direkt mit dem Krieg jedoch bekommt es Blair zu tun, die auf den von den Japanern besetzten Philippinen festsitzt. Immer auf der Flucht bleibt es schließlich nicht aus, daß sie in die Guerillakämpfe hineingezogen wird. Gerade sie, die immer so sehr auf Aussehen und Mode wert gelegt hat, muß lernen, im Dschungel zu überleben. Nur ein kleiner Trost ist ihr dabei, daß auch ihr Mann Gary bei den Partisanen ist, so daß eine Chance besteht, daß sie ihn irgendwann wieder treffen wird.
Es hat nur wenige Zeilen gebraucht, und ich war wieder mitten drinnen im Geschehen. Wie schon in den Vorgängerbänden gelingt es der Autorin, die jeweiligen Handlungsorte zum Leben zu erwecken und das Gefühl zu vermitteln, mitten drin mit dabei zu sein. Das bleibt dann leider auch bei den ziemlich schlimmen Stellen so, egal ob die Protagonisten die überleben oder nicht. Denn je weiter der Krieg voranschreitet, um so näher kommen die „Einschläge“; es heißt Abschied nehmen von so manch Liebgewordenem.
Am Ende des Buches ist der Krieg auch für die USA vorbei. Es deutet sich leise an, daß die Freundschaft, wenn es denn je eine solche war, zwischen Amerika und Rußland nicht von Dauer sein wird, und daß die Nachkriegszeit für manche Beteiligte nicht unbedingt einfach wird. Aber dieses, das Auserzählen der Folgen der Geschehnisse der bisher drei Bücher und das Auflösen und Verknüpfen der letzten offenen Fäden ist eine andere Geschichte, die im vierten und abschließenden Band zu Ende geführt werden wird.
Kurzfassung
Die drei Kriegsjahre des Buches fordern ihren Tribut und lassen physisch wie psychisch ein Welt in Trümmern zurück. Es ist vieles entschieden, nur weniges noch offen - und nur die Hoffnung läßt überleben.
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