Eine Frau in Berlin - Anonyma

  • Kurzbeschreibung:
    Im April 1945 beginnt eine junge Frau ihre Tagebuchaufzeichnungen. Sie schreibt zunächst meist in den Bombennächten, die sie - dicht an ihre Nachbarn gedrängt - in den Kellern verbringt. Als es heißt, der Krieg ist vorbei, setzt sie den Bericht fort und dokumentiert ihren Überlebenskampf, der von Hunger, Angst und zahllosen Vergewaltigungen durch die eingerückten russischen Soldaten gekennzeichnet ist.
    Ehrlickeit und Schonungslosigkeit zeichnen diesen Bericht aus - ebenso wie das Fehlen jeglicher Form von Selbstmitleid. Die junge Frau beobachtet und gibt das, was sie sieht und am eigenen Leib erfährt, ohne jegliche Verklärung weiter. Es gibt keine Schönfärberei undPauschalisierungen, sondern Gute und Schlechte unter Siegern und Besiegten.


    Autorin:
    Es war der Wunsch der Verfasserin, dass ihr Name ungenannt bleibt. Schon aus diesem Grund verbieten sich Spekulationen über ihre Identität.


    Eigene Meinung:
    Schon aufgrund der Thematik kein einfaches Buch zum schmökern, sondern eine wahre Lebensgeschichte, die zum Nachdenken anregt. Mir ist an vielen Stellen immer wieder klargeworden, wie "gut" es mir doch geht und über welch lächerlich kleinen Problemen ich manchmal jammere.


    Trotzdem empfehlenswert.


    Ciao :wave
    Magrat

  • Ich habs gestern vom Verlag geschenkt bekommen !! :hop


    Aber wann soll ich es lesen ??? *seufz*

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Ich hab jetzt mal in den Amazonrezis gestöbert. Danach muss man für dieses Buch bereit sein und sich Zeit nehmen können. Ich glaube kaum, dass ich solche Tagebücher nebenher lesen kann. Es steht auf meiner Wunschliste.

  • ich kenne das buch leider noch nicht, liebäugele aber damit und wüsste gern mehr darüber.
    könntest du bitte näher ausführen, weshalb du der meinung bist,
    "Gut wäre es, wenn man nach (oder auch schon bei) dem Lesen jemanden zum drüber reden hat."?
    ist es so belastend?
    oder meinst du ältere, die das aus eigener anschauung kommentieren können?
    danke!
    :wave


  • Ich meinte eigentlich jemanden, der das Buch auch gelesen hat um die Eindrücke, die das Buch hinterlässt, auszutauschen. Ich fand es teilweise schon sehr belastend, weil die Autorin ganz offen über ihre schrecklichen Erlebnisse schreibt. Besonders berührt haben mich ihre Schilderungen über die Angst, den Hunger und die Vergewaltigungen. Dabei bleibt sie ziemlich sachlich und bemitleidet sich selbst nie. Das finde ich sehr stark und mutig.


    Ein Buch, das ich zu diesem Thema auch noch empfehlen kann:
    Roma Ligocka, Das Mädchen im roten Mantel
    Eine jüdische Frau berichtet über ihre Kindheit im 2.Weltkrieg. Die wahre Geschichte der Frau, deren Schicksal Steven Spielberg in seinem Film Schindlers Liste zu der bewegenden Figur des Mädchens im roten Mantel inspirierte.

  • danke für die erklärung.
    werde es mir wohl anschaffen.
    das von dir erwähnte buch habe ich gelesen (fand es recht gut) aber nicht in den dauerbestand übernommen. gleiches gilt für fania fenelons "mädchenorchester von auschwitz" und die trilogie "ein stück himmel"ff von janina david. zu diesem thema fand ich "exodus" von leon uris und "holocaust" von gerald green (beide verfilmt) bei weitem besser. irgendwo in diesem forum wurde einmal wouks "feuersturm" empfohlen. ich habe es inzwischen, beisse mich aber irgendwie im langwierigen familienvorpalaver fest...
    :wave

  • Ja, klar, es gab ja schon eine Rezi dazu ....


    Dann bin jetzt mal auf eine weitere Meinung gespannt.... Aber ich glaube, bei mir wirds mit der Lektüre noch dauern: ich glaube nicht, daß ich so ein Thema in der Schwangerschaft gut lesen könnte ...

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Ich habe das Buch jetzt fertig gelesen und empfinde es als absolut lesenswert.
    Da die Autorin einen ziemlich obektiven, neutralen Schreibstil hat ist das Buch auf den ersten Blick relativ, wie soll ich sagen, "unbeteiligt" zu lesen.
    Das Tagebuch zeichnet sich wirklich ( wie auf dem Umschlagtext vermerkt ) durch illusionslose Kaltblütigkeit, unbestechliche Reflexion, schonungslose Beobachtung und makabren Humor aus. Manchmal wird einem erst auf den zweiten Blick so richtig klar, was einzelne Sätze eigentlich aussagen bzw. bedeuten wenn man sich das Gelesene so richtig verdeutlicht.


    Die Vergewaltigungen, Schändung wie sie es nennt, gehören schnell zum täglichen Albtraum - man muss sich irgendwie damit arrangieren um zu überleben. So kommt sie relativ schnell zu der Erkenntis: "Ganz klar: Hier muss ein Wolf her, der mir die Wölfe vom Leib hält. Offizier, so hoch es geht, Kommandant, General, was ich kriegen kann."


    Traf man z.B. eine Frau, die man schon längere Zeit nicht gesehen hatte, war die erste Frage ganz selbstverständlich: "Wie oft?".


    Über allem aber liegt immer der Hunger, die Suche nach Nahrung, das Beschaffen derselben..........Dafür tut man vieles, dafür werden Grenzen übertreten, Gefühle treten in den Hintergrund.


    Im Nachwort schreibt C.W. Ceram treffend:


    "Wem überhaupt steht es zu, vor solchem Massenschicksal nach moralischem Maßstab zu suchen, der nur ans Individuum angelegt werden darf? Keinem Mann! - denn allzu viele waren es, die vor der Maschinenpistole zu Frau oder Tochter sagen mußten: "Nun geh schon mit!". Und wer nie vor einer Maschinenpistole stand, der soll hier schweigen.
    Aber auch keiner Frau! - sofern sie nicht einmal wenigstens im Strom eines Massenschicksals trieb.
    Aus der Sicherheit ist`s allzuleicht zu richten."


    Dem ist nichts hinzuzufügen.


    10 Punkte.

  • Tolle Rezi Rosenstolz !!!


    Ich bin ja auch furchtbar gespannt auf dieses Buch, aber wie schon geschrieben, werde ich da noch ein bißchen mit warten, glaube ich ...

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Nachdem das Buch schon länger auf meiner Wunschliste stand, habe ich es nach einem, meiner Besuche im Haus der Geschichte jetzt gekauft.


    Ich habe angefangen zu lesen und muss sagen, dass es mich sehr beeindruckt. Die Autorin schreibt bisher aus einem fast distanzierten Standpunkt heraus. Ich bin allerdings auch noch nicht weit.


    Interessant war es für mich, im Vorwort zu lesen, dass das Buch bereits 1954 verlegt wurde. Damals war die Autorin unglaublichen Anfeindungen ausgesetzt, weshalb sie der Neuauflage nur unter der Bedingung zustimmte, dass das Buch nach ihrem Tod anonym erscheint.

  • Es ist schon ein paar Tage her, seit ich das Buch durch habe. Es ist eins der Bücher, die einen ziemlich lange beschäftigen. An manchen Stellen ist man einfach mehr als sprachlos. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Aufschreiben solcher eigentlich unbeschreiblichen Erlebnisse die vielleicht einzige Art ist, damit fertig zu werden, ebenso wie der meist distanzierte Schreibstil. Man hat fast den Eindruck, die Autorin schreibt aus einer anderen Ebene über eine namenlose Frau in den letzten Kriegstagen, statt über sich selbst.
    Am Wahrheitsgehalt dieses Buches zu zweifeln kommt dem Leugnen des Krieges insgesamt gleich. Ein erschütterndes und lange nachhallendes, aber unbedingt lesenswertes Buch über die eine ebenso kurze, wie totgeschwiegene Epoche deutscher Geschichte.

  • Ich habe es inzwischen auch zu einem Drittel gelesen, finde es sehr interessant, habe aber jetzt schon ein paar negative Punkte. Na, wenns fertig ist, dann lege ich mal alle vor. ;-)

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Dieses Buch habe ich vor ca. 2 Jahren gelesen....und ich muss gestehen, es ist mir kaum etwas vom Gelesenen im Gedächtnis zurückgeblieben...
    ....das ist ein Zeichen dafür, dass es mich nicht beeindrucken konnte.

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)