So. nachdem ich also das Buch nach den ersten 40 Seiten in der Ecke liegen hatte und mich nicht so wirklich dazu aufraffen konnte, habe ich gestern in einem Rutsch den Rest weggelesen.
Es ist ein Buch, zu dem ich ein sehr gespaltenes Gefühl habe. Einerseits ist es bewegend, auch interessant, zu lesen, wie es damals war, grade aus der heutigen Zeit, wo man von solchen Dingen ja fast nichts weiß und grade die Vergewaltigungen häufig noch verschwiegen oder von den Frauen mit ins Grab genommen werden.
Andererseits - und das ist kein Nachteil, sondern einfach nur eine Anmerkung von mir - hat mir die Sprache überhaupt nicht gefallen.
Klar, die nüchterne, sachliche Berichterstattung trägt mit zu der Beklemmung bei, die man bei diesem Buch verspürt, und es kommt auch durch, daß es für diese Frau eine schwere Zeit war - aber war das wirklich so, daß man diesen Hunger, diese Gewalt und dieses Ausgeliefertsein so stoisch ertragen konnte und so "abgebrüht" darüber berichten konnte?
Ich weiß nicht, vielleicht hat die Autorin auch nur bewußt verdrängt, wie sie im Buch auch schreibt, daß sie sich innerlich verschlossen hat, um nicht schwanger zu werden, vielleicht kam ihr Zusammenbruch viel später, nach den Aufzeichnungen.
Besonders krass fiel mir die Bemerkung des heimgekehrten Freundes auf, der die Frauen, die sich einen "Beschützer" unter den Russen gesucht hatten, mit läufigen Hündinnen vergleicht - das, finde ich, steht weder ihm noch sonst jemandem zu.
Ein bewegendes Buch, ein Buch, bei dem ich froh bin, es gelesen zu haben, das ich aber ehrlich gesagt nie wieder lesen werde.