'Kinder des Meeres' - Seiten 291 - 366

  • Schon ein paar Tage gelesen, aber jetzt erst Zeit zum Kommentieren:


    Ich frage mich, ob für Anthony und Fenella im Hinblick auf Kinder wirklich der Zug abgefahren ist, also ob sein "Leiden" eine physische Ursache hat (Kastration?) oder ob es vielleicht psychosomatisch ist und evtl. doch noch ein Hauch von Hoffnung besteht?


    Schön, dass Anthony mit Luke so gut auskommt und richtig aufblüht. Er hat ja schon ein paar mal durchblicken lassen, dass sein Wissen zu vermitteln ihm genau so wichtig ist wie selber Schiffe zu bauen.
    Fenella wird immer wieder darauf angesproche, dass Sylvester sie liebt und sie nickt und sagt "Jaja" aber meint eben auf eine andere Weise. Jetzt ist eben die Frage, sieht sie das ganze zu naiv oder interpretieren die anderen etwas hinein?
    Gerade auf die Frage hin, warum denn nun Sylvester kein Kind haben will und nicht heiraten.
    Was wäre denn, wenn die drei sich einigen würden, dass Sylvester Fenella ein Kind macht, dass sie dann zu dritt erziehen? Zugegebenermaße ein sehr moderner Denkansatz aber bei der Patchwork-Familie die sie jetzt schon haben würde das doch auch reinpassen. Wären alle damit einverstanden oder würden so letzten Endes doch die Risse unter der Oberfläche entstehen, die das Gefühl des Betrogen seins auslösen?


    Weihnachten ist geradezu idyllisch. Anthony reisst sich zusammen und nimmt Teil an der sozialen Interaktion. Man gönnt es allen Beteiligten, ein kurzes Durchatmen.


    Anne ist hier in der Tat eine sympathische Person. Man erlebt die Tragik dieser Figur hautnah mit. Sie ist charmant und sehr klug, sie weiß sich zu helfen, wenn es darum geht einen Mann zu bezaubern. Aber um die Liebe eines Mannes wie Henry Tudor aufrecht zu erhalten fehlt ihr leider das wichtigste: Der Erbe.
    Ich mag die Interaktion zwischen Henry und Anthony. Und ich glaube auch Henry selbst genießt es, keinen Speichellecker vor sich zu haben der vor ihm zurückschreckt. Noch. Noch ist er nicht zu dem paranoiden Wrack seiner späteren Jahre geworden, der Anthony in der gleichen Situation vermutlich sehr schnell aufs Schafott geschickt hätte. Mir gefallen Anthonys eigentlich rotzfreche Antworten einfach zu gut. :-]


    Geraldine. Mitleid ist eigentlich fast das falsche Wort. Vielleicht eher Mitgefühl? Ich denke, es zieht ihr den Boden unter den Füßen weg, als sie vor sich selbst zugeben muss, dass "der Unaussprechliche" zu ihr so viel besser passt als jeder andere Mann den sie kennt. Und dass sie das eigentlich schon lange weiß. Der gefallene Engel und der Engel von Portsmouth. Der Einzige der Gefühle in ihr hervorruft, der nicht vorhersehbar ist, der sie nicht langweilt.
    Ich muss gestehen, als sie seine Wange streichelt und er das zulässt hätte ich mir für einen Augenblick fast gewünscht, dass sie und Anthony eine Beziehung zueinander aufbauen könnten und Fenella mit Sylvester glücklich werden kann, was natürlich niemals funktionieren kann und wird, aber so ein bisschen ... Wenn Anthony es ertragen kann, dass die Frau, die ihm so viele schlimme Dinge angetan hat und ihn in seiner tiefsten Demütigung gesehen hat, ihn berührt ohne sie von sich zu stoßen, was ist dann noch alles möglich?


    Jetzt hab ich kommentiert, jetzt darf ich also endlich weiterlesen! :lache

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Hach und ich darf mich nochmal an Deiner Zusammenfassung hochziehen, ehe ich mich adventsmaessig vom Acker mache. Hinreissend wie immer.


    Nein, Pelican, das hier ist mein letzter Henry-Roman (im Non-fiction-Bereich sieht das moeglicherweise anders aus. Mal sehen.) Stoff gibt es unendlich viel, aber es gibt ja auch unendlich viele Romane darueber, und Hilary Mantel hat fuer mich das Non-plus-ultra geliefert.


    Waehrend ich den Roman schrieb, habe ich wieder erlebt, wie viele Geschichten fuer mich in der Epoche stecken, aber als er zu Ende war, war ich auch damit fertig. Die Renaissance war dreissig Jahre lang "meine" Zeit, sie wird mich immer begeistern und ich werde auch weiter dazu arbeiten.
    Aber es wurde auch hoechste Zeit, sich weiterzubewegen, nochmal ueber den Tellerrand zu sehen, denn dass ich fachlich in meiner eigenen Sauce koechele, mich nur noch schleppend bewege, mir nur noch schleppend Neues aneigne und mich massiv zu wiederholen beginne, hatte ich in den letzten Jahren bemerkt, ohne zu wissen, was ich dagegen tun koennte.
    Nun ist es mir durch Zufall zugefallen, und das macht mich sehr froh.
    Mein Mann ist ja der Meinung, ich sei der Koenig der Monomanen, und das kann ich nicht so richtig ueberzeugend abstreiten. Aber fuer die naechsten dreissig Jahre leiste ich mir eine frische Monomanie (die natuerlich der alten verwandt ist, aber eben von mir noch unbeackert. Lechz.)


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Rouge
    Also ich muss sagen, ich finde es total schwer hier nach jedem Abschnitt etwas zu schreiben, weil ich gerade so in der Geschichte gefangen bin und am liebsten einfach immer nur weiterlesen möchte. :-] Und dann kann ich gar nicht darauf achten, ob jetzt ein Leserundenabschnitt zu Ende ist oder nicht.


    :write
    Das geht mir genauso. Gestern bin ich so in das Buch abgetaucht, dass ich einfach immer weiter gelesen habe. Ich hatte eigentlich gehofft, dass ich anhand der Kommentare hier später noch zuordnen könnte, was in den einzelnen Abschnitten geschehen ist und so beim Kommentieren nicht zuviel verrate. Aber die Hoffnung habe ich gerade aufgegeben. Daher lasse ich dies bei diesem Abschnitte.


    Edit hat ein überflüssiges Wort gelöscht.

  • Zitat

    Original von Saiya
    Diese Anne gefällt mir! Es ist im ernst das erste Mal, dass ich für Anne Boleyn Sympathie aufbringe.
    Und Geraldine hat mir richtig leid getan. Ich werde nur das Gefühl nicht los, dass das, was sie mit ihrem Verhalten ins Rollen gebracht hat, noch aufzuhalten ist. :-(


    Da ich Anne in noch keinem anderen Roman begegnet bin (glaube ich) gefällt sie mir sehr gut. Jedenfalls hier. ;)


    Geraldine tut mir null Leid... Nur weil sies nicht blick ist so viel passiert! :bonk
    Ich hoff ja Anthony fängt nix mit der an >.<


    Zitat

    Original von nicigirl85


    Die Einführung von Luke finde ich gelungen. Vielleicht bringt dieser kleine Junge Anthony wieder dazu neuen Lebensmut zu fassen.


    ja, der hat mir auch sehr gut gefallen. :)


    Henry mag ich übrigens immer noch.


    Allerdings erwische ich mich dabei, dass ich manche Anthony Fenella Szenen quer lese. Tut mir sehr Leid, aber iwie hab ich das Gefühl, dass sich die beiden total im Kreis drehen und es nicht wirklich was wird für Fenella... Und somit macht mich Anthony ein wenig wütend ab und zu! :schlaeger

  • Auch ich habe kein Mitleid mit Geradine. Ihre Spitzeldienste treibt sie scheinbar ja weiter :bonk Wenn ich ein Gefühl hätte, sie hat aus den Geschehnisses gelernt, hätte ich vielleicht Mitleid. Aber ich glaube nicht, dass sie etwas gelernt hat. :cryst
    Am Ende dieses Abschnittes sinkt auch meine Sympathie für Anthony. Er ist nicht nur genesen, auch kommt er mir in mancher Szene arrogant (auchwenn arrogant nicht das richtige Wort ist - mir fällt nur nichts passenderes ein) rüber.


    Favorit ist immer noch Sylvester. Auch Anne ist mir sympathisch.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein