'Kinder des Meeres' - Seiten 367 - 446

  • Das ist jetzt nicht dein Ernst. Wie kannst du Fenchel das antun. Pfui.


    edit meint ich drücke mich an dieser Stelle so kryptisch aus, weil ja vielleicht nicht alle Leser meiner Vermutung folgen mögen. Gewissheit habe ich ja noch nicht.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von beowulf ()

  • Niemals hätte ich damit gerechnet (ich vermute anscheinend das selbe wie beo). Das nimmt mich jetzt wirklich ein bisschen mit.
    Ob ich jetzt schlafen kann, ohne den Rest der Geschichte zu kennen?


    Geraldine ist wie ein fallender Dominostein, der alle mitreißt.


    Das war übrigens jetzt das erste Mal, dass es mir wirklich um Anne Boleyn leid getan hat. :-(

  • Ja, das kommt gut mit dem Dominostein.
    Ich habe befuerchtet, dass die Leser das nicht verzeihen. Und habe ganz viel Mut gebraucht, um das durchzuziehen, in dem Bewusstsein, dass das eine Entscheidung fuer die Geschichte und gegen die Leser, die das meiner Erfahrung nach unversoehnlich gegen eine Figur aufbringt, war.
    Ich steh vor der Entscheidung gerade wieder. Und diesmal ist's meine All time Lieblingsfigur, die zum Frass vorzuwerfen, mir ganz fuerchterlich schwer faellt.


    Ich glaub, ich mach's trotzdem.
    Ich glaub, ich bin einfach nicht faehig, es anders zu machen.

  • Es gibt nichts zu verzeihen. Ich finde, das macht deine Figuren - und ganz speziell diese hier - menschlich und echt. Auch einer der Gründe warum ich deine immer so gern mag.


    Ich habe es tatsächlich nicht mehr aus der Hand legen können, das Buch. Heute bin ich sehr müde, aber noch ganz berauscht von der Mary Rose und den Menschen, die in deiner Geschichte so eng mit ihr verbunden sind.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Wenn ich jetzt ein gedrucktes Buch hätte, in dem ich blättern könnte würde ich dir ein Zitat von Anthony übers Verzeihen aufs Butterbrot schmieren...


    Dieses?
    "Ich denke, es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder man hat ohnehin verziehen, dann ist die Bitte überflüssig. Oder man kann nicht verzeihen. Dann ist sie es erst recht.“


    Damit koennen aber die anderen nicht.


    Fuer mich war das voellig nachvollziehbar, dass er das tun muss. Er muss irgendetwas tun. Von allein wird das nicht heil. Es wird natuerlich gar nicht mehr heil. Aber er hat diesen starken wuetenden Lebenwillen in sich, der das Talent beschuetzt, und der will einmal mit voller Wucht zurueckschlagen, um das wieder funktionsfaehig zu bekommen.
    Was soll er da machen?
    Toeten kann er ja nicht.
    (Denkt er.)
    Fuer mich war es voellig in Ordnung, das so zu machen.
    Ich gebe aber zu, dass ich das Problem nicht zum ersten Mal mit Lesern habe (und wie gesagt, ich hab's gerade so schlimm wie nie zuvor, es presst mir innerlich was zusammen, dass ich WEISS, die Leser werden das nicht verstehen. Und ich verstehe es so gut, dass ich meinen Primo uomo nicht daran hindern kann).


    Ich fuerchte ja, das koennte partiell daran liegen, dass diese Art von Treue (!) kein Wert ist, der bei mir jemals einen sonderlich hohen Stellenwert hatte. Ich habe ehrlich gesagt erst von Lesern gelernt, dass das so ein Riesen-Knackpunkt ist.


    Und habe nun ein Dilemma ...

  • hui, für mich war das ein sehr tränenreicher Abschnitt, erst das Domus Dei und dann Anne, die ihren Tod hinnimmt, als wäre er der Preis für das Spiel ihres Lebens....


    Beim Brand des Domus Dei habe ich mir nur gedacht, dass die Leute heute immer noch nicht schlauer sind als damals und immer noch alles niederreißen, was nicht ihres Glaubens ist....


    Ich hoffe mal, dass es Sylvester und Anthony gelingt sich weit genug vom König fernzuhalten, um dessen Launen entgehen zu können....
    Anthony kommt wohl erst an seine Mary Rose ran, wenn Edward geboren wird....

  • Zitat

    Original von streifi
    hui, für mich war das ein sehr tränenreicher Abschnitt, erst das Domus Dei und dann Anne, die ihren Tod hinnimmt, als wäre er der Preis für das Spiel ihres Lebens....


    Beim Brand des Domus Dei habe ich mir nur gedacht, dass die Leute heute immer noch nicht schlauer sind als damals und immer noch alles niederreißen, was nicht ihres Glaubens ist....


    Das erste ist so schön ausgedrückt.
    Und für das zweite bin ich dir sehr dankbar.


  • Aber das ist doch sowas von wahr, ich finde Anthony ist so ein geradliniger Charakter, die andern die sich verbiegen und dahin und dorthin schwanken, können das nicht verstehn. Da ist einer, der kennt seine Bestimmung, geht seinen Weg, nicht über Leichen, nein aber auch nicht mit brauner Nase sondern einfach geradeaus.

  • Also nach diesem Abschnitt befürchte ich auch das Schlimmste!
    Das hätte ich von Anthony nie gedacht. Und die arme Fenella, falls sie davon erfahren sollte. Sie tut mir jetzt schon leid.


    Anne tut mir genauso leid. Sie war mir in diesem Buch wirklich sehr sympathisch, eine richtig tolle Frau die diesen Tod so ganz sicher nicht verdient hat.
    Und dieser Ausspruch von Anthony über das Verzeihen hat mir auch ganz doll gefallen. Er ist so was von wahr....


    Ich muss jetzt ganz schnell weiterlesen, ich muss wissen wie es weitergeht!

  • Danke, Rouge. Ich glaub, das war meine private Lieblingsszene, die, in der Sylvester vor Annes Tod zu ihr in den Tower geht. Die ist der Kern der Geschichte fuer mich.


    Alles Liebe von Charlie

  • Ich weiß gar nicht was ich schreiben soll. Ich bin noch völlig ergriffen von dem letzten Abschnitt. Zu viel ist wieder passiert.
    Die arme Anne tut mir doch sehr leid.
    Das Treffen zwischen Antony und Robert fand ich sehr bezeichnend. Robert meint doch tatsächlich mit ein paar Worten wäre alles vergessen? Ist das dumm oder naiv. Auf jeden Fall war Antony kalte Reaktion genau richtig. Aber letztendlich wird er wohl für die Mary Rose alles tun.

  • Ach, ist das schoen - es naehert sich doch noch jemand dem Ziel.
    Das freut mich sehr.


    Mir tat Anne auch entsetzlich leid. Diese Szene im Tower, zwischen ihr und Sylvester, ist meine Lieblingsszene, das war mein Kernstueck fuer diesen Roman, mein Lieblingsdialog. Ich glaub, da habe ich meine arme Lektorin in den Wahnsinn getrieben, weil ich ueber jeden geaenderten Halbsatz rumdiskutiert habe.


    Ich mochte diese zwei zusammen gern, ich haette ihnen auch gern noch mehr Platz gegeben. Es war schoen, eine solche Beziehung zu beschreiben, in der unendlich viel Sympathie und Achtung steckt, auch eine Spur Flirt und Sinnlichkeit, aber vor allem eine laechelnde Freundschaft.


    Alles Liebe von Charlie

  • "Lächelnde Freundschaft" finde ich wieder einmal sehr schön formuliert :anbet!
    Was das "nicht mehr weiterlesen" angeht...
    Ganz abgesehen von der Bedeutung "dieser Art von Treue" - mir hat es auch einen kleinen Stich gegeben. Aber ich verstehe Anthonys/Charlies Beweggründe und finde es gut, dass Charlie den Mut hatte, für ihr Gefühl und gegen die vermutlich zu erwartende Lesermeinung einzutreten. Wenn eine Kreatur sich immer wieder und immer mehr verraten und in die Enge getrieben fühlt, darf man nicht mit den üblichen Maßstäben rechnen. Das ist kein Freibrief. Es geht nicht um Freisprache (wie war das noch gleich mit dem "ersten Stein"?), es geht um Verständnis. Und vielleicht Verzeihen. Ich höffe, das ist Fenella möglich. Und Anthony. :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Vielen Dank, dass Du zu dem Thema noch einmal etwas geschrieben hast, Maikaefer.


    Ich habe das gerade wieder am Wickel, fuehle mich diesbezueglich hilfloser denn je und beschaeftige mich daher wieder intensiv damit. Es ist der eine Bereich, in dem von meinem ersten Buch an eine ganz grosse Diskrepanz zwischen meinem Erleben und dem der Leser besteht, ein Zwiespalt, der sich bis heute nicht verkleinert, sondern eher vergroessert hat.


    Fuer mich gehoert Sex zu den vitalsten Lebensaeusserungen, die ich mir vorstellen kann. Sex als Aufbaeumen gegen Tod und Todesangst, als Beweis der eigenen Lebenskraft, als Mittel, um eine Naehe herzustellen, die auf anderer Ebene nicht erreicht werden kann, als Betaeubung und als Instrument von Macht ist fuer mich so menschlich, fuehlbar und selbstverstaendlich, dass ich an der Stelle grosse Schwierigkeiten habe, Kompromisse zu machen:


    Auf der einen Seite habe ich eine Leserschaft, die das eindeutig voellig anders sieht als ich und der ich eine Figur moralisch zerstoere, wenn ich das so durchziehe, wie es mir richtig scheint. Auf der anderen Seite habe ich mich, die eine derart bereinigte Figur sich selbst nicht glauben koennte und vor allem ganz schnell uninteressant faende.
    Natuerlich habe ich trotzdem versucht, Kompromisse zu machen - aber das Ergebnis war nie befriedigend: Fuer mich hat's die Figur geschwaecht, mein Verhaeltnis zur Figur geschaedigt und die Geschichte weniger ueberzeugend und zwingend gemacht. Fuer die Leser war's nie weitgehend genug.


    Jetzt steh ich da mit meiner Lieblingsgeschichte und meiner Lieblingsfigur of all time und habe wieder die Wahl: Entweder ich lasse ihn tun, was er seiner Natur und seiner Geschichte gemaess eben tut, erhalte ihn mir in all seiner Kraft, beschaedige ihn aber fuer die Leser moralisch, oder ich hau ihm so fest, wie ich kann, auf die Finger, leg ihm eine Kandarre an und hoffe, dass ich ihn, wenn ich ihn gezaehmt habe, immer noch ein bisschen reizend finde. Ein ganz kleines bisschen wenigstens. Und dass es den Lesern genuegt.


    Was fuer ein bloedes Dilemma. Das Thema macht mich nach wie vor voellig ratlos.


    Alles Liebe von Charlie

  • Dieser Abschnitt hat es wirklich in sich. Dass Anne sterben wird, war ja klar. Ich habe nur gehofft, dass nicht Sylvester mit ihr in den Tod gehen muss. Aber das ist ja zum Glück nicht passiert.


    Geraldine will plötzlich mit ihrem Mann ins Bett, obwohl sie Robert sein meidet wie die Pest. Irgendwie beschleicht mich der Verdacht, dass Geraldine fremdgegangen ist und daraus Kind entstanden ist. Zwischen der gemeinsamen Nacht mit ihrem Mann und der Schwangerschaftsmeldung vergeht mir doch etwas zu wenig Zeit. Wer mag wohl der wirkliche Vater sein? :gruebel


    Edit muss hier etwas löschen, da ich im falschen Abschnitt gelandet bin und schon zu viel geschrieben habe.

  • Uff, was für ein Abschluss dieses Abschnitts. Aber ich hangle mich chronologisch durch meine Notizen...


    Aus der Sicht von Fenella und Liz (die ist schon 15? :yikes) erleben wir die Stürmung der Klöster (bzw. Hospiz) mit. Und wie überall wo große gesellschaftliche Umwälzungen stattfinden trifft es natürlich auch die Unschuldigen. Manchmal könnte man wirklich :bonk Wenn Anthony nicht gerade noch rechtzeitig gekommen wäre, hätte es schlecht ausgesehen für das Fenchelchen.
    Dafür kommt die nächste Überraschung: Der Herr kann wieder. Schon zu dem Zeitpunkt hatte ich so einen Verdacht was bzw. wer ihn geheilt haben könnte, aber mehr dazu weiter unten...


    Die Auflösung warum die Mary Rose Anthony so viel bedeutet fand ich sehr emotional. Ich wäre im Leben nicht drauf gekommen, dass er doch eine enge Bindung zu seinem Bruder hatte, auch wenn der die scheinbar nur gebraucht hat, wenn er krank war und Angst hatte. Die Mary Rose ist nicht Anthonys, sondern Ralphs Schiff. Die Szene hat sich mir sehr stark eingeprägt.


    Als Sylvester endlich begreift, dass Fenella ihm doch mehr bedeutet als nur die beste Freundin und er eben NICHT eins ist mit Anthony was das angeht ist die logische Schlußfolgerung Hannah zu heiraten. Hatte der arme Kerl tatsächlich einen Moment Angst er könnte den beiden in den Weg kommen und wollte sich so selbst daran hindern? Sein "Handel mit Gott" ist natürlich eine schöne Ausrede, zum Glück hat die kleine Liz überlebt.


    Die Zeit der großen Anne ist vorüber. Ich mochte ihre Darstellung hier wirklich. Diese Anne war nicht ein von Ehrgeiz und Machstreben zerfressenes Luder, sondern ein Mensch der Spaß hatte am Leben, der vielleicht zuviel geliebt hat und der sich auch erlaubt hat zu hoffen und zu träumen. Sie hatte Platz in ihrem Herzen für einen aufrechten Menschen wie Sylvester und das hat sie mir als Leser nahe gebracht.
    Schön, dass Sylvester sein Versprechen eingehalten hat, auch wenn ich durchaus um ihn gefürchtet habe, wegen seines engen Kontakts zu Anne im Tower, wenn das jemand beobachtet und gemeldet hätte!
    Über das kurze Wiedersehen mit den Seymours hab ich mich gefreut. :-)


    So, und jetzt kommts.
    Nachdem bisher keiner das Kind so recht beim Namen nennen wollte, werde ich mal meine Vermutungen in Spoilern ergehen.


    Jetzt aber schnell weiterlesen! :schnellweg

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Irgendwie tragen ja alle 3 Werftkinder so ein Laster mit sich. Anthony die lange Haft, Fenella hat ihren Liebsten immer nur kurz bei sich und Sylvester bekommt Fenella nicht, weil diese eben mehr Anthony liebt als ihn. Ich mag alle drei echt gern, aber ich möchte nicht in der Haut von einem der Drei stecken, da mir ihr Schicksal einfach zu hart ist.


    Sylvesters Hochzeit mit Hannah hatte ich ja bereits erwartet, das war also nicht so die große Überraschung. Ich bin nur erstaunt, dass Hannah sich darauf einlässt, denn sie weiß ja, dass sie quasi nur ein Lückenbüßer ist.


    Oh weh Anthony will Fenella kein Kind machen, weil er kein wertiges Blut in sich trägt. Oh man ich würde gerade das als I- Tüpfelchen empfinden, wenn die beiden ein Kind hätten. Hoffentlich ändert Anthony seine Meinung noch einmal.


    Was ich von Geraldine halten soll, das weiß ich immer weniger. Was will sie denn mit einem Kind? Ihren Mann verachtet sie, also würde sie doch auch ein Kind von ihm verachten, oder?


    Das Schicksal von Anne ist ja ebenfalls herzerweichend, auch wenn wir es aus der Geschichtsschreibung ja bereits kennen. Sie bekommt keinen Sohn und dafür muss sie sterben. Schön, dass wenigstens Sylvester für sie da ist.