Und vor allem legt er den Grundstein dafür, ob man Geschichte als langweilige Ansammlung von Namen und Zahlen oder als lebendiges Thema, das es wert ist, weiter erforscht zu werden, ansieht. Ein guter Geschichtslehrer muss in meinen Augen nicht in erster Linie Fakten vermitteln, sondern Interesse wecken.
Historische Romane, wo die historische Figur im Zentrum steht - hat das bei Verlagen eine Chance?
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Zitat
Original von Ellemir
Die hier im Strang genannten Romane sind gute Beispiele dafür, dass es klappen kann. Ich reihe mich schon mal unter die potentiellen Leserinnen ein...Den Maximilian-Roman habe ich mir inzwischen zugemutet, mich hat er überhaupt nicht überzeugt (nicht einmal als Roman) und schon gar nicht, was seine Historizität und historische Genauigkeit betrifft. Das Ganze kam mir eher vor, als wäre das der Vorlage-Roman für eine künftige Fernserie á la "The Tudors" oder "Borgia".
"Glencoe" dagegen, obwohl ich bereits wusste, woum es darin geht, fand ich die Geschichte sehr spannend und hatte, was inzwischen bei mir sehr selten ist, tatsächlich den Eindruck in eine andere Welt eintauchen. (Persönlich hat mir auch der indirekte Bezug zu einem Roman von Walter Scott gefallen: Old Mortality, dort ist Dundee eine wichtige Figur und die Schlacht von Killicrankie wird im Schlussteil dieses Romans erwähnt.)
Mit den "Wölfen" habe ich inzwischen begonnen, erster Eindruck ist viel versprechend.
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ZitatOriginal von SayyidaHallo Teresa,ich möchte dir zu deinem Plan, einen historischen Roman über eine reale Figur zu schreiben gratulieren. Ich selbst lese sehr gerne solche Romane, welche für mich die eigentlichen "Historischen" sind. ...Ich jedenfalls würde deinen Roman gerne lesen.lgSayyida
An Sayyida,danke, das ist natürlich sehr aufbauend, allerdings wird es sicher noch dauern, bis ich die Rohfassung fertig habe, und einen Verlag zu finden, wird sicher auch noch eine Hürde darstellen.Teresa[/I]
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Also meiner Meinung nach hängt es definitiv vom Aufbau der Geschichte und vom Stil ab.
Aber wenn die richtige Kombination aus Wissensvermittlung und Unterhaltung gegeben ist. können Romane zu historischen Personen bzw. Persönlichkeiten definitiv interessant sein.
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Hallo!
Auch ich bin keine Autorin, möchte aber meine bescheidene Meinung als normale Leserin kundtun.
Teresa Wichtig ist, dass du aus Überzeugung an dein mögliches Vorhaben herangehst. Mir ist bewusst, dass Verlage Vorgaben haben. Echte geschichtliche Persönlichkeiten in einem Roman zu "verarbeiten", dürfte gewiss eine große Herausforderung darstellen.
Erstens sollte die historische Person meines Erachtens so genau wie möglich nachgezeichnet werden, aber gleichzeitig sollte die Handlung genügend Spielraum für die Phantasie des Autors entfalten.Frau Hillary Mantel dürfte eine ausgesprochen begabte Schreiberin sein (ich habe mir nun "Wölfe" und "Falken" antiquarisch bestellt). Gleichzeitig war sie klug genug, sich mit "Cromwell" eine historische Figur herauszusuchen, die einen hohen Bekanntheitsgrad hat. "Stories" aus dem Umfeld des Tudorhofes sind einfach sehr angesagt. Auch dank unzähliger Verfilmungen. Davon kann auch eine Hillary Mantel profitieren.
Damit möchte ich ausdrücken, dass es leichter sein dürfte, einen Roman mit historischer Figur auf den "Markt" zu bringen, die auch beim Durschnittsleser zumindest kein Unbekannter ist.
Ich würde einen Roman schreiben über eine historische Persönlichkeit, die bei vielen möglichen Lesern Interesse wecken könnte. Banale Beispiele: Hildegard von Bingen, Franz von Assisi, Napoleon, Johanna von Orleans und "Sisi" .
Ich vermute, es ist wichtig für die meisten Leser, eine geistige Brücke schlagen zu können.MfG
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Zitat
Original von Euridike
Hallo!Ich würde einen Roman schreiben über eine historische Persönlichkeit, die bei vielen möglichen Lesern Interesse wecken könnte. Banale Beispiele: Hildegard von Bingen, Franz von Assisi, Napoleon, Johanna von Orleans und "Sisi" .
Ich vermute, es ist wichtig für die meisten Leser, eine geistige Brücke schlagen zu können.MfG
Auf der anderen Seite sind viele bekannte Persönlichkeiten doch als Thema für Romane recht ausgelutscht. Bringt es wirklich etwas, wenn ich den soundsovielten Roman über Sisi, Napoleon oder Johanna schreibe? (Selbst zu Hildegard und Franz gibt es schon einiges.) Anders wäre es, wenn ich mit den bisherigen Büchern selbst nicht glücklich bin oder eine neue Idee zu diesen bekannten Persönlichkeiten bieten kann.
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Bei bereits bekannten und oft verwendeten Personen kommt es darauf an, wie groß der Abstand zur letzten belletristischen Verwertung dieser Person ist - so das der Verlag "den tollen neuen Roman um "Wenauchimmer" bewerben kann.
(Und was "Johanna" angeht warte ich lieber auf ihre Autobiographie )
Ich denke viel wichtiger ist ein interessanter Stoff, eine gute Geschichte, weniger ob die historischer Figur bekannt oder unbekannt ist.
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Hallo liebe Teresa,
ich verstehe deinen Einwand sehr gut. Ob es etwas für die geistige/geschichtliche Bildung bringt, die "ausgelutschten" geschichtlichen Persönlichkeiten erneut in einem weiteren Buch aufzubereiten, kann ich dir natürlich nicht ernsthaft beantworten. Das wäre wohl eine unerhörte Anmaßung.
Als Erstlingswerk (als Einstieg in den Buchmarkt) könnte solch ein Buch vielleicht schon etwas bringen. Nämlich etwas Geld als finanzielles Polster. Denn die Leserschaft ist doch ziemlich anhänglich, wenn es um ihre Lieblinge geht.
Bitte entschuldige, dass ich so unverblümt den schnöden Mammon ins Spiel brachte.
Ganz liebe Grüße!
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Liebe Eurydike,
ich habe vor einiger Zeit irgendwo ein Interview mit dem Autor Richard Dübell gelesen, der in diesem Interview (das schon einige Jahre alt ist) erzählt, dass sein Roman über Walter von der Vogelweide vorläufig nicht erscheinen wird, da gerade ein Roman von Tanja Kinkel über dieses Thema erschienen ist.
Angesichts dessen, dass Kinkel und Dübell in ihren historischen Romanen unterschiedliche Schwerpunkte setzen und dass es zu Walter von der Vogelweide, abgesehen von seinen Dichtungen, fast keine historischen Fakten gibt, kann ich mir gut vorstellen, dass Dübells Buch ganz anders als das von Kinkel ausgefallen wäre.
Was lässt sich nun aus der Entscheidung des Verlages mutmaßen? Da für die Verlage in erster Linie doch der Gewinn ausschlaggebend ist (Beispiel: die Einreichungsrichtlinien für ein Manuskript des Gmeiner-Verlages, die eindeutig verraten, dass sie vor allem den/die produktive/n Serienschreiber/in suchen und weniger talentierte Autoren/innen, die anspruchsvoll schreiben), rechnen sie wohl damit, dass Leser/innen, wenn sie zu einemr historischen Persönlichkeit bzw. zu einem historischen Geschehnis bereits ein Buch gelesen haben, an einem zweiten Buch eben nicht mehr interessiert sein werden.
Eine Autorin, die hier postet, Tereza Vanek hat über ihren historischen Roman "Im Dienste der Gräfin" geschrieben, dass sie große Mühe hatte, für diesen einen Verlag zu finden, was mich sehr überrascht hat. Der Roman handelt um die "Blutgräfin" Erszebet Bathory, über die immerhin vor einigen Jahren zwei sehr unterschiedliche Filme gedreht wurden und die keineswegs eine unbekannte Persönlichkeit ist.
Insofern könnte ich mir auch vorstellen, dass auch eine bekannte geschichtliche Persönlichkeit heute gar keine guten Chancen hat, die Hürden, einen seriösen Verlag zu finden, zu schaffen.
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Ich sehe das ähnlich wie Teresa. Um gerade als Neuling Fuß zu fassen, macht es wenig Sinn den xten Roman über Hildegard von Bingen, Napoleon oder Jeanne d'Arc zu schreiben. Dann schon lieber eine Persönlichkeit, über die es noch nicht so viel gibt. Oder eine bekannte historische Persönlichkeit in einem komplett neuen Setting: Jeanne d'Arc im Kampf gegen Zombiehorden, oder so. Irgendwie muss man ja die Aufmerksamkeit von Literaturagentur oder Verlag wecken. Das Alleinstellungsmerkmal lässt sich bei einem wenig bearbeiteten Thema wesentlich besser herausstellen als bei einem breit abgegrasten. Da wird das Manuskript nämlich gleich aussortiert: "Gibt's schon, brauchen wir nicht"
Und dass historische Romane in erster Linie die geistige/geschichtliche Bildung des Lesers zum Ziel haben, wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Und das keineswegs nur, weil Romane definitionsgemäß "ausgedachtes Zeugs" sind
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All diese "Vorwürfe" treffen vor Allem aufg die großen Verlage zu - ich beobachte seit Jahren das dort mehr und mehr der massentaugliche (einfach geschrieben, die übliche TragigundDramatik - lest ein paar Klappentexte und ihr wisst was ich meine - und vor allem austauschbar und ohne eigenes Profil) einfach gestrickte Texte und weniger neues und innovatives veröffentlicht wird.
Die Zielgruppe dieser Bücher kann diese auch kaum mehr voneinander unterscheiden, und will das auch garnicht. (Das trifft allerdings auf fast alle Genreleserinnen zu - auch im Krimi kann kaum noch jemand sagen was er/sie in den letzten drei Wochen gekauft bzw gelesen hat)
Die so oft zitierte "Breite Masse" verblödet tatsächlich immer mehr. Die kaufen sie selbe Story mit den selben "Twists".- den immer gleichen Handlungsabläufen - und kennen dabei weder Autor noch Titel, nicht nur von bereits gelesenen, nein, auch von den gerade in Arbeit befindlichen Büchern.
Ihr habt keine Vorstellung was an "Lesern" da draußen rumläuft!
Um so mehr brauchen wir das gute Zeug! Den gut recherchierten Roman zu "Dinges von Hastenichgesehen", einen Typen den keine Sau kennt, der aber spanned und interessant ist!
Und sei es bei einem kleinen Verlag, den auch keine Sau kennt!
Gute Bücher, für anspruchsvolle Leser, sind mehr gefragt den je - und sie gehören in eine Buchhandlung, wo die Angestellten den Leuten sagen: "Lest dieses Buch, es ist toll!"
Solche Sachen werden gerade zur Zeit immer wichtiger!
Also, liebe Autorinnen und Autoren: Schreibt über das Thema das euch interessiert, für das ihr blutet!
Es ist einfach notwendig das es jemand macht!
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Zitat
Original von Teresa
Eine Autorin, die hier postet, Tereza Vanek hat über ihren historischen Roman "Im Dienste der Gräfin" geschrieben, dass sie große Mühe hatte, für diesen einen Verlag zu finden, was mich sehr überrascht hat. Der Roman handelt um die "Blutgräfin" Erszebet Bathory, über die immerhin vor einigen Jahren zwei sehr unterschiedliche Filme gedreht wurden und die keineswegs eine unbekannte Persönlichkeit ist.Insofern könnte ich mir auch vorstellen, dass auch eine bekannte geschichtliche Persönlichkeit heute gar keine guten Chancen hat, die Hürden, einen seriösen Verlag zu finden, zu schaffen.
Wenn man hier von Autorinnen spricht, tauchen sie auf magische Weise prompt auf.
Nun zur Bathory: zunächst einmal ist sie in Deutschland wohl nicht sooo bekannt - wurde mir wenigstens verlagsseitig mitgeteilt. Dann war der Schauplatz problematisch. Osteuropa ist nämlich so eine heikle Sache, angeblich bei deutschen Lesern nicht besonders beliebt. Das war wenigstens damals, also vor ein paar Jahren, so. Diese Dinge können sich sehr schnell ändern, wenn ein Buch mit einer bisher unpopulären Thematik über Nacht zum Ueberraschungserfolg wird. Dann reissen einem die Verlage plötzlich Texte aus der Hand, bei denen noch vor ein paar Monaten dankend abgewunken wurde.
Grundsätzlich würde ich auch sagen: mach in erster Linie, was dich interessiert. Falls du ein paar praktische Hinweise möchtest, womit leichter ein Verlag zu finden ist, so sieht es meines Wissens immer noch so aus:
Schauplatz: am besten Deutschland, eventuell England, auf jeden Fall wenigstens Westeuropa. Falls es exotisch sein soll: Australien ist beliebt, Afrika (aber bitte als schöne Kulisse ohne viel Bürgerkrieg), Lateinamerika geht so, Asien eher nicht.
Epoche: Mittelalter, Mittelalter, Mittelalter... 19. und 20. Jahrhundert gehen neuerdings auch, alles dazwischen ist wohl eher problematisch. Antike? NEIN!!!
Hauptfigur: vorzugsweise weiblich. Wenn es eine Figur ist, die es tatsächlich gab, sollte sie ein recht aufregendes Leben geführt haben, möglichst mit Liebesgeschichte. Also eher Eleonore von Aquitanien als Hildegard von Bingen (wobei letztere auch geht, aber als Nebenfigur).
Diese Angaben sind absolut ohne Gewähr und gelten für Genreromane, NICHT für literarische Texte. Und frage mich bitte nicht, warum das eine geht und das andere nicht. Ich habe schon lange aufgehört, das verstehen zu wollen.
Viele Grüsse
Tereza
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Mir wurde bei meinem aktuellen Roman "Mit der Kraft von Purpur" vorgeworfen, es sei kein "echter" HR, nur weil die zweite Hauptfigur, die beste Freundin, der historisch belegten Caterina von Siena fiktiv ist. Dabei dient diese fiktive Figur der Perspektive, also der Beobachtung der echten Figur und als Ausgleich zur der von göttlicher Eingebung manchmal doch sehr merkwürdig wirkenden Frau aus Siena.
Meiner Meinung nach ist ein guter HR historisch belegt, die Kulisse, die Geschichte muss stimmen, die Figuren nur zum Teil, aber doch. Ich denke, Verlage schauen auf den Stil, den Aufbau der Geschichte. Keineswegs denke ich, dass eine historische belegte Figur als Protagonist dabei stören kann.
Und auch ich wundere mich nicht mehr über die Entscheidungskriterien der Verlage, was genommen wird und was nicht. Sich im Vorfeld den Kopf zu zerbrechen, bringt nichts. Schreiben wofür man brennt ist ein guter Rat.
lg
Sayyida