Post für Mrs. Bromley - Stefan Brijs

  • Gebundene Ausgabe: 560 Seiten
    Verlag: btb Verlag (11. August 2014)
    ISBN-13: 978-3442753888
    Originaltitel: Post voor mevrouw Bromley
    Preis Gebundene Ausgabe: Euro 22.99
    Preis Kindle E-Book: Euro 18.99


    Autor


    Stefan Brijs, Jahrgang 1969, gelang mit seinem Roman "Der Engelmacher" in Belgien und den Niederlanden ein Sensationserfolg. Er wurde dafür u. a. mit der "Goldenen Eule" für das beste Buch des Jahres ausgezeichnet sowie mit dem Preis der Königlichen Akademie für Literatur der Niederlande. Die Auslandsrechte wurden in zahlreiche Länder, darunter auch England und die USA, verkauft. Bei btb ist außerdem sein von der Kritik hochgelobter Roman "Post für Mrs. Bromley" erschienen, die Geschichte eines jungen Mannes, der in Kriegszeigen versucht, menschlich zu handeln.


    Kurzbeschreibung/Klappentext


    August 1914. In London melden sich Tausende junger Männer, um gegen die Deutschen zu kämpfen. Martin Bromley, Feuer und Flamme für den Krieg, versucht seinen Milchbruder John Patterson zu überreden, sich mit ihm zu melden, aber der will seinen Traum von einem Literaturstudium nicht aufgeben. John bleibt in einer Stadt zurück, in der der Druck auf die jungen Männer, die sich dem Krieg verweigern, immer größer wird. Als er von Martins Tod erfährt und schließlich selbst in Frankreich kämpft, tut er alles, um Mrs. Bromley den Tod ihres leiblichen Sohns zu verheimlichen. Auch um den Preis, dass mit ihm die Wahrheit sterben könnte.


    Meine Meinung


    Bücher rund um den Zeitraum 1910/1920 erscheinen in diesem Jahr anlässlich des hundertsten Jahrestags seit Ausbruch des 1. Weltkriegs beinahe inflationär. Nahezu jeder Verlag hat eines oder mehrere Bücher zum Gedenken an diese Urkatastrophe zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Programm. Nun hat mich dieses Buch hier die vergangene Woche begleitet und nach der Lektüre kann ich den Roman ungeniert zum Kauf und Lesen weiterempfehlen.


    Der Schriftsteller Peter Brijs erzählt aus der Sicht des jungen Engländers John Pattinson der den beginnenden Krieg in London miterlebt. Seine Mutter ist bei seiner Geburt gestorben und die im Buchtitel erwähnte Mrs. Bromley wird mehr oder weniger zur Ersatzmutter und er gehört fast zu ihrer Familie. John wohnt jedoch mit seinem Vater in einem einfachen Souterrain eines Mietshauses das vom Fussboden bis zur Decke voller Bücher ist. Johns Vater ist nicht nur der Postbote des Wohnquartiers sondern auch leidenschaftlicher Sammler von antiquarischen Werksausgaben und diese Begeisterung für Literatur geht nahtlos auf seinen Sohn über. Als Briefträger hat er im Verlaufe der Geschichte die leidvolle Aufgabe Briefe des Kriegsministeriums für gefallene Soldaten an die Angehörigen zuzustellen ... :-(


    Entgegen vielen anderen heissblütigen, von patriotischer Pflicht den Vaterland gegenüber getriebenen Burschen meldet sich John Pattinson nicht freiwillig zum Kriegsdienst. Als belesener junger Mann kann er den den Wahnsinn und Horror des Krieges einschätzen. Ganz im Gegensatz zu seinem besten Freund Martin Bromley der als Heisssporn ganz naiv Feuer und Flamme für den Einsatz an der Front ist. So kommt es, dass Martin freiwillig mit tausenden anderen ins Militär eintritt und John an der lokalen Universität Englisch studiert. Dort und im zivilen Alltag muss er sich immer wieder rechtfertigen warum er nicht für sein Land kämpfen will. Ziemlich genau in der Hälfte des Romans gibt es ein Ereignis, das ich natürlich nicht verrate, das Johns Leben verändert und schliesslich tritt auch er ins Heer ein und wird an die Front nach Belgien und Frankreich beordert. Dort nutzt ihm sein literarisches Wissen und Sprachfertigkeit und er wird persönlicher Gehilfe eines Offiziers. Unter anderem verfasst er Briefe für Soldaten an die Angehörigen zu Hause die teils ungeduldig, teils bange auf Nachricht ihrer Söhne, Brüder, Ehemänner oder Geliebten warten.


    Der Schreibstil des Autors Peter Brijs stellt keine grossen Herausforderungen an die Leserschaft dar. Die Geschichte lässt sich mühelos lesen und die Anzahl der Protagonisten ist verhältnismässig klein gehalten und diese können jederzeit gedanklich gut zugeordnet werden. Etwas mehr Tiefe bzw. Komplexität in der Zeichnung der Figuren wäre meiner Ansicht nach möglich gewesen. Lesebegeisterte dürften sich an Reminiszenzen grosser Dichter und Schriftsteller erfreuen. Viele Passagen über Charles Dickens, John Keats, John Milton, Heinrich Heine und Johann Wolfgang von Goethe und etlichen ihrer Zitate werden laufend in den Text mit eingeflochten. Das Kriegsgeschehen samt Historischen Daten steht nicht im Focus, es ist schliesslich kein Sachbuch sondern eine fiktionale Erzählung mit Schmökerqualitäten die der Unterhaltung dient.


    Für Leser/-innen die der Flut an Büchern zum 1. Weltkrieg (noch) nicht überdrüssig sind und sich dem Thema mit einer belletristischen Erzählung samt menschlicher Note befassen möchten, denen kann ich dieses Buch ans Herz legen. Wertung: 8 Eulenpunkte