Der Garten über dem Meer - Jane Corry

  • Der Garten über dem Meer, Jane Corry, Orig.titel „The Ruby Ring“, Übersetzung Claudia Geng, Blanvalet Verlag, Mai 2014, ISBN 78-3-7645-0493-9


    Klappentext:
    Devon, 1866. Die Mutter der kleinen Mary Rose Marchmont liegt im Sterben und schenkt ihrer Tochter einen mit Rubinen besetzten Ring. Er soll dem Mädchen Kraft und Trost schenken – doch dann nimmt ein schreckliches Unglück seinen Lauf… Viele Jahrzehnte später zieht die junge Londonerin Laura Marchmont mit ihrem Mann in ein altes Haus, dessen Garten direkt über der Steilküste liegt. Sie kann ihr Glück kaum fassen: Hals über Kopf hat sie sich in einen wunderbaren Mann verliebt, der ihre Gefühle erwidert, und gemeinsam leben sie nun an diesem traumhaften Ort. Doch bald beginnt Laura, unheilvolle Ahnungen zu haben. Es scheint fast, als könne sie die Schatten der Vergangenheit spüren – und als sei ihr Garten Schauplatz einer tragischen Geschichte gewesen…


    Zur Autorin (lt. Klappentext):
    Die studierte Anglistin Jane Corry hat für Medien wie The Times, The Daily Telegraph und Woman gearbeitet. Sie ist Mutter von drei Kindern und lebt mit ihrem Mann an der Küste im südenglischen Devon. In dieser Gegend spielen auch ihre spannenden Familienromane.


    Meine Meinung:
    Auf der Suche nach leichter Entspannungslektüre las ich den Roman „Der Garten über dem Meer“ von Jane Corry, den ich vor einiger Zeit geschenkt bekommen hatte. Die Geschichte um ein Familiengeheimnis vor der Kulisse Devons versprach unangestrengte, aber dennoch spannende Unterhaltung. In der Tat ist die Geschichte um Mary Rose Marchmont, die im 19. Jahrhundert aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände unschuldig verurteilt wird, dramatisch, tragisch und nicht allzu sehr vorhersehbar und gibt Einblick in verschiedene Facetten der viktorianischen Gesellschaft, auch in Mißstände der damaligen Zeit.


    Was mir die Lektüre allerdings schwer machte, ist die Eindimensionalität sämtlicher Charaktere. Ob in der Vergangenheit oder in der Gegenwart sind alle männlichen Protagonisten schwache Charaktere, denen es nicht gelingt, familiäre Konflikte aufzulösen, und denen es an emotionaler Intelligenz und Durchsetzungsvermögen mangelt. So steht Mary Roses Vater nicht hinter seiner Tochter, mit der er über Jahre ein enges, vertrauensvolles Verhältnis aufgebaut hat, und Charles, Lauras Ehemann, gebietet seinen Töchtern keinen Einhalt bei ihren Versuchen, seine neue Beziehung zu Laura zu sabotieren. Die weiblichen Charaktere sind zwar durchweg starke Persönlichkeiten, bleiben aber dennoch eindimensional, weil sie entweder gut oder böse ausgestaltet sind. Leider überspitzt die Autorin zudem teilweise die Ausgestaltung ihrer Charaktere. Laura erscheint mir in ihrer Hysterie in einigen Sequenzen vollkommen unglaubwürdig.


    Abgesehen von der Einfachheit der Charakterzeichnung spart Jane Corry nicht in der Verwendung von Klischees und kitschigen Elementen. Der angenehm flüssige Erzählstil und der gut aufgebaute Spannungsbogen mit nur wenigen Längen konnten für mich die Defizite des Romans, den ich aber immerhin fertig gelesen habe, nicht aufwiegen.


    Wer eine unterhaltsame, dramatische Familiensaga mit Familiengeheimnissen auf zwei Zeitebenen sucht, und kein Problem mit eindimensionalen Charakterzeichnungen und klischeehaften Szenen hat, wird mit Jane Corrys Roman „Der Garten über dem Meer“ einige schöne Stunden verleben können.


    4 von 10 Punkten

  • Danke Pelican, schon der Titel würde mich normalerweise abschrecken aber manchmal hat man ja Glück und erwischt doch ein gute geschriebenes Buch hinter einem kitschigen Titel und Cover.
    Dieses hier scheint es nicht zu sein.