1796-97 veröffentlicht und demnach definitiv ein Klassiker.
Ich habe Jean Paul vorher nur in Auszügen gelesen und fand seine Sprache wunderbar und ziemlich modern für seine Zeit, vor allem seine feine Ironie, die er sehr meisterhaft beherrscht hat mir gut gefallen.
Siebenkäs ist ein Roman, der das Zerbröckeln einer Ehe beschreibt. Unterbrochen wird die Geschichte durch Einschübe, die wahrscheinlich die Literaturwissenschaft endlos beschäftigen - undurchsichtig nichts dagegen.
Also erst die Einschübe. Begriffen habe ich sie nicht, aber gelesen und gestaunt. Wären sie Malerei, dann wohl Surrealistische Gemälde, also ganz und gar zu früh für ihre Entstehungszeit.
Ich denke es würde sich lohnen diese "Blumenstücke" gesondert zu betrachten und den eingetlichen Roman unter Auslassung zu lesen.
Die eigentliche Geschichte ist schnell erzählt. Firmian Stanislaus Siebenkäs heiratet, bekommt durch Betrug schwere finanzielle Probelme und betrachtet aus mehr oder weniger distanzierter Perspektive den Zerfall seiner Ehe.
Wahrscheinlich die schwerste Erkenntnis: die Frau ist zwar lieb, fleißig und schön, aber eben dumm.
Wer Spaß an Misogynie hat, kommt hier auf seine Kosten:
„...er konnte es nicht aus dem Kopf bringen, daß sie einmal, im gerührtesten Zuhören auf seine Kabinettspredigt über Tod und Ewigkeit, ihn denkend, aber unten, anblickte, und endlich sagte: ‚zieh morgen den linken Strumpf nicht an, ich muss ihn erst stopfen‘
Er trifft dann auch die richtige Frau für sich, und löst mit Hilfe seines Freundes und alter egos sein Ehedrama, indem er seinen eigenen Tod inszeniert.
Mein Fazit: Ich hätte den Autor gerne kennengelernt. Sein Roman ist voller Hintersinn und Lebensweisheit, auch wenn er für modere Lesegewohnheiten keine lockere Lektüre ist, trotzdem lesenswert.