Die Letzten Tage der Menschheit von Karl Kraus

  • Das Drama von Karl Kraus über den ersten Weltkrieg ist gerade 2014 super aktuell.


    Die "Geschichte" wenn man so will, ist nicht linear wie bei den "normalen" Dramen üblich, sondern eine Montage aus tatsächlichen Zeitungsberichten und Dokumenten der Zeit, zusammengestellt und in den eigenen Text von Karl Kraus eingebettet. Die Struktur ist also Schauplatz bezogen und nicht aufeinander aufbauend, sondern ergänzend.


    Seine Wucht bekommt das Drama durch die Absurdität der Zitate, die gerade dadurch, dass sie in einen anderen Kontext umgebettet worden sind, in ihrem Wahnsinn entlarvt werden.
    Trotz des furchtbaren Hintergrunds des ersten Weltkriegs musste ich immer weider lachen, denn der Blödsinn des Krieges wird durch nichts offensichtlicher als durch seine eigenen Rechtfertigungsmechanismen, die Kraus schonungslos zur Schau stellt.


    Persönlich würde ich mich nihct als Pazifist bezeichnen, aber "Die letzten Tage der Menschheit" hat mich sehr geschärft in Bezug auf heutige Konflikte, vor allem, und das war wohl auch das große Anliegen Kraus', wie die Medien mit Krieg umgehen.


    Auf jeden Fall lesenswert.


    Ich habe gesehen, dass das Drama auch als Graphic Novel realisiert wurde, vielleicht werfe ich auch mal einen Blick dort hinein.
    Eine aktuelle Aufführung habe ich nicht entdeckt.

    "Reading is food for thought, and anything to do with food must be good." Snoopy


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