Sind wir Leser schuld daran, dass der "echte" Buchladen verkommt?

  • Freitag, Szene im örtlichen Buchladen:


    Ich komme rein, plötzlich sehe ich, dass nur mehr die Hälfte Bücher angeboten werden, als noch beim letzten Besuch.


    Stattdessen zählt allerlei Kitsch zum Angebot im Buchladen: Geburtstagskarten, Partymaterialien, und viel ärgerer Nonsens.


    Da frage ich die Buchhändlerin, was denn passiert sei.


    Da sagt sie mir tränenerstickt, dass sie nicht mehr auf Qualität setzen kann.


    Sie hat keine Stammleser mehr.


    Selbst die härtesten Leser entscheiden sich immer öfter dafür, bequem bei Amazon einzukaufen, anstatt im alten Buchladen selber zu stöbern und zu kaufen.


    Hochwertige Literatur brauche sie gar nicht mehr aufzustellen.


    Gehen tut nur mehr noch das, worauf Dan Brown steht. (Das stammt ausnahmsweise nicht von mir!)


    Aber sie möchte schließlich keinen Dan Brown Laden eröffnen.


    Sie müsse nun wie andere Buchläden das Angebot erweitern, besonders um Nicht-Bücher-Produkte.


    Ich denke gerade darüber nach. Und ich schäme mich. Als Leser.


    Den guten, alten Buchladen gibt es nicht mehr.


    Gruß

  • Den guten, alten Buchladen gibt es nicht mehr.


    Bei mir schon. Gleich 4 davon habe ich in meiner Umgebung.


    Ein wenig Tinnef wie Geburtstagskarten haben die auch da - das ist aber doch wieder praktisch, weil viele Bücher als Geschenk verkauft werden.


    Amazon ist für mich praktische Ergänzung, ich kaufe aber lieber im Laden, weil ich - gerade bei mir unbekannten Autoren - lieber erst ein wenig probelese und so unangenehme Überraschungen weitestgehend vermeide.


    Auch ein eventueller Umtausch ist im Laden einfacher.


    *ups* - zu früh abgeschickt


    Stöbern bei Amazon ist zwar ganz spassig... macht "in echt" aber ebenfalls viel mehr Spaß.


    Für mich geht Amazon auf jeden Fall nicht über den "echten Einkauf".

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

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  • Bei uns gibt es auch noch den guten alten Buchladen, wobei ich leider auch dort irgendwie eine Veränderung feststelle.


    Seit einer Weile ist dort zum Bsp. die hiesige Stadtzeitung mit im Laden.


    Ich schaue mir gerne bei amazon die Rezis an, gehe aber immer in den Buchladen oder auch zu Weltbild hier um sie mir vor Ort zu kaufen.

    LG Katja :wave


    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es ,
    alles beim alten zu lassen .
    Und gleichzeitig zu hoffen , das sich etwas ändert."-Albert Einstein ."


    :lesend "FÜNF "- Ursula Poznanski

  • Ich habe noch nie bei Amazon gekauft.


    Das hängt unter anderem mit meinem Alter zusammen, aber ich würde mich auch unwohl fühlen, wenn ich vor dem Kauf die "Ware" nicht in der Hand haben und mit eigenen Augen sehen kann.
    Wenn ich die Möglichkeit habe einen Buchladen zu besuchen, dann tue ich das auch.


    Amazon habe ich bisher allenfalls für Recherchen genutzt und sooo schnell wird sich das wohl nicht ändern.


    Liebe Grüße, Kim

  • ich glaube, nicht wenige buchhändler sind selbst daran schuld, weil sie sich häufig nicht die mühe machen, ihre kunden wirklich gut zu beraten und zu bedienen. letzthin wollte jemand in meinem heimatort ein neues buch von mir kaufen und hatte den genauen titel und die isbn, doch der buchhändler erklärte lapidar, das buch gebe es nicht. bei amazon war es dann innerhalb von 2 tagen beim kunden, wo der kunde das nächstemal kauft ist klar. Das ist kein einzelfall, im übrigen ist das buch bei einem zwar kleineren, aber renommierten verlag erschienen.
    wenn wir in einer buchhandlung nach karten für unsere wanderurlaube suchen, erhalten wir selten eine erschöpfende auskunft und wenn, dann ist die lieferzeit extrem lang, also kaufen wir direkt bei den verlagen und fragen nicht mehr beim händler.

  • Willst du uns ein schlechtes Gewissen machen oder fragst du dich das echt???


    Es doch zum Teil der Zahn der Zeit.


    Wozu MUSS ich noch in den Buchladen, wenn ich mir doch online gute Rezensionen oder Empfehlungen holen kann. Mit deinem Aufruf, mehr Bücher vorzustellen schmälerst du auch den Badarf an Empfehlungen vom Buchhändler persönlich. ;-)


    Und wenn ich dann nun schon weiss was ich will und ja fast jeder 3. Haushalt online ist, kann man auch bequem von zu Hause bestellen.


    In Zeiten wo das Geld beieinander gehalten werden muss werden sich immer mehr für Amozon, Ebay & Co entscheiden.
    Mir sind 19 Euro pro Buch auch für die Menge die ich lese zu teuer.
    Oder sollten die Leute nur neu kaufen und nach Einkommensgrenze lesen? Ist doch auch nicht in deinem Sinne, oder?


    Im Zeitalter der Online-Bücher, Hörbücher und der bequemen Möglichkeiten wird es wohl auch so weiter laufen.


    Ich bin der Meinung Bücher sind nach wie vor gefragt, aber nicht mehr in den Mengen wie früher und auch mit weniger Service.


    Was aber mich nicht davon abhäölt gelegentlich in einem Buchladen zu stöbern. GELEGENTLICH. ;-)

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Ich denke nicht, dass wir als Leser alleine die Schuld tragen. Die Verkäufer sollten einen besser beraten. Ich war mit Tjorven in einer großen Stuttgarter Buchhandlung und ich wollte beraten werden ( zwecks Kinderbücher). Die Verkäuferin meinte lapidar: " da müssen Sie da schauen".

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • Ich habe da immer Gewissenskonflikte:
    Als Weiland hier aufgemacht hat,habe ich mir gesagt,da gehst du nicht hin,aber nachdem mein eigentlicher Buchhändler einige Bücher nicht vorrätig hatte , die ich unbedingt brauchte :cry,
    bin ich dann doch untreu geworden.
    Dann habe ich noch einen Buchladen bei der Arbeit im Krankenhaus,sehr praktisch und Jokers hat auch oft gute Angebote und dann ist da noch der Club...
    Außerdem möchte ich über Amazon die Eulen unterstützen,so daß ich mir angewöhnt habe meine Bestellungen zu verteilen.

  • Zum Glück habe ich in meiner Stadt ausreichend Buchläden zur Auswahl und zum "stöbern".
    Ich sehe allerdings auch nicht ein, wieso ich mich als Leser schämen soll, wenn ich evtl. gern eine Geburtstagskarte zum Buch mitkaufen möchte...
    und daß der Lesegeschmack vor Jahren "hochwertiger" (wie definiert sich das? Eco und danach nur Leerstellen :-]) war, ist auch zu bezweifeln :lache wenn ich daran denke, was zB. vor 10 Jahren so in den Buchhandlungen lag.


    Bin allerdings auch ein Gern-Besteller bei amazon, gerade, weil es dort eben viele Bücher und Cds gibt, die ich sofort bestellen kann und dann zusammen geliefert bekomme - das ist in einer Buchhandlung vor Ort nicht immer gegeben. Und nicht jede Buchhandlung bestellt ein teures Fachbuch zur Vorab-Ansicht oder sorgt sich engagiert um die gewünschten "Stammleser" :wow

  • Hmm, da scheinen ja einige von euch Pech mit den Beratern und Verkäufern zu haben.


    Der kleine Laden bei uns ist da sehr gut. Die Verkäuferinnen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Wenn man eine Frage hat, beraten sie einen, zeigen verschiedene Bücher und wenn man etwas Bestimmtes sucht, sehen sie erst im Laden und dann in ihrem Computer nach. Wenn man da etwas bestellt, ist es im Normalfall innerhalb von zwei Werktagen da.
    Dort werden sogar Bücher umgetauscht, die woanders gekauft wurden.


    Also, ich bin sehr zufrieden, dass dieser Laden bei uns in der Nähe ist. Schade, dass andere weniger Glück haben.


    Liebe Grüße, Kim

  • Nochmal zum Thema,klar sind wir schuld am Untergang kleinerer Läden,wenn wir dort nicht einkaufen.
    Amazon mag zwar praktisch sein, aber wenn ich Beratung brauche,bin ich bei meiner Buchhandlung besser bedient,bei meiner habe ich eine Angestellte,die sich supergut mit Fantasy auskennt,und das möchte ich nicht missen.

  • Ich muß gestehen, dass ich immer öfter bei Amazon kaufe. Das liegt aber daran, dass ich oft abends in der Eule stöbere und mir dann oft ein bestimmtes Buch auffällt, was ich dann gleich anklicke und über die Eule bei Amazon bestelle. Das geht so wunderbar einfach, man braucht sich keinen Titel merken, keinen Autor, keine ISBN-Nr. und zwei Tage später bringt es der Postbote, bei Wind und Wetter. Aber natürlich gehe ich auch noch oft genug in unseren Buchladen.

  • Zitat

    Original von Sanni
    Ich muß gestehen, dass ich immer öfter bei Amazon kaufe. Das liegt aber daran, dass ich oft abends in der Eule stöbere und mir dann oft ein bestimmtes Buch auffällt, was ich dann gleich anklicke und über die Eule bei Amazon bestelle. Das geht so wunderbar einfach, man braucht sich keinen Titel merken, keinen Autor, keine ISBN-Nr. und zwei Tage später bringt es der Postbote, bei Wind und Wetter. Aber natürlich gehe ich auch noch oft genug in unseren Buchladen.


    YIIPPIIEE die Büchereulenseite ist schuld :lache

  • Eigentlich ist doch Rot/Grün daran schuld und die ausschließlich gewinnorientierten Unternehmen.


    Da sich mein Gehalt bei der Umstellung auf Euro fast halbiert hat, die Erhöhung seither unter 2 % liegt kann ich mir nur eine äußert begrenzte Anzahl von neuen Büchern leisten.


    Das meiste kommt vom Wühltisch, ebay, booklooker, zvab, bookticket (jetzt neu für mich) usw.


    Da verdient weder ein großer, noch ein kleiner Buchhändler dran.


    Ernsthaft - irgendwann wird die Schattenwirtschaft der second hand Käufe der Wirtschaft noch ganz schön sauer aufstoßen, auch dem Buchhandel.


    Und die kleine Buchhandlung vor Ort hat nur bsi 18.30 auf. Da ich in der Regel erst gegen 18.00 Feierabend habe, schaffe ich es selten dort hin und wenn, nur für ein paar Minuten. Das macht keinen Spaß.


    LG Dyke


    Edit - PS. Fast vergessen - die allergrößte Schuld haben natürlich die notorischen NICHTLESER/NICHTBUCHKÄUFER, die nicht einmal zu einem Dan Brown greifen.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

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  • Meiner Meinung nach sind natürlich die Leser dafür verantwortlich wie sich der Buchhandel entwickelt. Ich kaufe deshalb nicht bei Amazon ein, weil ich viel lieber selbst in Buchhandlungen gehe und es auf alle Fälle besser finde, dort meine Bücher zu kaufen. Ich möchte eigentlich nicht, dass es irgendwann gar keine richtigen Geschäfte mehr gibt oder nur diese riesigen Handelsketten, die alle kleinen Läden verdrängt haben ... läuft ja irgendwie darauf hinaus und ich finde das sehr schade. Wahrscheinlich bin ich da ein wenig altmodisch. Ich bin dafür die "echten" Buchhandlungen zu unterstützen und werde das auch weiterhin so machen.


    lg,
    pixie

  • wow, war das vorhin ein absturz!
    aber zum glück habe ich den text in die zwischenablage retten können.
    ihr entgeht ihm also nicht, hier ist er:



    ich denke, es ist das phänomen "tante emma-laden" vs. supermarkt.


    da ich sehr viele bücher kaufe, versuche ich, länger auf dem markt befindliche preisgünstig bei ebay zu bekommen.
    ohne amazon schlecht machen zu wollen, aber irgendwie wurde ich zuerst mit ebay "warm" und zweierlei online-kauf-sachen sind mir zu aufwändig.
    neue, vor allem wenn ich sie wegen eines in der zukunft liegenden erscheinungstermins vorbestellen muss, kaufe ich dann aber in meiner "alten" buchhandlung und nicht bei hugendübel oder wie die heissen. zu meiner stammbuchhandlung ist der weg zwar etwas weiter (allein in unserer strasse haben 3 buchhandlungen in den letzten jahren schliessen müssen), aber ich werde dort stets freundlich und kompetent beraten und man versucht nie, mir etwas "aufzuschwatzen".


    zu tjorvensmums posting: es ist oft schwierig (nicht nur für den bücherverkäufer, sondern auch in geschäften, in denen man zB kleidung kaufen möchte) zu erkennen, ob der kunde nur wissen möchte, wo was ist oder ob er ausführlich beraten werden möchte. es gibt nämlich auch kunden, die nur in ruhe schauen wollen und alles darüber hinaus gehende als störendes "volllabern" empfinden würden. im zweifelsfall mache ich deutlich, was ich möchte. erhalte ich dann die gewünschte beratung nicht, wäre das ein grund, das geschäft zu wechseln (gilt natürlich auch, wenn ich sage, ich möchte nur schauen und man weicht mir dann nicht von der pelle). aber in meiner buchhandlung ist das, wie oben erwähnt, okay.


    :wave

  • Wirklich gute Frage, die da aufgeworfen wird.


    @ His: uns hast du noch nicht beantwortet, wo Du kaufst :-)


    Bei näherem Überprüfen meines Kaufverhaltens habe ich folgendes festgestellt:
    Früher kaufte ich hauptsächlich in kleinen Buchläden, hier in unserer Stadt. Diese Läden wurden privat geführt. Fachliteratur besorgte ich mir in einer speziellen gut sortierten Fachbuchhandlung. Dort ging ich allerdings auch zielgerichtet mit gewissen Vorstellungen hin.


    Die kleinen Buchhandlungen wurden inzwischen von den großen geschluckt.
    Der einzige kleine Buchhändler, der übriggeblieben ist, hat nun ein sehr geringes Sortiment, das mich vor die Frage stellt: soll ich über das Internet bei dieser Buchhandlung bestellen oder soll ich gleich bei einem Versandhändler bestellen und mir die Bücher nach Hause liefern lassen. Ich sage mal, dass die Bequemlichkeit in 50 % Prozent der Fälle siegt und die Bestellung an bol.de, buch.de u.ä. geht.
    Ab und zu ersteigere ich Bücher auch bei ebay. Der Zustand ist jedoch in den wenigsten Fällen wie neu und das Gefühl ein ungelesenes Buch in den Händen zu halten, ist für mich immer noch etwas besonderes, leider jedoch nicht immer finanzierbar. Das hatte Dyke bereits angesprochen.


    Des öfteren bin ich auch in Bonn. Eine sehr empfehlenswerte Buchhandlung mit sehr kompetentem Personal ist Bouvier. Allerdings wurden auch sie von Thalia geschluckt. Nur gut, dass ihnen nicht die typische Thalia-Ausstattung aufgedrückt wurde und diese Buchhandlung ihr Flair behalten hat.
    Auch hier stellt sich wieder die Frage: soll ich die großen unterstützen, weil sie einen kleinen Laden gekauft haben?


    Was mich nicht stört, ist die Tatsache, dass kleine Buchhändler Dan Brown und Co. verkaufen, um zu überleben, denn auch ein Buchhändler muss kaufmännisch denken und eine familie ernähren.


    Vielleicht noch ein letzter Punkt: seit es überall Mängelexemplare gibt, greif ich auch dort mal zu. Das beschränkt sich dann aber wirlich nur auf die Bücher, die ich tatsächlich einmal lesen wollte.
    Und das Budget, das man ausgeben kann, wird nicht größer, kann dank ebay, booklooker u.ä. anders verteilt werden.


    LG
    Salonlöwin