Das Jesus kein gewöhnlicher Mann war, ist schwer abzustreiten. Doch wie ungewöhnlich Jesus wirklich war, wird noch deutlicher, wenn die Bibelstellen aus dem Neuen Testament in Zusammenhang mit der damaligen Kultur gesehen werden.
Autor David Instone-Brewer glaubt als Pastor und Seelsorger daran, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Doch als Forscher für das Neue Testament und Rabbinisches Judentum ist er es auch gewöhnt, Dinge kritisch zu hinterfragen. Seine These ist, dass Skandale ein Beleg dafür sind, dass die Erzählungen aus der Bibel wahr sind. So mussten die Evangelisten, auch auf die Gefahr hin, den Menschen „Munition gegen Jesus zu liefern“, auf die peinlichen und schockierenden Details über Jesus eingehen weil sie zu seinem Leben gehören.
Beispiel ist z.B. die Herkunft von Jesu, „Marias Sohn“. In der damaligen Zeit wurden die Juden nach ihren Vätern benannt, selbst dann, wenn der Vater tot war oder die Eltern nicht verheiratet waren. Sexuelle Skandale waren nicht akzeptabel. Da Jesus in den Augen der damaligen Menschen als „uneheliches Kind“ geboren wurde, war er dem Klatsch und Tratsch der Gesellschaft hilflos ausgeliefert. Auch als Heiratskandidat kam er nicht in Frage, denn kein Vater hätte seine Tochter einem Mann gegeben, dessen Herkunft so unklar war. Dadurch wäre der rechtliche Status vieler Nachkommen gefährdet gewesen. Doch wer als Jude nicht verheiratet war und somit gegen das biblische Gebot „Seid fruchtbar und mehret euch“ verstieß, galt ebenfalls als skandalös.
So zeigt der Autor Skandale im Leben von Jesus, dessen Freunden und in der Verkündigung von Jesus. Die Aussagen belegt er mit vielen Bibelstellen und anderen Quellen. Zum Lesen fand ich es hilfreich, das Buch sehr langsam zu lesen und eine Bibel dabei zu haben, um die Stellen vergleichen zu können. Die Kapitel sind kurz gehalten (meistens ca. 5 Seiten) und lassen sich gut lesen.
Insgesamt ein interessantes Buch, was mit Hintergrundfakten zur damaligen Kultur überrascht, den Horizont erweitert und das Verständnis für das Leben von Jesus schärft. Eine gute Grundlage, um mehr über Jesus zu lernen.