'Der Zug der Waisen' - Seiten 001 - 077

  • Lisbeth Salander ist doch die aus den Stig Larsson-Thrillern, oder? An die hab ich auch gedacht beim Lesen!! Bin zwar kein Fan dieser Filme, hab sie aber mal gesehen (Verblendung, Ver... irgendwas...??) und das Aussehen passt genau auf Molly!!


    Also ich finde Molly schon rebellisch - aber halt genauso, wie man sich das vorstellt, wenn man als Waise immer nur rumgeschubst wird. Kein Wunder. Das einzige, was echt bescheuert ist, fand ich, dass sie so hohl war, ein altes fleddriges Büchereibuch zu stehlen! Aber naja, nicht jeder Mensch denkt rational. Molly jedenfalls nicht.


    Mollys Geschichte und auch Vivians Geschichte finde ich bewegend und ich unterscheide auch nicht danach, welche mich mehr interessiert, weil ja beide Storys miteinander ein Großes Ganzes ergeben. Aber wenn ich sagen müsste, welche Geschichte ich spannender finde, ist es schon die von Vivian, denn das ist ein Kapitel amerikanischer Historie, von der ich noch nie zuvor gehört hatte!!!


    Schwabenkinder hab ich mal als Film gesehen. Kann mich nicht mehr gut erinnern - sollte man mal nochmal anschauen - weiß aber noch, dass er mich sehr berührt hatte damals.


    Das Buch gefällt mir bisher total gut, weil das wieder mal eins von denen ist, bei denen die Autorin es einfach genial versteht, die Personen unheimlich gut zu charakterisieren, sie wirken sehr lebendig und haben ne eigene Persönlichkeit, das find ich toll. Das Buch strahlt eine Atmonsphäre aus, die einen mitnimmt.


    Dass die Nebenfigur Dina aus Mollys Sicht geschildert wird, gehört auch so, finde ich.


    Das Originalcover kenn ich noch nicht, aber das deutsche find ich sehr schön


    Die Sepia-aufnahme zeigt, dass es ein altes Bild ist, und das fröhliche Blumenpflücken interpretiere ich so, dass dieses Weltbild den Kindern damals vorgemacht wurde - wie es dann in Wirklichkeit war, erfährt man durch das Buch! Also ich finde es sehr passend!

  • Inzwischen halte ich voller Freude mein Buch in den Händen, habe den ersten Abschnitt gelesen und kann schon mal ganz global sagen, ich lese es sehr gern. Wie vielen von euch, war mir dieses Geschehen vollkommen unbekannt. Sicher auch weil ich mich für die amerikanische Geschichte nie so interessierte wie für die europäische.


    Die Geschichte um Molly hat aus meiner Sicht noch jede Menge Entwicklungspotential. Sie hat ja schon einiges erlebt, 12 Pflegefamilien in 9 Jahren finde ich unwahrscheinlich heftig. Wie sollen sich da soziale Kompetenzen und Strukturen entwickeln können. Ich habe so gar keine Erfahrungen mit Leuten, die eine ähnliche Entwicklung hinter sich haben, ich könnte mir aber vorstellen, dass man sich nur schwer in Beziehungen öffnen kann. Jedes Weiterreichen in eine andere Pflegefamilie ist ja auch wieder ein Herausreißen aus dem Leben. Ich habe mir die Frage gestellt, was hat Molly alles erlebt? Mit ihrem Stil will sie sich bewusst abgrenzen und ein Zeichen setzen. Schutzwall - das stimmt schon. Mit dem Anderssein haben die meisten Menschen ja ein Problem.


    Sehr gespannt bin ich auf Vivians Geschichte, die mich ein wenig mehr interessiert, weil ich gleichzeitig von einer Zeit und einem Land erfahre, die ich nicht selbst erlebt habe, bzw. das nicht aus eigenem Erleben kenne. Ich erwarte aber auch, dass beide sich sehr nahe kommen.


    Bei Dina und Ralph habe ich mir natürlich die Frage gestellt, warum sie Pflegeeltern sind. Die Liebe zu in Not geratenen Kindern ist es sicher nicht. Das Miteinander wirkt auf mich alles andere als harmonisch. Dina ist "die Chefin" , aber Ralph bestimmt über ein Pflegekind??? Das Ganze ergäbe nur Sinn für mich, wenn die Pflegschaft eine Einnahmequelle für sie wäre, sprich, sie Geld dafür bekämen.


    Das Cover wirkt für mich im Moment ein wenig zu idyllisch. Ich erwarte in den folgenden Kapiteln aber alles andere, nur keine Idylle. Vielleicht klärt sich das aber noch ein wenig und ein Bezug zum Cover ergibt sich.


    Zum Glück habe ich heute nichts weiter vor und kann demzufolge später ungestört lesen.

  • Zitat

    Original von Karthause
    Die Geschichte um Molly hat aus meiner Sicht noch jede Menge Entwicklungspotential. Sie hat ja schon einiges erlebt, 12 Pflegefamilien in 9 Jahren finde ich unwahrscheinlich heftig. Wie sollen sich da soziale Kompetenzen und Strukturen entwickeln können.



    Bei Dina und Ralph habe ich mir natürlich die Frage gestellt, warum sie Pflegeeltern sind. Die Liebe zu in Not geratenen Kindern ist es sicher nicht. Das Miteinander wirkt auf mich alles andere als harmonisch. Dina ist "die Chefin" , aber Ralph bestimmt über ein Pflegekind??? Das Ganze ergäbe nur Sinn für mich, wenn die Pflegschaft eine Einnahmequelle für sie wäre, sprich, sie Geld dafür bekämen.


    Karthause, das mit den 12! Pflegefamilien in neun Lebensj. war mir gar nicht bewusst, habe ich glatt überlesen, zu schnell weitergelesen.


    Pflegefamilien bekommen in Dtl. zumindest Geld vom Staat, einige sogar den erhöhten Satz einer prof. Pflegestelle. Das wird in anderen Ländern auch üblich sein. Eine Verwandte (Sozialpädagogin) von mir hat zwei Pflegekinder.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Das Cover an sich finde ich sehr ansprechend, allerdings erscheint mir das Bild etwas zu modern für die damalige Zeit. Und der Anfang mit dem Spruch vom Garn und Stoff hat mich begeistert. Ich hoffe, ich erfahre noch wer Carole ist.


    Das Zitat am Anfang machte mich sehr neugierig auf das Buch. Allerdings bin ich etwas enttäuscht, dass das Buch erst mal in der Gegenwart spielt. Und warum haben die ersten 2 Kapitel die gleiche Überschrift? Und dann fand ich den Übergang von der Vergangenheit in die Gegenwart zu abrupt.


    Jetzt habe einige negative Kritik geäußert, dabei gefällt mir das Buch ziemlich gut, ich mag die Personen und die Story scheint noch Interessantes hervorzubringen. Ich lass mich überraschen und :lesend weiter.

  • Ich konnte jetzt auch endlich mal mehr als die ersten paar Seiten lesen. Irgendwie muss ich an meinem Zeitmanagement feilen...


    Der erste Eindruck ist schon mal super. Ich mag die Art zu erzählen und die Stimmung ist dem Inhalt angemessen.


    Der Prolog hat mir total gut gefallen. Daran merkt man, was damit gemeint ist, dass die Toten niemals wirklich sterben. Ich gehe mal davon aus, dass Niamh und Vivian eine Person sind. Da frage ich mich doch, ob der Namenswechsel in der Familie, in der sie dann hoffentlich aufgenommen wurde, stattgefunden hat.


    Was ich von Molly halten soll, weiß ich noch nicht so genau. Sie ist so negativ. Gut, bei den Erfahrungen, die sie gemacht hat, ist das nicht schwer, aber hat sie sich mal überlegt, dass es an ihr liegen könnte, wenn sie so behandelt wird? Sicher nicht von allen, aber von Dina bestimmt. Jack finde ich toll, er scheint sofort gemerkt zu haben, was für eine Person eigentlich in Molly steckt.


    Man kann sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen, wie arm die Menschen früher gelebt haben. Als Niamh erzählt, wie sie in Irland gelebt haben und vor allem, wie sie in den USA angenommen wurden, fand ich das schon ziemlich krass. Und die Familie tat mir leid. Ich möchte gern wissen, wie es zu dem Brand kam. Ob der Vater schuld war? Ich glaube aber nicht, dass wir das noch heraus bekommen, weil Niamh damals noch viel zu jung war um dem wirklich nachzugehen.


    Diese Children´s Aid Society ist auch nichts anderes als Augenwischerei um die armen elternlosen Kinder aus New York rauszubekommen. Wie diese Mrs Scatchered mit den Kindern umgeht ist schon krass. Das haben sie alle nicht verdient. Nur, weil sie keine Eltern mehr haben, heißt das ja nicht, dass sie alle Unruhestifter und Diebe sind. Schlimm, wenn man nur in seiner eigenen kleinen Welt unterwegs ist. Hat diese Society Geld dafür bekommen, dass sie die Kinder raus schafft? Sind sie wirklich versteigert worden? Ich bin sehr gespannt.


    Zitat

    Original von belladonna


    Molly und Vivian haben ja mehr gemeinsam, als beide zunächst ahnen, und ich bin sehr gespannt, wohin das noch führen wird!


    Ich kann mir schon vorstellen, dass die beiden Freunde werden. Denn Vivian ist eine ziemlich coole Frau, die anscheinend direkt in Mollys Herz geblickt hat. Ich mag Vivian jetzt schon gern.


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Das Umschlagmotiv finde ich ganz schön und soll wohl den Handlungsstrang der Vergangenheit andeuten. Es ist wohl ohne Farbe gestaltet, da es 1929 noch keine Farbfotografie gab!


    Mir gefällt das ebenfalls sehr gut. Aber ich mag auch diese Art von Bildern sehr gern.


    Zitat

    Original von Rumpelstilzchen


    Ob Molly wohl bloß wegen des "Diebstahls" dieses ollen Buchs ins Gefängnis sollte? Fände ich ganz schön hart.


    Olles Buch? Ich mag "Jane Eyre" :-)
    War sie nicht schon öfter aufgefallen oder habe ich das jetzt verwechselt?


    Zitat

    Original von Rosenstolz


    Das kann ich so :write.


    Ich auch!


    Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Ich glaube nicht, dass Molly die harte Schale simuliert. Sie hat sie schon wirklich - aus leidvoller Erfahrung. Aber wenn jemand es versteht, echtes Interesse an ihr zu zeigen, kann sie die Schale einen Spalt aufmachen.


    Zur Zeit sieht man das aber nur an Jack! Und der legt sich ja wirklich ins Zeug... :-)


    Zitat

    Original von Gucci


    Hmh, da ich ja die einzige bin, die dies thematisiert, ist mir gerade eingefallen, dass ich da etwas wohl falsch interpretiert habe. Der Prolog handelt ja von Geistern, dass die kleine Schwester immer bei ihr ist, ein Engel an ihrer Schulter. 18 Monate, als Niamh 9 war, 13 J. als Ni. 20 war und nun, als Vivian 91 ist, ist Maisie 84 und immer noch bei ihr.....Die Geister redeten mir zu...


    Maisie ist vermutlich tatsächlich auch tot, Niamh hat als einzige überlebt und Maisies Geist Violets engelhafter Begleiter.


    Aber der Prolog ist ja aus Vivians Sicht geschrieben. Wenn sie ihr ganzes Leben lang glaubt, dass Maisie tot ist, dann denkt sie natürlich in dieser Art auch an sie. Es muss ja nicht heißen, das sie wirklich gestorben ist. Die hätten ihr ja alles mögliche erzählen können.


    Zitat

    Original von Zwergin


    Nee also für eine jugendliche Lisbeth Salander finde ich Molly viel zu normal :lache


    Das finde ich auch. Lisbeth ist ja nicht nur Goth-mäßig drauf, sondern auch noch verrückt. Das ist Molly nicht.


    Dieses Buch "Schwabenkinder", von dem ihr alle erzählt, muss ich mir später mal genauer ansehen.

  • Über diesen Teil der Geschichte habe ich in der Schule jedenfalls nichts gelernt. Es wurde mit keinem Wort erwähnt.


    Die Autorin schafft es, dass man von Anfang an mit Niamh mitfühlt (und auch mit Molly, die auf der zweiten "Geschichtsebene" eine ähnliche Erfahrung macht; nur, dass man sie wohl nicht in einem Zug quer durchs Land karrt...).


    Bisher gefällt mir das Buch auch sehr gut. Wahnsinn, wie schnell sich der erste Leseabschnitt gelesen hat.

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."

    Franz Kafka, Brief an Oskar Pollak, 27. Januar 1904






    :lesend

  • Erst einmal zum Cover. Das englische gefällt mir auch besser als das deutsche Cover. Das Blumen pflückende Mädchen gaukelt mir irgendwie eine "heile Welt" vor. Ich weiss auch nicht wie ich es beschreiben soll. Ich hoffe Ihr versteht was ich meine.


    Molly hat in ihrem Leben schon viel durchgemacht. Manchmal frage ich mich auch wieso Dina und Ralph Molly bei sich aufgenommen haben. Rührend finde ich, dass Jack sich so um Molly bemüht und sie auch versteht. Wie heisst es so schön ? Rauhe Schale, weicher Kern ?


    Zitat

    Original von Booklooker:


    Man kann sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen, wie arm die Menschen früher gelebt haben. Als Niamh erzählt, wie sie in Irland gelebt haben und vor allem, wie sie in den USA angenommen wurden, fand ich das schon ziemlich krass. Und die Familie tat mir leid. Ich möchte gern wissen, wie es zu dem Brand kam. Ob der Vater schuld war? Ich glaube aber nicht, dass wir das noch heraus bekommen, weil Niamh damals noch viel zu jung war um dem wirklich nachzugehen.


    Die Geschichte von Niamh hat mich auch sehr berührt. Schlimm fand ich auch die Ankunft des ersten Bahnhofes und die "Begutachtung" der Kinder, fast wie auf einem Viehmarkt.

  • So bekannt war mit dieser Teil der USA-Geschichte nicht, leider. Ich hatte - ganz spontan - das Kopfkino, das es unseren Ahnen im Krieg nicht anders ergangen sein muss - gedanklich meine ich - denn es sind ja einige Züge mit Kindern in der sog. Kinderlandverschickung weg gewesen. OK, die Kids wussten zwar, das die Family noch lebt - aber ob man sich wiedersehen würde - bzw. wen man wiedersehen würde...???


    Molly ist für mich zwar eine kleine Rebellin, trotzdem habe ich das Gefühl, dass sie hochsensibel und hochintelligent ist.


    Was ich jetzt noch nicht so ganz verstanden habe ist, wieso Molly ausgerechnet zu dieser Pflegefamilie kommt??!! Mein Bauchgefühl sagt, dass die beiden vielleicht doch nicht so ganz dafür geeignet sind.


    Ihr sprecht hier mehrfach das Buch "Schwabenkinder" an, das kenne ich (noch) nicht - werde das aber gleich mal auf die WL setzen.


    Mal sehen, wie es weitergeht.

  • Endlich habe ich es auch geschafft, den ersten Abschnitt zu lesen und ich muss sagen, ich bin wirklich gefesselt von diesem Buch. Die Geschichten der beiden jungen Maedchen, die sich in ihren eher feindlichen Welten durchschlagen und das in einer fluessigen Sprache verfasst, laesst mich kaum noch los.
    Niamh hat mit ihren jungen Jahren schon viel durchgemacht: alkoholsuechtiger Vater, der zu wenig Geld nach Hause bringt, um die Familie zu ernaehren, Auswanderung nach Amerika und damit der Verlust eines Teils ihrer Familie. Dann der Brand, bei dem sie auch noch den Rest ihrer Familie verliert: Der Vater und die Geschwister beim Brand ums Leben gekommen, die Mutter schwer verletzt. Dann die Aufnahme in die "Children's Aid Societety" und die damit verbundene Vorbereitung auf ein neues Leben.
    Nun sitzt sie im Zug, passt auf einen kleinen Jungen auf und wartet auf eine ungewisse Zukunft. Wird sie Aufnahme in eine Familie finden? Wird sie Kontakt zu ihren Freunden im Zug behalten koennen? Oder muss sie zurueck nach New York?


    Mollys Leben scheint dahingegen auf den ersten Blick nicht ganz so spektakulaer, doch auch sie hat mit dem Tod des Vaters, der Verhaftung der Mutter und ihren diversen Pflegefamilien schon einiges durchgemacht. Nun scheint sie zumindest in Jack jemanden gefunden zu haben, der ihr ein wenig halt gibt und sie unterstuetzt. Ich finde es hier uebrigens auch nicht schlimm, dass die Erzaehlung nur Mollys Sicht wiedergibt und nicht die Beweggruende von Dina zeigt.


    Ich bin mal gespannt, wie es mit Niamh weitergeht und wie die Geschichte um Molly auf diese Geschichte leitet. Ich gehe zwar auch davon aus, dass Niamh und Vivian ein und dieselbe Person sind, doch hoffe ich, dass es noch eine Erklaerung dazu gibt.


    Das Thema der "Orphan Trains" kannte ich uebrigens schon aus Rainer M. Schroeders "Becky Brown - Versprich nach mir zu suchen". Auch hier wurde ein kleines Waisenmaedchen mit den Orphan Trains durch das Land gefahren und hat auf eine bessere Zukunft gehofft.


    Das von euch angesprochene "Schwabenkinder" werde ich mir bei Gelegenheit auch mal genauer ansehen.

    :lesend Jay Kristoff; Nevernight - Die Rache

    :lesend Laura Imai Messina; Die Telefonzelle am Ende der Welt (eBook)

    :lesend Rebecca Gablé; Teufelskrone (Hörbuch: Detlef Bierstedt)