'Der Zug der Waisen' - Seiten 078 - 160

  • Oh, war dieses ein trauriger Abschnitt. Ich habe beim Lesen mit jedem Kind gelitten. Diese Zugfahrt muss der reinste Alptraum gewesen sein.


    Trotzdem ist das Buch auch weiterhin absolut fesselnd.


    Vivian hat nun wieder kein Glück mit ihren zweiten Pflegeeltern. Zum Glück darf sie die Schule besuchen und hat eine fürsorgliche Lehrerin gefunden.

  • Zitat

    Original von Schneehase


    Mir tut nicht nur Niamh leid, sondern die gesamte Familie Grote. Ich bin schon ein wenig im nächsten Abschnitt und bin mir deshalb nicht sicher, ob die Szene, in der der Vater sein Alter anspricht hier vorkommt. Er ist erst 24! Seine Frau wird vielleicht sogar jünger sein und sie haben bereits vier Kinder, die bestimmt keine Wunschkinder sind... Kein Wunder, dass sie heillos überfordert und damit an ihrem Nachwuchs völlig desinteressiert sind. Wahrscheinlich sind die Eltern selber in solchen desolaten Verhältnissen ohne Fürsorge groß geworden und ihre eigenen Kinder werden wohl einen ähnlichen Weg gehen, sofern sie die Kindheit überhaupt überleben...


    Mir tut hier auch die ganze Familie leid, vor allem natürlich die Kinder, die einfach ihrem Schicksal bei den völlig überforderten Eltern überlassen werde, aber auch die Eltern selbst, die ja allein keine Chance haben ihr Leben auf die reihe zubringen, aber auch keine Aussicht auf Hilfe.

  • Zitat

    Original von Schneehase


    Ja, ich denke auch, dass diese Art von Erziehung zur damaligen Zeit völlig normal war. Dass Kinder früh mithelfen mussten (im Haushalt, auf dem Feld etc.) war wohl bei den meisten Familien einfach zum Überleben notwendig und damit selbstverständlich. Wobei es mit Sicherheit in der Mehrheit auch sehr liebevolle Familien gab, die ihre Kinder nicht dermaßen physisch und psychisch ausbeuteten.
    Mir tut nicht nur Niamh leid, sondern die gesamte Familie Grote. Ich bin schon ein wenig im nächsten Abschnitt und bin mir deshalb nicht sicher, ob die Szene, in der der Vater sein Alter anspricht hier vorkommt. Er ist erst 24! Seine Frau wird vielleicht sogar jünger sein und sie haben bereits vier Kinder, die bestimmt keine Wunschkinder sind... Kein Wunder, dass sie heillos überfordert und damit an ihrem Nachwuchs völlig desinteressiert sind. Wahrscheinlich sind die Eltern selber in solchen desolaten Verhältnissen ohne Fürsorge groß geworden und ihre eigenen Kinder werden wohl einen ähnlichen Weg gehen, sofern sie die Kindheit überhaupt überleben...


    Nachdem ich - schwuppdiwupp - versehentlich direkt in den zweiten Abschnitt gerauscht bin schreibe ich direkt in diesem Thread um nicht versehentlich zu spoilern.


    Auch mir tut Niamh sehr leid, ich hab fast weinen müssen, wie übel ihr das Schicksal nun mitgespielt hat. Erst stirbt die Familie, dann landet sie bei der Schneiderfamilie, der sie als billige Arbeitskraft dient. Und nun auch noch die Familie Grote. Aber auch diese Familie hat mein Mitgefühl, wie schon meinen Vorschreibern. Die Mutter leidet unter Depressionen, zumindest empfinde ich es so (oder stand das irgendwo explizit?). Und der Vater will ein unabhängiges Leben, losgelöst von Arbeit und Staat führen.


    Hach Mann... :-(


    :lesend

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Eure Beiträge haben ja alle einen ähnlichen Tenor. Dass es doch schlimm wäre, wie früher mit den Kindern umgegangen worden wäre.


    Was Niamh hier wiederfährt ist aus unserere Sicht natürlich schrecklich und weitgehend unverständlich - zumindest auf den ersten Blick. Aber aus persönlicher Erfahrung (mit einer Freundin) würde ich die Vermutung äußern, dass zumindest die Pflegemutter aus einer Kindbett-Depression nicht mehr rauskommt und deshalb alles stark verwahrlosen lässt. So ähnlich beschreibt doch auch der Ehemann, wie es mit seiner Frau plötzlich losging. Ich könnte mir vorstellen, dass auch Niamh's Mutter an einer Depression gelitten hat. Dafür spricht vor allem der Wunsch, im Bett zu bleiben und im Dunkeln zu liegen und alles pessimistisch und negativ zu sehen.
    Zum anderen ist natürlich damals auch der Blick auf Kinder ein anderer gewesen. Sie wurden wie kleine Erwachsene behandelt und es war nicht ungewöhnlich - auch in liebenden Elternhäusern - dass die Kinder ihren Teil zum Lebensunterhalt beibringen mussten, Schule nicht so wichtig war und Waisenkinder als assozial betrachtet wurden. Und die finanzielle Situation der meisten Menschen war durch die Wirtschaftskrise sehr angespannt.


    Mich beschäftigt eigentlich vielmehr der Gedanke, dass in zwei Dritteln der Welt noch HEUTE genau solche Verhältnisse vorherrschen. Sei es in Südamerika, Asien oder Afrika. Überall werden Kinder missbraucht, ausgenutzt, zur Kinderarbeit geschickt, wachsen ohne Schulbildung auf, müssen Hungern und haben weder ein Bett noch etwas zum Anziehen. Das schockiert mich ehrlich gesagt weitaus mehr. In dieser Geschichte hier merkt man nämlich schon, dass die Entwicklung sich wandelt.
    Die Waisenkinder müssen eigentlich zur Schule geschickt werden und Bildung ist ja der erste Schritt auf einem Weg zur Veränderung der Verhältnisse.


    Außerdem habe ich immer im Hinterkopf, dass es für Niamh ja irgendwann doch sehr viel besser wird - wenn ich sehe, wie sie jetzt lebt, wieviel sie besitzt, inklusive Haushälterin usw. Sie hat es ja fast noch besser erwischt als beispielsweise die Kinder, die in solche Familien hineingeboren sind und gar nicht daraus entkommen können.


    Auf jeden Fall bin ich froh, dass Molly mich immer wieder eine Weile aus dieser traurigen Geschichte etwas rausholt. Auch sie hat natürlich kein leichtes Leben. Die Pflegemutter gehört auf den Mond geschossen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)


  • Damit hast du natürlich völlig recht. So schockierend es ist, dass die Verhältnisse damals so waren, ist es doch noch schlimmer, dass sie in den meisten Teilen der Welt heute immer noch so sind, oder eher noch schlimmer.


    Ich finde auch, dass man in der Geschichte schon eine gewisse positive Entwicklung im umgang mit Wasienkindern auszumachen ist.


    Ich finde auch die grundsätzliche Idee hinter den "Orphant-trains" , nämlich die, dass die Kinder in Pflegefamilien besser aufgehoben sind, als in den überfüllten Heimen, gar nicht so verkehrt, aber natürlich ist so wie die Sache dann wirklich abläuft, nix Gutes mehr übrig. Dafür hätte man die Kinder dann gezielt vermitteln und weiter betreuen müssen, aber das hätte ein Heidengeld gekostet, statt zu sparen.

  • Ich finde das Buch toll geschrieben - alle Handlungsstränge verbreiten ihre ganz eigene Atmosphäre, Mollys Geschichte ist modern erzählt, Vivian ist die etwas eigenbrötlerische vermögende ältere Dame und Niamh/Dorothy wiederum ist in einer ganz anderen Welt und Zeit zu Hause.


    Es ist eine Kunst, in jeden dieser Plots richtig einzutauchen und ihn authentisch wirken zu lassen - schon die Sprache, die Beschreibungen, alles ist da verschieden. Wenn Christina Kline Baker das nicht richtig hinbekommen hätte, würde das so ein Buch kaputt machen. Aber ihr gelingt das außerordentlich gut, und sowas bewundere ich!


    Wo Dorothy besser aufgehoben ist, kann man kaum sagen - sowohl ein Waisenkind zu sein, als auch bei den Byrnes oder bei den Grotes - ein Leben schlimmer als das andere. Wohl gerade deswegen ist die Kleine so klug und versucht, das Beste draus zu machen.


    @Maikäfer - gute Idee, das Coelhos Linda auf den Nachttisch zu legen! :lache


    Ich bin schon sehr gespannt drauf, wie aus Niamh (bin übrigens sehr froh, dass die Aussprache dazu erklärt wurde!!) über Dorothy die spätere Vivian wird!


    Dass ihre Lehrerin Mrs Larsen so nett ist, hat mich ganz gerührt!

  • Gestern habe ich diesen Abschnitt nun beendet. Irgendwie bin ich fassungslos und sehr betroffen, wie man mit den Kindern, die als Waisen ja schon alles verloren hatten, umgeht. Ich sehe auch ein, die zeiten waren anders und der Stellenwert eines Kindes war nicht annähernd der, den wir dem Nachwuchs im Hier und Heute einräumen. Aber die Verteilung der Kinder kam einem Viehmarkt, einer Fleischeschau sehr nahe. Irgendwelche Überprüfungen bezüglich der Eignung gab es auch nicht. Wer Bedarf hatte bekam ein Kind. An ein Pferd zu kommen, war sicherlich schwieriger.


    Zu den Zuständen, die Niamh bei ihren Pflegeeltern vorfindet sind unvorstellbar besonders bei den Grotes. Und trotzdem bin ich auf eine andere Art froh, dass sie nicht auch noch sexuell missbraucht wird. Ich hoffe sehr, dass dies auch so bleibt.


    Was für mich nicht ganz schlüssig ist, ist der brand. Wie kann es sein, das es in Niamhs Wohnung so brannte, dass es Todesopfer gab und andere Wohnungen davo nicht betroffen waren? Habe ich etwas überlesen?

  • Dutchy ist doch bestimmt Vivians verstorbener Ehemann, oder? Mich hat gewundert, dass er auf einmal so freundlich war. Anscheinend ist er auch nur von den anderen Jungs aufgestachelt worden.


    Diese 90 Tage kostenlos das Kind testen ist ja unfassbar. Das ist ja wirklich wie auf dem Basar. Ich fand schon die Vorstellung da zu stehen und ausgesucht zu werden ganz grauenhaft und dann noch mit dieser Rede dazu. Da fühlt man sich direkt mal als Abschaum. Ein Wunder, dass Vivian dann doch eine so nette Frau geworden ist.


    Mir hat es fast das Herz gebrochen, als sie sich von Carmine und Dutchy trennen musste :-(


    Tja, die Zeit bei den Byrnes war ja auch ganz grausig. Man konnte ja schon erwarten, dass sie da als Hilfskraft in einem fabrikähnlichen Laden arbeitet, aber dass sie noch wie Harry Potter im Flur schlafen muss und der Kühlschrank abgeschlossen wird.... Waren die Menschen damals so? Oder sind sie heute auch noch so? Da hätte ich den Lebensmut verloren. Gut, dass sie Fanny hatte, die wenigstens etwas nett zu ihr war und ihr auch noch als einziger Mensch überhaupt etwas zu Weihnachten geschenkt hat.


    Aber dann - bei den Grotes - ist alles noch viel schlimmer. Das ist Trostlosigkeit pur. Die Leute scheinen ja ganz nett zu sein, aber will man so leben? Also, ich könnte das nicht. Gut, dass sie sie zur Schule schicken. Da lernt sie dann Miss Larsen kennen, von der sie ja dann auch in 2011 erzählt. Ich bin gespannt, wie es in der Familie weiter geht.


    Ich kann mir schon vorstellen, dass Molly sich bei dem Verhör von Vivian nicht wohl fühlt. Sie versteckt sich ja schon irgendwie und Vivian fragt sehr direkt nach allen möglichen Dingen. Ich würde schon gern wissen, was sie damit bezweckt. Aber sympathisch finde ich das immer noch. Vivian nimmt kein Blatt vor den Mund, ist aber auf der anderen Seite auch nicht böse, wenn Molly sich ebenso verhält.


    Zitat

    Original von belladonna


    Mollys Entwicklung finde ich auch interessant - die Stunden auf dem Speicher scheinen tatsächlich etwas bei ihr zu bewirken! Jane Eyre habe ich vor ewigen Zeiten sogar mal gelesen, aber es ist mir nicht in Erinnerung geblieben. Schade eigentlich, denn sonst könnte ich vielleicht besser nachvollziehen, was Molly an dem Buch so fasziniert.


    Mir ist es als ein Buch, das mit gefallen hat, in Erinnerung geblieben und ich werde es ganz bestimmt bald noch mal lesen. Allerdings kann ich mich auch nicht mehr an wirklich viel erinnern.


    Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Was meint ihr inzwischen zur Erzählperspektive? Im zweiten Kapitel wird ziemlich klar, dass die Geschichte von Molly ausschließlich aus ihrer Sicht erzählt wird. Die anderen Personen - außer Vivian - tauchen nur auf, soweit sie Mollys Leben betreffen und auch nur so, wie Molly sie eben sieht.


    Ich mag diese Erzählart, weil der aktuelle Teil ja auch aus Sicht von Molly geschrieben ist. Ich finde, im Niamh/Vivian-Teil ist es auch nicht anders. Ich kann mich da besser rein versetzen, wenn sowas in der Ich-Perspektive geschrieben ist.


    Zitat

    Original von belladonna
    Ich finde es übrigens ein bisschen schade, dass man so wenig über die "Child Aid Society" erfährt. Was motiviert diese Leute, wie finanzieren sie sich? Dass sie nur das Beste der Kinder im Auge haben, kann ich mir nicht vorstellen - ich hatte eher das Gefühl, sie versuchen, die Kinder möglichst schnell im Mittleren Westen loszuwerden, weil sie in New York auch nicht mehr wissen, wohin mit den vielen Waisen und Straßenkindern - und weil diese Kinder natürlich Geld kosten.
    Von daher kann ich auch nicht zustimmen, dass Mr Sorensen sein Bestes tut, als er Vivian an die Grotes weitervermittelt. Ich glaube, das tut er eher, weil er sonst niemanden hat und möglichst wenig Arbeit mit Vivian haben will! Viel mit Nächstenliebe hat das für mich nicht mehr zu tun...


    LG, Bella


    Mir geht es da bezüglich der Children´s Aid Society auch so. Im Fall von Mr Sorensen sehe ich das aber anders. Ihm ging das anscheinend schon nahe, erst mal, dass er Niamh so unvermittelt abholen musste und dann der Zustand des Hauses bei den Grotes.
    Naja, Nächstenliebe haben die wenigsten Menschen auf der Welt, daher kann ich dem wieder zustimmen ;-)


    Zitat

    Original von maikaefer


    Was aber deinen ersten Absatz angeht: Gäbe es dieses "Rückgaberecht" nicht - was meinst du, wäre dann mit den Kindern geschehen, die, aus welchen Gründen auch immer, keinen "Behaltewunsch" bei ihren neuen Eltern oder Dach-über-dem-Kopf-Anbietern erwecken konnten? So hatten sie wenigstens die Gewissheit, nicht wie ein Hund an einem Autobahnpfosten angebunden ausgesetzt zu werden (mal auf heutige Verhältnisse übertragen). Dumm nur, dass nur die neuen "Eltern" diese "Garantie" in Anspruch nehmen konnten und nicht auch die Kinder... :wave


    Schon klar... aber es ist trotzdem hart. Es geht hier um Menschen, die sich zum Teil nicht mal wehren können. Die Schlimmes erlebt haben und sich benehmen sollen wie unschuldige Kinder.


    Zitat

    Original von hollyhollunder


    Mich beschäftigt eigentlich vielmehr der Gedanke, dass in zwei Dritteln der Welt noch HEUTE genau solche Verhältnisse vorherrschen. Sei es in Südamerika, Asien oder Afrika. Überall werden Kinder missbraucht, ausgenutzt, zur Kinderarbeit geschickt, wachsen ohne Schulbildung auf, müssen Hungern und haben weder ein Bett noch etwas zum Anziehen. Das schockiert mich ehrlich gesagt weitaus mehr. In dieser Geschichte hier merkt man nämlich schon, dass die Entwicklung sich wandelt.
    Die Waisenkinder müssen eigentlich zur Schule geschickt werden und Bildung ist ja der erste Schritt auf einem Weg zur Veränderung der Verhältnisse.


    Ja, da musste ich auch dran denken. Das ist so schlimm und es gibt nicht viel, was man tun kann. Zumindest ist mir nichts wirklich bewusst.


    Zitat

    Original von Karthause


    Was für mich nicht ganz schlüssig ist, ist der brand. Wie kann es sein, das es in Niamhs Wohnung so brannte, dass es Todesopfer gab und andere Wohnungen davo nicht betroffen waren? Habe ich etwas überlesen?


    Für mich ist das auch nicht wirklich heraus gekommen. Was ich aber darauf geschoben habe, dass Niamh noch so jung war und sich um solche Dinge wohl eher weniger Gedanken gemacht hat.

  • Es ist ja gar nicht gesagt, dass andere Wohnungen nicht betroffen waren. Es hat nur keinen Stellenwert in Niamhs Erinnerungen, und das find ich auch plausibel.


    Wenn ein kleines Kind von neun Jahren sich exakt erinnern könnte, was die Brandursache war und wie das alles passieren konnte usw., das wäre ja extrem unglaubwürdig.


    Ich finde, es passt sehr gut in die Geschichte, dass der Brand einfach nur als ominöses, unerklärliches, schicksalhaftes Ereignis dargestellt wird, das einfach Niamhs Leben total verändert hat.

  • Dass Niamh sich nicht die Gedanken macht ist klar. Ich mache mir diese. Aber es wird beschrieben, dass sie kurz von den Nachbarn aufgenommen wurde. Wenn eine Wohnung brennt, so brennt, dass Menschen darin umkommen, (ich nehme an, sie sind nicht verbrannt, sondern einer Rauchvergiftung zum Opfer gefallen) muss gelöscht werden. Da bekommen die Nachbarwohnungen so viel ab, dass sie erst mal nicht bewohnbar sind. Das ist jedenfalls bei den heutigen Wohnungen so und kann damals nicht anders gewesen sein. Es tut ja auch nicht wirklich etwas zu Sache, ich empfinde es lediglich als Ungenauigkeit. Das Buch ist trotzdem ein sehr gutes, das will ich ja auch gar nicht schlecht reden.

  • Ich verstehe, was du meinst :-]
    Ich sehe es aber nicht als Ungenauigkeit, gerade weil ein Kind in dem Alter sich um sowas keine Gedanken macht. Mich hätte es eher irritiert, wenn sie alles bis aufs Kleinste gewusst hätte. Niamh hatte doch viel zu viel mit sich selber zu tun als sich um irgendwelche Nachbarn und deren Wohnungen oder Angehörige Gedanken zu machen. Und dann war sie ganz schnell auch im Heim.

  • Hast ja recht. Wahrscheinlich sehe ich das mit meinen Lebenserfahrungen auch anders, als man es damals sah. Bei dem Umgang mit den Kindern wird ja besonders deutlich, wie viel sich bis heute geändert hat. Heute bekommt man eine Ausweichwohnung bis alles wieder getrocknet ist und die Wohnung wieder bewohnbar gemacht wurde. Das hat früher garantiert keinen Menschen interessiert und deshalb auch nicht erwähnenswert.

  • Einfach nur furchtbar, wie schrecklich die Zustände in dieser Zeit gewesen sein müssen. Niamh landet zuerst bei den Byrnes, die sie ausnutzen und dann bei den Grotes... aber immerhin darf sie jetzt zur Schule gehen.


    Das Buch ist nach wie vor fesselnd, auch wenn ich mir nur schwer vorstellen kann, wie man in einer solchen Situation die Hoffnung nicht aufgeben kann...

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."

    Franz Kafka, Brief an Oskar Pollak, 27. Januar 1904






    :lesend

  • Das Verschachern der Waisenkinder hat mich sehr mitgenommen , die armen Dinger, echt. Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass Carmine und Dorothy zusammen bleiben. Und die Kälte ihrer "Adoptivmutter" ging mir durch und durch, dumme Schnepfe.


    Irgendwie bin ich immer noch nicht begeistert von der Parallelgeschichte in der Gegenwart, das ist mir ein wenig zu sehr konstruiert. Dass die Schildkröte dann als Symbol herhalten darf, gefällt mir sehr. Die Schildkröte trägt ihr Haus auf dem Rücken, wie passend für Molly. Ok, ich bin ein bisschen versöhnt.


    Das kann doch nicht sein Ernst sein, Mr. Sorenson will Dorothy wirklich bei diese assigen Familie lassen? Zum Glück würde das heute wahrscheinlich nicht mehr passieren. Na ja, Herr Grote ist ein einfacher Mann, aber ich glaube er kommt gut mit Dorothy zurecht.


    Die GeburtstagsSzene in der Schule fand ich sehr rührend. Wenigstens da gibt es Zuwendung und Anerkennung.

  • Ich bin jetzt schon viel weiter .
    Es war vermutlich auch hier bis in die 60iger normal das Kinder deren Eltern einen Bauernhof hatten da sehr früh mithelfen mußten. Den bezahlte Arbeitskräfte waren schon immer teuer und für viele Bauern oder auch Kleinunternehmer nicht bezahlbar. In großen Teilen der Welt ist das auch heute noch Alltag, selbst wenn da die Kinder teilweise inzwischen schon zur Schule gehen dürfen. Ferien werden und wurden immer in die Zeit gelegt wenn auf den Höfen die meiste Arbeit anfiel.
    Ich war jetzt nicht so entsetzt wie viele von euch, das liegt nicht daran das ich das es gut heiße, aber ich hab nichts anderes erwartet.
    Waisenkinder die keine Verwandten hatten die sie aufnahmen waren einfach Ballast für die Gesellschaft, sie kosten unnütz Geld. Es gab ja auch die Zeit der sogenannten Armenhäuser in die auch Kinder kamen wenn niemand war der sie aufnahm, dort mußten sie für das Dach über dem Kopf und das unzureichende Essen arbeiten.
    Es gab sicher solche Sozialarbeiter und solche, die gab und gibt es immer. Genauso wie es damals und heute Menschen gibt die liebevoll mit Kindern umgehen oder leider nicht.
    Vivian ist eine sehr starke Persönlichkeit schon als Kind gewesen, genauso wie Molly. Beide haben sehr schnell verstanden wie sie sich verhalten müssen um nicht unterzugehen. Nicht alle Kinder schaffen und schafften das auch das ist sicher.
    Mir gefällt sehr gut wie die Geschichte erzählt wird.
    Ich bin der Meinung das es nicht zwingend so ist das Erwachsene die kein liebevolles Elternhaus hatten auch selber lieblose Eltern werden, leider ist es oft so das sie das nachleben was ihren vorgelebt wurde. Aber jeder Mensch hat zu jeder Zeit die Wahl wie er sich verhält, damals wie heute.
    Es gab auch damals Menschen die andere Wege gegangen sind. Sonst hätte sich bis heute wohl kaum etwas verändert ;-)

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    c0624.gif Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg--Jenny Colgan

    Chroniken von Deverry 2 --Katharine Kerr
    Drachenelfen , die Windgängerin -- Bernhard Hennen

  • Hier wurde die Frage gestellt, die ich mir auch die ganze Zeit gestellt habe: Woher kommt dieser Glaube, dass Kinder vor allem viel Arbeit, unbarmherzige Strenge und wenig Essen brauchen???!!!. Ich habe das Gefühl, das diese Ansicht auch heute noch in einigen Köpfen rumspukt. Wenn ich so darüber nachdenke, kommen immer wieder Geistliche/Nonnen vor, wenn diese Aussagen umlaufen....


    Für mich ist bisher nicht ganz klar, wie die "Empfänger-Familien" ausgewählt wurden, evtl. nach christlichem Glauben oder nach (wie sagt man heute so schön?) meinungsbildenden Gemeindemitgliedern?. Es dürfte klar sein, das in den USA die Kinder, genau so wie früher auch hier, als Arbeitskräfte herhalten mussten.


    Mein spontaner Gedankengang war: Vivian ist die ältere Version von Molly oder Molly ist die Wiedergeburt von Viv.