'Der Zug der Waisen' - Seiten 161 - 259

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Was heute auf den Zigarettenschachtel steht ist weniger poetisch!


    Ja damals wurden Zigarettenschachteln nicht so verunziert. Galt es nicht sogar früher als schick und dass man sich etwas leisten konnte, wenn man geraucht hat?


    Ich bin selbst Nichtraucher (zum Glück), aber meine Oma mütterlicherseits hat jahrelang geraucht und meine Mutter hat als Teenager Starbilder aus den Zigarettenschachteln ihrer Mutter gesammelt. Und ob ihr es glaubt oder nicht, einige dieser Bilder hat sie sogar noch, denn die waren für meine Mom etwas Besonderes...

  • Zitat

    Original von Gronik
    Dass Grote irgendwann zudringlich werden könnte, hatte ich ja schon befürchtet. Ein 10jähriges Mädchen, so ein Schwein.
    Und seine Frau ist nicht besser, anstatt dass sie ihrem Ehemann eine runterhaut, schmeißt sie die arme Niamh raus. Grauenvolle Leute...


    Das war zu erwarten und ich fand es genauso schlimm wie du.


    Ich denke, dass seine Frau es so interpretiert hat oder sich vorgegaukelt hat, dass Niamh ihren Mann dazu animiert hat und deswegen kann er ja nichts dafür, sondern nur das junge Früchtchen. Wirklich schlimm, wenn andere Erwachsene Kinder vor solchen Übergriffen nicht schützen und einfach wegsehen. Und das Kind dann auch noch bestraft wird für etwas was es gar nicht zu verantworten hat.

  • Ich bin noch mittendrin in dem Abschnitt - und waren wir im letzten Abschnitt noch froh, dass das arme Mädchen zumindest nicht sexuell missbraucht wird... musste nun auch noch das passieren! Es war richtig körperlich schlimm, das zu lesen, mir tat innerlich alles weh, fühlte mich ganz bedrückt, kann es gar nicht beschreiben.


    Dass Mrs Grote sie daraufhin rausgeschmissen hat, ist ja fast noch ein Glück unter diesen Umständen! So musste sie das wenigstens nicht noch öfters durchmachen.


    Im Moment bin ich grad da, wo sie bei Miss Larsen und ihrer Vermieterin wohnt - endlich geht es der Kleinen mal gut! :anbet

  • Ich habe die letzten beiden Abschnitte in einem Rutsch gelesen.
    Ich habe mich sehr gefreut, dass sich für Niamh alles zum Guten gewendet hat, nachdem die Zeit bei den Grotes ja ein Trip in die Hölle war. Mrs. Grote war ja wohl das Letzte.Sowohl ihr Verhalten ihren Kinder gegenüber als auch die Reaktion auf den Vergewaltigungsversuch ihres Mannes haben mich doch sehr schockiert.

  • Dann sollte doch geschehen, was ich im letzten Abschnitt schon befürchtete. Das Kopfkino konnte ich beim besten Willen nicht ausschalten. Der ganze Dreck, die Unordnung, die Nahrungssituation, und dann fasst der Dreckskerl Niamh mit deine Dreckpfoten auch noch an und will mehr. Da ist es schon fast ein Segen, dass seine Frau dazukam. Das besonders Schlimme daran ist, dass ich es nicht als Fantasiekonstrukt der Autorin abtun kann. Vielen Mädchen, die vom Leben so gebeutelt wurden und eigentlich nur menschliche Wärme suchten mussten sicher ähnliche Erfahrungen machen.


    Aber dann verändert sich ihre Situation. Die Szene, in der die Nielsons ihr anbieten, den Namen ihrer verstorbenen Tochter anzunehmen fand sogar ich, aus Hartholz geschnitzte, sehr rührend. Sie scheint ein Heim gefunden zu haben. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.


    Molly öffnet sich ein wenig. Vivian hat einen guten Einfluss auf sie.


    Ein wenig stört mich an dem Buch, dass aus meiner Sicht die Randpersonen nur sehr einseitig charakterisiert sind. Sie wurden zu Beginn in eine Schublade gepackt und darin verbleiben sie. Damit meine ich in erster Linie Dina und Ralph. Mich würde interessieren, warum sie so sind wie sie sind. Da ist mir zu schablonenhaft und zu viel schwarz-weiß-Malerei. Dagegen gefallen mir die Figuren von Molly und Niamh/Vivian sehr gut.

  • Das finde ich jetzt z.b. nicht - wenn auf die Randfiguren mehr eingegangen worden wäre, gäb es ja keinen Fokus auf Molly und Vivian. Ich find es so gut gemacht. Und ich finde, dass die Autorin mit den wenigen Dingen, die über Dina, Ralph oder Terry und Jack erzählt werden, ein durchaus plastisches Bild erschafft. Für mich war nicht mehr nötig.

  • Ich finde dieses Projekt, das Molly machen muss richtig gut. Wir mussten sowas mal im Zusammenhang mit dem 2. Weltkrieg machen und da habe ich meine Oma interviewt. Das war total interessant, obwohl ich ganz viele Geschichten schon kannte, die sie erzählt hat.


    Molly und Vivian freunden sich ja richtig an. Das finde ich toll. Ich will nur hoffen, dass Vivian nicht am Ende des Buches stirbt, denn ich habe sie richtig in mein Herz geschlossen. Ihre Geschichte ist ja wirklich schlimm. Sie scheint es aber bei den Nielsens jetzt richtig gut getroffen zu haben. Ob denen schon vorher klar war, dass sie eigentlich einen Ersatz für ihre verstorbene Tochter suchen? Wie rührend, dass sie sie im Endeffekt doch adoptieren.


    Vivian/Niamh hat ja richtig Talent, den Laden aufzumotzen. Ich kann mir gut vorstellen, dass bei den Aktionen, die sie da gestartet hat, die Leute in Scharen hin gerannt sind. Endlich merkt sie mal, dass sie was wert ist und auch etwas kann.


    Ich hatte übrigens schon ganz früh geahnt, dass Mr Grote sie belästigen würde. Irgendwie hatte er von Anfang an zu viel Interesse an ihr. Und als er ihr dann noch das Herz ausgeschüttet hat. Es war aber gut, dass Mrs Grote sie dann rausgeworfen hat. Wer weiß, was sie noch alles hätte erleiden müssen.


    Zitat

    Original von belladonna


    Bei der Unterredung mit diesem Sorensen bin ich ja dann echt wütend geworden, von wegen "leicht erregbar" und sowas! :schlaeger Natürlich versucht dieser Mann, den für ihn einfachsten Weg zu gehen, denn wer will schon in Zeiten wirtschaftlicher Depression noch ein Kind aufnehmen, aber dass er so gar keine Empathie für Vivian zeigt... schlimm.


    Ganz so habe ich das nicht gesehen. Ich glaube, das ging ihm auch nahe, aber er kann einfach nichts anderes machen, weil niemand mehr Waisenkinder haben wollte. Klar, dass er sich dann Dinge ausdenkt, die den Rauswurf rechtfertigen.


    Zitat

    Original von belladonna


    Mollys Entwicklung finde ich auch interessant. Je mehr sie sich auf Vivian einlässt, desto weniger scheint sie ihre "Rüstung" zu brauchen und umso mehr lässt sie von der echten Molly raus. Dieses "Portage"-Projekt finde ich auch spannend - das wäre es wert, auch mal selber darüber nachzudenken, was man wohl mitnehmen würde...
    Als Molly bei ihren Recherchen rausfindet, dass Vivians kleine Schwester doch überlebt hat, musste ich ja schon heftig schlucken... Schade, dass ein Wiedersehen der beiden Schwestern nicht mehr möglich ist, aber das hätte wohl den Rahmen des Romans gesprengt.


    Ich finde das toll, dass Molly immer mehr die echte Molly wird. Aber bei Vivian kann sie endlich mal sein, wie sie ist und vor allem wird sie akzeptiert wie sie ist und muss niemande etwas vorspielen.


    Ich habe mich auch kurz gefragt, was ich mitnehmen würde, aber irgendwie bin ich für so einen Versuch wohl zu materialistisch eingestellt. Zur Zeit könnte ich gar nicht auswählen, was so wichtig wäre, dass es auf jeden Fall mit muss und was einfach hier bleiben könnte. Mag aber wohl daran liegen, dass ich gar nicht vor der Entscheidung stehe.


    Ob Molly Vivian erzählt, dass sie ihre Schwester gefunden und wieder verloren hat? Aber da fällt mir ein: Dann haben die Nachbarn sie ja damals angelogen, als sie ihr gesagt haben, dass Maisie gestorben ist. Sie haben bestimmt sofort geplant, sie zu adoptieren.


    Zitat

    Original von Brigia


    Mir ging es genauso wie euch beiden: Die Szene mit dem Kreuz fand ich einfach total schön! Etwas befremdlich, dass die Nielsens die Adoptivtochter nach der toten Tochter benennen wollen.


    Ich fand die Szene auch total schön. Ich glaube, sie haben sie nach der toten Tochter benannt, weil sie ihr auf eine Art klar machen wollten, dass sie jetzt ganz zur Familie gehören soll. Das war nicht geplant. Aber anscheinend haben sie sie mit der Zeit so lieb gewonnen, dass sie ihr das vorgeschlagen haben. Ich glaube aber nicht, dass es eine leichte Entscheidung war.


    Zitat

    Original von maikaefer


    Genau mein Denken! Allerdings steht noch ein Charlotte-Lyne-Buch an...


    :write


    Schade, das jetzt schon der letzte Abschnitt kommt. ich hätte mehr davon lesen können.

  • Die Seiten flogen nur so dahin. Ich bin richtig gefangen von dem Buch und kann gar nicht mehr aufhören zu lesen.


    Zitat

    Original von Booklooker:


    Ich finde das toll, dass Molly immer mehr die echte Molly wird. Aber bei Vivian kann sie endlich mal sein, wie sie ist und vor allem wird sie akzeptiert wie sie ist und muss niemande etwas vorspielen.


    Das finde ich auch.


    Dorothys Leben bei den Grotes wird immer schrecklicher. Zum Schluss kann sie endlich fliehen. Am Schlimmsten fand ich, dass Mr. Sorenson sie erst wieder zurückschicken wollte. Zum Glück kümmert sich Mrs. Larsen rührend um sie.


    Bei den Nielsons hat Dorothy endlich ein gutes Zuhause gefunden.


    Zitat

    Original von Booklooker:


    Vivian/Niamh hat ja richtig Talent, den Laden aufzumotzen. Ich kann mir gut vorstellen, dass bei den Aktionen, die sie da gestartet hat, die Leute in Scharen hin gerannt sind. Endlich merkt sie mal, dass sie was wert ist und auch etwas kann.


    Die Szene fand ich auch schön beschrieben.

  • Vivian hat es bei den Nielsons nach all dem Irrsinn wirklich gut getroffen, besser als wohl die meisten Kinder die mit ihr im Zug waren. Außer vielleicht den ganz Kleinen.
    Leider haben die Nielsons ihr doch ihre Identität genommen, wenn sie sie auch gebeten haben den Namen anzunehmen. Die Nielsons dachten leider auch nicht daran das sie ja eigentlich einen Taufnamen hat.


    Mr Sorenson ist in meinen Augen ein Sch.... er hätte sie ohne mit der Wimper zu zucken zurück geschickt, er hat sehr wohl begriffen was da abgelaufen ist und es kam ja deutlich rüber wie abstoßend er die neue Umgebung fand als er sie bei den Groth abgeliefert hat. Er hat ja auch abgelehnt das die Polizei informiert wird wegen dem Übergriff und sich auch mal nach den leiblichen Kindern der Familie sieht.


    Aber das kommt leider heutzutag auch vor, wenn ein Mädchen mißbraucht wird gibt es immer noch viele Stimmen die sagen ja wer weis was sie gemacht hat das es passiert ist oder bei Vergewaltigungen heißt es oft über die betroffenen Mädchen und Frauen . Die wird ja schon selber Schuld sein wie sie anzogen ist wie sie sich verhalten usw. Als wäre das nicht schon schlimm genug sind das sogar meist Frauen die dann so daher reden :fetch.


    Das auf die Randfiguren nicht groß eingegangen wird ist völlig in Ordnung, den sie sind ja nur Randfiguren ;-).
    Vivians Erzählungen machen Molly wohl unbewußt Mut für sich selber einzustehen, mehr und mehr das eigene Ich zu zeigen :-].

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    c0624.gif Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg--Jenny Colgan

    Chroniken von Deverry 2 --Katharine Kerr
    Drachenelfen , die Windgängerin -- Bernhard Hennen

  • Dass Mr Grote Dorothy sexuelle Gewalt antut, war vorhersehbar. Maisie hat den Brand überlebt? Schade, dass Sie mittlerweile verstorben ist. Ein Wiedersehen mit Vivian wäre zu schön gewesen.


    Molly hat das alles ausfindig gemacht, ok, dennoch lese ich lieber die Geschichten aus den 30igern.


    Miss Larsen hat immer ein Buch oder Putzlappen in der Hand oder beides .... Die würde auch gut zu uns Eulen passen :-]


    Ich bin froh, dass Mrs Murphy so ein großes Herz hat und Dorothy ein Dach über den Kopf verschafft. Sie sorgt sich so sehr um das arme Mädchen. Schade, dass Dorothy trotzdem gehen muss. Aber Mrs Murphy setzt sich für sie ein und vermittelt ihr anscheinend eine sehr liebe Adoptivfamilie, bei der sie sich geborgen fühlen kann. Und auch hier wieder ein Namenswechsel. Wie schrecklich muss das für einen Menschen sein, ständig die Identität zu wechseln.


    Ich frage mich gerade, hat es diese Parfummarken wie Arden, Guerlain,... zu dieser Zeit schon gegeben?


    Vivian geht ihren Weg und hat auch Spaß den Laden zu führen, dennoch fehlt mir bei ihr eine gewisse Leidenschaft.


    Jetzt muss ich erst mal anderen Aufgaben :wischen widmen, dabei würde ich so gerne weiterlesen.

  • Dass es bei den Grotes nur noch schlimmer werden konnte, hat man ja fast erwartet, aber dass, was Dorothy dann passiert ist, war trotzdem einfach nur furchtbar!!!


    Mir tut die Kleine einfach nur furchtbar leid. Hin- und hergeschoben von Menschen, die sich nicht dafür interessieren, wie es ihr geht. Bei den Nielsens geht es ihr ja wenigstens gut, auch wenn sie dort immer noch auf der Hut zu sein scheint, um nach der Geschichte mit den Zigaretten nur nichts mehr falsch zu machen...


    Dass Maisie überlebt hat, hat mich gefreut. Allerdings kann es ja nun zu keinem Wiedersehen mehr kommen... ob die Schatzmanns das wohl damals schon wussten und nur eben ein Baby adoptieren wollten?

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."

    Franz Kafka, Brief an Oskar Pollak, 27. Januar 1904






    :lesend

  • Für Viv war es anscheinend das Beste, was ihr passieren konnte, eine Miss Larsen und eine Mrs. Murphy kennen zu lernen, wenn sie die beiden nicht gehabt hätte, wäre sie vermutlich zugrunde gegangen.


    Ich vermute, die Schatzmanns wollten ein unverdorbenes Kind, d.h. ein Kleinstkind ohne Erinnerung, ohne bzw. mit noch formbarer Wesensart.


    Niamh/Viv muß schon, trotz ihres Alters eine sehr starke Persönlichkeit gewesen sein, sonst hätte sie das alles nicht so überstehen/wegstecken können. Das die Grote-Kids vermutlich ein ganz schweres Leben hatten und auch als "Nicht einfache Erwachsene" leben, dürfte klar sein.


    Fr. Grote hat sich meiner Ansicht nach genau so verhalten, wie man es heute auch noch häufig hört. Die Frauen verschließen Augen und Ohren vor dem Tun der Männer und dem Leid der Kids.