Thomas Finn: Aquarius
Verlag: Piper 2014. 416 Seiten
ISBN-13: 978-3492703376. 16,99€
Verlagstext
Legenden ranken sich um die grausamen Wesen, die unachtsame Männer mit ihrer Schönheit und ihrem Gesang ins Verderben locken. Außer den Berichten betrunkener und einsamer Seeleute gibt es aber keinerlei Beweise für die Existenz von Nixen. Einzig eine eingeschworene Gemeinschaft hütet seit Jahrhunderten ihr Geheimnis. Bis jetzt ... Bei den Bergungsarbeiten an einer alten Seemine geschieht ein Unglück: Die Mine explodiert. Als Berufstaucher Jens Ahrens wieder zu Bewusstsein kommt, findet er sich in einem Keller wieder, gefangen mit anderen Männern, die unter Drogen gesetzt und so wehrlos gemacht wurden. Nur mit Mühe kann er sich befreien und flüchtet nach Egirsholm, eine kleine, wohlhabende Küstensiedlung. Diese aber wird zum Schauplatz rätselhafter Todesfälle. Menschen ertrinken - und das sogar auf der Landstraße oder in ihrem Haus! Etwas geht vor sich, in das Jens so schnell und tief hinab gesogen wird, dass er sich nicht mehr entziehen kann. Das Meer ist unruhig. Und es ist wütend.
Der Autor
Thomas Finn wurde 1967 in Chicago geboren, wuchs in Deutschland auf und lebt heute in Hamburg. Der ausgebildete Werbekaufmann und Diplom-Volkswirt ist preisgekrönter Spiele-und Romanautor und hat einige Jahre als Lektor und Dramaturg in einem Drehbuchverlag sowie als Chefredakteur des führenden deutschen Phantastik-Magazins Nautilus gearbeitet. Im Spielebereich stammen zahlreiche Abenteuer-Publikationen aus seiner Feder, darunter weit über ein Dutzend Titel des beliebten deutschen Fantasy-Rollenspiels "Das Schwarze Auge", zu dessen Redaktionsstab er zählt. Hauptberuflich arbeitet er heute als Roman-, Spiele-, Theater- und Drehbuchautor. Für seinen bei Ravensburger erschienenen Roman "Das unendliche Licht" gewann er 2007 die Segeberger Feder, den einzigen Jugendbuchpreis Schleswig Holsteins.
Inhalt
Jens Ahrens ist von Beruf Bergungstaucher und als ausgebildeter Kampfschwimmer der Bundesmarine Realist. Als er bei Bergungsarbeiten aus einem Schiffswrack an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste verunglückt, kommt er an einem sonderbaren Ort wieder zu sich. Sein Auftraggeber wird ihm kaum glauben (und auch sonst niemand), dass er die Explosion einer Seemine überlebt haben und an der Küste angespült worden sein kann. Der Taucher findet sich zusammen mit anderen Männern in einer Art Gewölbe gefangen gehalten. Die Bewacher zeigen ein eigenartiges Interesse an der körperlichen Fitness ihrer Gefangenen. Ein Mitgefangener prophezeit, dass sie alle nur noch wenige Tage zu leben hätten. Jens gelingt die Flucht; und er wird von der Polizistin Meike Ehlers zu dem merkwürdigen Ereignis vernommen. Die junge Polizistin rückt damit heraus, dass sie gern genauer untersucht hätte, in welchen Zyklen sich an der Nordseeküste verdächtige Leichenfunde gehäuft haben. Mit ihrem Interesse muss sie offenbar einflussreichen Kreisen auf die Zehen getreten sein, die dafür sorgten, dass die Ermittlungen eingestellt wurden.
Der Tod von Meikes Vorgängerin im Amt unter eigenartigen Umständen blieb in der Gegend nicht der einzige Todesfall. Ein mit dem nassen Element in all seinen Erscheinungsformen vertrauter Taucher wie Sven kann kaum glauben, dass sich Wasser im Umfeld der aufgefundenen Toten sintflutartig gegen alle Naturgesetze verhalten haben soll. Gemeinsam folgen die beiden der Spur eines verschwundenen Heimatforschers, der sich mit den Mythen Nordfrieslands und speziell mit dem Untergang Rungholts befasst hat. Bei ihren Ermittlungen rückt der 4000-Seelen-Ort Egirholm in den Mittelpunkt, in dem sich, von der Öffentlichkeit kaum beachtet, ein erstaunliches wirtschaftliches Wachstum verzeichnen lässt. Im Zusammenhang mit Tierschutzaktivitäten und der industriellen Nutzung des Meeresbodens kann einen die Abgeschiedenheit dieser Firmengründungen auf beunruhigende Ideen bringen. Auch Svens Firma unterhält im Ort eine Niederlassung. Jens und Meike erfahren von einer Hippie-Kommune, die vor 40 Jahren eine winzige Nordseeinsel bewohnte und von angeblichen Spuren eines unheimlichen Lebewesens mit gefährlich spitzen Zähnen, das aktuell in der Gegend für Angst und Schrecken sorgt. Mit ihren Nachforschungen haben sie einen zu allem entschlossenen Gegner auf den Plan gerufen, dessen Verfolgung das ungleiche Paar entschlossen aufnimmt. Dabei scheut speziell Jens weder Gefahren, Schmerzen noch Schlammbäder. Soweit fügen sich Schauplatz, Protagonisten und Thriller-Elemente zu einer spannenden Handlung. - Thomas Finn übertreibt es dabei mit dem Infodropping. Muss man z. B. heute Lesern noch ausführlich erklären, was Geocachen ist? Über geografische und heimatkundliche Details gibt es nichts zu meckern; wenn sich jedoch Meike und Jens in den seltenen Atempausen ihrer gefährlichen Jagd mit umfangreichen Infoblöcken zutexten, wirken die Dialoge nur noch gnadenlos künstlich.
Fazit
Finn siedelt seinen Mystery Thriller an der nordfriesischen Küste an, wo sich seit langer Zeit Legenden um Sirenen oder Meerjungfrauen mit dem Respekt der Bewohner für die Naturgewalten verbunden haben. Historische und mythologische Hintergründe, sowie die Ermittlungen einer Polizistin und eines erfahrenen Tauchers führen zu einem für aufmerksame Leser nicht unerwarteten, doch eindrucksvollen Showdown.
8 von 10 Punkten