Geschichten erzählen - wie wichtig ist 'richtig'?

  • Liebes Tagebuch, ich bin waaaaahnsinnig verliebt. Er ist ja so süüüüüß ...


    Klar, das drückt meine Empfindungen aus, kommt überzeugend rüber und als Leserin kann ich mich sofort hineinversetzen. Aber auch wenn es noch so wunderbar aus dem Bauch heraus geschrieben ist, LeserInnen haben davon nix. Und ich denke, wer nicht nur für sich schreibt, sondern für andere, der muss diese anderen im Blick behalten. Ich sehe das als eine Art Kommunikation.


    Lieben Gruß


    polli

  • Zitat

    Original von smarana
    Ist es erlaubt als Autor einfach zu schreiben, was ich möchte, z.B. weil es mir ein Bedürfnis ist, weil es mir Freude macht, weil sich ausdrücken will, was gerade in mir ist?


    Klar, wer nur für sich selbst schreibt und sich daran erfreut, der muß sich um die Funktionalität eines Textes keine Gedanken machen. Das hat aber nix mit Schreiben (als Autor) zu tun, sondern ist nichts anderes als Selbsttherapie.


    Jeder Autor, der Leser erreichen will, muß das Handwerk verstehen und aus einem Quentchen Inspiration haufenweise Transpiration fabrizieren können.


    Gruss,


    Doc


  • Das ist deine Meinung, aber keine für alle gültige Wahrheit. Es ist eine einschränkende Beurteilung von dir alles als Selbsttherapie hinzustellen, wenn Autoren vor allem für sich selbst schreiben. Ich behaupte trotzdem, dass wahre Kunst nur dann entstehen kann, wenn ein Autor eher seine Freude am Schreiben im Blickpunkt hat und es vor allem für sich selbst macht. Ich bin mir sicher, dass Khalil Gilbran sich nicht über solche kleingeistigen Sprachregeln Gedanken macht. Und er hat auch ganz sicher nichts mit Tagebuchschreibern zu tun.

  • Liebe Polli


    "Und ich denke, wer nicht nur für sich schreibt, sondern für andere, der muss diese anderen im Blick behalten."


    Du kannst sie schon im Blick behalten, aber wenn man etwas weitergeben will, ist es wichtig vor allem seine eigene Individualität authentisch auszudrücken. Wenn jemand nur schreibt, was andere hören wollen, kommt nichts Großes dabei raus.

  • Ich habe das Gefühl, dass hier nicht verstanden wird, was mir am Lesen wichtig ist.
    Ich merke es auch daran, dass hier viel Unterhaltungslektüre besprochen wird, aber Bücher die mir total wichtig sind, die mich echt berühren, werden hier wenig oder gar nicht beachtet. Vielleicht bin ich einfach im falschen Forum.

  • Zitat

    Original von smarana
    Ich bin mir sicher, dass Khalil Gilbran sich nicht über solche kleingeistigen Sprachregeln Gedanken macht.


    Da kann ich nur Dich zitieren: "Das ist deine Meinung, aber keine für alle gültige Wahrheit." Das kannst Du genauso wenig wissen, wie ich.


    Es hat ja auch niemand etwas dagegen, wenn z. B. Du oder jemand anderes nur für sich selbst schreiben möchte. Nur muß dann die Frage schon erlaubt sein, warum solche Texte dann z. B. hier der Allgemeinheit zu lesen gegeben werden, wenn sie letztlich nicht für den Leser sondern nur für den Verfasser selbst gedacht sind?


    Vielleicht bist Du ja tatsächlich im falschen Forum, vielleicht solltest Du aber auch nur die Bücher selbst vorstellen, die Du magst und schon können auch andere Eulen sich ein Bild davon machen.


    Gruss,


    Doc

  • Guckst halt mal, ob es nicht eh schon welche gibt.
    Hinweis von mir: Wenn ich einen Satz beginne mit "ICH bin mir sicher.." drückt das in jedem Fall meine eigene Meinung aus und keine allgemeingültige Wahrheit oder ?
    Im Gegensatz dazu dein Satz:


    "Das hat aber nix mit Schreiben (als Autor) zu tun, sondern ist nichts anderes als Selbsttherapie."
    Da brauch ich nix mehr dazu sagen oder?


    Und zum Schluss noch: Ich habe mir schon viele Anregungen geholt von Menschen die nicht für mich gesprochen, oder geschrieben haben sondern für sich selbst.

  • Extra für Smarana:


    ICH bin mir sicher, daß das nix mit Schreiben (als Autor) zu tun hat, sondern nichts anderes als Selbsttherapie ist.


    So gut? :-)


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von smarana
    Und zum Schluss noch: Ich habe mir schon viele Anregungen geholt von Menschen die nicht für mich gesprochen, oder geschrieben haben sondern für sich selbst.


    vielelicht ist es ja noch zu früh, aber das verstehe ich jetzt nicht...wer spricht hier für dich?


    bo

  • Smarana, dass es Bücher gibt, die einen berühren, ganz unmittelbar, das weiß ich. Aber selbst diese Bücher haben einen ganz nüchternen Werdegang hinter sich. Sie sind Ware, werden im Buchladen verkauft, wurden hergestellt. Ich sehe das ähnlich wie in der Musikindustrie: Selbst der einfühlsamste Song, vorgetragen von einem Sänger, der dir per TV oder Video direkt in die Augen sieht und dich zum Schmelzen bringt, ist ein Produkt, darauf aus, Geld einzuspielen. Was legitim ist.


    Sorry, Doc, wir überschneiden uns gerade.


    Lieben Gruß


    polli

  • Tja, wenn du meinst....


    bin trotzdem ein bißchen unglücklich darüber in diesem Forum keine Gleichgesinnte zu meinem Lesegeschmack passend zu finden. Ich mach euch mal eine Aufstellung welche Autoren ich lese:


    Khalil Gibran
    Jörn Pfenning
    Marianne Fredriksson
    Ken Wilber
    Robert Schneider
    Richard Bach
    T.C.Boyle
    Simone de Beauvoir
    Hermann Hesse
    Ulli Ollvedi
    Margaret Mazzantini
    ........


    Ich lese seit meiner Kindheit begeistet und viel und oft und der Wert meines Bücherbestandes entspricht dem eines neuen Kleinwagens. Bin auch nicht nur an einem Genre interessiert. Aber meine Begeisterung für das Lesen findet hier in diesem Geplänkel über Literaturrichtlinien keinen Widerhall.

  • smarana


    Wann darf sich jemand, der schreibt, "Autor" nennen?
    Bin ich schon eine Köchin, wenn ich für mich allein ein Ei koche?


    Meyers Lexikon sagt dazu: Autor = Urheber, Verfasser eines Werkes der Literatur, Kunst, Fotografie.



    Wenn ich eine Geschichte nur für mich selbst schreibe, verfasse ich dann ein Werk der Literatur? Oder versuche ich nur, mir anhand eines selbstverfassten Textes Klarheit über irgendetwas zu verschaffen?
    Also: Ist einer eine Autor und sein Werk Literatur, wenn es ausschließlich dem Selbstzweck dient?


    Falls du, smarana, aber meinst, dass jeder Autor immer AUCH über sich selbst und für sich selbst schreibt, dann hast du sicher Recht.
    Ich kann nur über Dinge schreiben, die ich kenne, vielleicht sogar selbst erlebt habe. Ich kann nur authentisch über Liebe schreiben, wenn ich weiß, wie sie sich anfühlt (dabei ist es möglicherweise sogar gleichgültig, ob ich selbst geliebt habe oder eine bestimmte Vorstellung von Liebe habe). Ich kann auch über einen Mord schreiben, ohne jemals einen Revolver in der Hand gehabt zu haben. Dann schreibe ich aber über einen Mord MEINER Phantasie, der sich natürlich aus Filmen, Büchern usw. speist. Aber es ist MEINE Vorstellung von Liebe oder Mord, die da aufgeschrieben wird.


    Schreiben ist ein Akt der Kommunikation, ist letztendlich ein Dialog zwischen Autor und Leser. Da, wo es keine Leser gibt, ist der Autor ebenso seines Sinnes beraubt wie ein Arzt, der keine Patienten hat.


    Fazit: Nicht die Beherrschung des Alphabetes und der Umgang mit PC oder Stift macht einen Autor, sondern die Öffentlichkeit, der Dialog.

  • Zitat

    Original von Ines als Gast
    smarana




    Wenn ich eine Geschichte nur für mich selbst schreibe, verfasse ich dann ein Werk der Literatur? Oder versuche ich nur, mir anhand eines selbstverfassten Textes Klarheit über irgendetwas zu verschaffen?
    Also: Ist einer eine Autor und sein Werk Literatur, wenn es ausschließlich dem Selbstzweck dient?

    Ich denk ja, AUCH er!!!



    Zitat


    Fazit: Nicht die Beherrschung des Alphabetes und der Umgang mit PC oder Stift macht einen Autor, sondern die Öffentlichkeit, der Dialog.


    Der Dialog mit der Öffentlichkeit kann die Folge sein, muss aber nicht die Intention zum Schreiben sein, meiner Meinung nach.

  • @ bo:
    ich glaube, smarana meint autoren, die nicht darauf aus waren, jedermanns geschmack zu treffen, sondern aus sich heraus, instinktiv, ohne beachtung von handwerksregeln veröffentlichten - und trotzdem erfolgreich waren.


    kann es sein, dass ihr - ausser ines - ein wenig aneinander vorbei redet?
    und jeder ein wenig "recht hat"?


    ich kann meine gedanken zu etwas in worte fassen und das dann hier im forum veröffentlichen. nicht mit dem gedanken, ob es zur "richtigen" (verkaufsorientierten) veröffentlichung taugt, sondern einzig und allein, weil ich über diese meine gedanken mit euch reden möchte.
    in dem fall tritt das "richtig" mE in den hintergrund.
    war es das, was du meintest, smarana?
    und ansonsten kann ich nur auch sagen... schreib einfach weiterhin rezensionen zu büchern, die dir etwas bedeuten. dann wird sich doch zeigen, ob und wieviel interessenten auftauchen...


    :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Zitat

    Original von smarana
    bin trotzdem ein bißchen unglücklich darüber in diesem Forum keine Gleichgesinnte zu meinem Lesegeschmack passend zu finden. Ich mach euch mal eine Aufstellung welche Autoren ich lese.....


    he, freu dich doch, dass du keinen massengeschmack hast! wenn du hier unendlich viele gleichgesinnte finden würdest, wäre das ja schon wieder gewöhnlich. :grin


    ich kenne auch nur wenige autoren von deiner liste - aber ich bin neugierig! also stelle doch mal ein paar bücher vor! vielleicht gewinnst du ja auf diese art und weise ein paar fans hinzu?


    bo :-)

  • @ smarana: von Marianne Fredriksson habe ich Hannas Töchter gelesen, das hat mir gut gefallen. Von den anderen kenne ich auch nichts, aber wie Bo schon sagte, stell doch mal was vor. Ich glaube, Tom hat auch einiges von T.C.Boyle gelesen und das neuste Buch vorgestellt.


    Hier sind einige mit einem etwas anderen Geschmack, das bereichert das Forum doch.

  • Wenn ich eine Geschichte nur für mich selbst schreibe, verfasse ich dann ein Werk der Literatur? Oder versuche ich nur, mir anhand eines selbstverfassten Textes Klarheit über irgendetwas zu verschaffen?
    Also: Ist einer eine Autor und sein Werk Literatur, wenn es ausschließlich dem Selbstzweck dient?[/quote] Ich denk ja, AUCH er!!!



    Zitat


    Fazit: Nicht die Beherrschung des Alphabetes und der Umgang mit PC oder Stift macht einen Autor, sondern die Öffentlichkeit, der Dialog.


    Der Dialog mit der Öffentlichkeit kann die Folge sein, muss aber nicht die Intention zum Schreiben sein, meiner Meinung nach.[/quote]



    Bin ich also eine Köchin, wenn ich nur für mich ein Ei koche und noch nicht einmal so ganz genau weißt, wie das geht?
    Bin ich ein Herzchirurg, ohne einen einzigen Patienten haben zu müssen?
    Kann ich mich mit allen möglichen Berufsbezeichnungen schmücken, ohne das dazu gehörige Handwerk zu beherrschen und ohne den Mut (oder was auch immer), meine Erzeugnisse der Öffentlichkeit zu präsentieren?


    Autor, smarana, ist ein BERUF, der verschiedene Fähigkeiten voraussetzt. Ein KOMMUNIKATIONSBERUF!!!
    Was würde ich eigentlich sagen, träfe ich jemanden, der mir erzählt, er habe ein wundervolles Buch geschrieben, aber leider, leider und ätschi-bätschi nur für sich.
    Ich glaube, ich hätte Mühe, einen solchen Menschen ernst zu nehmen. Was immer er da im stillen Kämmerlein zusammen gezaubert hat - ein ROMAN ist es bestimmt nicht, den dieser BRAUCHT die Öffentlichkeit.


    Ich schreibe auch manchmal Sachen, die ich niemandem zeige. Aber diese SAchen sind ÜBUNGEN oder Tagebucheinträge. Sie haben NICHTS mit Literatur zu tun.

  • Zitat

    Original von Ines als Gast
    Autor, smarana, ist ein BERUF, der verschiedene Fähigkeiten voraussetzt. Ein KOMMUNIKATIONSBERUF!!!
    Was würde ich eigentlich sagen, träfe ich jemanden, der mir erzählt, er habe ein wundervolles Buch geschrieben, aber leider, leider und ätschi-bätschi nur für sich.
    Ich glaube, ich hätte Mühe, einen solchen Menschen ernst zu nehmen. Was immer er da im stillen Kämmerlein zusammen gezaubert hat - ein ROMAN ist es bestimmt nicht, den dieser BRAUCHT die Öffentlichkeit.


    Ich schreibe auch manchmal Sachen, die ich niemandem zeige. Aber diese SAchen sind ÜBUNGEN oder Tagebucheinträge. Sie haben NICHTS mit Literatur zu tun.


    Das ist deine Interpretation von einem Autor, und wahrscheinlich deine Auffassung von deinem Beruf, Ines, mir ist es ziemlich egal ob die Bezeichnung Autor, Schriftsteller oder sonst was so oder so von jemanden beschrieben wird.
    Das Fröschchen hat verstanden worum es mir geht.

  • *lächel*


    dann geht es vermutlich nur noch um die definition "autor".
    der eine versteht darunter "nur" den beruf.
    der andere eben jeden, der etwas (zB einen brief oder dieses posting hier) zu papier oder pc bringt.

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)