Klappentext:
Albert sammelt Abschiede. Tag für Tag fotografiert er am Bahnhof Umarmungen, Trennungen und Tränen. Denn Abschiede, das sind für ihn Momente, in denen der Mensch wahrhaftiger ist als jemals sonst. Eines Tages lernt er Kati kennen. Sie sieht aus wie ein Engel, ist gleichzeitig abgezockt und verletzlich. Und sie ist wie gebannt von seinen Bildern, vor allem von seinem Lieblingsbild, auf dem Schmerz und Glück völlig selbstvergessen miteinander verschmelzen. Doch Kati behauptet, das Foto sei eine einzige Lüge. In den Tiefen des Bahnhofs machen sich die beiden daran, die Wahrheit hinter dem Foto zu finden.
Meine Meinung:
“Sie war ungefähr siebzehn, schätze ich mal, und so brutal schön, dass ich mich gar nicht traute, sie überhaupt anzusehen. Jedenfalls nicht länger als eine Zehntelsekunde. Wobei ich sagen muss: So richtig brutal schön war sie doch nicht, aber sie hätte es sein können, wenn sie gewollt hätte. Wollte sie aber wahrscheinlich nicht.” (S. 20)
Als Albert Kati kennenlernt, verliebt er sich Hals über Kopf in sie und kann sich ihr nicht entziehen. Doch mit Kati kann man nicht einfach so befreundet sein. Sie hält sich nicht an Verabredungen, taucht manchmal tagelang unter, um dann wieder – kurz bevor Albert seine Hoffnung aufgibt – wieder aufzutauchen. Und so gerät er, stets und ständig auf der Suche nach Kati und ihrem Geheimnis immer weiter in den Strudel des Hamburger Hauptbahnhofs.
Christoph Scheuring ist Reporter, hat zum Beispiel für “Spiegel” und “Stern” gearbeitet. Er ist es also gewohnt zu recherchieren. Bevor er dieses Buch geschrieben hat, verbrachte er selber drei Wochen mit den Straßenkindern am Kölner Hauptbahnhof – damals ursprünglich nur für eine Reportage. Doch das reichte ihm nicht: „Ich habe schon damals gedacht: Diese Jugendlichen verdienen viel mehr als nur ein paar Seiten in einem Magazin.“
Man merkt diesem Buch einfach an, dass es mit viel Herzblut, aber auch einem realistischen Blick auf die Jugendlichen geschrieben wurde, die Geschichte fühlt sich einfach ECHT an. Und als Leser kann man gar nicht anders, als ein Auf und Ab der Gefühle mitzumachen.
“Es ist nämlich so, dass ich finde, dass es keinen intensiveren Augenblick gibt als einen Abschied. Also, ich meine, so einen Abschied von einem Menschen, der einem alles bedeutet, und wo sich das Herz schon verklemmt, wenn man nur daran denkt, dass er vielleicht irgendwann nicht mehr da ist.” (S. 13)
Mit “Echt” ist Christoph Scheuring ein richtig gutes Buch gelungen: er hat starke und authentische Figuren geschaffen, erzählt eine stellenweise berührende, teilweise aber auch sehr nüchterne Geschichte, die mit dem Hamburger Hauptbahnhof ein perfektes Setting gefunden hat. Absolut lesenswert! Ich vergebe 8 von 10 Sternen!