Hardcover, 498 Seiten
OT: Imaginings of Sand
Aus dem Engl. von Christiane Agricola
Kurzbeschreibung:
Als Kristien nach elf Jahren in ihre Heimat Südafrika zurückkehrt, findet sie ihre Großmutter auf dem Sterbebett vor. Die greise Ouma Kristina erzählt ihr märchenhafte und abenteuerliche Geschichten über die Frauen ihrer Familie: Da gibt es Kamma, die Khoikhoifrau aus mythisch ferner Zeit, Wilhelmina, die Heldin der Burentrecks, Petronella und all die anderen. Mit dem Erzählen ihrer Lebensgeschichten werden zweihundert Jahre südafrikanischer Geschichte lebendig.
Über den Autor:
André Brink, 1935 in Vrede im Oranje-Freistaat geboren, gehörte zu den Schlüsselfiguren im Kampf weißer südafrikanischer Autoren gegen die Apartheid. Seine Romane wurden in 30 Sprachen übersetzt. Sein Werk wurde mit zahlreichen internationalen Literaturpreisen ausgezeichnet.
Mein Eindruck:
In Sandburgen beschreibt Andre Brink die Heimkehr einer Frau in ihre alte Heimat Südafrika. Sie stammt von Buren ab. Jahre hat Kristien in England gelebt und jetzt kommt sie nur zurück, weil ihre Großmutter, die fast 100 Jahre alt ist, im Krankenhaus liegt.
Es ist die Zeit in Südafrika kurz nach Ende der Apartheid. Die ersten für alle Bewohner freien Wahlen in 1994 stehen kurz bevor.
Das ist eine ziemlich interessante Zeit, die zum Beispiel auch schon von Literatur-Nobelpreisträger J.M.Coetzee in “Schande” beschrieben wurde.
Die Ausgangssituation erinnert daran, aber Andre Brink setzt andere Akzente. Zum einen muss sich Kristin, die lange aktiv im ANC war, mit ihrer familiären Situation auseinandersetzen. Das Haus ihrer Großmutter wurde niedergebrannt, mit ihrer Schwester hat sie eine schwierige Beziehung und ihr Schwager ist ein gewalttätiger Rassist.
Während sie ihre Großmutter pflegt, erzählt diese Kristien ihr ungewöhnliches Leben, das entspricht eine lange Zeit umspannendes Portrait von Südafrika.
Sandburgen ist ein ganz guter Roman, der mit der Heimkehrerin Kristien eine starke Hauptfigur hat. Aber es gelingt nicht alles. Die Geschichten der Großmutter erreichen den Leser wenig, da der zeitgenössische Handlungsstrang dominiert.
Dabei hatte sich der Autor gerade mit diesem geschichtlichen Teil der Geschichte viel Arbeit gemacht, sogar einen Stammbaum bis ins 18.Jahrhundert zurück rekonstruiert. Doch die meisten Figuren der Vergangenheit bleiben blass, weil ihre Geschichte zwar erzählt, aber nicht ihre inneren Gedanken gezeigt werden.
Dabei hatte ein Figur wie z.B. Wilhelmina doch viel Potential!
Auch hatte ich Probleme damit, zu glauben das Ouma eine hundertjährige Frau ist, da sie immer so schnell, klar und schlagfertig denkt und ihre Geschichte linear und ohne Lücken spricht. Als gäbe es durch das Alter überhaupt keine Einschränkungen und die Erinnerungen mühelos.
So bleibt Kristien für mich die interessantere Figur.
Andre Brink macht auch deutlich, wie schwierig die Rückkehr ist. Zum Beispiel Mongane, ein alter Freund von Kristien, war lange in den USA. Seine Frau hatte dort eine Karriere, in Südafrika bietet sich ihr nichts und die ihre Kinder sind junge Amerikaner ohne Bezug zu Südafrika. Die neue Situation führte zur Trennung.
Was wird Kristien machen? Wird sie nach England zu ihrem nörgelnden Freund zurückkehren oder in Südafrika bleiben? Die Chance im neuen Südafrika eine wichtige Rolle einzunehmen und das Land neu aufzubauen ist eine Alternative.
Insgesamt ist der Roman mit 500 Seiten etwas zu umfangreich. Mit der Zeit beginnt man, ausschweifende Passagen zu überfliegen. Zum Glück herrschen die interessanten Teile ausreichend vor!