Im Dunkel singen - Luise Rinser

  • Gebundene Ausgabe: 253 Seiten
    Verlag: S. FISCHER


    Kurzbeschreibung:
    »Luise Rinser bleibt sich treu«: Immer wieder taucht dieser Satz in der Ankündigung eines neuen Buches der unermüdlichen und unerschrockenen Autorin auf; immer wieder bestätigt sie ihn in der Auseinandersetzung mit der Welt und mit den Menschen, mit dem Tag und der Zeit. Dieser Treue ist nicht starr. Sie bedingt Mitgehen und Entgegentreten. Die geborene Schriftstellerin, Erzählerin begnügt sich nicht mit dem l’art pour l’art.
    Schreiben und Handeln, Reagieren und Agieren sind ihr eins. Der Standpunkt mag im Laufe der Jahre sich verändern wie in der inneren Verfassung und Gestimmtheit der Anteil von Hoffnung und Verzweiflung. Luise Rinser ist leidenschaftlich, sogar schonungslos: Sie schont sich selber nicht, aber ihr oft sich regender kämpferischer Zorn und die Strenge ihres Urteils, ihrer Polemik werden überwogen von ihrer Sorge um den Menschen, ihre Menschenliebe. Diese ist die Treibkraft ihrer Arbeit, ihrer Existenz.
    1970 publizierte Luise Rinser den band ›Baustelle‹, eine Art Tagebuch. Mit ihm hatte sie ihre eigene Form der Aussage zu Aktuellem und weiterhin Geltendem gefunden. Es folgten 1972 ›Grenzübergänge. Tagebuch-Notizen‹ (Niederschriften aus den Jahren 1970-1972), 1978 ›Kriegsspielzeug. Tagebuch 1972-1978‹, 1982 ›Winterfrühling. 1979 bis 1982‹. Ihm schließen sich nun Notizen, Reflexionen, Reden, Impressionen, geschlossene Prosastücke an, in denen sich neue Beobachtungen und Erlebnisse niedergeschlagen haben. Sie sind vereint unter vertrautem Gesamtnenner, ihr schwermütiges Grundgefühl klingt im Titel an. Reisen in den USA und in der DDR, eine Friedenskonferenz in Indien, Friedensfeste, Friedensdemonstrationen in unserem Lande, von der Autorin geäußerter, von ihr hervorgerufener Protest, Kandidatur zur Bundespräsidentenwahl, philosophische Lektüre, Gesichter und Landschaften, empörter Widerspruch und »Rühmen, Danken«. Temperamentvoll, charaktervoll bringt Luise Rinser zum Ausdruck, was und wie sie denkt, was und wie sie fühlt in jener Sorge um den Menschen, um Natur und Kreatur.


    Über die Autorin:
    Luise Rinser, 1911 in Pitzling in Oberbayern geboren, war eine der meistgelesenen und bedeutendsten deutschen Autorinnen nicht nur der Nachkriegszeit. Ihr erstes Buch, ›Die gläsernen Ringe‹, erschien 1941 bei S. Fischer. 1946 folgte ›Gefängnistagebuch‹, 1948 die Erzählung ›Jan Lobel aus Warschau‹. Danach die beiden Nina-Romane ›Mitte des Lebens‹ und ›Abenteuer der Tugend‹. Waches und aktives Interesse an menschlichen Schicksalen wie an politischen Ereignissen prägen vor allem ihre Tagebuchaufzeichnungen. 1981 erschien der erste Band der Autobiographie, ›Den Wolf umarmen‹. Spätere Romane: ›Der schwarze Esel‹ (1974), ›Mirjam‹ (1983), ›Silberschuld‹ (1987) und ›Abaelards Liebe‹ (1991). Der zweite Band der Autobiographie, ›Saturn auf der Sonne‹, erschien 1994. Luise Rinser erhielt zahlreiche Preise. Sie ist 2002 in München gestorben.


    Mein Eindruck:
    Im Dunkel singen ist mehr ein Journal als ein Tagebuch. Luise Rinser zeichnet darin ihre Reflexionen von 1982 bis 1985 auf. Ihre Themen sind von Relevanz. Es dreht sich meist nicht konkret um sie, sondern um Fragen der Zeit und Existenz. Es geht um Gott, die Schuld, um Freud und Psychologie, um Thomas Mann.
    Sie schreibt über Feminismus wie über Religion, über Israel und Palästina, über die Situation der Frauen unter Khomeini wie über die Sinti und Roma. Über dessen Lebenssituation hat sie in dieser Zeit sogar ein Buch geschrieben.


    Aktuell zu der Zeit war ihr Roman Mirjma. In einigen Vorträgen und Vorlesungen erwies sie sich als diskussionsfreudig.


    Luise Rinser war eine umstrittene Autorin, doch das sollte keine Rolle spielen. Ihre Notizen in diesem Buch sind auf jeden Fall lesenwert!