Adam Davies / Goodbye Lemon

  • Bitte nicht verschieben:


    Auf ein Neues:


    Habe gestern Abend mit dem Buch begonnen, und der Ausdruck ist dermaßen stark, dass er mich total fasziniert.


    Ich würde mich gerne am Ende über das Buch austauschen, deshalb mein Frage, ob es noch jemand gelesen hat?


    Klappentext:


    Hätte Jack Tennants Familie einen Schlachtruf, es wäre gemeinsames jahrelanges Schweigen ... über ein tragisches Familiengeheimnis. Aber jetzt droht Jacks neue Liebe Hahva, ihn zu verlassen, wenn er sie nicht einweiht. Und sein verhasster, seit einem Schlaganfall stummer und gelähmter Vater droht das Geheimnis mit ins Grab zu nehmen; er ist der Einzige, der weiß, was damals wirklich geschehen ist. Jack muss handeln – und zwar schnell. Ein berührender, urkomischer und mit schwarzem Humor gespickter Roman über Trauer, Erinnern und Vergebung.Zu seiner Familie zurückkehren ist das Allerletzte, was Jack Tennant in seinem Leben tun wollte. Er hat andere Sorgen: Seine Hilfsstelle als Universitätsdozent wird eventuell nicht verlängert, gerade als er um die Hand seiner Freundin Hahva anhalten möchte. Soll er sein Auto gegen einen Diamantring tauschen? Trotzdem fährt der junge Universitätsdozent nach zwanzig Jahren nach Hause, denn sein despotischer Vater (Marineoffizier, Boxer, Industrieller) sitzt nach einem Schlaganfall im Rollstuhl und kann sich weder bewegen noch sprechen. Sprechen durfte man in der Familie allerdings schon lange nicht mehr, seit Jacks kleiner Bruder eines Nachts in den See sprang und ertrank. Jack, der trotzdem redete, wurde vom Vater grausam bestraft. Doch das weiß seine Freundin Hahva nicht, die unbedingt Jacks Familie kennenlernen will und nicht ahnt, dass diese nicht nur Schätze bei sich verborgen hält. Ein bewegender und gleichzeitig urkomischer Roman über Familie, Sprachlosigkeit und den langen Weg zur Versöhnung. Und darüber, dass man sich seine Familie nicht aussuchen kann, aber vielleicht doch sein Leben – und seine Liebe.

  • Danke euch, ich freue mich wirklich immer über einen Austausch. Jane Doe, ich bin auch gespannt. Ich werde am Ende sicher viel zu dem Buch schreiben können.
    @Herr Palomer: Bis jetzt kann ich Ihre Erfahrung nur teilen.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Ich habe das Buch 2008 gelesen und fand es ziemlich gelungen:
    Goodbye Lemon - Adam Davies


    Schon ne weile her, Viele Details habe ich leider nicht mehr parat, aber das Motiv des Heimkehrens in die unverarbeitete Vergangenheit fand ich interessant!


    Die unverarbeitete Erfahrung, das Drama mit dem sechsjährigen Dexter, finde ich auch interessant. Aus meiner Sicht leiden Jackson und Pressman durch das Unglück ihres Bruders unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung, die nie verarbeitet wurde und dadurch einen starken Einfluss auf das gegenwärtige Leben der mittlerweile erwachsen gewordenen Jungen genommen hat. Ich werde morgen das Buch zu Ende lesen, und mehr dazu schreiben. Mich stimmt die ganze Geschichte sehr nachdenklich.

  • Dexters Tod hat Jack immer belastet. Das wird im ersten Kapitel des zweiten Teils am Tag des Begräbnis sehr genau beschrieben.
    Ich finde es schlimm, dass er sich schuldig fühlt, weil er nicht da war, um Dex zu retten. Dabei war er da erst 5 Jahre alt.
    Auch den 9jährigen Press und seinen Vater nimmt er mit auf in die kollektive Schuld!

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Dexters Tod hat Jack immer belastet. Das wird im ersten Kapitel des zweiten Teils am Tag des Begräbnis sehr genau beschrieben.
    Ich finde es schlimm, dass er sich schuldig fühlt, weil er nicht da war, um Dex zu retten. Dabei war er da erst 5 Jahre alt.
    Auch den 9jährigen Press und seinen Vater nimmt er mit auf in die kollektive Schuld!


    Ja, das sehe ich auch so. Press und Jack waren durch diese Erfahrungen einsame Menschen geworden. Die ganze Dramatik, damit verbunden Verlust und Trauer wurde totgeschwiegen. Die Kinder wurden mit diesem Erlebnis alleine gelassen.


    Tief berührt bin ich auch durch die massiven Schuldgefühlen des damals fünfjährigen Jack. Das tat in der Seele weh. Man hört das oft in den Analysen, wenn Eltern in ihrer Verantwortung versagen, wird diese automatisch von mindestens einem Kind unbewusst stellvertretend übernommen. Es entstehen Allmachtsfantasien, wie z.B für das Elend der Welt verantwortlich zu sein, die zu Versagensängsten führen müssen, da ein Kind unmöglich die Probleme der Eltern lösen kann. Das Kind ist gezwungen, zu versagen.


    Der Spruch von Jacks Freundin hat mir gut gefallen: "Kinder brauchen keine Analysen. Kinder brauchen Liebe." Und davon gab es tatsächlich zu wenig in dem Elternhaus der drei Kinder.


    Jack und Press fliehen vor der Wirklichkeit des damals erlittenen Verlustes und des Seelenechmerzes. Jeder auf seine Weise. Bis beide Söhne gezwungen sind, durch den Schlaganfall des Vaters, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Dass Press die Absicht hegt, den Vater zu töten, kann ich schon auch nachvollziehen, obwohl ich mir wünsche, dass es zu einer Versöhnung mit dem Vater kommt. Das Töten um den verlorenen Bruder zu rächen kann niemals ein Verzeihen und eine Versöhnung hervorbringen. Da ich mit dem Handy schreibe, mache ich jetzt mal Schluss, da die Schriftgröße sehr klein ist und ich meine Tippfehler schlecht sehen kann. Werde den Text morgen korrigieren, sorry.


    Danke für den Austausch. Macht Spaß. Freu mich auf mehr. Bin auf das Ende des Buches noch sehr gespannt .

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    In dem Zusammenhang fällt mir auf, dass das Cover der Diogenes-Ausgabe vielleicht nicht ganz passend ist.


    Children jumping into the water


    Der Bildausschnitt versinnbildlicht eher Spaß und Freiheit als das, was Dexter passierte!


    Ja, das stimmt. Sehr gut beobachtet. Kommt öfter vor. Habe ich auch mehrmals mit anderen Büchern erlebt. Jetzt bei diesem Buch ist es mir noch nicht aufgefallen, da ich den Umschlag zum Lesen abgenommen hatte. Den englischen Titel finde ich auch nicht passend ... Danke für den Hinweis ...


    Ich habe das Buch nun durch, freu. Und es hat mir supergut gefallen. Ich mag Bücher, deren Ausgänge nicht vorhersehbar sind.


    Ich bin erleichtert. Es tut gut zu lesen, dass der Vater der Kinder nun doch nicht Schuld an dem Tod seines Sohnes trägt. Dies klärt sich erst auf, als der Vater einen Schlaganfall erleidet und er erst dadurch in der Lage ist, über dieses Ereignis zu sprechen. Interessant, dass sie alle, die Familienmitglieder Tennants, zuvor über große Schuldgefühle verfügten, obwohl niemand wirklich die Schuld trägt. Und niemand wusste dreißig Jahre lang von den Schuldgefühlen des Anderen. Ein dramatisches Schicksalsereignis ereilte dem kleinen Dexter, als er in den See sprang und ertrank. Diese Schuldgefühle waren verantwortlich dafür, dass über dreißig Jahre lang geschwiegen wurde, was sie sehr einsam stimmte. Was für eine schwere, schwere Last.


    Interessant fand ich auch, dass Jacks Wahrnehmung bzgl. seines Vaters eine völlig andere war, die sich nicht als real erwiesen bestätigen ließ, wie er nun nach drei Jahrzehnten durch seinen älteren Bruder Pressman erfahren musste. Jackson bewahrte z. B. die Flip Flop auf, weil er glaubte, die gehörten dem ertrunkenen Bruder Dexter. Dreißig Jahre lang hatte er diese Badelatschen aufbewahrt und am Ende erfährt Jack durch Press, dass die Flip Flop gar nicht Dexter gehören können, da er mit Turnschuhen ins Wasser gesprungen sei. Die Flip Flop gehörten einem andern, einem fremden Kind. Diese Szene hat mich tief berührt.
    Des Weiteren erfährt Jack, dass nicht der Alkohol schuld war, weshalb der Vater seinen Sohn nicht hatte retten können. Der Vater wurde erst nach diesem schrecklichen Ereignis Alkoholiker, nach dem Unfall, und er seine Schuldgefühle mit Alkohol zu betäuben versuchte …


    Ich habe viele Zitate mir angestrichen, sodass ich mich in meinem Blog zurückziehen werde, aber für die Gespräche bin ich hier weiterhin bereit.


    So macht es mir nämlich Spaß, über ein Buch mit anderen LeserInnen zu sprechen, statt ein Buch nach dem anderen vorzustellen oder Rezis zu schreiben, die es im Internet wie Sand am Meer gibt.

  • Ja, aber über manche Bücher kann man auch nicht so viel diskutieren.
    Die sind halt wie sie sind. Ist nicht einmal ein Qualitätsurteil!


    Goodbye Lemon gehört nicht dazu, dazu ist es zu vielschichtig. Dadurch macht man sich mehr Gedanken über Handlung und Figuren als z.B. bei konventioneller Genreware! :-)

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Ja, aber über manche Bücher kann man auch nicht so viel diskutieren.
    Die sind halt wie sie sind. Ist nicht einmal ein Qualitätsurteil!


    Goodbye Lemon gehört nicht dazu, dazu ist es zu vielschichtig. Dadurch macht man sich mehr Gedanken über Handlung und Figuren als z.B. bei konventioneller Genreware! :-)


    Ja, das ist so. Aber zumindest habe ich jetzt mehr geschrieben, als sonst, angeregt durch Hr. Palomar. Herr Palomar? Der Name, eine literarische Figur aus Italo Calvinos Büchern?


    Mein nächstes Buch wird eine Biographie zu Hernest Hemingway sein. Da bin ich jetzt schon sicher, dass es darüber auch viel zum Austauschen gibt.

  • P.S. Ich habe mir nun auch das Buch von Davies bestellt, Froschkönig und wenn mir das Buch auch gut gefallen wird, dann reihe ich den Autor zu meinen Favoriten an.


    Ich habe mich schon durch den Klappentext inspiriert gefühlt:

    Ein tragikkomischer Liebesroman für alle, die Liebesromane hassen.


    Ich mag nämlich keine Liebesromane, die explizit als Liebesromane deklariert sind.

  • Zitat

    Original von Momo111
    P.S. Ich habe mir nun auch das Buch von Davies bestellt, Froschkönig .


    Froschkönig habe ich noch nicht gelesen, aber der soll sehr gut sein.
    Gelesen habe ich aber Adam Davies-Roman “ Dein oder mein“ von 2012, der
    nach Goodbye Lemon erschien, und war leicht enttäuscht.


    Seitdem warte ich auf ein neues Lebenszeichen des Autors.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Froschkönig habe ich noch nicht gelesen, aber der soll sehr gut sein.
    Gelesen habe ich aber Adam Davies-Roman “ Dein oder mein“ von 2012, der
    nach Goodbye Lemon erschien, und war leicht enttäuscht.


    Seitdem warte ich auf ein neues Lebenszeichen des Autors.


    Super. Dann bin ich mal gespannt, wann ich den dann schließlich lesen werde. Ich habe meist eine gewisse literarische Planung. Mal sehen, evtl. mitte November, würde ich ihn mir vornehmen.


    Das Buch Dein oder mein , davon habe ich noch gar nichts gehört. Werde jetzt gleich mal googlen und ihn mir auch noch anschaffen. Bin gespannt, wie der bei mir ankommen wird.


    Lieber Herr Palomar, vielen, vielen Dank für die tollen Anregungen. :-) :-) :-) und für den Austausch.


    Dann werde ich jetzt mal die Hemingway-Biographie reingeben ...

  • Hättest du Lust, dass wir das Buch von Davies "Froschkönig" gemeinsam lesen?


    Würde mich freuen.


    Ein Appell auch an die anderen Lesesüchtigen :bruell; wer mitlesen möchte, ihr seid herzlich eingeladen.


    Liebe Grüße!

  • Zitat

    Original von Momo111
    Hättest du Lust, dass wir das Buch von Davies "Froschkönig" gemeinsam lesen?


    Würde mich freuen.
    !


    Im Prinzip ja, aber ich besitze das Buch noch nicht.
    Ich werde mal in Bibliothek schauen, ob sie es da haben
    sonst kaufe ich es vielleicht gebraucht.


    Zitat

    Original von Momo111
    Ein Appell auch an die anderen Lesesüchtigen :bruell; wer mitlesen möchte, ihr seid herzlich eingeladen.
    !


    Ich denke, hier sehen viele Leserundensüchtige nicht unbedingt hinein.


    Vielleicht solltest Du eine Leserunde hier vorschlage:
    https://www.buechereule.de/wbb/board/367
    Dann sind die Chance besser, noch Mitleser zu finden.


    Termin?


  • Eigentlich wollte ich ja dich eplizit fragen, weil ich weiß, dass du Davies auch schätzt und wollte aber andere nicht ausschließen, deswegen ist meine Fage hier richtig gestellt. Termin? Mach mal einen Vorschlag.