Rachel Joyce: Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry. Das Geheimnis der Queenie Hennessy

  • Rachel Joyce: Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry. Das Geheimnis der Queenie Hennessy
    Fischer Krüger 2014. 2014. 400 Seiten
    ISBN-13: 978-3810521989. 18,99€
    Originaltitel: The Love-Song of Miss Queenie Hennessy
    Übersetzerin: Maria Andreas


    Verlagstext
    Wer ist die Frau, zu der Harold Fry 1000 Kilometer weit läuft?
    Als Queenie Hennessy erfährt, dass ihr früherer Kollege Harold Fry auf ihren Abschiedsbrief hin durch ganz England zu ihr ins Hospiz läuft, reagiert sie schockiert: Er bittet sie, auf ihn zu warten. Aber wie soll sie denn warten? Sie ist schließlich todkrank. Da schlägt ihr eine Betreuerin vor, einen weiteren Brief an Harold Fry zu schreiben und ihm ihre Geschichte zu erzählen, während er unterwegs ist. Dieser Roman ist Queenie Hennessys Brief. Die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau, deren Leben so ganz anders verläuft, als es alle von ihr erwarten. Ein Roman über die Reise des Lebens, die wir alle unternehmen müssen – und die Frage, ob wir uns gegenseitig retten können.


    Die Autorin
    Rachel Joyce weiß, wie man Menschen mit Worten ganz direkt berührt. Die Autorin hat über 20 Original-Hörspiele für die BBC verfasst und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet. Daneben hat sie Stoffe fürs Fernsehen bearbeitet und auch selbst als Schauspielerin für Theater und Film gearbeitet. „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ ist ihr erster Roman. Er erscheint in über 30 Ländern auf der ganzen Welt. Rachel Joyce lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Gloucestershire auf dem Land.


    Inhalt
    Qeenie liegt im äußersten nördlichen Zipfel Großbritanniens in einem Hospiz im Sterben, während Harold in einer teils grotesken Pilgerwanderung quer durch das Land zu ihr wandert.


    Queenies Zustand ist so ernst, dass es schwer fällt an ihr Ausharren zu glauben, bis Harold endlich bei ihr eintrifft. Mit der Hilfe einer Schwester bringt Queenie nun unter enormen körperlichen Schwierigkeiten die über 20 Jahre zurückliegende Vorgeschichte ihrer Beziehung zu Harold zu Papier, da sie sich an den vorhergehenden Ereignissen schuldig fühlt. So erfahren die Leser, wovor sie praktisch in den Norden flüchtete und wie sie vor ihrer schweren Erkrankung lebte. Parallel dazu findet die tägliche Pflege der Sterbenden statt – und sehr realistisch für ein Hospiz, stirbt nahezu jeden Tag einer der anderen Patienten. Allein Queenie harrt bis zu Harolds Ankunft aus. Rachel Joyce beherrscht perfekt die Kunst, auf mehreren Ebenen ganz verschiedene Leserinteressen zu berühren. Man kann das Buch als religiöser Mensch oder als Agnostiker lesen, als Interessierter an der Hospizbewegung, am Pilgern oder am Prozess des Sterbens bis zu dem Punkt, an dem ein Sterbender endlich sein Leben loslassen kann. Die Szene, in der Queenie als eine Frau, die nie etwas für sich forderte, endlich ausspricht, wie sie sich ihre Beisetzung wünscht, gehörte für mich zu den stärksten Momenten des Buches.


    Fazit
    „Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry“ fügt sich mit „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ zusammen zu einer runden Geschichte.


    8 von 10 Punkten

  • Mir hat Harold Fry unheimlich gut gefallen, daher war ich keine Frage, dass ich dieses Buch auch unbedingt lesen musste, denn es schildert die Ereignisse aus der Sicht von Queenie Hennessy.


    Doch mich konnte dieses Buch nicht so recht begeistern. Klar ist das Leben ein anderes, wenn man unheilbar erkrankt ist und in einem Hospiz auf den Tod wartet. Auf mich wirkten die Personen im Hospiz größtenteils gewollt skuril, die Albträume ebenso. Am besten haben mir die Abschnitte gefallen, in denen Queenie über die Vergangenheit berichtet, indem sie einen Brief an Harold Fry schreibt, den er erhalten soll, während sie auf ihn wartet. Ihr Garten ist mir richtig bildlich geworden.


    Meiner Meinung nach ist dieses Buch schwerer verständlich, wenn man das Buch von Harold Fry nicht vorweg gelesen hat. Hier wird auf vieles Bezug genommen, was vorher geschildert wurde, auch wenn es eine andere Sicht auf die Dinge bieten soll.


    Das Ende war etwas überraschend, das hat mich ein wenig versöhnlicher gestimmt. Trotzdem: Dieses Buch hätte ich nicht gebraucht.


    Von mir 6 Punkte