" 'Sie unterschätzen ihre Fähigkeiten, Gabor. Sie können etwas bewirken. Seien sie ihr Held, und Sie werden sehen, dass Sie das Schicksal der Kinder verändern können.' "
Gabor, der Tangotänzer, der Verführer, der Mann mit dem badabing! Ehrgeizig und zielstrebig auf seinem Weg nach oben. Das große Geld verdienen, Angesehen sein, Mitstreitern den Rang abspenstig machen. Sollte dies alles gelungen sein, ist Gabor glücklich. Oder etwa nicht? Benötigt man denn noch mehr zum glücklich sein? Und wann hat er überhaupt verlernt wie das geht? Oder ist er einfach noch nie glücklich gewesen? Wie sehr hat man sein Glück selbst in der Hand? Wie abhängig ist man darin von seinen Mitmenschen, seiner Familie?
"Gabor lächelte. Er mochte Vinnie. Eine große Klappe und immer mit dem Kopf voran. Selbstverständlich ohne Helm."
Eine Verkettung unglücklicher oder vielleicht auch glücklicher Umstände führt dazu, dass Gabor in den Fängen von Kathrin Bendig landet. Die resolute Dame ist Leiterin einer Förderschule und außerdem ziemlich fähig im Lesen von menschlichen Auren. Gabors ist düster und so sieht sie sich dazu gezwungen ihm zu seinem Glück zu verhelfen. Gabor hingegen ist völlig entsetzt, als Kathrin ihn dafür engagieren möchte eine Truppe bleicher, bewegungsgehemmter und verstörter Förderschüler im Tanzen zu unterrichten. Freiwillig möchte er dies nicht tun, doch Kathrin erpresst ihn auf unerhörte Weise und so bleibt ihm nichts anderes übrig als sich seinem Schicksal zu ergeben und von einem Fettnäpfchen ins andere zu treten. Der Weg zum Glück ist nun mal steinig und beschwerlich.
"Und diesmal würde sie nicht mehr darauf vertrauen, das Richtige zu tun. Sie würde gar nichts tun. Denn es war besser, niemandem zu vertrauen. Nicht mal sich selbst."
Wie ein Blitz bin ich durch "Der Club der Traumtänzer", den neusten Roman des sympathischen Autors Andreas Izquierdo, geschossen. Kaum in der Lage das Buch überhaupt aus den Händen zu legen, emotional völlig aufgewühlt, die Augen mit Tränen gefüllt, die sich nicht mehr unterteilen lassen in Tränen der Trauer oder des Lachens. Ist es nicht wundervoll, wenn ein Buch den Leser durch ein Emotionskarussell aus Freude, Rührung, Mitleid und Glück schickt? Wenn es sich so den Weg zum Leserherz bahnt und sich dort ganz fest einzunisten mit all seiner Schläue, schönen Worten, Witz und Tiefgründigkeit?
"Diese Angst, die ihre Fühler überallhin ausstreckte, vor der du dich nicht verstecken konntest, weil sie jedes Versteck kannte."
Andreas Izquierdo hat einen ganz wundervollen Roman gezaubert. Einen Roman, der nicht nur vom Glück handelt, sondern mich trotz vieler, vieler Tränen der Rührung auch sehr glücklich gemacht hat. Der zeigt wie gut es ist, wenn man sich die Zeit nimmt hinter eine Fassade zu blicken, wie wichtig es ist zuzuhören und wie viel wir von Kindern lernen können. Ein Roman der entzückt und begeistert mit Charakteren, die wirklich keine einfache Vergangenheit haben, die jedoch lernen mutig und stark der Gegenwart ins Auge zu blicken und die Zukunft mit all ihren Facetten auf sich zukommen zu lassen. Gabor der Frauenheld hat es geschafft auch mich zu verführen, mit all seinem Charme, seiner Authentizität, seinem Witz und seinem Herz, das zunächst unter viel Schutt begraben liegt und für so viel Gänsehaut sorgt. Für mich ist "Der Club der Traumtänzer" definitiv nicht nur optisch eins der schönsten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe und ich kann es nur jedem, wirklich jedem, ans Herz legen!