Mechtild Borrmann - "Die andere Hälfte der Hoffnung"

  • •Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
    •Verlag: Droemer HC (1. September 2014)
    •Sprache: Deutsch
    •ISBN-10: 3426281007
    •ISBN-13: 978-3426281000


    Inhaltsangabe:


    In der verbotenen Zone von Tschernobyl, wo nur lebt, wer nicht anders kann oder gezwungen ist, sich zu verstecken, wartet Valentina auf die Rückkehr ihrer Tochter aus Deutschland. Seit Monaten hat Valentina nichts mehr von ihr gehört. Sie scheint spurlos verschwunden – wie viele andere Studentinnen, die angeblich ein Stipendium in Deutschland erhalten haben. Um dem trostlosen Warten und dem bitterkalten Winter zu trotzen und die Hoffnung nicht zu verlieren, beginnt Valentina ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. In Deutschland versteckt währenddessen Martin Lessmann eine junge osteuropäische Frau vor ihren Verfolgern. Als sie sich kurz darauf die Pulsadern aufschneidet, rettet er sie ein zweites Mal – und erfährt Ungeheuerliches.


    Autoreninfo:


    Mechtild Borrmann, Jahrgang 1960, verbrachte ihre Kindheit und Jugend am Niederrhein. Bevor sie sich dem Schreiben von Kriminalromanen widmete, war sie u.a. als Tanz- und Theaterpädagogin und Gastronomin tätig. Mit „Wer das Schweigen bricht“ schrieb sie einen Bestseller, der mit dem Deutschen Krimi Preis 2012 ausgezeichnet wurde. Mechtild Borrmann lebt als freie Schriftstellerin in Bielefeld.


    Meine Meinung:


    Titel: Die Hoffnung stirbt immer zuletzt…


    "Die andere Hälfte der Hoffnung" ist mein erster Roman von Mechtild Borrmann, den ich ohne große Erwartungen begann zu lesen und der mich total überrascht hat. Positiv natürlich.


    Die Handlung wird uns aus drei Perspektiven geschildert. Zum einen begleiten wir Walentyna, die damals den atomaren Unfall um Tschernobyl live miterlebte und nun in der verbotenen Zone lebt, um dort auf ihre verschollene Tochter Kateryna zu warten. Des Weiteren verfolgen wir das Geschehen um Leonid, Ex-Milizmitglied, der nach zwei ukrainischen Studentinnen sucht, die in Deutschland spurlos verschwunden sind. Dabei deckt er Unglaubliches auf. Und zu guter Letzt nimmt der Leser daran teil wie Matthias Lessmann versucht einer flüchtigen Frau zu helfen. Wird es ihm gelingen?


    Mir hat vor allem gefallen, dass die Perspektiven / Handlungsstränge ständig wechseln und immer an den spannendsten Stellen unterbrochen wird, so dass man gar nicht mehr mit Lesen aufhören mag.


    Frau Borrmann greift im Part um Walentyna zur Briefform und lässt den Leser die damaligen Ereignisse um Tschernobyl durch Tagebucheintragungen erleben. Das empfand ich als lesenswerten Kunstgriff und man fühlte sich bald selbst als Tochter angesprochen.


    Die dargestellten Charaktere waren detailliert beschrieben. Man konnte sie sich gut vorstellen, mit ihnen fühlen und sich in sie hineinversetzen.


    Zum Ende des Buches gehen alle 3 Handlungsstränge in einander auf und es bleiben keine Fragen offen.


    Die Geschichte wird vor allem durch Schwermut getragen. Die Handlung ist düster, hat mich oft schlucken lassen, macht traurig und berührt. Das sollte einem vor der Lektüre klar sein, denn das Buch drückt die Stimmung des Lesers total. Mir gefiel dies ganz besonders, da es sehr zum Nachdenken angeregt hat. Die Ereignisse lassen einen definitiv nicht kalt.


    Fazit: Ein tiefschürfender Roman, der bewegt und den ich nur zu gern empfehle. Absolut lesenswert!


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten

  • Sehr schön ist der Bogen von der Ukraine bis nach Deutschland gespannt. Auch die drei Handlungsstränge von der Gegenwart bis in die Vergangenheit in der es in dieser Geschichte geht sind mehr als perfekt miteinander verknüpft. Walentyna die in der verbotenen Zone in der Ukraine lebt , erzählt in ihren Tagebuch Aufzeichnungen von ihrem früheren Leben. Von einer Zeit voller Lügen , von Freude und Leid . Von der Tschernobyl Katastrophe . Den Momenten der Zuversicht und voller Hoffnung. Sie schreibt das ganze für ihre Tochter Kateryna , die es später einmal lesen soll. Sie versucht damit das warten und bangen zu überbrücken. Sie wartet schon lange auf Kateryna , die längst zurück sein soll . Sie ist mit ihrer Freundin Olena , nach Deutschland gereist ist , als Gastleserin. Man hat den Studentinnen , ein Stipendium versprochen...........


    In Deutschland findet Lesmann vor seinem Hof ein halberfrorenes , verängstigtes und erschrecktes Mädchen. Als er sie bei ihrem Selbstmord versucht in letzter Sekunde findet , rettet er ihr zum 2. mal das Leben. Nur mit viel Geduld und langsam gewinnt er ihr vertrauen. Was sie ihm erzählt wirft ihn fast aus der Bahn , denn so etwas ist unvorstellbar für ihn. Er beschließt ihr zu helfen und gerät dabei selbst in große Lebensgefahr. Er wächst über sich selbst hinaus und Tut etwas , das er niemals sich selbst zugetraut hat .................


    Auch der Leutnant einer Sondergruppe Leonid aus der Ukraine macht sich auf die Suche nach den vermissten Studentinnen , er hat es Walentyna versprochen , die vermissten Mädchen zu finden. Er selbst deckt ungeheuerliches auf und gerät in einen Strudel von Machenschaften von größter Politischer Brisanz . Wird er die Mädchen finden , die Uhr tickt unaufhaltsam weiter....



    Die Autorin Mechthild Borrmann schafft es wie in ihren anderen Buch , Der Geiger, den Leser wieder in ihren Bann zu ziehen. Sie erzählt spannend , packend, Einfühlsam und zutiefst bedrückend , von Menschenhandel und Zuhälterei . Den Machenschaften der Regierung während der Tschernobyl Katastrophe , den Lügen, gegenüber den Menschen Authentisch herüber zubringen. Sie verleiht ihren Protagonisten Körper und Seele , sie kommen Bildstark herüber. Das Buch ist realistisch und überzeugend. Man fühlt und Leidet mit, Ein wuchtiges Porträt , das einem Erschüttert und nachdenklich macht.
    " Ein Facettenreiches und Anspruchsvolles Buch "

  • Da ich die Autorin schon länger für mich entdeckt habe, musste ich auch dieses Buch unbedingt lesen.
    Die andere Hälfte der Hoffnung ist ein wirklich empfehlenswertes Buch.
    Die Geschichte, die in unterschiedlichen Handlungssträngen erzählt wird, hat mich tief berührt und auch ein wenig traurig zurückgelassen.
    Besonders gefesselt haben mich die Passagen, in denen über die Geschehnisse zur Zeit der Katastrophe in Tschernobyl geschrieben wird. Das hat mich wirklich manchmal staunen lassen.

  • Walentyna lebt in der verbotenen Zone von Tschernobyl. Hier schreibt sie für ihre Tochter Kateryna ihre Geschichte auf in der Hoffnung, dass Kateryna sie bald wird lesen können. Seit einigen Monaten schon hat Walentyna kein Lebenszeichen von ihrer Tochter bekommen. Kateryna ist für ein Auslandssemester nach Deutschland gereist, doch dort verlieren sich ihre Spuren. Was ist mir ihr geschehen? Auch von ihrer Freundin, die mit ihr zusammen nach Deutschland gefahren ist, fehlt jede Spur.


    Mein Leseeindruck:


    "Die andere Hälfte der Hoffnung" ist mein erstes Buch von Mechthild Borrmann, aber es wird sicherlich nicht das letzte sein. Mir hat der packende Schreibstil und diese tiefgreifende Erzählung so gut gefallen, dass ich nun unbedingt mehr von der Autorin lesen möchte.


    Die Geschichte von Walentyna und ihrer Tochter ist mir sehr ans Herz gegangen. Alle Themen, die in diesem Buch angesprochen werden, sind tiefgreifend und berührend. Es geht hier u.a. um das Unglück von Tschernobyl im Jahr 1986. Ich finde es sehr gut, dass dieses Thema endlich einmal wieder aufgegriffen wird, denn es darf nicht in Vergessenheit geraten. Mich hat es sehr betroffen gemacht, diese Geschichte zu lesen, und gleichzeitig war ich total gefesselt und konnte das Buch bald nicht mehr aus der Hand legen.


    Es gibt drei verschiedene Handlungsstränge, die alle miteinander zu tun haben und immer mehr miteinander verbunden werden, bis sich zum Schluss alles aufklärt. Es bleiben keine offenen Fragen zurück.


    Zurück bleibt nur ein Gefühl der Beklemmung und gleichzeitig aber auch der Hoffnung. Dieses Buch macht definitiv nachdenklich. Ich habe das Buch heute beendet, aber ich bin mir sicher, dass es mich gedanklich noch sehr lange begleiten wird!


    Wer einmal einen packenden, anspruchsvollen, tiefgreifenden und nachdenklich stimmenden Roman lesen möchte, der sollte unbedingt zu diesem Buch greifen!

  • Für mich ist "Die andere Hälfte der Hoffnung" wieder ein absolutes 10-Punkte-Buch!
    Mechtild Borrmann schafft es jedesmal wieder, mich schon mit ihren ersten Worten so in den Bann zu ziehen, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen mag.


    Auch diesmal wird wieder ein großes zeitgeschichtliches Thema in eine kriminalistische Rahmenhandlung eingebettet, wobei ich den Nicht-Krimi-Teil - Walentynas Lebensgeschichte vor und nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl fast noch spannender fand.
    Walentyna steht ja stellvertretend für viele Menschen, die damals unmittelbar betroffen waren, und es hat mich sehr nachdenklich und traurig gestimmt zu lesen, wie der Sowjet-Staat damals mit den Menschen umgesprungen ist - und welche Folgen dieser Atom-Unfall bis in die heutige Zeit hat. Dabei sind es oft die kleinen Dinge, die ganz beiläufig in Nebensätzen erwähnt werden, die einen besonders tief treffen.


    Das Thema des Krimi-Teils, Menschenhandel und Zwangsprostitution, liest man ja derzeit häufiger in Krimis, aber gerade der Bogen, den die Autorin zurück zu den Wurzeln der Mädchen und ihren Familiengeschichten schlägt, gibt dem Thema nochmal einen besonders beklemmenden Touch, ebenso wie der am Rande erwähnte Gedanke, dass die Rettung aus der Zwangsprostitution für die Mädchen gar nicht unbedingt eine Rettung ist... :-(


    Mechtild Borrmann schafft es jedes Mal wieder, durch ihren wunderbaren Schreibstil eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen, die den Leser packt und bis zur letzten Seite (und eigentlich auch darüber hinaus) nicht mehr loslässt. Auch bei "Die andere Hälfte der Hoffnung" ist ihr das wieder wunderbar gelungen und die Geschichte von Walentyna und ihrer Familie wird mich wohl noch eine Weile beschäftigen.


    LG, Bella

  • Ich habe Mechtild Borrmann schon vor einiger Zeit für mich entdeckt und dieses Buch habe ich in einem Rutsch gelesen, nein verschlungen.


    Der Inhalt wurde schon ausreichend beschrieben. Von Anfang an hat mich das Buch gepackt und nicht mehr losgelassen. Ja, die Stimmung ist düster und schwermütig, vor allem wenn man die Passagen aus Tschernobyl liest. Ich selbst kann mich sehr gut an das Unglück und die Zeit danach erinnern, nur mit dem Unterschied zu Walentyna waren wir weiter davon entfernt. Die Schilderungen und die Verharmlosungen gingen mir wahrlich unter die Haut. Auch das Schicksal ihrer Tochter und der jungen Mädchen hat die Autorin sehr eindringlich geschildert und man darf annehmen, daß es in der Realität durchaus so passieren kann.


    Die Zusammenführung der drei Stränge am Ende des Romans sind perfekt gelungen, so daß keine Fragen mehr offen blieben. Ein Buch, das ich so schnell nicht vergessen werde und mich in der nächsten Zeit bestimmt des Öfteren gedanklich beschäftigt.


    Eine unbedingte Leseempfehlung und volle Punktezahl!

  • Eines ist gewiss – wer als LeserIn zu einem Buch von Mechthild Borrmann greift, muss mental stabil sein. Durch die bedrückende, teils düstere Atmosphäre, die die Autorin aufzubauen vermag, ist die Gefahr groß, tatsächlich depressive Anwandlung zu bekommen, wenigstens geht es mir so.


    Auch dieses Buch ist wieder ein ruhiger, bedrückender Krimi, der mich nachhaltig beeindruckt hat. Die Autorin hat ein Talent langsam, aufwühlend und erschütternd zu erzählen. Ihre Bücher vergisst man so schnell nicht.
    Sie haucht ihren Figuren Leben ein und verknüpft geschickt Vorgänge aus der Vergangenheit mit denen der Gegenwart. Die Handlung ist realistisch und hat Hand und Fuß.


    Lieben Dank an Richie, die mir das Buch zur Verfügung gestellt hat! :knuddel1


    10 Punkte

  • Als auf dem Hof von Matthias Lessmann das Mädchen auftaucht, weiß er nicht, was er tun soll. Gesellschaft hatte er seit dem Tod seiner Frau nicht mehr. Die Männer, die nach ihr fragen, sehen bedrohlich aus. Es ist eine Kurzschlussreaktion, die ihn dazu veranlasst, das frierende Mädchen, das aussieht, als habe es schon länger nichts mehr zu essen bekommen, in seinem Wohnhaus zu verstecken. Er ahnt, dass sie in Not ist, dass die Männer ihr nichts Gutes wollen. Was er nicht ahnt – sie ist Opfer eines Menschenhändlerringes, der junge Osteuropäerinnen zur Prostitution zwingt.


    Zeitgleich sehnt sich in der Ukraine Walentyna nach der Rückkehr ihrer Tochter, die nach Deutschland gegangen ist, um dort Geld zu verdienen. Seitdem hat Walentyna nichts mehr von ihr gehört. Die Wartezeit ist für sie unerträglich, denn sie merkt, dass etwas in ihrem Körper wächst, dass sie von innen heraus zerfressen wird. Nachwirkungen der großen Katastrophe. Damals, als in Tschernobyl der Reaktor explodierte und sie nur wenige Kilometer entfernt lebte.


    Mechtild Borrmann war mir bisher namentlich ein Begriff, eins ihrer Bücher hatte ich aber noch nicht gelesen. Auf Empfehlung einer Bloggerkollegin, die mir erklärte, dass Borrmann die Autorin sei, die sie aus einem Lesetief holen könne, griff ich zu „Die andere Hälfte der Hoffnung“, dessen Inhalt mich schon nach Lesen des Klappentextes angesprochen hat. Trotz der Empfehlung war ich überrascht, welchen Sog der Roman, der als Kriminalliteratur deklariert wird, auf mich ausüben konnte. Es fiel mir schwer ihn aus der Hand zu legen, weil ich so gefesselt war von der Schreibe der Autorin und der Geschichte und doch musste ich immer wieder pausieren, denn der Inhalt ist von bedrückender Schwere.


    Mit feiner Feder zeichnet sie Lessmanns Gefühle und Walentynas Geschichte, die schon vor ihrer Geburt dramatisch verlief. Ihre Mutter war Opfer des zweiten Weltkriegs, verschleppt von Soldaten, nach ihrer Heimkehr verachtet, als eine, die mit dem Feind kooperiert. Von dem, was sie damals erlebte, spricht sie nicht. Doch der Ausdruck ihres Gesichtes, wenn das Thema auf den Tisch kommt, spricht Bände. Umso dramatischer, dass sich solche Erlebnisse Generationen übergreifend wiederholen. In anderer Form, aber mindestens genauso schrecklich, wenn nicht noch schlimmer.


    Jede Figur des Romans wurde mit Präzision herausgearbeitet. Wurde mit psychischen Strukturen versehen, die handeln und denken der Charaktere näher bringen und nachvollziehbar machen, und auch dafür sorgen, dass diese tief unter die Haut gehen. Nicht nur einmal hatte ich einen dicken Kloß im Hals, musste schluckend das Buch zur Seite legen, tief durchatmen, um dann weiterzulesen, damit ich endlich mehr erfahre. Mehr über die verschleppten Mädchen, mit denen ich bis zuletzt gebangt habe, und mehr über Walentyna, die trotz all der Hoffnungslosigkeit und Dramatik in ihrem Leben die Hoffnung nicht aufgibt.


    Es ist nicht nur die faszinierend eindringliche Schreibe der Autorin, die dafür sorgt, dass der Roman so bedrückend ist, sondern auch der Bezug zur Realität. Menschenhandel wird nach wie vor praktiziert, seit der Flüchtlingsschwemme vielleicht sogar noch mehr. Außerdem das Reaktorunglück, das nachhaltig Opfer fordert und eigentlich schon viel zu sehr in Vergessenheit geraten ist.


    „Die andere Hälfte der Hoffnung“ war mein erster, aber nicht letzter Roman der Autorin Mechtild Borrmann. Sie hat mich nicht nur mit ihrer feinen Sprache und gut recherchierten Geschichte beeindruckt, sondern vor allem damit, dass sie mich tief drinnen sehr berührt hat.

  • Für mich war das nach "Der Geiger" und "Wer das Schweigen bricht" bereits der dritte Roman der Autorin. Alle drei haben mich sehr berührt und beeindruckt, "Die andere Hälfte der Hoffnung" vielleicht am meisten.


    Wieder hat sie einen Roman geschrieben, der Krimi, Zeitgeschichte und persönliche Schicksale verbindet und zu einem beeindruckenden Leseerlebnis macht, der fesselt und erschüttert.


    10 Punkte