Eine Strasse im Wandel der Geschichte

  • Strassen und ihre Namen sind schon ein Thema für sich. Sie werden aus aktuellen Anlässen nach besonderen Menschen oder Vorkommnissen benannt, heiss diskutiert, umbenannt weil es plötzlich weder Trend, noch schick oder zeitgeschichtlich angebracht ist.


    Ich weiß nicht wie es in anderen Städten ist, aber zur Zeit habe ich das Gefühl Berlins Politiker suchen den Schützenkönig und schießen dabei einen Vogel nach dem anderen ab.


    Erst Ende letzten Jahres viel den Herren der PDS auf, dass doch die Mohrenstrasse etwas rassistisches hätte( "Mohr ist wie Neger ein abwertendes Wort ) und dringend umbenannt werden müsse. ." Die PDS hat auch zwei Vorschläge, wie die Straße politisch korrekt heißen solle. Entweder soll sie - nach dem ersten Präsidenten Südafrikas nach Ende der Apartheid - Nelson-Mandela-Straße heißen. Oder aber - weil der Vorschlag mit einem Beschluß kollidiert, neue Straßen in Mitte nur noch nach Frauen zu benennen - "Königin-von-Saba-Straße".


    Völlig uninteressant war dabei der geschichtliche Hintergrund dieser Benennung, der vor 300 Jahren dieser Strasse den Namen gab.


    Und nun ist ein neues Objekt der Begierde gefunden....


    In der Nachkriegszeit als Stolz des Sozialismus erbaut und als Stalin-Allee benannt, in Zeiten der DDR, als Stalin nicht mehr schick war in Karl-Marx-Alle umgewandelt. Tja.....und nun ist doch gerade der Papst gestorben.
    Es lebe die Johannes-Paul-II.-Allee !!! :grin


    In meinen Augen eine recht makabere Idee. :pille


    Was meint ihr?

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Heaven ()

  • Hm. Es gibt nun mal nicht nur historisch bedingte ortsgebundene Straßennamen, die z. B. frühere Ansiedlungen miteinander verbunden haben, sondern eben auch den Bedarf Straßen nach mehr oder minder berühmten verstorbenen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens (sei es nun der Gemeinde oder gar der ganzen Welt) zu benennen.


    In einer Zeit, in der selbst Firmen schon Straßen und Plätze mit ihrem Firmennamen (verun)zieren dürfen (wer zahlt bestimmt die Musik!), scheint es mir eigentlich nicht weiter aufregend zu sein, wenn Straßen nach Menschenrechtlern oder Geistlichen benannt werden.


    Gruss,


    Doc

  • Da lobe ich mir doch die Voraussicht der New Yorker und Mannheimer


    Die einen benannten alle längslaufenden durch manhatten laufenden Straßen mit Avenues und die Querstraßen mit Streets und zählzen sie einfach durch.


    Die anderen teilten die Stadt in Quadrate und benannten diese nach dem Alphabet und zählten die Wohnblöcke durch A1, A2, A3, B1, B2, B3,.


    Da kann politisch korrekt sein was will, die haben keine Probleme damit


    Wenn ich mir die Planung und Realisierung im Neubaugebiet Städtchen Eschborn anschaue:


    die Odenwaldstraße zieht sich senkrecht noch oben und alle Häuser, die links davon in Querstraßen stehen, haben ebenfalls die Adresse Odenwaldstraße. Alle rechten Querstraßen dagegen haben die Adresse Steigerwaldweg.
    Ob den Stadtvätern die Namen ausgingen oder sie nur den Diskussionen, welcher Name warum nicht genutzt werden sollte, aus dem Weg gingen??


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • @Doc
    Es geht ja nicht drum, ob nun eine Strasse nach irgendwelchen VIPs benannt wird oder nicht. Wobei ich die von Dyke erwähnte Variante besser finde. ;-)


    Aber ich finde es schwachsinnig in gewissen Abständen die Namen wieder in Frage zu stellen, nur weil einzelne meinen es müsse geändert werden. Das kostet ausserdem Unsummen von Steuergeldern, die woanders wirklich besser angelegt wären.


    Besonders schlimm finde ich es bei der angedachten Papststreet.
    Die Reihenfolge der Namen allein verbietet es doch schon eigentlich, oder?


    Es wird in Berlin ständig gebaut. Auch im Stadtzentrum wäre sicher noch eine jungfräuliche Strasse für das ehemalige Vatikansoberhaupt zu finden.


    Vielleicht ganz in der Näher der sicher noch geplanten Harald-Junke-Strasse. :grin

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Ich wohne übrigens in einer Gegend, in der man die Strassen nach den Städten, aus den die Erbauer der Häuser herangeholt wurde, benannte. :-)

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Hallo Zusammen
    Also wenn diese Straße in Rom oder überhaupt in Italien oder vielleicht auch in Polen wäre könnte ich diese ganze Übung verstehen, aber so.
    Finde ich Angesichts leerer Kassen sehr bedenklich.
    Gruß oemchenli

  • Die haben doch alle einen sockenschuß

    Du mögest arm sein an Unglück und reich sein an Segen, langsam im Zorn, schnell in der Freundschaft. Doch ob arm oder reich, langsam oder schnell, nur das Glück sei dein Begleiter von heute an
    Irisch

  • Das ist der Lauf der Welt. Wir haben hier einen Platz, der zuerst "Friedrich Ebert Platz" hieß, dann wurde er in "Adolf Hitler Platz" umbenannt und als dieser auch aus der Mode kam, nannte man ihn Herzog Platz. Vor wenigen Jahren endete das Spiel mit "Herzog Christian Platz". Daran kann man doch soooo schön den Zeitgeist erkennen. :lache
    Viel dämlicher finde ich etwas anderes. Zu allen Zeiten wurden den Machthabern Denkmäler aus Stein, Metall und wer weiß was noch alles, aber auf jeden Fall teuer, errichtet. Kaum gehörten die Herrschaften der Vergangenheit an, beeilte sich jeder, diese Erinnerungen zu vernichten. Ein teurer Spaß der Vergangenheitsbewältigung. Warum läßt man diese Relikte der Geschichte nicht einfach stehen und nutzt sie zur Dokumentation der Entwicklung des eigenen Gemeinwesens? Mich würde die Statue eines Lenin oder Marx ebensowenig stören wie die eines Adolf Hitlers oder Bismarks. Immerhin prägten sie und/oder ihre Ideologien das Land, in dem wir heute leben. Ohne sie würde es heute mit Sicherheit hier ganz anders aussehen. Was also soll dieser Unfug? Und genau so verhält es mit sich der Unsitte der ständigen Umbenennung von Straßennamen.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Zitat

    Original von Demosthenes
    Warum läßt man diese Relikte der Geschichte nicht einfach stehen und nutzt sie zur Dokumentation der Entwicklung des eigenen Gemeinwesens? Mich würde die Statue eines Lenin oder Marx ebensowenig stören wie die eines Adolf Hitlers...


    Weil zum Bleistift eine AH-Statue schnell zum Wallfahrtsort brauner Gesinnungsbrüder/schwestern werden würde! Das hat dann mit Dokumentation nichts mehr zu tun, sondern ist schlichtweg verantwortungslos.


    Wie man z. B. sehr verantwortungsvoll mit der Dokumentation von Geschichte umgehen kann, zeigt das Doku-Zentrum Nürnberg.


    Gruss,


    Doc

  • Ich weiß einfach nicht, weshalb jeder vor den Nazis Angst hat. Dann müßte man ja auch befürchten, daß eine Leninstatue zum Wallfahrtsort für Altkommunisten oder eine Kaiser-Wilhelm-Statue für Monarchisten würde. Ich halte das wirklich für übertrieben. Man sollte schon die Meinung anderer respektieren, auch wenn man sie selbst ablehnt. Auch das ist ein Bestandteil von Demokratie. Auf keinen Fall sollte man in diese Paranoia eintauchen, die seltsamer Weise immer immer dann verstärkt auftritt, wenn eine Regierung von sich ablenken will.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.