'Nemesis' - Kapitel 2

  • Man liest das Buch einfach zu schnell:


    Was ist dieser Bucky Cantor doch für eine Person, zerrissen kommt er mir vor. Zu genau weiß er um seine Pflicht, was er zu tun hat, was von ihm erwartet wird, was er von sich selbst erwartet, und dann kommen da auf einmal Wünsche, Sehnsüchte, Ängste vielleicht auch, die ihn die Pflicht beinahe vergessen lassen. Mir kommt die Frage auf, ob dieses Beharren und Verharren in und bei der Pflicht etwas ist, mit dem er das Trauma seines verbrecherischen Vaters bekämpfen will, abgesehen natürlich von der Erziehung seines Großvaters. Dazu der ebenso traumatische Tod seiner Mutter, das ist schon eine Gemengelage, die einen Menschen in etwas extremere Spuren gelangen lassen können. Die stete Verknüpfung des Namens Bucky Cantor im Text mit Begriffen wie Pflicht, Gehorsam (gehorsam blättert er in einem Buch, das ihm gereicht wird, gehorsam tanzt er mit Marcia) etc. ließen zwar in mir den Wunsch aufkommen, es möge doch etwas geschehen, dass er ein wenig durchgerüttelt wird, aber Polio musste es nun wirklich nicht sein. Nein, ich dachte eher an etwas Sanftes, was niemandem – außer Bucky – weh tut, schon gar nicht Kindern.
    Manchmal habe ich den Eindruck, er sei fast so etwas wie ein Gottsucher. Aber was er findet, ist einzig und allein sein von ihm selbst zurecht gezimmerter Götze, dem er aber immerhin Allmacht zuspricht. Jedenfalls scheint sich mir in ihm ein Vorurteil zu bestätigen: Gut im Sport, aber vielleicht doch nicht der Allerintelligenteste. Er scheint noch nicht einmal großes Interesse daran zu haben, nachzufragen, es sei denn, es steht in irgendeinem Zusammenhang mit Marcia. Sobald es aber um körperliche Aktivitäten geht, ist er auf seinem Posten, tut, was er tun muss, ist hilfsbereit und immer „an vorderster Front“. Was er jedenfalls braucht, ist eine Aufgabe, ist das Wissen, helfen zu können und dass seine Hilfe auch wirksam ist. Für mich ist das – auch – ein Grund, warum er aus Newark flieht, er kann gegen Polio nichts ausrichten, es ist ihm nicht genug zu wissen, dass er den Kindern, die schwer erkrankten oder starben, wunderschöne Tage beschert hat, dass er ihre Kindheit bereichert hat. Nein, in seinen Augen hat er versagt, weil er gegen das, was er Gott nennt, nicht ankommt.


    Marcia: Mir kommt sie vor wie jemand, der perfekt in die Rolle einer jungen amerikanischen Frau passt. Die Art der Schilderung, wie sie auf Buckys Nöte und Bedenken reagiert (z. B. Seite 156) wirken auf mich so, als wolle mir der Erzähler (oder wer sonst?) klar machen, dass sie überhaupt nicht in der Lage sei, ihren Verlobten „wirklich“ zu verstehen, auch wenn sie sich bemüht (in dem Sinne, in dem „bemühen“ so gerne in Zeugnissen gebraucht wird). Letztlich eine grausame Charakterisierung: Das schöne und begehrenswerte Weibchen, kann gut mit Kindern umgehen, wird eine perfekte Ehefrau abgeben, wird Haus und Hof in Ordnung halten, aber verstehen kann sie den Kämpfer und Held nicht wirklich, weil der ja „im Krieg“ ist und sie damit nicht zu tun hat/haben soll.
    Am Schluss dieses Abschnitts habe ich jedenfalls nicht das Gefühl, dass eine Ehe zwischen den beiden eine gute Idee ist. Bucky hat seinen „Krieg“ vielleicht mitgebracht, zumindest hat ihn dieser eingeholt in dem Frieden der Berge.
    Interessant finde ich hier noch die Tatsache, dass Bucky keine Frage nach Gott stellt und dem, was dieser zulässt, als er von Jakes Tod erfährt. Warum eigentlich nicht? Weil er Soldat war und mit dem Tod rechnen musste? Weil er kein Kind war? Weil keine Viren im Spiel waren? Menschlich herbeigeführter Tod ist für ihn akzeptabler?


    Dieses Camp … ich weiß nicht. Ja, es ist sicher wunderbar für die Kinder (aber wirklich für alle?). Aber diese Idealisierung und Heroisierung der Indianer, die Betonung der „Männlichkeit“ (Seite 116) erscheint mir doch etwas fragwürdig, auch für 1944, obwohl wahrscheinlich dieser Gruppenzwang als eine nicht ganz schlechte Einübung auf das spätere Leben der Kinder angesehen wurde. „Wie faszinierend, an Mord und Tod teilzuhaben!“ (Seite 168) – das sagt doch alles.
    Schade, dass nichts darüber berichtet wird, wer die Einteilungen vornimmt, welches Kind in welche Hütte kommt – oder ist das für einen amerikanischen Leser selbstverständliches Wissen?
    Die ganzen Beschreibungen der Kostüme etc. wirken auf mich jedenfalls wie aus einem Film übernommen, was sich das halt der große weiße Mann unter Indianern und indianischem Leben so vorstellt.


    Manchmal irritiert mich der Erzähler. Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass es Arnie Mesnikoff ist, der uns berichtet, ein Betroffener, dann frage ich mich, ob es seine Wertung ist, wenn er beispielsweise Seite 133 „er hätte berücksichtigen sollen...“ über Bucky sagt oder Seite 135 „was er selbst begriffen hatte...“, oder ob er das – urteilsfrei? - so wiedergibt, wie er es von Bucky übernommen hat. Ich habe jedenfalls nicht mehr den Eindruck, der Erzähler sei objektiv.

  • Das mit den Camps ist doch eine typisch amerikanische Einrichtung. Wo sollen die Kinder in den Ferien, die ja 3 Monate dauern bei einem 2 wöchigen Jahresurlaub der Eltern auch sonst hin.


    Orientierung an den Indianern ist da nicht das Schlechteste, und es scheint mir auch an den Aktivitäten nichts Ruchbares. Vielleicht hat ja die Ausrichtung auf Männlichkeit einen negativen Touch, genauso wie die Darstellung von Mrcia als die tumbe aber gut anzusehene zukünftige Hausfrau??
    Als Lehrerin sollte sie allerdings schon einen anderen Horizont habe. Dass sie Bucky nicht folgen kann in seinem Hadern mit Gott und es eher als Streit ansieht, mag daran liegen, dass sie seinen Gewissenskonflikt nicht nachvollziehen kann. Sie ist einfach froh, ihn gesund an ihrer Seite zu haben.


    Eigentlich kann Bucky einem ja leid tun in seiner Zerrissenheit, diese Fehlentscheidung, die ihn sicher sehr lange Zeit verfolgen wird, war dann auch noch völlig unnötig, da durch die Ausbreitung der Polio die Sportplätze ja dann doch noch geschlossen werden.


    Nun versucht er sich also einzureden, dass seine Arbeit mit den Jungs doch auch wichtig ist und ihn erfüllt.

  • Das erste was ich eigentlich mit Nemesis in Verbindung brachte war das Wort Heimsuchung.
    Bis jetzt erscheint mir da erkärbarer als nemesis, außer man führt den Gedanken fort, dass Gott sich rächt. Nur woran, an unschuldigen Jungen???


    Und der Verdacht denn ich hatte als Bucky ins Lager fuhr war, er schleppt dort die Polio ein.


    Was für eine Situation für diesen junge Mann. Er fühlt scih schuldig, zum einen, dass er nciht mit den andern in de Krieg ziehen kann, dann, dass er seine Jungs vom Sportplatz nicht schützen kann und jetzt muss er erleben, dass die Krankheit zuschlägt wo er dachte er und alle anderen wären sicher.

  • Zitat

    Original von Lipperin
    Interessant finde ich hier noch die Tatsache, dass Bucky keine Frage nach Gott stellt und dem, was dieser zulässt, als er von Jakes Tod erfährt. Warum eigentlich nicht? Weil er Soldat war und mit dem Tod rechnen musste? Weil er kein Kind war? Weil keine Viren im Spiel waren? Menschlich herbeigeführter Tod ist für ihn akzeptabler?


    Das ist mir auch aufgefallen. Bucky ist zwar untröstlich und trauert um den Freund, aber Gott hat hiermit nichts zu tun. Für mich ist das ein weiterer Hinweis darauf, wie sehr er mit sich selbst hadert, dass seine Augen nicht in Ordnung sind und er so nicht in den Krieg ziehen durfte. Der Krieg war wohl von Gott gewollt, eine gerechte Sache in Buckys Augen und somit kann unmöglich Gott für diesen Tod verantwortlich sein?


    Marcia habe ich ein bißchen anders wahrgenommen. Natürlich träumt sie diesen typischen Mädchentraum der damaligen Zeit, aber ich halte sie für sehr intelligent. Sie steht viel fester mit beiden Beinen auf der Erde als Bucky. Das liegt sicherlich an diesem guten und vor allem auch liebevollen Elternhaus. Sie gönnt sich einen persönlichen Egoismus, in dem sie sich Bucky aus der Gefahrenzone herbei wünscht, aber daran ist nichts verwerflich, sondern wieder eine zutiefst menschliche Reaktion auf die Epedimie. Auf jeden Fall kann man ihr, ihren wesentlich freieren Umgang mit der Situation nicht vorwerfen. Im Gegenteil ich hätte mir gewünscht, Bucky hätte sich ein wenig von ihrem inneren Frieden nehmen können, um seine eigene innere Zerissenheit wenigstens ein bißchen leichter zu machen.
    Marcia ist aber gleichzeitig nicht in der Lage, ihn und seinen Hader mit Gott zu verstehen. Oder ist es der Erzähler, der Buckys Gedankengänge ebenfalls nicht versteht? Ich bin mir nicht sicher.

  • Ich denke auch, dass die Situation im ländlichen Amerika der 40er Jahre wirklich ganz anders war als heute. Selbst ich habe in den 60er Jahren in der deutschen Provinz noch eine ganz vergleichbare Erziehung erlebt.
    Streng orientiert am vorherrschenden Rollenmodell, strikt religiös erzogen - woher soll da in solch jungen Jahren eine andere Weltsicht kommen?
    Marcia dürfte ein typisches, wohlerzogenes Mädchen der jüdischen Mittelschicht sein. Ich denke auch, dass sie Buckys Zweifel einfach nicht versteht. Sie ist glücklich, dass ihr Liebster heile entkommen ist. Ob da ihre Gebete oder das Schicksal geholfen hat, das ist ihr völlig wurscht.


    Zu der Ferienkolonie kann ich nichts sagen. Das steht und fällt mit dem Verantwortungsbewusstsein der Leitung. Es gab ja auch hier lange Jahre kirchlich organisierte Jugendfreizeiten mit ehrenamtlichen Betreuern, die für die meisten Kinder die einzige Möglichkeit waren, überhaupt wegzukommen. Viele haben vorbildliche Arbeit geleistet. Manche eben leider nicht.


    Ich bin bisher begeistert von dem Buch. Buckys Lebenswelt wird für mich ganz lebendig. Vieles kann ich als ein Teil meiner eigenen Jugend wiedererkennen.

  • Zitat

    Original von Saiya


    Das ist mir auch aufgefallen. Bucky ist zwar untröstlich und trauert um den Freund, aber Gott hat hiermit nichts zu tun. Für mich ist das ein weiterer Hinweis darauf, wie sehr er mit sich selbst hadert, dass seine Augen nicht in Ordnung sind und er so nicht in den Krieg ziehen durfte. Der Krieg war wohl von Gott gewollt, eine gerechte Sache in Buckys Augen und somit kann unmöglich Gott für diesen Tod verantwortlich sein?


    Na da bin ich ja froh, dass es mir nicht alleine so ging. Bei der Krankheit gibt er Gott die Schuld aber beim Tod seines Freundes im Krieg nicht. Fand ich auch seltsam, zumal die Zweifel an Gott bzw. seiner Gerechtigkeit sowieso schon vorhanden sind. Da ist es doch naheliegend beim nächsten Schicksalsschlag das dazu zuzählen. :gruebel


    Zitat

    Original von SaiyaMarcia habe ich ein bißchen anders wahrgenommen. Natürlich träumt sie diesen typischen Mädchentraum der damaligen Zeit, aber ich halte sie für sehr intelligent. Sie steht viel fester mit beiden Beinen auf der Erde als Bucky. Das liegt sicherlich an diesem guten und vor allem auch liebevollen Elternhaus. Sie gönnt sich einen persönlichen Egoismus, in dem sie sich Bucky aus der Gefahrenzone herbei wünscht, aber daran ist nichts verwerflich, sondern wieder eine zutiefst menschliche Reaktion auf die Epedimie. Auf jeden Fall kann man ihr, ihren wesentlich freieren Umgang mit der Situation nicht vorwerfen. Im Gegenteil ich hätte mir gewünscht, Bucky hätte sich ein wenig von ihrem inneren Frieden nehmen können, um seine eigene innere Zerissenheit wenigstens ein bißchen leichter zu machen.
    Marcia ist aber gleichzeitig nicht in der Lage, ihn und seinen Hader mit Gott zu verstehen. Oder ist es der Erzähler, der Buckys Gedankengänge ebenfalls nicht versteht? Ich bin mir nicht sicher.


    Ich sehe Marcia wie Saiya und auch mir fehlt ihr Verständnis für Buckys Zweifel seine Situation. Vermutlich hätte sie dazu erstmal ihren Vater fragen müssen. :lache Ihr Vater ist für sie das Allheilmittel getreu dem Motto "Papa macht das schon"


    Zitat

    Original von FindusDas mit den Camps ist doch eine typisch amerikanische Einrichtung. Wo sollen die Kinder in den Ferien, die ja 3 Monate dauern bei einem 2 wöchigen Jahresurlaub der Eltern auch sonst hin.


    Übertrieben finde ich das Camp auch - aber ich denke dass es absolut authentisch amerikanisch geschildert wird. Zumindest so, wie man es auch aus diversen amerikanischen Filmen kennt. Vielleicht soll auch einfach nur dadurch verdeutlicht werden wie ungezwungen und glücklich diejenigen Kinder sind, die der Polio auf diese Weise entfliehen können oder zumindest denken ihr entfliehen zu können. Es hat ja nicht jeder das Geld seine Kinder in so einem Sommer-Camp fern der Einzugsgebiete von Polio unterzubringen.


    Ich hatte ja auch befürchtet, dass Bucky das Virus mit ins Camp nimmt. Und nun hat er auch noch gerade Donald damit angesteckt. Er scheint immun gegen das Virus zu sein und scheint es doch zu übertragen - das ist wirklich eine grausame Heimsuchung. (Ob damit der Titel gemeint ist?)


    Das letzte Kapitel hab ich mir für heute Abend "aufgehoben" - wollte auch nicht zu schnell durch sprinten .. und das als Leseschnecke :lache

  • Zitat

    Original von Saiya
    Marcia habe ich ein bißchen anders wahrgenommen. Natürlich träumt sie diesen typischen Mädchentraum der damaligen Zeit, aber ich halte sie für sehr intelligent. Sie steht viel fester mit beiden Beinen auf der Erde als Bucky.


    Das denke ich auch. Bucky ist meist ziemlich passiv, liegt vielleicht daran, wie er aufgewachsen ist. Jedenfalls bestimmt überwiegend Marcia, wo es in ihrer Beziehung lang geht und anscheinend kann sich Bucky damit gut arrangieren. Mit Ausnahme seines Hadern mit Gott natürlich!




    Schöne Szene auf Seite 156 als Marcia Bucky ein Lied vorsingt.
    I´ll bei seeing you ist ein sehr bekannter Song, von vielen Berühmtheiten gesungen, z.B. Frank Sinatra, Jimmy Durante, Ray Charles, uva.
    Aber meine favorisierte Fassung ist die von Billie Holiday.


    I'll be seeing you
    In all the old familiar places
    That this heart of mine embraces
    All day and through


    In that small cafe
    The park across the way
    The children's carousel
    The chestnut trees, the wishing well


    I'll be seeing you
    In every lovely summer's day
    In everything that's light and gay
    I'll always think of you that way


    I'll find you in the morning sun
    And when the night is new
    I'll be looking at the moon
    But I'll be seeing you

  • Zitat

    Original von Saiya


    Marcia habe ich ein bißchen anders wahrgenommen.


    Habe ich mich falsch ausgedrückt?: Mit Marcia habe ich keine Probleme. Mir ist nur die Beschreibung von ihr/über sie zu wertend. Und ich habe ziemlich gegrübelt, wessen Meinung da kundgetan wurde, Buckys oder des Erzählers ... oder gar beider (im Sinne von männlichem amerikanischen Denken - hoffentlich nur - jener Zeit).

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Bucky ist meist ziemlich passiv, liegt vielleicht daran, wie er aufgewachsen ist.


    Vielleicht ist es eine Art Minderwertigkeitsgefühl? Immerhin stehen sie auf einer etwas anderen gesellschaftlichen Stufe, haben eine andere Form von Bildung, denke ich. Hier kann er mit seinen sportlichen Leistungen nicht unbedingt punkten, hier zählen andere Werte - von denen er natürlich auch etwas aufweisen kann, aber es fehlt etwas (oder er hat das Gefühl, dass etwas fehlt, was die Familie vielleicht gar nicht so wahrnimmt).

  • Zitat

    Original von Lipperin


    Habe ich mich falsch ausgedrückt?: Mit Marcia habe ich keine Probleme. Mir ist nur die Beschreibung von ihr/über sie zu wertend. Und ich habe ziemlich gegrübelt, wessen Meinung da kundgetan wurde, Buckys oder des Erzählers ... oder gar beider (im Sinne von männlichem amerikanischen Denken - hoffentlich nur - jener Zeit).


    Vielleicht war ich das, ich hatte das nur völlig überzogen dargestellt, wie man sie sehen kann oder soll?? :gruebel
    Dabei erscheint sie mir als diejenige, die weiß was sie will, allerdings durch ihr Elternhaus völlig unbelastet und bevorzugt, aben ganz im Gegensatz zu bucky, ja ich glaube schon, das er in Bezug auf Marcias Eltern und ihre Herkunft Minderwertigkeitskomplexe hat.
    Trotz der schätzenden Worte von Dr. Steinberg.


    Ja und das Lied finde ich auch sehr schön

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Mich macht dieses Lied ganz wehmütig. Wie eine Kindheitserinnerung an einen Ort, den es so
    heute nicht mehr gibt.


    Für Bucky ja eher eine unangenehme Erinnerung da es ja auf Alans Beerdigung gespielt wurde und da könnte ich das von meiner Liebsten gesungen auch nicht genießen auch wenn es noch so gut gemeint ist.

  • Bucky erinnert mich hier ein bisschen an Ödipus, er versucht seinem Schicksal, der Kinderlähmung, zu entfliehen und schleppt sie stattdessen in das Camp ein, tragisch, auch wenn ich seine Flucht von dem Sportplatz nicht richtig und sehr feige fand, das ist hart.



    Zitat

    Original von Lipperin


    Dieses Camp … ich weiß nicht. Ja, es ist sicher wunderbar für die Kinder (aber wirklich für alle?). Aber diese Idealisierung und Heroisierung der Indianer, die Betonung der „Männlichkeit“ (Seite 116) erscheint mir doch etwas fragwürdig, auch für 1944, obwohl wahrscheinlich dieser Gruppenzwang als eine nicht ganz schlechte Einübung auf das spätere Leben der Kinder angesehen wurde. „Wie faszinierend, an Mord und Tod teilzuhaben!“ (Seite 168) – das sagt doch alles.
    Schade, dass nichts darüber berichtet wird, wer die Einteilungen vornimmt, welches Kind in welche Hütte kommt – oder ist das für einen amerikanischen Leser selbstverständliches Wissen?
    Die ganzen Beschreibungen der Kostüme etc. wirken auf mich jedenfalls wie aus einem Film übernommen, was sich das halt der große weiße Mann unter Indianern und indianischem Leben so vorstellt.



    Das Camp finde ich auch etwas fragwürdig. Orientierung an den Indianern ist bestimmt nicht schlechtes, aber das hier ist doch ein bisschen "too much", vor allem, weil doch vieles auf Krieg und Töten hinausläuft, vielleicht aber auch verständlich während während des Krieges.


    Der Erzähler irritiert mich auch nach wie vor, ich hoffe im letzten Kapitel gibt es noch ein paar Informationen zu ihm, bisher empfinde ich diese Art zu erzählen als etwas störend

  • Zitat

    Original von Zwergin



    Das Camp finde ich auch etwas fragwürdig. Orientierung an den Indianern ist bestimmt nicht schlechtes, aber das hier ist doch ein bisschen "too much", vor allem, weil doch vieles auf Krieg und Töten hinausläuft, vielleicht aber auch verständlich während während des Krieges.


    Der Erzähler irritiert mich auch nach wie vor, ich hoffe im letzten Kapitel gibt es noch ein paar Informationen zu ihm, bisher empfinde ich diese Art zu erzählen als etwas störend[/quote]


    Das Einzige was etwas seltsam an dem Camp war, war diese Nacht der Nächte, als diese Jagdszenen aufgeführt wurden. Ansonsten hat man ja auch nicht viel mitbekommen außer dass sie eben mit Bucky beim schwimmen waren. Was die Mädchen dort machten bleibt im dunkeln.


    Die Erzählerebene hat ja wohl mehrfach gewechselt zumindest kam mir das so vor, gegen Schluss war ich dann etwas verwirrt, weil mir nicht klar war, erzählt jetzt noch bucky oder Arnie oder wer.

  • Zitat

    Original von Saiya
    Marcia habe ich ein bißchen anders wahrgenommen. Natürlich träumt sie diesen typischen Mädchentraum der damaligen Zeit, aber ich halte sie für sehr intelligent. Sie steht viel fester mit beiden Beinen auf der Erde als Bucky. Das liegt sicherlich an diesem guten und vor allem auch liebevollen Elternhaus. Sie gönnt sich einen persönlichen Egoismus, in dem sie sich Bucky aus der Gefahrenzone herbei wünscht, aber daran ist nichts verwerflich, sondern wieder eine zutiefst menschliche Reaktion auf die Epedimie. Auf jeden Fall kann man ihr, ihren wesentlich freieren Umgang mit der Situation nicht vorwerfen. Im Gegenteil ich hätte mir gewünscht, Bucky hätte sich ein wenig von ihrem inneren Frieden nehmen können, um seine eigene innere Zerissenheit wenigstens ein bißchen leichter zu machen.
    Marcia ist aber gleichzeitig nicht in der Lage, ihn und seinen Hader mit Gott zu verstehen. Oder ist es der Erzähler, der Buckys Gedankengänge ebenfalls nicht versteht? Ich bin mir nicht sicher.


    Ich hätte Bucky gewünscht, dass sie ihm zuhört und ihm ein Stück Zuversicht mitgibt durch die eigene stabile Lebenssicherheit, die sie hat und die ihm fehlt. Leider verharrt sie in ihrer Oberflächlichkeit und in der Verdrängung.
    Marcia hat einen kindlichen Glauben und betet in ihrer Angst um Bucky zu Gott. Bucky hat einen hadernden Glauben, es quält sich mit Marcias Gottesbild. Die Szene auf der kleinen Insel ist mit großen Kontrasten gezeichnet. Sie hat alles vorbereitet, richtet das Nest, in das sich Bucky nur schwer fallenlassen kann.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Vielleicht liegt es auch daran, dass er den Umgang mit Frauen nicht gelernt hat. Ohne Mutter und ohne Schwestern aufgewachsen, hat er Mädchen ja höchstens in der Schule kennengelernt. Und selbst dort vielleicht nicht in derselben Klasse.


    Bucky stammt zudem ja noch aus einer ganz anderen Schicht, lebt in einem ganz anderen Stadtteil. Es war sicher nicht selbstverständlich, dass ein Mädchen wie Marcia sich überhaupt mit dem Sohn eines verurteilten Verbrechers einlassen durfte. Sehr viel Ergahrungen mit der Liebe bringen beide auch nicht mit. Mich rührt das sehr.
    Die Szene, als Bucky mit Marcias Vater den Pfirsich isst, das war für mich eine Schlüsselszene. Er greift zu und ist bereit, von der (verbotenen) Frucht zu kosten.


    [SIZE=7]Edit zitietr richtig.[/SIZE]

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Zitat

    Original von Zwergin
    ...
    Das Camp finde ich auch etwas fragwürdig. Orientierung an den Indianern ist bestimmt nicht schlechtes, aber das hier ist doch ein bisschen "too much", vor allem, weil doch vieles auf Krieg und Töten hinausläuft, vielleicht aber auch verständlich während während des Krieges.
    ...


    Es wird ja auch erwähnt, dass der Campleiter auf den typischen Indianergruß verzichtet, seitdem Hitler sich dessen bedient.
    Stimmt das? Wisst ihr etwas darüber?


    [SIZE=7]Edit übt mit mir zitieren.[/SIZE]

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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