Wantscho, ein bulgarischer Arzt, liegt im Sterben. Seine Tochter Nelli erzählt die Geschichte seines Lebens. Er kam aus einfachen Verhältnissen, studiert Medizin in Bulgarien und kam der besseren Chancen wegen in die DDR, wo er 1962 Rose heiratet, Nellis Mutter. Wir erfahren von dem Leben des Paares in der DDR und in Bulgarien zur Zeit des kalten Krieges, ihren Problemen mit dem System und schliesslich der Flucht in den Westen. Überschattet wird das Leben von Wantschos Alkoholkonsum, seinen Depressionen und den Gewalttätigkeiten gegen seine Frau und Tochter.
Mit viel Einfühlungsvermögen nimmt die Autorin den Leser mit in das Leben Wanschos. Seit frühester Jugend gehbehindert, leidet er unter der mangelnden Liebe seines Vaters, dieser Konflikt zieht sich durch sein ganzes Leben. Die Autorin schafft es, dass der Leser eine tiefen Blick in Wantschos Seele nehmen kann, und so kann man sein Verhalten der Familie gegenüber zumindest verstehen, wenn auch nicht billigen.
Schön wird auch das Leben von Rose und Wantscho in der DDR und Bulgarien beschrieben, mit der Mangelwirtschaft, dem Beziehungsgeflecht und der staatlichen Bespitzelung. Man kann als Leser richtig mitfühlen, wie sich dieses Geflecht immer enger um Wantscho und Rose zusammen zieht, bis die beiden nur noch einen Weg sehen die Flucht in den Westen.
Es handelt sich hier also um einen wirklich lesenswerten Roman, der die jüngere deutsche Geschichte anhand der Lebensgeschichte Iwantschos aufgreift und anhand dieser Geschichte für den Leser lebendig macht.